Weiter geht unsere Reise durch die 2010er. Wir lassen die High- und Lowlights der zweiten Dekadenhälfte Revue passieren.
Die Spiele des Jahrzehnts: 2015 bis 2019
Die erste Hälfte des vergangenen Jahrzehnts hat schon diverse hochkarätige Spiele zu bieten gehabt, sei es nun ein GTA 5, ein The Last of Us oder Dark Souls. Doch auch die zweiten fünf Jahre der 2010er haben uns Zocker viele unterhaltsame Stunden beschert. In diesem zweiten Teil unseres großen Rückblicks auf die jüngst beendete Dekade widmen wir uns den Spiele-Highlights, aber auch -enttäuschungen der Jahre 2015 bis 2019.
2015: Das Jahr des Hexers
2014 war ein äußerst schwaches Jahr. PlayStation 4 und Xbox One waren frisch auf dem Markt und die Entwickler mussten erstmal mit der neuen Hardware warm werden. 2015 war dieser Prozess glücklicherweise abgeschlossen und die Studios aus der ganzen Welt servierten uns fantastische Werke. Reden beziehungsweise schreiben wir nicht lange um den heißen Brei: Das Spiel des Jahres 2015 ist eindeutig The Witcher 3: Wild Hunt. Was das polnische Team von CD Projekt RED geschaffen hat, gilt bis heute als absolutes Positivbeispiel dafür, wie man eine beeindruckende, riesige Open World erschafft, sie mit wirklich guten Nebenquests füllt und nebenbei auch noch eine spannende Hauptgeschichte erzählt. Noch dazu sah The Witcher 3 damals sensationell aus und noch heute zählt es zu den grafisch schönsten Spielen.
Technisch längst nicht so beeindruckend ist hingegen Fallout 4. Hier scheiden sich die Geister: Die einen lieben das Endzeitabenteuer für seine fantastisch designte Welt, in der es an jeder Ecke was zu entdecken gibt. Die anderen sind der Meinung, dass Bethesda mit diesem Spiel seinen Abstieg begonnen hat, weil man die RPG-Elemente stark zurückgefahren und zu sehr auf Zufallsmissionen gesetzt hat. Uns hat Fallout 4 dennoch sehr viel Spaß bereitet. Es hat von allen Bethesda-Spielen die detaillierteste, organischste Spielwelt, setzt Environmental Storytelling fabelhaft ein und die Kämpfe machen deutlich mehr Spaß als in den Vorgängern.
2015 sind aber nicht nur große Rollenspiele erschienen, sondern auch große Actionspiele wie Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain. Zum ersten Mal setzte Hideo Kojima auf eine Open World und auch wenn die mit vielen generischen Nebenmissionen einhergeht, so macht das nahezu perfekte Stealth-Gameplay dieses Manko wieder wett. Ihr habt so wahnsinnig viele Möglichkeiten, wie ihr vorgeht, das selbst die zehnte "Befreie diese Person"-Mission noch Spaß macht.
Weitere Spiele, die uns 2015 begeistert haben, sind Rise of the Tomb Raider, Life is Strange, Bloodborne, Mortal Kombat X, Rocket League, ein nach wie vor indiziertes Zombiespiel von Techland und Cities: Skylines. Auch das Horrorspiel SOMA, Prison Architect, Ori and the Blind Forest und Halo 5: Guardians haben richtig viel Spaß gemacht. Weniger positive Erinnerungen haben wir hingegen an Star Wars: Battlefront. Da nehmen sich die Battlefield-Macher dem Reboot einer Reihe an, die einstmals eine Battlefield-Kopie im "Star Wars"-Mantel war, und dann versuchen sie, ein bisschen was anders zu machen als bei Battlefield (es vor allem zugänglicher für Gelegenheitsspieler zu gestalten) und scheitern damit. Enttäuschend war auch Batman: Arkham Knight, weil Entwickler Rocksteady das Batmobil zu einem Panzer umbauen und viel zu sehr in den Gameplay-Fokus rücken musste. Zudem litt die PC-Fassung unter starken technischen Problemen. Weitere Flops des Jahres: Battlefield Hardline, Just Cause 3, Assassin's Creed Syndicate und Evolve.
2016: Abschied einer Ikone
Nach einem überragenden 2015 war 2016 ein vergleichsweise unspektakuläres Jahr für Videospieler. Aber das soll nicht bedeuten, dass es ein schlechter Jahrgang war – ganz im Gegenteil. Gute Spiele gab es in rauen Mengen, das absolute Highlight blieb jedoch den PS4-Besitzern vorbehalten: Mit Uncharted 4: A Thief's End bereitete Naughty Dog der Geschichte von Nathan Drake das glorreiche Ende, das sie verdient gehabt hat. Ja, der vierte Teil mag weniger revolutionär gewesen sein als Uncharted 2 auf der PS3, aber spielerisch ist A Thief's End definitiv der beste Ableger. Das liegt vor allem am verbesserten Shooter-Gameplay. Das Ballern fühlt sich besser denn je an und die Gegnergruppen sind nicht mehr ganz so groß wie in den Vorgängern. Zudem lässt euch Uncharted 4 oft die Wahl, ob ihr schießen oder lieber schleichen wollt. Dazu kommen eine mitreißende Story, atemberaubend schöne Schauplätze, jede Menge spielerische Abwechslung und ein äußerst befriedigendes Ende.
Nur ganz knapp am Thron des Jahres 2016 vorbeigeschlittert ist Titanfall 2 – der beste Singleplayer-Shooter der vergangenen Jahre. Moment, Singleplayer? Ist die Titanfall-Rehe nicht eigentlich auf Online-Action fokussiert? Nun, auf den ersten Teil mag das zutreffen und auch Titanfall 2 bietet einen umfangreichen Multiplayer. Doch so gut der auch ist, das Highlight ist eben doch die Kampagne. Die erzählt zwar eine schwache Geschichte, begeistert aber mit tollem Gameplay und Leveldesign auf höchstem Niveau. Jedes Kapitel hat seine Eigenheiten, ständig bekommt ihr etwas Neues zu sehen. Shooter-Fans dürfen Titanfall 2 nicht verpassen.
Apropos Shooter: 2016 ist auch das Jahr gewesen, in dem Blizzard zum ersten Mal seit 1998 ein Spiel veröffentlichte, das nicht auf einer bekannten Marke basiert. Und dann ist es auch noch ein Multiplayer-Shooter. Overwatch kam, sah und siegte, könnte man sagen. Das Ding entwickelte sich zu einem immens großen Erfolg und etablierte das Hero-Shooter-Prinzip – wobei, eigentlich hat es einfach nur vieles von Team Fortress 2 abgekupfert. Aber das hat Blizzard so clever gemacht, dass es nicht negativ aufgefallen ist.
Und noch ein genialer Shooter ist 2016 erschienen: der Doom-Reboot. Entwickler id Software hat sich damit furios zurückgemeldet, nachdem man Jahre vorher mit Rage ganz schön enttäuscht hat. Des Weiteren begeisterten uns 2016 Battlefield 1, Dark Souls 3, Forza Horizon 3, Stardew Valley, Inside, XCOM 2, The Witness und noch viele weitere Titel. Gegenteilige Emotionen riefen jedoch auch so einige Spiele hervor. Während The Division und Final Fantasy 15 bloß nicht so gut waren, wie man sich das erhofft hatte (aber immer noch unterhaltsame Spiele), entpuppten sich Mafia 3 und No Man's Sky als richtige Graupen. Und beide haben sogar eine Gemeinsamkeit, obwohl sie so unterschiedliche Spiele sind: Monotonie. Immerhin hat sich das Weltraumspiel von Hello Games in den vergangenen Jahren dank großer Updates rehabilitieren können. Mafia 3 hingegen bleibt für immer ein riesiger Flop.
2017: Mehr Highlights, als wir hier erwähnten könnten
Viele behaupten, 2017 sei das beste Videospieljahr aller Zeiten und schlage sogar das überragende 1998. Stimmt das? Das muss jeder von euch für sich entscheiden, aber es besteht kein Zweifel daran, dass 2017 enorm stark war. Die Nintendo Switch ist erschienen und bog direkt zum Launch mit dem famosen The Legend of Zelda: Breath of the Wild um die Ecke. Die altehrwürdige Action-Adventure-Reihe hat sich damit neuerfunden, setzten die Entwickler doch erstmals auf eine richtige Open World ohne künstliche Grenzen. Nach einer Tutorial-Phase könnt ihr die Spielwelt in jede erdenkliche Richtung frei erkunden. Wer will, kann sogar sofort zu Endboss Ganon laufen und sich ihm stellen. Aber sagt am Ende nicht, wir hätten euch nicht gewarnt, dass das höchstwahrscheinlich mit großem Schmerz enden wird.
The Legend of Zelda: Breath of the Wild ist das Highlight-Spiel 2017, aber die Konkurrenz in jenem Jahr war nur schwer zu schlagen. Fast zeitgleich sind etwa Horizon Zero Dawn und NieR: Automata erschienen, beides ebenfalls exzellente Open-World-Spiele. Der PS4-Exklusivtitel begeistert mit seiner von Robodinos bevölkerten Endzeitwelt, während das zweite NieR eine besonders faszinierende Geschichte erzählt. Aber auch linearere Spiele haben uns 2017 begeistert. Capcom reanimierte mit Resident Evil 7: Biohazard die Horrorreihe auf gelungene Art und Weise. Super Mario Odyssey stellte Jump-and-Run-Fans mehr als zufrieden. Wolfenstein 2: The New Colossus setzte den Reboot der Reihe von 2014 brillant fort und Hellblade: Senua's Sacrifice bewies, dass auch Indie-Spiele wie AAA-Blockbuster aussehen können.
Wir könnten gefühlt ewig so weitermachen: Mit Divinity: Original Sin 2 erschien eines der besten Rollenspiele aller Zeiten, Assassin's Creed Origins wurde zu genau der Frischzellenkur, die die Reihe benötigt hat, Uncharted: Lost Legacy lieferte allen Fans der Reihe ein wunderbares Abenteuer mit einem Heldinnenduo, das die Fußstapfen von Nathan Drake locker ausfüllt, Cuphead eroberte mit seinem Cartoon-Stil unsere Herzen, Nioh erwies sich als gelungene Alternative zu Dark Souls und Bloodborne. Ebenfalls super: Prey, What Remains of Edith Finch und Injustice 2. Ach ja, und dann erschien 2017 auch noch so ein kleines Liebhaberspiel namens Fortnite, aber wen interessiert das schon?
Gab es 2017 auch Enttäuschungen? Ja, ein paar. Destiny 2 zum Beispiel, das zwar zum Start ein besseres Spiel war als die Urversion des Vorgängers, aber auch hier zeigte sich schnell ein Mangel an Endgame-Inhalten. Kritischer zu betrachten ist Star Wars: Battlefront 2, dass die Kontroverse um Lootboxen so richtig ankurbelte. Für viele war auch Mass Effect: Andromeda ein großer Flop, wir fanden es aber immerhin besser als Dragon Age: Inquisition. Nicht begeistern konnten uns außerdem Ghost Recon: Wildlands, das zu monoton ausgefallen ist, und das miese Need for Speed Payback.
2018: Wenn ein Rockstar-Spiel mal nicht das Spiel des Jahres ist…
Nach so einem grandiosen Jahr wie 2017 kann es doch nicht mehr besser werden, oder? Richtig, besser nicht, aber es kann ja fast genauso gut weitergehen. 2018 hat uns ebenso sehr viele Hochkaräter beschert, die uns an den Bildschirm gefesselt haben. Man denke nur an Red Dead Redemption 2. Jedes Jahr, in dem ein Rockstar-Spiel erscheint, ist automatisch ein gutes Jahr, weil jenes Studio einfach nicht enttäuscht. Gut, die Meinungen über Red Dead Redemption 2 gehen durchaus auseinander. Manchen Leuten ist das Spiel einfach zu langsam, weil es in vielen Bereichen Realismus über Spielbarkeit stellt. Uns hat das aber sehr gut gefallen. Zudem setzt der Titel neue Maßstäbe in Sachen Spielwelt, erzählt eine grandiose Story mit fantastischen Figuren und ist eines der hübschesten Spiele aller Zeiten.
Tja, und jetzt kommt's: Red Dead Redemption 2 ist nicht das Spiel des Jahres. Den Titel gewähren wir God of War. Was inhaltlich eine Fortsetzung der Vorgänger, spielerisch jedoch ein Reboot ist, weckte im Vorfeld durchaus eine gewisse Skepsis. So klassische Hack and Slays, wie sie die ersten Ableger der Reihe sind, gibt es heutzutage eher selten. Statt damit also weiterzumachen, wirkte der offizielle vierte Teil in den ersten Trailern wie ein gewöhnliches Action-Adventure, von denen es zuhauf Exemplare gibt. Aber dann erfolgte der Release und das Spiel haute uns total von den Socken. Story, Präsentation, Gameplay, Leveldesign, Umfang – hier stimmt wirklich alles und wir können es kaum erwarten, dass Sony eine Fortsetzung ankündigt.
Red Dead Redemption 2 und God of War sind wirklich die am hellsten leuchtenden Sterne am Videospielhimmel des Jahres 2018 gewesen, aber da war noch mehr. Nintendo zum Beispiel lieferte mit Super Smash Bros. Ultimate den besten Teil der Prügelspielreihe ab. Capcom gelang mit Monster Hunter: World nicht nur sein bislang größter finanzieller Erfolg, sondern auch ein spielerisch absolut meisterhaftes Erlebnis. Forza Horizon 4 wurde von Rennspielfans bejubelt, Frostpunk zum Überraschungshit für Aufbauspielliebhaber und das Jump and Run Celeste begeisterte mit perfekter Spielbarkeit und einer emotional ergreifenden Geschichte. Auch Kingdom Come: Deliverance, Marvel's Spider-Man, Assassin's Creed Odyssey, A Way Out und Hitman 2 kamen gut an.
So großartig die guten Spiele des Jahres gewesen sind, so sehr ärgerten uns aber auch manch andere Titel. Fallout 76 zum Beispiel wurde zu einem Desaster, weil es technisch veraltet, verbuggt und mit zu vielen spielerischen Mängeln auf den Markt kam. Sea of Thieves scheiterte daran, dass es zu wenig Inhalt geboten hat, was Entwickler Rare glücklicherweise mit Updates behoben hat. Wenig Begeisterung empfanden wir zudem für Octopath Traveler. Was eine wunderbare Reminiszenz an die alten 16-Bit-JRPGs hätte werden können, war am Ende leider ein Grafikblender. Das Kampfsystem überzeugte zwar, doch die Story erfüllte nicht die Erwartungen und nach einiger Zeit wurde das Spiel auch viel zu repetitiv.
2019: Ein würdiger Abschluss?
Die Erinnerungen an 2019 sind noch sehr frisch – logisch, das Jahr ist auch gerade erst rum. In unserem teaminternen Voting hat sich Resident Evil 2 als Spiel des Jahres durchgesetzt. Da der Autor dieses Artikels aber die Hoheit über das hat, was hier steht, ernennen wir an dieser Stelle – rein aus objektiver Sicht – Sekiro: Shadows Die Twice zum "Game of the Year". Klar, das Remake von Resident Evil 2 ist fantastisch und wirklich dicht dahinter, aber das jüngste Werk von From Software macht einfach so viel richtig wie kein anderer Titel aus dem Jahr 2019. Hier treffen ein brillantes Kampfsystem und ein sehr gutes Leveldesign aufeinander. Nur der Schwierigkeitsgrad könnte manch einem den Spaß versauen. Sekiro ist wirklich bockschwer und anders als bei Dark Souls könnt ihr hier nicht einfach grinden, um euch Bosskämpfe leichter zu machen.
Eines der erinnerungswürdigsten Spiele des Jahres ist sicherlich auch Death Stranding von Hideo Kojima. Manch einer mag es als langweiligen Paketbotensimulator abstempeln, aber uns hat es trotz seiner Schwächen gefallen. Ja, manchmal fühlt es sich mehr nach Arbeit als Spielspaß an, doch die Story, die Atmosphäre und die geniale Online-Komponente machen das locker wett. Und irgendwann haben wir uns wirklich dabei erwischt, dass wir gerne Pakete ausgeliefert haben. Denn, dass muss man sich eingestehen: Was Death Stranding spielerisch macht, ist für sich genommen sehr gut ausgeführt. Ob einem das gefällt, steht bloß auf einem anderen Blatt Papier.
Weniger strittig sind sicherlich Titel wie Borderlands 3, The Outer Worlds, Call of Duty: Modern Warfare (von der Geschichte mal abgesehen) oder Anno 1800. Uns haben außerdem Metro Exodus, Judgment, Gears 5 und The Surge 2 gefallen. Dazu kamen noch Überraschungshits wie A Plague Tale: Innocence und Apex Legends. Außerdem verließ das grandiose Hunt: Showdown den Early Access und erwies sich damit endgültig als Comeback von Crytek, zumindest auf der qualitativen Ebene. Ob der Multiplayer-Shooter der etwas anderen Art ein finanzieller Erfolg gewesen ist, wissen wir nicht, wir können es für die Macher aber nur hoffen.
2019 steckte aber leider auch voller Enttäuschungen. Da wären zum einen diejenigen, die zwar zweifelsohne gute Spiele sind, aber eben nicht unsere Erwartungen erfüllt haben. Damit meinen wir insbesondere Control und Star Wars Jedi: Fallen Order. Beide haben Spaß gemacht, hätten aber noch so viel besser sein können. Was uns jedoch wenig bis gar keine Freude bereitet hat, sind Titel wie Anthem oder Ghost Recon: Breakpoint. Bei dem Loot-Shooter von BioWare ist in der Entwicklung sehr viel schiefgegangen, weshalb am Ende ein unrundes Spiel auf den Markt kam, das nur noch wenig mit der ursprünglichen Vision seiner Schöpfer zu tun hatte. Das jüngste Ghost Recon allerdings ist ein ganz anderes Kaliber von Flop: Hier hat in erster Linie Geldgier dazu geführt, dass die Spieler es nicht akzeptiert haben. Ubisoft wollte auf Teufel komm raus ein Spiel, dass komplett durchmonetarisiert ist. Was dabei rauskam, ist vermutlich das schlechteste AAA-Spiel des Jahrzehnts. Dagegen sind andere Flops des Jahres wie The Dark Pictures Anthology: Man of Medan, Wolfenstein: Youngblood oder Rage 2 fast noch empfehlenswert.
Und das war sie, unsere Reise durch die vergangenen zehn Jahre. Was waren eure absoluten High- und Lowlights? Lasst es uns doch in den Kommentaren wissen.