Vor fast genau einem Jahr ist das Piratenabenteuer Sea of Thieves gestartet.
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Ein Jahr später – Jetzt endlich mit Rum für alle!
Monatelang hat mich das Spiel von Entwickler Rare nicht losgelassen: Ich bin auf Schatzsuche gegangen, habe Skelett-Crews besiegt und diverse Handelsgüter ausgeliefert. Doch was hat sich in den vergangenen zwölf Monaten alles geändert? Und, was noch viel wichtiger ist: Hat sich alles zum Positiven verändert oder sind auch gewisse Aspekte schlechter geworden? Wie haben sich die Events und Erweiterungen in das Spielgeschehen eingefügt? Ich ziehe nach einem Jahr Bilanz.
Eines ist schon erstaunlich. Wie verklärt der Blick im Nachhinein auf etwas ist, das einem persönlich gefällt. Ein gutes Beispiel ist The Legend of Zelda: Ocarina of Time. Als das Spiel 1998 auf den Markt kam, legte es den Grundstein für viele 3D-Games dieser Art. Doch will das Spiel heute noch jemand in seiner ursprünglichen Form zocken? Nein! Die Spielmechaniken sind zwar immer noch erstklassig, aber die Technik hat sich so stark weiterentwickelt, dass dieses Spiel heute hauptsächlich von wunderbaren Erinnerungen lebt. Nun ist Sea of Thieves noch nicht so alt, aber selbst nach einem Jahr muss man mal die Nostalgiebrille absetzen und alles ganz nüchtern betrachten.
Sea of Thieves Trailer:
Der Anfang war etwas steinig ...
Sea of Thieves hatte einen sehr durchwachsenen Start. Zwar hat es das Spiel auf Anhieb auf die Spitzenplätze bei Twitch geschafft, aber von einem fehlerfreien Spielerlebnis kann nicht die Rede gewesen sein. Gerade in den ersten Wochen haben vor allem zwei Dinge das Spielgeschehen dominiert: Bugs und Griefer/Trolle. Es gab sogar Tage, da hätte ich am liebsten den Controller vor die Wand gepfeffert und meine Gegenspieler aufs Übelste beleidigt. Gerade für Neueinsteiger kein schöner Beginn. Man ist stundenlang unterwegs gewesen, um eine(!) Kapitänstruhe zu bergen und zack wird man am Außenposten rücklings niedergestochen, das Schiff versenkt und beim Respawn direkt wieder getötet. Zum Glück haben die Entwickler das zügig erkannt und mit entsprechenden Updates gegengesteuert.
Runter mit der rosaroten Brille!
Rückblickend muss man auch sagen, dass das Grundgerüst, welches am 20. März 2018 auf den Markt kam, wirklich nur ein Gerüst war. Es gab im Prinzip nur fünf Betätigungsfelder: Drei Quest-Arten, einen Festungs-Raid und den Kraken. Wer mag, kann Begegnungen mit anderen Spielern dazuzählen. Cineastische Story-Missionen? Fehlanzeige! Fertig, Ende, Schluss. Mehr gab es nicht zu tun. Deutlich zu wenig für ein Spiel dieser Größenordnung, selbst wenn die Spielmechaniken tadellos funktionieren. Ich muss an dieser Stelle auch zugeben, dass ich wohl kaum mehr als 400 Stunden in Sea of Thieves investiert hätte, wenn ich nicht nach drei Wochen die beste Piratenbande gefunden hätte, die ich mir vorstellen kann. Was mir und vor allem uns dabei alles passiert ist, haben wir in diversen Seemannsgarn-Berichten festgehalten.
Sea of Thieves – The Hungering Deep Trailer:
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen
Neben den richtigen Leuten, die man zum Spielen benötigt, hat Rares konsequente Update-Politik dazu geführt, dass der Titel nach und nach immer mehr auf Spur gebracht wurde. Insgesamt sind im letzten Jahr vier Erweiterungen und sieben Schiffsratten-Events sowie unzählige kleinere Updates eingespielt worden. Und mit jedem Update wurde das Spiel nicht nur besser und stabiler, mittlerweile dürfte sich niemand mehr über zu wenig Inhalte beschweren. Allerdings musste Entwickler Rare dabei eine Menge lernen. Manche Dinge in den Updates haben besser funktioniert, andere schlechter.
4 Add-Ons im ersten Jahr
Den Anfang machte The Hungering Deep gut einen Monat nach dem Release von Sea of Thieves. Rare hat mit diesem Update eine weitere Bedrohung auf die See losgelassen und gleichzeitig Spieler gezwungen, zusammen zu arbeiten, um dieser Herausforderung Herr zu werden. Das hat nicht jedem gefallen, aber es führte immerhin dazu, dass es für ein paar Wochen deutlich friedlicher im Spiel zuging als zuvor. Außerdem konnte man zum ersten Mal so etwas wie eine kleine Geschichte erleben. Dieses Konzept wurde mit Cursed Sails weiterverfolgt und fand mit Forsaken Shores seinen vorläufigen Höhepunkt. Kurze Geschichten bildeten den Rahmen, um zu erklären, warum nun Skelett-Crews mit ihren Schiffen die Meere unsicher machen und weshalb man das neue Gebiet Devil’s Roar besuchen sollte.
Dieses neue Areal, das mit Forsaken Shores seinen Weg in das Spiel fand, ist deutlich feindseliger als der Rest der Spielwelt. Wer dort nicht aufpasst, wird schnell von dem Gekröse versenkt, das die dort aktiven Vulkane ausspucken. Im Vergleich zu „normalen“ Missionen sind die Belohnungen allerdings auch größer. Lediglich Shrouded Spoils bildet eine Ausnahme, denn eine Geschichte gibt es dazu nicht. Dafür beinhaltete diese Erweiterung unzählige Gameplay-Verbesserungen und Quality-of-Life-Updates, die das allgemeine Spielerlebnis stark verbesserten. Unter anderem gibt es nun Beute für das Besiegen des Kraken oder der Megalodons. Außerdem schippern seitdem einzelne Skelettschiffe über die Meere und mit den auftauchenden Nebelbänken hat das Spiel noch einmal kräftig an Atmosphäre hinzugewonnen. Sogar an Piratenlegenden wurde gedacht und erstmals seit dem Release ist ein Fortschrittssystem für das Endgame vorhanden.
Sea of Thieves – Shrouded Spoils Trailer:
Sechs große Schiffsratten-Abenteuer
Die Schiffsratten-Abenteuer hingegen sind eher Events oder kleine Updates, die weitere Motivationsspritzen und Aufgabenstellungen beinhalten. Insgesamt hat Rare im vergangenen Jahr sechs dieser Abenteuer eingespielt und so neue Gameplay-Elemente ins Spiel integriert: Skelettthrone, Schießpulver-Skelette, Der versunkene Fluch, Die verwunschenen Crews, Fest der Verdammten und ganz frisch die Söldner-Seefahrten. Je nach Event müssen bestimmten Vorgaben erfüllt werden, um im Gegenzug Dublonen, Belobigungen, kosmetische Dinge und Erfahrung zu erhalten. Außerdem gab es zu Weihnachten besondere Quests mit extra vielen Belohnungen. Was sich jetzt nicht sonderlich spektakulär anhört, hat jedoch dafür gesorgt, dass die Motivation ständig auf einem konstanten Level gehalten wurde. Selbstverständlich hat Rare auch dabei einige Lektionen gelernt und die zeitliche Limitierung nach ein paar Events gelockert, so dass man als Spieler nicht mehr ständig unter Zeitdruck steht.
Was bringt die Zukunft?
Allerdings haben die englischen Entwickler seit dem Release von Shrouded Spoils, die Söldner-Seefahrten einmal ausgenommen, keine großartigen Inhalte mehr eingespielt und das merkt man. Derzeit habe ich kaum den Ansporn, Segel zu setzen und auf Schatzsuche zu gehen. Spätestens in ein paar Tagen oder Wochen hat das Warten jedoch ein Ende. Rare hat derzeit eine Menge frischer Inhalte in Planung. The Arena, ein kurzweiliger PvP-Modus, wird in diesem Jahr ebenso erscheinen wie Pets, die sich auf eine Reise mitnehmen lassen oder auch überarbeitete Quests, die eine Geschichte erzählen. Darüber hinaus soll es natürlich noch weitere Inhalte geben.



Fazit:
Gut ein Jahr nach dem Erscheinen lässt sich Folgendes festhalten: Sea of Thieves ist ein gänzlich anderes Spiel geworden und zwar ein gutes. Es sind endlich genügend Inhalte vorhanden und die anfänglichen Probleme gehören der Vergangenheit an. Griefer und Trolle gibt es natürlich wie in jedem Onlinespiel immer noch, aber längst nicht so häufig wie zu Beginn. Eines sollte man dennoch beachten. Wer jetzt mit dem Piratenabenteuer beginnt, muss sich bewusst sein, dass die See noch nie so feindselig war. Skelettschiffe, andere menschliche Crews, Megalodons, Kraken, Vulkane und Nebel werden euch das Leben schwer machen. Wer sich jedoch allein durchbeißt oder eine verlässliche Crew zur Seite hat, wird jedes Mal mit einem anderen Spielerlebnis belohnt. Oder anders ausgedrückt: Rare hat zum richtigen Zeitpunkt das Ruder herumgerissen und das Schiff auf den korrekten Kurs gebracht.