Diese Woche startet nach langer Wartezeit Season 9 in The Division 2. Richtigen Jubel löst das aber nicht aus.
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Es lebt! … Na ja, zumindest ist es noch nicht tot
Ich erinnere mich noch gut an den März 2020. Primär natürlich, weil da der erste Corona-Lockdown begann und unser aller Leben auf einmal völlig verändert hat. Aber ich habe es auch noch gut im Kopf, wie ich damals "Die Warlords von New York", die erste und bis heute einzige Bezahlerweiterung für The Division 2 gespielt habe. Die hat mir richtig gut gefallen und ich dachte: "So, und ab jetzt geht das Spiel richtig steil." …
Ja, da habe ich mich gewaltig geirrt. In den Folgemonaten versuchte Entwickler Massive Entertainment, die Community mit den Seasons und kleineren Events bei Laune zu halten. Was fehlte, war ein anhaltender Zustrom von neuen, wirklich spannenden Inhalten. Im Herbst 2020 erschien mit "Summit" nochmal ein cooler PvE-Modus, aber seitdem hat sich nicht viel im Endzeit-Washington und -Manhattan getan. Anfang 2021 kündigte Massive zwar einen neuen Modus für den Herbst jenes Jahres an, doch der wurde später auf 2022 verschoben. Aber nun steht er gemeinsam mit Season 9 vor der Tür, putzt sich bereits die Schuhe ab, hämmert seit Tagen wie wild gegen das Holz und darf übermorgen endlich eintreten. Erlebt The Division 2, das an sich zu den besten Online Games mit einer Open World gehört, ab dieser Woche seinen zweiten, nein, eigentlich schon seinen dritten Frühling?
Ich mach es kurz und schmerzlos: Nein, wird es nicht. Und das schreibe ich heute, wo ich aufgrund der Ankündigung zum ersten Mal seit gefühlten Ewigkeiten denke: "Hey, du könntest ja mal wieder The Division 2 spielen!" Das ist aber nicht unbedingt ein Widerspruch. Schließlich mag ich das Spiel trotz diverser Schwächen, vor allem in den Bereichen Story und Abwechslung (letztere ist kaum vorhanden), sehr und auch viel mehr als den Vorgänger. Und es ist echt lange her, dass ich das letzte Mal der US-Hauptstadt einen Besuch abgestattet habe – also rein virtuell, im echten Leben habe ich noch nie einen Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt. Ich habe einfach wieder Lust auf Looten, Leveln und vor allem Ballern in einem halbwegs glaubwürdigen, geerdeten Endzeit-Setting mit Third-Person-Shooter-Action und Waffen aus unserer heutigen Zeit. Die neuen Inhalte haben damit recht wenig zu tun.
Was das Update liefert
Im Wesentlichen bietet Season 9 von The Division 2 zwei richtige Neuerungen: den Modus "Countdown" und das Know-How-System. Letzteres ist eine Erweiterung des Progressionssystems, die es euch ermöglicht, eure Ausrüstung aufzuwerten, damit sie euch zusätzliche Buffs verleiht. Dazu müsst ihr die Items aktiv nutzen, damit sie quasi Erfahrungspunkte sammeln. Ist ein Gegenstand bereit für einen Levelaufstieg, müsst ihr bestimmte Ressourcen dafür investieren, um so die Werte des Rüstungsteils oder Argumentationsverstärkers zu erhöhen.
"Countdown" ist ein neuer PvE-Gruppeninhalt. Acht Spieler, aufgeteilt auf zwei Viererteams, müssen die Stabilität eines Kraftwerks wiederherstellen. Klar, dass sich ihnen dabei KI-Gegner in den Weg stellen. Es bleiben ihnen nur 15 Minuten, um einen Lockdown zu verhindern. Das klingt grundsätzlich spaßig, aber auch nicht nach einem Modus, den ich immer und immer wieder spielen würde. Der allein wäre niemals in der Lage, The Division 2 zu reanimieren. Ob das im Verbund mit dem Rest von Season 9 gelingt, wage ich aber auch stark zu bezweifeln. Und da bin ich nicht der Einzige.
Es bräuchte eine große Erweiterung …
Auf Reddit beklagen die Spieler, dass Massive Entertainment bekannt gegeben hat, dass es keinerlei Pläne für weitere kostenpflichtige DLCs gebe. Das Entwicklerteam werde an dem Season-Modell, das mit "Die Warlords von New York" eingeführt wurde, festhalten. Es sei aber auch dazu gesagt, dass mittlerweile ein deutlich kleineres Team an The Division 2 arbeitet, als es vor zwei Jahren noch der Fall war. Ist auch logisch, bedenken wir doch, dass bei Massive Entertainment mit Avatar: Frontiers of Pandora und einem "Star Wars"-Spiel gleich zwei große Open-World-Titel in der Mache sind.
The Division 2 ist es zudem nach anfänglichem Erfolg nicht gelungen, sich langfristig als Live Service Game neben anderen Loot-Shootern wie Destiny 2 und Warframe zu etablieren. Ubisoft denkt wohl noch, damit ein bisschen Geld verdienen zu können, sonst würde man keine neunte Saison finanzieren (die natürlich mit einem neuen Season Pass und weiteren, direkt im In-Game-Shop erhältlichen kosmetischen Items daherkommt). Aber allzu groß scheint das Vertrauen in The Division 2 nicht mehr zu sein.
… oder doch gleich einen Nachfolger?
Vielleicht sollte man einfach ein The Division 3 entwickeln, meint Reddit-Nutzer Zeus_Apollyon, der sehr enttäuscht von Season 9 ist: "Zwei Jahre darauf zu warten, ist einfach lachhaft." Und ja, irgendwas tief in mir gibt ihm recht. Aber zugleich sagt meine innere Stimme: "Hey, warum nicht versuchen, The Division 2 zu retten? Das wäre auch nicht das erste Mal, dass ein Spiel Wiedergutmachung leistet und sich damit großen Erfolg sichert." Man denke nur an No Man's Sky, Sea of Thieves oder Destiny. Ok, The Division 2 ist von Anfang an ein gutes Spiel gewesen, aber als Service Game hat es, so ehrlich muss ich sein, versagt. Das ist aber nichts, was sich nicht korrigieren ließe, sofern die Macher nochmal ein gewisses Maß an Energie und Ubisoft ein gewisses Budget investieren würden.
Reddit-Nutzer bartex69 sagt es schön: "Spieler mögen Wiedergutmachung. Sie sind bereit, Spielen eine vierte und fünfte Chance zu geben, WENN das Studio Einsatz und große Dinge für die Zukunft zeigt." Er selbst werde für das neue Update zurückkehren, merkt aber kritisch an, wie The Division 2 mit lediglich neuen "Manhunt"-Zielen und vielleicht noch weiteren Spielmodi in der Zukunft mit anderen Service Games mithalten soll. "Wer will darin [Zeit] investieren, wenn es Destiny, Lost Ark, Final Fantasy XIV, jedes x-beliebige Einzelspieler-RPG sowie haufenweise japanische und koreanische MMOs gibt?", sagt bartex69. Er zieht obendrein den Vergleich zu Genshin Impact. Dessen Entwickler miHoYo mache einen besseren Job, die Spieler bei der Stange zu halten, als Ubisoft im Fall von The Division 2, obwohl der französische Publisher das viel größere Unternehmen ist.
Nicht nur er, auch andere stellen infrage, dass sich rein mit dem Verkauf von Season-Pässen und kosmetischen Items genug Geld einspielen lässt, damit sich die Weiterentwicklung von The Division 2 trägt. Allerdings spielt hierbei eben eine große Rolle, dass das Team dahinter mittlerweile recht klein ist und somit auch keine immens hohen Kosten mehr verursacht. Um einen richtigen Story-DLC zu entwickeln, bräuchte man wiederum mehr Leute, die daran arbeiten. Das würde eine größere Investition seitens Ubisoft erfordern und dann wäre auch wieder das Risiko eines Verlustgeschäftes höher.
"Don't call it a comeback!"
Es ist eine verzwickte Situation: Einerseits müsste Season 9 viele Spieler anlocken (egal ob Neueinsteiger oder Rückkehrer), die reichlich Geld in die Kassen spülen, damit Ubisoft signalisiert wird: "Hey, die Leute haben noch Bock auf The Division 2, wenn es denn genug spannende Inhalte gibt, für die es sich lohnt, Zeit und Geld zu investieren." Andererseits kann ich angesichts des Angebots, das uns Massive nun nach anderthalb Jahren der Content-Flaute macht, niemandem guten Gewissens dazu raten, wieder Geld für das Spiel auszugeben.
Ich find's ja toll, dass Ubisoft The Division 2 nicht komplett aufgibt und den Serverbetrieb einstellt (was die Franzosen ja ganz gerne mal im Fall älterer Spiele machen). Aber ein PvE-Modus, der nur geringen Wiederspielwert zu haben scheint, eine leicht erweiterte Progression und Event-Inhalte kommen eben auch weniger einem chirurgischen Eingriff mit großen Erfolgschancen und mehr Maßnahmen, die das Leben einfach nur noch um ein paar Wochen verlängern sollen, gleich. Wie in der Überschrift geschrieben: Ja, The Division 2 ist noch nicht tot, aber quicklebendig kann man seinen Zustand auch nicht nennen.