Nicht mehr lange und ihr dürft in Dying Light 2 Zombies schnetzeln. Das Spiel bietet aber mehr als nur extreme Gewalt.
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Alles, was ihr über das ambitionierte Zombiespiel wissen müsst
Die Eckdaten
Genre: Actionspiel, Rollenspiel
Entwickler: Techland
Publisher: Techland
Plattformen: PC (via Steam/Epic Games Store), PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One, Switch (als Cloud-Version)
USK-Freigabe: ab 18 Jahren
Multiplayer: Koop-Modus für bis zu vier Spieler
Release: 4. Februar (die Switch-Version erscheint innerhalb von sechs Monaten danach)
Die Welt am Abgrund
Dying Light 2: Stay Human spielt 20 Jahre nach den Geschehnissen des hierzulande indizierten Vorgängers. Seit dessen Geschehnissen hat sich einiges getan. Plagte das Zombievirus einst nur die Stadt Harran in der Türkei, die deshalb unter Quarantäne gestellt wurde, hat es sich mittlerweile auf der ganzen Erde ausgebreitet. Der Grund dafür: Wissenschaftler hatten mit dem Virus herumexperimentiert und wie das häufig in Geschichten dieser Art der Fall ist, ging das gehörig schief. Im Nu wurde aus einer Epidemie eine Pandemie.
Die Geschichte von Dying Light 2 startet zu einer Zeit, in der nur noch zwei Prozent der Erdbevölkerung am Leben sind. Der Rest ist entweder tot oder wandelt als Zombies umher. Es gibt nur noch eine einzige Stadt, in der so etwas wie eine Zivilisation existiert: Villedor, auch einfach nur die "die Stadt" genannt. Die liegt irgendwo in Europa und hier streiten sich vornehmlich drei Fraktionen um die Kontrolle über den Ort: die Survivors, die aus normalen Bürgern bestehen, die Peacekeepers, die militärisch geprägt sind und darauf bestehen, das Gesetz und Ordnung eingehalten werden, und die Renegades, die aus ehemaligen Gefängnisinsassen bestehen und sich mit Gewalt nehmen, was sie haben wollen.
Ihr spielt Aiden Caldwell, einen Pilger, der auf der Suche nach seiner Schwester Mia ist. Die führt ihn nach Villedor, wo er mitten in den Konflikt zwischen den Fraktionen hineingerät. Im Verlauf der Geschichte von Dying Light 2: Stay Human wird er sich langfristig entscheiden müssen, welcher Gruppierung er seine Unterstützung zusichert und sich dabei selbst sowohl neue Freunde als auch Feinde schaffen.
Das neue Mittelalter
Der Entwickler Techland, der mit Dying Light 2: Stay Human sein mittlerweile viertes Zombiespiel auf den Markt bringt (vor der „Dying Light“-Reihe haben die Polen Dead Island und dessen Nachfolger, besser gesagt Standalone-Erweiterung Riptide entwickelt), verfolgt diesmal eine deutlich spannendere Vision als bei seinen vorherigen Titeln. Eines der zentralen Themen von Dying Light 2, das sich nicht bloß auf die Geschichte, sondern vor allem auch auf das Art Design und das Gameplay auswirkt, ist das Szenario des „modernen dunklen Zeitalters“.
Klar, eine dunkle Zeit ist das, was ihr in Dying Light 2 erleben werdet, auf jeden Fall. Eine von Zombies verseuchte Welt kann man ja schlecht als schönen Lebensraum bezeichnen. Tatsächlich hat das düstere Setting aber eben auch etwas Mittelalterliches an sich. Das lässt sich nicht nur daran fest machen, dass das Leben auf den Straßen Villedors auch ohne die Untoten gefährlich wäre, weil hinter jeder Ecke die Renegades oder andere Banditen lauern könnten, die einem Hab und Gut wegnehmen wollen und dabei auch gerne über Leichen gehen. Der beste Indikator dafür, dass Techland die Idee von einem modernen Mittelalter wirklich ernst nimmt, ist eine Szene aus der E3-2019-Demo, in der Aiden eine Festung der Renegades infiltriert, deren Haupteingang doch tatsächlich ein großes Tor samt Zugbrücke ist.
Spielerisch macht sich das Ganze vor allem dahingehend bemerkbar, dass es in Dying Light 2: Stay Human keine gewöhnlichen Schusswaffen mehr gibt. Auf Sturmgewehre und Co müsst ihr hier verzichten. Der Fokus liegt noch mehr als in den vorherigen Techland-Spielen auf dem Nahkampf. Für Kills aus der Distanz stehen euch zum Beispiel Bögen zur Verfügung. Es soll aber auch eine Art selbstgebastelte Schrotflinte geben, die jedoch sehr schnell kaputt geht und daher klug eingesetzt werden will.
Mirror's Edge trifft Dark Messia of Might and Magic
Wo wir schon beim Thema Gameplay sind: Dying Light 2 setzt sich hier aus drei Komponenten zusammen. Die brutalen Kämpfe sind eine davon, in denen ihr wie im (zu Unrecht von vielen missachteten) Klassiker Dark Messia of Might and Magic von Arkane Studios (Dishonored, Deathloop) auch die Umgebung zu eurem Vorteil nutzen könnt. Steht hinter einem Gegner etwa ein Objekt mit spitzen Stacheln, könnt ihr ihn dagegen rammen oder treten.
Die zweite Gameplay-Säule von Dying Light 2: Stay Human ist das Parkour-System. Wie Heldin Faith in Mirror's Edge ist Aiden enorm agil und bewegt sich schnell über die Dächer der Stadt. Je länger ihr am Stück lauft, desto mehr Momentum baut ihr auf und umso schneller werdet ihr. Ihr müsst dabei jedoch auf eure Ausdauer achten. Aiden kann nicht ewig durch die Gegend sprinten, sondern braucht hin und wieder auch mal ein Päuschen. Wie passend, dass ihm zwei Hilfsmittel zur Verfügung stehen, die die Fortbewegung durch die offene Spielwelt und deren Erkundung etwas erleichtern: einen Greifhaken und einen Gleitschirm, also die Dinge, die in einem modernen Open-World-Spiel nach Just Cause 2 und The Legend of Zelda: Breath of the Wild kaum noch fehlen dürfen.
Dass ihr euch in Dying Light 2 hauptsächlich oberhalb der Straßen bewegt, hat aber nicht nur den Grund, dass es einfach schneller geht. Unten am Boden ist es schließlich weitaus gefährlicher, weshalb auch die meisten Menschen sich auf den Dächern häuslich niedergelassen haben. Gerade in der Nacht wimmelt es dort nur so vor Infizierten, aber zum Tag-/Nachtzyklus kommen wir weiter unten.
Eine Prise Rollenspiel
Vorerst müssen wir noch den dritten Grundpfeiler von Dying Light 2 beleuchten und das ist, man höre und staune, die nichtlineare Geschichte und die damit verbundene Entscheidungsfreiheit. Techland hat immer wieder betont, wie wichtig die Story diesmal ist. Die Polen galten bislang nicht als große Geschichtenerzähler, das soll sich mit Dying Light 2 ändern. Nicht nur, dass die Handlung diesmal richtig spannend ausfallen soll und man Charaktere mit Tiefgang verspricht, ihr sollt auch sehr viel mitbestimmen können.
Die Entwickler sprechen davon, dass ihr auf drei Ebenen Entscheidungen trefft. Zuerst wäre da die Hauptgeschichte, deren Verlauf ihr stark beeinflussen können sollt. Auf der E3 2019 (siehe das Video oben) demonstrierte man das anhand dessen, dass sich Aiden entscheiden muss, ob er die Pumpen eines Damms aktiviert, damit die Leute in Villedor mit Wasser versorgt werden, oder auf den Colonel, den Anführer der Renegades hört, der ihm davon abrät. In der Demo entscheidet der Protagonist sich für Ersteres. Das hat zwei gravierende Folgen: Durch das Abpumpen des Wassers wird ein bis dahin komplett überschwemmter Stadtteil von Villedor freigelegt, was neue Orte zum Erkunden und Quest freischaltet, aber auch einen neuen Gegnertyp ins Spiel bringt, der sonst scheinbar nicht in Erscheinung getreten wäre.
Es stellt sich natürlich die Frage, wie viele Entscheidungen es im Spiel gibt, die Auswirkungen von solcher Tragweite haben können. Techland hat aber schon immer betont, dass ihr in einem einzigen Spieldurchgang längst nicht alle Inhalte zu Gesicht bekommen werdet und der Wiederspielwert deshalb sehr hoch sei. Dabei spielen auch die anderen beiden Ebenen eine Rolle. Nicht nur in den Hauptmissionen trefft ihr Entscheidungen, sondern auch in Nebenquests. Die werden sich eher im Kleinen auswirken, zum Beispiel darauf, ob eine Nebenfigur überlebt und fortan stets in einer der Siedlungen zu treffen ist, oder eben nicht.
Zu guter Letzt gibt es noch ein System, das euch immer wieder entscheiden lässt, welcher Fraktion ihr die Kontrolle über eines der Gebiete von Villedor überlasst. Entscheidet ihr euch für die Peacekeepers, werden die allerlei Fallen in der Umgebung aufstellen, die ihr ausnutzen könnt, um der Zombies Herr zu werden. Unterstützt ihr die Survivors, kümmern die sich darum, dass ihr leichter von A nach B gelangt, in dem sie etwa Seilrutschen einrichten. Nebenbei formt ihr so das Erscheinungsbild der Stadt.
Der Tag-/Nachtwechsel dient nicht nur der Atmosphäre
Neben den drei genannten Grundsäulen bietet Dying Light 2: Stay Human noch einige andere Spielmechaniken. Neben einem umfangreichen Progressionssystem mit zwei Talentbäumen, über die ihr neue Fähigkeiten und Boni freischaltet, sowie der Jagd nach immer besseren Items und dem Crafting gibt es noch zwei Besonderheiten, die nicht eh auch jedes andere Open-World-Spiel mit sich bringt. Zum einen wäre da der Tag-/Nachtwechsel.
Bei Tageslicht ist es zwar längst nicht so, dass ihr euch sicher auf den Straßen bewegen könnt, aber zumindest die Zombies stellen dann eine etwas kleinere Bedrohung dar. UV-Licht vertragen sie nicht gut, weshalb sie bei Sonnenschein sehr langsam und träge sind und manche von ihnen sich gar nicht erst an die frische Luft trauen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ihr am Tag besser nicht durch irgendwelche Löcher in Böden fallen solltet. Wenn ihr Pech habt, landet ihr dann mitten in einem Nest der Untoten, das zu dieser Zeit total überfüllt sein wird. Des Nachts wiederum ist es draußen extrem gefährlich, aber dafür könnt ihr euch in Innenräumen sicherer bewegen – der perfekte Zeitpunkt, um in Gebäuden auf Ressourcensuche zu gehen.
Der Untertitel ist wörtlich zu nehmen
Dying Light 2: Stay Human heißt bestimmt so, weil ihr immer wieder moralische Entscheidungen treffen müsst und eure Taten üble Konsequenzen für andere haben könnten. Aber ihr könnt und solltet den Untertitel auch einfach so interpretieren, dass ihr als Aiden dagegen ankämpft, nicht selbst zum Zombie zu werden.
Der Hauptcharakter ist selbst infiziert, so wie alle anderen Menschen in der Stadt. Ein sogenannter Biomarker am Handgelenk zeigt an, wie stark das Virus in eurem Körper wütet. Sonnenlicht und UV-Lampen helfen dabei, es unter Kontrolle zu halten. Bewegt ihr euch jedoch zu lange im Dunkeln, wird Aiden sich irgendwann verwandeln, was aller Voraussicht nach „Game over“ bedeutet. Das macht nächtliche Ausflüge in Dying Light 2: Stay Human nochmal besonders riskant.
Zu viert durch die Postapokalypse
Wie schon in den vorherigen Zombiespielen von Techland ist es auch in Dying Light 2: Stay Human möglich, das komplette Spiel gemeinsam mit Freunden zu genießen. Mit maximal drei Mitspielern könnt ihr Villedor erkunden und die Story erleben. Die große Frage dabei (wie bei jedem Story-Spiel mit Koop-Modus): Welchen Fortschritt behalten die Mitstreiter, wenn sie nach einer Session alleine weiterspielen wollen? Die Antwort: Ihr Charakterfortschritt wird dann natürlich nicht zurückgesetzt und sie behalten auch gefundene Items. Jedoch wird die Story-Progression nur für den Host gespeichert. Wer also nicht das komplette Spiel mit einer festen Gruppe durchzockt, wird einiges doppelt machen müssen, wenn man eben nicht selbst Leiter der Koop-Partien ist.
Was sich erst mal doof anhört, ergibt jedoch Sinn, schließlich spielen Entscheidungen eine wichtige Rolle in Dying Light 2. Wer sich also beispielsweise solo in Quest XY für Option A entschieden hat und dann einer Koop-Runde beitritt, deren Host Option B genommen hat, kann ja schlecht den darin erzielten Fortschritt in seine eigene Kampagne übernehmen. Und falls ihr euch fragt, wie das mit den Entscheidungen läuft, die ihr direkt im Multiplayer trefft: Hier gilt, dass der Host die finale Wahl fällt, wenn sich die Gruppe uneins ist.
Ganz wichtig: Cross-Play, sei es nun zwischen den Systemen der unterschiedlichen Hersteller oder auch bloß den Generationen innerhalb eines Konsolensystems, wird es zum Release von Dying Light 2 nicht geben. Techland hat aber nicht gesagt, wann diese Features kommen werden. Zum Start wird lediglich Cross-Play auf dem PC zwischen der Steam- und Epic-Games-Store-Version unterstützt.
Weniger Gewalt für deutsche Spieler
Das Thema Koop-Modus führt uns zu einem recht unerfreulichen Thema. Vorerst wird es nicht möglich sein, dass Spieler der deutschen Version mit denen anderer Fassungen gemeinsam zocken können. Der Grund dafür: Techland muss den Gewaltgrad in Dying Light 2: Stay Human entschärfen, da die ungeschnittene Fassung keine USK-Freigabe erhalten hat.
Nun könnte man angesichts dessen, dass der Vorgänger nach wie vor indiziert und nie in Deutschland erschienen ist, froh sein, dass Dying Light 2 immerhin überhaupt hierzulande auf den Markt kommt. Und laut den bisherigen Infos halten sich die Schnitte auch in Grenzen: Ihr werdet in der deutschen Version menschlichen Gegnern keine Gliedmaßen abtrennen können (Zombies hingegen schon) und könnt normalen NPCs, die keine Gefahr für euch darstellen, gar keinen Schaden zufügen.
Durch diese Einschränkungen wird Dying Light 2 sicherlich nicht schlechter. Es ist aber sehr fragwürdig, dass die USK der ungeschnittenen Fassung eine Freigabe ab 18 Jahren verwehrt hat, während ebenfalls sehr brutale Spiele wie The Last of Us: Part 2 und Red Dead Redemption 2 die scheinbar problemlos erhalten haben. Obendrein sind Dead Island und Dead Island: Riptide, die beide den gleichen Gewaltgrad wie Dying Light 2 haben, mittlerweile nicht mehr indiziert. Da scheint es ok zu sein, menschlichen Feinden den Kopf oder Arme abzutrennen, aber wenn es um Techlands neues Werk geht, kann man das volljährigen Spielern scheinbar nicht zumuten. Wie lautet nochmal die Definition des Wortes „Jugendschutz“?
Keine unproblematische Entwicklungsgeschichte
Wir kommen nicht umhin, euch darauf hinzuweisen, dass die Entwicklung von Dying Light 2: Stay Human offensichtlich nicht ohne Probleme verlaufen ist. Dazu müssen wir uns ja nur anschauen, wann der Titel ursprünglich mal hätte erscheinen sollen: im Frühjahr 2020. Doch im Januar jenes Jahres, als die Corona-Pandemie noch in ihren Kinderschuhen steckte und niemand daran geahnt hat, dass wenige Wochen später die gesamte Gaming-Branche zwangsweise ins Home Office gehen wird, verkündete Techland die Verschiebung von Dying Light 2 auf unbestimmte Zeit.
Nun kann man den Vorfall positiv sehen: Techland hat sich die Zeit genommen, um die Probleme, die das Spiel offensichtlich geplagt haben (ansonsten würde man ein Spiel nicht auf unbestimmte Zeit verschieben) zu beseitigen. Das erlaubt sich längst nicht jeder Hersteller – und ja, wir denken gerade an CD Projekt und DICE! Auf der anderen Seite wäre es natürlich besser gewesen, wenn es keine Komplikationen gegeben hätte und Dying Light 2 2020 erschienen sowie ein richtig tolles Spiel gewesen wäre.
Auch die zweite Verschiebung vom 7. Dezember 2021 auf den 4. Februar dieses Jahres kann man aus zweierlei Perspektiven betrachten. Die einen werden sagen: "Ja, gut so! Lieber zwei Monate länger warten, als zum Release von Bugs geplagt zu werden", die anderen: "Oh je, noch eine Verschiebung! Ist da was im Argen? Wird Dying Light 2 das nächste Cyberpunk 2077?" Ob die längere Wartezeit nun ein gutes oder schlechtes Zeichen ist, wird sich erst mit der Veröffentlichung zeigen. Es ist aber sicherlich ratsam, den persönlichen Hype im Zaum zu halten, um am Ende nicht zu sehr enttäuscht zu werden, sollte das Spiel technische Probleme aufweisen.
Doch die Verschiebungen sind nicht alles, was dem einen oder anderen Sorgen bereiten könnte. Letztes Jahr gab es Berichte darüber, dass die Entwicklung von Dying Light 2: Stay Human laut ehemaligen sowie (zumindest damals) aktuellen Mitarbeitern wirklich ein "totales Chaos" gewesen sei. Das Management habe den Entwicklern teilweise wenig kreative Freiheit gegeben und dessen Beharren darauf, mit der hauseigenen Chrome Engine 6 zu arbeiten, habe die Arbeiten verlangsamt. Sollten die damaligen Aussagen allesamt der Wahrheit entsprochen haben, wäre es kein Wunder, dass Dying Light 2 insgesamt um fast zwei Jahre verschoben worden ist.
Wir dürfen auch nicht die Geschichte mit Chris Avellone vergessen. Der erfahrene Game Designer und Comicbuchautor, der durch seine Arbeit an Klassikern wie Fallout 2 und Planescape: Torment berühmt wurde und in der jüngeren Vergangenheit unter anderem an Star Wars Jedi: Fallen Order sowie Divinity: Original Sin 2 mitgearbeitet hat, unterstützte Techland als Narrative Designer. Im Juni 2020 wurde er von drei Leuten der sexuellen Belästigung beschuldigt. Daraufhin gingen die Polen und er getrennte Wege. Zwar teilte Avellone später mit, dass er nicht für die Story von Dying Light 2 verantwortlich gewesen sei, sondern "nur" fünf bis sechs "Fallout: New Vegas"-artige Story-Entwürfe geschrieben habe, während all das, was im Spiel ist, von Techland selbst gemacht worden sei. Es ist also gut möglich, dass sein Ausscheiden gar keine sonderlich großen Auswirkungen auf die Entwicklung gehabt hat.
Der kontroverse „500 Stunden“-Tweet
Ein Extrakapitel in diesem Artikel hat der jüngste Marketing-Fail – anders kann man das nicht bezeichnen – von Techland verdient. Im Januar teilte das Studio per Twitter mit, dass ihr 500 Stunden benötigen werdet, wenn ihr alles machen wollt, was Dying Light 2: Stay Human zu bieten hat. Das so ohne weitere Erklärung in die Welt hinaus zu posaunen, war in zweierlei Hinsicht keine gute Idee.
Wenn ein Entwickler heutzutage damit prahlt, wie lange sein Spiel ist, weckt das bei vielen Spielern erst mal eine gewisse Vorsicht – und zwar nicht, weil sie denken, der Hersteller übertreibe ein wenig zwecks besseren Werbeeffekts und in Wahrheit ist die Spielzeit kürzer. Der Grund ist in Zeiten von Mammutwerken wie Assassin's Creed Valhalla, die sich ihre lange Dauer nicht wirklich verdient haben, eher der, dass sie befürchten, ein Spiel voller minderwertigem Füllkram serviert zu bekommen, der nur dazu da ist, die Spielzeit zu strecken. Und wenn Techland dann eine Zahl wie 500 Stunden nennt, ist es logisch, dass einige Leute besorgt sind.
Techland hat etwas Gutes auf die falsche Art beworben. Die Aussage des Tweets war einfach nur, dass ihr sehr viel Zeit mit Dying Light 2 verbringen könnt. Was die Polen aber eigentlich sagen wollten: Das Spiel hat einen enorm hohen Wiederspielwert, weil es so voller Entscheidungen mit teils großen Auswirkungen steckt, dass ihr nicht mal in zwei Durchgängen alles sehen werdet. Dying Light 2 einmal mitsamt allen Nebenquests (die ihr in einem Durchgang spielen könnt) durchzuzocken, soll knapp 80 Stunden dauern. Anstatt also auf die Spielzeit einzugehen, hätten die Macher beispielsweise eher tweeten sollen, wie viel Prozent des Inhalts man in einem Durchgang zu Gesicht bekommen kann.
To fully complete Dying Light 2 Stay Human, you'll need at least 500 hours—almost as long as it would take to walk from Warsaw to Madrid #stayhuman pic.twitter.com/Sk3KFpRJoA
— Dying Light (@DyingLightGame) January 8, 2022
Einschätzung
Dying Light 2: Stay Human ist eines der spannendsten Spiele dieses Frühjahrs – und das will was heißen, wenn wir bedenken, wie viele potenzielle Hochkaräter in den nächsten zwei bis drei Monaten auf den Markt kommen. Einen Überblick gibt unsere Most Wanted 2022. Wir sind uns auch ziemlich sicher, dass es ein spaßiges Erlebnis bieten wird. Dass Techland gute First-Person-Nahkämpfe und Parkour-Action sowie eine motivierende Progression designen kann, hat man mit seinen vorherigen Werken bewiesen. Aber ob Dying Light 2 ein herausragendes Spiel wird, hängt davon ab, ob die Entwickler sich wirklich in den beiden Bereichen verbessert haben, in denen sie vorher noch schwächelten.
Techland war noch nie ein Studio, das richtig gute Geschichten erzählt. Dying Light 2 soll hier die Wende bringen und mit seiner großen Entscheidungsfreiheit sogar noch mehr bieten als viele andere Spiele. Doch ob die Story wirklich so verzweigt ist, mehrere Spieler ganz unterschiedliche Handlungsverläufe erleben und ihre Entscheidungen sich so stark auf die Welt auswirken, wie die Macher es versprechen, da sind wir mal sehr vorsichtig. Obendrein bleiben wir skeptisch, was die Erkundung der offenen Welt betrifft. Wird es genug coole Dinge zu entdecken geben? Wie intensiv setzt Techland Environmental Storytelling ein? Gibt es versteckte Nebenquests oder Geheimnisse, die mehr als nur ein kleines Easter Egg sind? Oder durchsucht man am Ende doch nur jeden Innenraum, weil man bloß Crafting-Ressourcen benötigt? All dem werden wir zu gegebener Zeit in unserem Test auf den Grund gehen.