Der Beginn der PS5- und Xbox-Series-X-Ära ist hoffentlich das Ende des Geschäfts mit Remasters.
Schluss mit Remasters!
In Zeiten der PlayStation 3 und Xbox 360 ging es los, in der Ära von PS4 und Xbox One hat es seinen Höhepunkt erreicht: das Geschäft mit Remasters. Spielehersteller dachten sich irgendwann, man könnte es ja genauso wie die Filmindustrie machen. Die veröffentlicht auch alte Klassiker immer wieder in neuen Versionen für das Heimkino, wenn sich etwa eine neue Form von Datenträger etabliert hat, die mehr Speicherplatz bietet als ihre Vorgängerinnen und deshalb Videomaterial mit höherer Auflösung erlaubt.
Seit der vorletzten Konsolengeneration sind wir nun schon mit Remastered-Versionen und Definitive Editions bestens vertraut. In all den Jahren wurden sehr viele Spiele mit besserer Grafik, vielleicht sogar so manchen Komfortoptimierungen und im besten Fall mit frischen Inhalten neu aufgelegt. Es gibt so einige Beispiele für richtig gute Remasters, zum Beispiel die Neuauflagen von Dark Souls oder Call of Duty 4: Modern Warfare. Sogar auf Nintendo-Konsolen finden sich gelungene Remasters, die ihr Geld wert sind. Man denke nur mal an die fantastische Definitive Edition von Xenoblade Chronicles, die im Frühling dieses Jahres für die Switch erschienen ist.
Aber auf jedes gelungene Remaster fallen gefühlt zehn mittelprächtige, bei denen die Entwickler bloß die Auflösung hochgeschraubt und hier und da vielleicht mal eine Textur etwas schärfer gemacht haben. Erst vor wenigen Wochen hat Electronic Arts Need for Speed: Hot Pursuit Remastered veröffentlicht, das zwar auf dem Papier viele technische Verbesserungen haben mag, von denen man im Spiel selbst aber nicht viel sieht. Das deutlich günstigere Original, das kaum schlechter aussieht, kann man als PC-Spieler aber mittlerweile gar nicht mehr auf Steam kaufen. Schließlich sollen die Leute ja zur 30 Euro teuren Neuauflage greifen. Ach ja, deren Verbesserungen gibt es natürlich nicht als kostenlosen Patch für alle Besitzer der Urfassung.
Remasters sind einfach überflüssig geworden
Solche Geschichten werden von nun an hoffentlich der Vergangenheit angehören. Die PlayStation 5 und Xbox Series X machen es schließlich absolut überflüssig, kostenpflichtige Remasters von Spielen der vorherigen Konsolengeneration zu veröffentlichen. Die Gründe dafür nennen sich Abwärtskompatibilität und Next-Gen-Upgrades beziehungsweise im Fall der Xbox-Familie Smart Delivery.
Ich selbst habe nur Erfahrungen mit der PlayStation 5 gemacht. Die ist nur zu ihrer direkten Vorgängerin abwärtskompatibel, aber fast alle PS4-Spiele sind lauffähig und ein paar der First-Party-Titel nutzen die Power der PS5 sogar, um mit höherer Bildrate zu laufen. Das Paradebeispiel ist Ghost of Tsushima, das ihr im Leistungsmodus mit durchgehend 60 FPS erlebt. Wenn ich dann noch daran denke, das man eben für diverse Spiele der vorherigen Generation kostenlose Next-Gen-Upgrades erhält und sie sich nicht nochmal kaufen muss, um sie auf der neuen Hardware genießen zu können, kann ich nur zu dem Schluss kommen, dass dies das Ende von Remasters bedeutet.
Ghost of Tsushima mit Performance-Boost auf der PS5 ist quasi ein Remaster. Klar könnte Entwickler Sucker Punch noch ein Update liefern, das noch einen Modus für natives 4K (dann aber sicherlich nur mit 30 FPS) und vielleicht noch andere grafische Aufwertungen enthält. Aber so was dann als Remaster zu verkaufen, wäre aus Spielersicht absoluter Quatsch.
Bloodborne Remastered? Aber bitte als Gratis-Upgrade!
Gleiches gilt für Spiele, für die es derzeit weder ein PS5-Upgrade gibt noch einen Patch, der die Leistung auf der neuen Konsole verbessert. Bestes Beispiel: Bloodborne. Leider läuft das Action-RPG auf der PlayStation 5 immer noch mit nur 30 FPS. Fans wie ich hoffen, dass From Software eines Tages ein Update liefert, das 60 Bilder pro Sekunde ermöglicht. Wenn es das jedoch nur in Form eines Remasters gäbe, für das wir extra zahlen müssten, wäre das eine Frechheit.
Klar ist das Ganze mit Aufwand verbunden, denn in Bloodborne richten sich sämtliche Animationen nach den 30 FPS. Da einfach nur einen Zahlenwert zu ändern, um die Bildrate zu erhöhen, würde nicht ausreichen, weil dann einfach alles mit doppelter Geschwindigkeit laufen würde. Die Entwickler müssten also bedeutend mehr Arbeit investieren und das kostet Geld. Aber dann soll Sony eben eine offizielle PS5-Version in den Handel bringen und allen Besitzern der PS4-Fassung ein kostenloses Upgrade anbieten, wie es mittlerweile zum guten Ton gehört.
Ach, es gibt ja schon ein PS5-Remaster
Jedoch ist Sony auch das erste Unternehmen, das bereits ein Remaster für die neue Generation veröffentlicht hat. Wer nämlich Marvel's Spider-Man auf der PlayStation 5 mit 60 FPS oder in nativem 4K und mit Raytracing erleben möchte, muss die 80 Euro teure Ultimate Edition der Standalone-Erweiterung Marvel's Spider-Man: Miles Morales kaufen. Die Neuauflage des Hauptspiels gibt es weder separat noch als Gratis-Upgrade für Spieler des PS4-Originals. Nachdem Microsoft Smart Delivery eingeführt hat und auch viele Hersteller ihre PS5-Upgrades auf ähnlichem Weg vermarkten, ist diese Strategie von Sony meiner Ansicht nach nicht gutzuheißen.
Ausnahmen für Retro-Spiele
Es wäre etwas anderes, wenn ein Hersteller einen alten PS3- oder Xbox-360-Titel auf die neue Konsolengeneration bringen wollen und sich dabei richtig viel Mühe geben würde, damit das jeweilige Spiele möglichst zeitgemäß aussieht – wobei wir Spieler uns dann wohl lieber schon ein richtiges Remake wünschen würden, was aber bedeutend aufwändiger wäre somit auch viel mehr Produktionskosten verschlingen würde.
Dass EA nun im nächsten Jahr Mass Effect 1 bis 3 neu auflegt, die allesamt aus der vorletzten Hardware-Generation stammen, geht vollkommen in Ordnung, sofern Entwickler BioWare auch wirklich größere grafische (und im Fall von Teil 1 hoffentlich auch spielerische) Verbesserungen vornimmt. Aber Remasters von PS4- und Xbox-One-Titeln für 30, 40 oder noch mehr Euro ohne kostenloses Upgrade für Besitzer der Originale will ich nicht mehr sehen. Die Hersteller haben nun gezeigt, dass es auch wesentlich kundenfreundlicher geht und dabei soll es bitte auch bleiben.