Nico blickt auf ein ereignisreiches und schwieriges Jahr zurück. Was 2020 alles passiert ist, kann man nur schwer in Worte fassen.
2020 - Die Scheiße hat einen Namen!
Eigentlich könnte ich jetzt bereits aufhören zu schreiben, mehr muss man zu diesem Jahr nicht sagen. Die Covid-19-Pandemie hat unser aller Leben bestimmt wie selten zuvor ein Ereignis und ehrlich gesagt habe ich nicht einmal Lust, mich an dieses Jahr zurück zu erinnern. Aber ich will jetzt auch nicht nur von Corona reden und was das für diese Branche bedeutet hat und in Zukunft bedeuten wird. Es ist einfach zu viel Negatives passiert und so ziemlich jeder, der wollte, hat seinen Senf dazugegeben. Dann muss ich nicht auch noch einmal Salz in die Wunde streuen. Konzentrieren wir uns daher lieber auf das Spielejahr 2020, denn das hat ziemlich gut angefangen.
Es fing so gut an...
Mit Ori and the Will of the Wisps und Doom Eternal gab es gleich zu Beginn des Jahres zwei absolute Spitzentitel. Es folgten Games wie Final Fantasy VII Remake, The Last of Us Part 2, Ghost of Tsushima, Half-Life: Alyx und Resident Evil 3 und noch einige mehr, die ich jetzt nicht extra erwähne. Allerdings muss ich an dieser Stelle gestehen, dass gerade zum Beginn der Pandemie meine Lust auf realistische, düstere Spiele extrem gesunken ist. Und dann kam Nintendo nach einigen Verschiebungen mit Animal Crossing New Horizons um die Ecke.
Es ist DAS Spiel des Jahres 2020 für mich geworden. Die perfekte, seichte Unterhaltung, die ich in diesem Jahr gebraucht habe. Das Stichwort an dieser Stelle lautet Zerstreuung. Ich wollte etwas spielen, das mich von den Problemen da draußen ablenkt und nicht noch weiter an meiner Psyche nagt. Dabei ist Animal Crossing New Horizons nicht einmal sonderlich abwechslungsreich und der Multiplayermodus ist eigentlich nicht der Rede wert, aber es war das richtige Spiel zur richtigen Zeit!
Animal Crossing New Horizons:
...und dann kam die Seuche
Meine Ablehnung von realistischen Spielen in diesem Jahr hat darüber hinaus zu noch etwas geführt. Da ich The Last of Us Part 2, Assassin’s Creed Valhalla oder Watch Dogs Legion meinen Kollegen überlassen habe, bin ich gerade in den Sommermonaten total in die Retro-Ecke abgerutscht und habe zahlreiche ältere Games nachgeholt. Viva Pinata DS, Boktai 2 - Solar Boy Django, Brothers: A Tale of Two Sons, A Way Out oder auch Kameo, Panzer Dragoon Orta und die gesamte Halo-Reihe habe ich im Sommer durchgerotzt. Anders kann man es nicht beschreiben. Selten zuvor bin ich durch so viele Spiele in so kurzer Zeit gerockt und ich muss gestehen: Ich wurde nicht enttäuscht (außer von Halo vielleicht). Ich hatte mit allen Games mehr oder weniger Spaß.
Ob es nun Pandemie-bedingt war oder ich einfach mal wieder in die Vergangenheit abtauchen wollte, weiß ich nicht, aber ich habe meine Liebe zu Coop-Games wieder entdeckt. Besonders A Way Out und Brothers stellen für mich derzeit den Goldstandard dieses Sub-Genres da. Man ballert nicht nur nebeneinander her, sondern muss wirklich aktiv zusammenarbeiten, um das Abenteuer zu bestehen. Genial und damit steht für mich der erste Most Wanted Titel von 2021 fest: It Takes Two. Noch vor The Legend of Zelda: Breath of the Wild 2, Bayonetta 3 oder Metroid Prime 4.
It Takes Two:
Remakes, Remaster und Co
Je weiter das Jahr vorangeschritten ist, umso mehr habe ich mich mit der Situation arrangiert und auch wieder meinen Verstand gegenüber realistischeren Games geöffnet. Der Wendepunkt war aber für mich der Release von Tony Hawk’s Pro Skater 1+2. Okay, das Spiel ist weder realistisch oder düster, hat aber meine Leidenschaft wieder neu entfacht und, was noch viel wichtiger ist, es hat gezeigt, dass der Birdman noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Allgemein kann man sagen, dass 2020 zu einem Großteil von Remakes und Remasters geprägt war, was aber auch nicht schlimm ist. Viele Spiele sind einfach zeitlose Klassiker, die von Zeit zu Zeit einen neuen Anstrich brauchen.
Tony Hawk’s Pro Skater 1+2:
Die neuen Konsolen und Events
Und was war dann noch? Richtig, die neuen Konsolen von Microsoft und Sony sind erschienen. Ich kann mich nach knapp 20 Jahren in dieser Branche aber nicht daran erinnern, dass ein Hardware-Launch so merkwürdig verlaufen ist. Außer im Internet war vom Hype der neuen Systeme nur wenig zu spüren. Das hat auch damit zu tun, dass es dieses Jahr so gut wie keine Live-Events gegeben hat, bei denen man sich mit anderen Journalisten, Gamern und Industrievertretern austauschen konnte. Es fehlte einfach die Spannung in der Luft, die Vibes und die Atmosphäre des Ganzen und vor allem der soziale Austausch.
So gut die Publisher und Entwickler mit Digital-Events versucht haben, das auszugleichen, so schmerzhaft ist klar geworden, dass Live-Events durch nichts zu ersetzen sind. Da können Analysten und Co schreiben, podcasten und Videos produzieren, wie sie wollen. Der direkte Austausch von Menschen ist durch nichts zu kompensieren. Daher hoffe ich inständig, dass wir die Pandemie soweit unter Kontrolle bekommen, dass in 2021 wieder Events stattfinden können. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Menschen es nach der Spanischen Grippe (und anderen Faktoren dieser Zeit) so richtig haben krachen lassen. Und das erwarte ich auch für die Zukunft.
gamescom 2019:
Cyberbug 2077
Achso, habe ich vielleicht ein Thema vergessen? Cyberpunk 2077 wurde noch gar nicht angeschnitten. Ursprünglich hatte ich gedacht, dass ich einen eigenen Artikel dazu verfasse, aber mein Kollege Jens war so fleißig und hat einen Text nach dem anderen rausgehauen. Ich werde mich daher kurz fassen und nur 1-2 Gedanken hier zusammenfassen, die mir nach Abschluss der Story in den Sinn gekommen sind. Cyberpunk 2077 war wieder eines der Spiele, dessen Entwicklung ich von Anfang bis Ende verfolgt habe.
Das vorläufige Endprodukt ist, abgesehen von den Fehlern, ein gutes Open-World-Game geworden, aber es hat nur noch wenig mit dem zu tun, was die Entwickler 2018 und 2019 vorgestellt haben. Zahlreiche Features sind weggefallen, Night City bietet abseits der Missionen nahezu keine Aktivitäten und die Rollenspiel-Elemente sind nur ein Schatten von dem, was angekündigt wurde. Aber bei all dem sehe ich das Potenzial, das in Night City steckt. Nur wird es noch Monate dauern, bis aus Cyberpunk 2077 ein Meisterwerk wird. Daher werde ich das Spiel erst wieder anrühren, wenn sich signifikant etwas geändert hat.
Cyberpunk 2077:
Ein bisschen über den Tellerrand geschaut
Und was war sonst noch? Der Erfinder der Konami-Codes ist Anfang des Jahres verstorben, Microsoft hat ZeniMax Media gekauft, EA sticht Take 2 beim Codemasters-Kauf aus, Rockstar-Games-Mitgründer Dan Houser hat das Unternehmen verlassen, Michel Ancel (Rayman-Erfinder) hat die Branche gleich ganz den Rücken gekehrt, es gab unzählige weitere Studioaufkäufe und Epic Games hat sich sowohl mit Google als auch Apple angelegt. Außerdem wurde Pac-Man 40 Jahre alt und Super Mario hat nun 35 Jahre auf dem Buckel. Das sei aber nur erwähnt, um ein paar der Ereignisse dieses Jahres noch einmal ins Gedächtnis zu rufen.
Just my 2 cents
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Lesern bedanken, die uns in dieser schwierigen Zeit die Treue gehalten haben und ich begrüße auch alle neuen Leser, die durch die Pandemie auf uns aufmerksam geworden sind. Wir wissen, wir sind nicht perfekt und nur ein kleines Team, aber wir haben eine Menge Spaß und sind mit Leidenschaft dabei! Ich hoffe, das wird auch 2021 so sein, dann aber bitte wieder mit mehr Normalität.
Bleibt gesund!
PS. Wie sehr mich Corona doch beeinflusst hat, ist mir erst am Ende dieses Artikels aufgefallen. Die schönste Nachricht des Jahres war für mich die Ankündigung des neuen Perfect Dark Spiels von The Initiative. Damit wird für mich nicht nur ein Traum wahr, Joanna Dark könnte das Zeug haben, mit V und Johnny Silverhand den Boden aufzuwischen!