World of Tanks hat in den letzten 10 Jahren quasi im Alleingang Wargaming dazu verholfen, ein großer Konzern zu werden.
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Zehn Jahre Panzerschlachten
Wir haben 100 Leute gefragt: "Nennen sie uns ein Free-to-Play-Spiel für den PC!" Die Top-Antwort: World of Tanks... Na gut, ihr habt uns erwischt. Wir haben keine 100 Leute gefragt und hätten wir es getan, wäre vielleicht auch nicht das Panzerspiel, sondern Fortnite oder League of Legends die am häufigsten genannte Antwort gewesen. Aber zum einen war es für uns zu verlockend, diese Anspielung auf das gute alte "Familienduell" zu machen. Zum anderen sind wir uns sicher, dass World of Tanks trotz der großen Konkurrenz das Zeug hätte, die Top-Antwort zu werden. Denn immerhin ist es ein enorm bekanntes Spiel und noch dazu feiert es in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag.
Wie alles begann
Am 12. August 2010 ist World of Tanks offiziell erschienen, zunächst aber nur in einer russischen Fassung. Zu uns hat es der Titel am 12. April 2011 geschafft. Bis dahin war der Weg für den Entwickler Wargaming aber schon ziemlich lang. Denn wer denkt, dass das Unternehmen vor World of Tanks nichts gemacht hat, irrt sich. Die weißrussische Firma existiert bereits seit 1998. Damals wurde sie von Victor Kislyi in der Landeshauptstadt Minsk gegründet. Und was wollte Kislyi machen? Nein, nicht etwa ein Panzerspiel. Lange Zeit entwickelte Wargaming Rundenstrategiespiele. Das Erstlingswerk DBA Online, die Adaption eines Tabletop-Spiels, erlangte noch nicht sonderlich viel Bekanntheit, Massive Assault von 2003 hingegen setzte sich auf dem internationalen Markt durch und war sogar der Beginn einer Serie. Bis 2006 veröffentlichte Wargaming vier Teile der Sci-Fi-Reihe, in der Mechs auf den Schlachtfeldern wüten.
2009 wandte man sich von der Rundenstrategie ab und wechselte zur Echtzeitalternative. Zusammen mit Square Enix veröffentlichte man Order of War und befasste sich da auch erstmals mit dem Szenario des Zweiten Weltkriegs. Parallel dazu begann Wargaming mit den Arbeiten an dem Spiel, das dem Unternehmen zu ganz großem Erfolg verholfen und dieses Jahr sein großes Jubiläum hat.
Von der Nische in den Mainstream
Dass World of Tanks einmal ein so immens großer Hit werden würde, für den sich weltweit eine Spielerzahl im neunstelligen Bereich registriert, hätte vor zehn Jahren wohl niemand gedacht. Denn warum sollte ein Panzerspiel so große Beliebtheit erlangen? Es ist ja nicht so, dass es zuvor gar keine Spiele dieser Art gegeben hätte. 1999 servierte uns etwa der deutsche Entwickler Wings Simulations – den später leider der riesige Misserfolg des ambitionierten, aber in desaströsem Zustand veröffentlichten Multiplayer-Shooters Söldner: Secret Wars das Genick brach – mit Panzer Elite eine 3D-Simulation, in der ihr auf deutscher oder alliierter Seite an Schlachten des Zweiten Weltkriegs teilnehmt. Und das ist nur einer von vielen Titeln, in denen ihr Platz am Steuer gewaltiger Kettenfahrzeuge nehmt und die vor World of Tanks erschienen sind. Ihre Fans mögen sie gefunden haben, doch sie blieben stets in ihrer Nische. Auf dem Massenmarkt spielten Panzerspiele keine Rolle.
Das änderte sich mit World of Tanks. Das Spiel startete direkt durch und zählte schon kurz nach der Veröffentlichung auf dem europäischen sowie amerikanischen Markt über drei Millionen registrierte Nutzer. Für einen Titel von einem verhältnismäßig kleinen Entwickler aus Weißrussland war das sehr beachtlich. In den Folgejahren kamen viele weitere Spieler hinzu, die World of Tanks zumindest mal ausprobieren wollten. Ein nicht unerheblicher Teil von ihnen konnte sich nicht mehr von dem Spiel losreißen. Das erlaubte es Wargaming nicht nur, mehr Ressourcen in die Weiterentwicklung zu stecken, sondern auch zu wachsen.
Nach den Panzern rollt auch der Rubel
Aus dem kleinen Strategiespielentwickler, der auf die Unterstützung durch Publisher angewiesen war, wurde ein gigantisches Unternehmen mit Sitzen und Tochterfirmen in mehreren Ländern. Mittlerweile hat man Teams in Sankt Petersburg, Paris, Kiew, Seoul, Chicago, Baltimore, Berlin, Kopenhagen, Helsinki, Moskau und Guildford. Der Hauptsitz von Wargaming ist dabei gar nicht mehr in Weißrussland, auch wenn sich dort immer noch das größte hauseigene Entwicklerstudio befindet, sondern in Nikosia auf Zypern.
Wargaming hat mehrere 1000 Mitarbeiter und ist bekannt für große Feste, die man sowohl für die eigene Belegschaft als auch die Fans veranstaltet. Auch die gamescom-Partys, zu denen man in den vergangenen Jahren Presse- und Branchenvertreter eingeladen hat, konnten sich sehen lassen. Da wurden gerne auch mal internationale Musikstars wie Skrillex und LMFAO nach Köln eingeflogen, um auf der eigenen Fete so richtig für Stimmung zu sorgen.
Auch ohne Geldeinsatz viel Spielspaß
All das wäre nicht möglich gewesen ohne den Erfolg von World of Tanks. Verantwortlich für dessen Erfolg ist sicherlich nicht nur das Free-to-Play-Modell. Kostenlose Computerspiele gab es schließlich schon vorher. Die Qualität spielt eine ebenso wichtige Rolle. World of Tanks überzeugt seit Anbeginn mit gutem Gameplay. Es hält wunderbar das Gleichgewicht zwischen Anspruch und Action. Es ist keine knallharte Simulation, für die ihr einen speziellen Controller braucht – ein normales Gamepad oder eben Maus und Tastatur reichen vollkommen aus. Gleichzeitig ist World of Tanks kein simples Arcade-Spiel.
Wargaming hat etwas produziert, das leicht zugänglich, aber schwer zu meistern ist und ausreichend Tiefgang bietet. Zudem ist es mittlerweile ein wahres Inhaltsmonster. In World of Tanks finden sich heutzutage leichte, mittlere, schwere und Jagdpanzer sowie Selbstfahrlafetten aus elf Nationen. Das Spiel bietet Hunderte Modelle aus der Zeit zwischen den Dreißiger- und Sechzigerjahren. Der Fokus liegt auf Maschinen aus der Ära des Zweiten Weltkriegs. Wie sich das für ein Service- und Free-to-Play-Spiel gehört, sind die meisten Fahrzeuge Teil eines umfangreichen Progressionssystems. Bis ihr alle Vehikel freigeschaltet habt, vergehen dank des regelmäßigen Nachschubs Jahre, sofern ihr kein Geld investieren wollt. Dennoch gilt das Geschäftsmodell als weitestgehend fair, trotz spezieller Premiumpanzer, die ihr euch nicht einfach so erspielen könnt.
"Was mit Panzern klappt, muss auch mit anderen Maschinen funktionieren"
Auf dem Erfolg der PC-Version von World of Tanks hat Wargaming aufgebaut. Im Laufe der Jahre folgten nicht nur Konsolenfassungen und die Ableger World of Tanks Blitz (ein etwas simpleres Mobilegame) sowie World of Tanks Generals (Sammelkartenspiel, dem jedoch 2017 der Hahn abgedreht wurde), sondern auch zwei andere Spiele mit ähnlichem Konzept: 2013 erschien World of Warplanes, 2015 World of Warships.
Für ersteres tauschte Wargaming die behäbigen Panzer gegen wendige Flugzeuge, in letzterem kämpft ihr mit Kriegsschiffen auf hoher See. An den riesigen Erfolg von World of Tanks konnten bislang aber beide Titel nicht anknüpfen. Während World of Warships sich ganz respektabel schlägt, scheint World of Warplanes all die Jahre nicht auf dem Radar vieler Spieler gewesen zu sein. Ein deutliches Indiz dafür: Als einziges der drei Spiele hat es bis heute nicht den Weg auf andere Plattformen abseits des PCs gefunden.
Ist World of Tanks ein One-Hit-Wonder?
Allgemein sieht es so aus, dass World of Tanks zwar ein Riesenerfolg ist, der das enorme Wachstum von Wargaming gefördert hat, aber zugleich auch die Lebensversicherung für das Unternehmen in seiner derzeitigen Größe. Man hat zwar in den jüngeren Jahren versucht, auch mit komplett anderen Spielen Geld zu verdienen, etwa mit der Wiederbelebung des Strategiespielklassikers Master of Orion und dem Hack and Slay Pagan Online, doch beides konnte sich nicht auf dem Markt etablieren. Als nächstes veröffentlichen die Weißrussen einen Taktik-Shooter namens Caliber, der sowohl PvE- als auch PvP-Inhalte bieten und viel Wert auf Teamplay legen soll. Vergangenes Jahr kündigte man ihn im Zuge der gamescom an, ein Release-Termin ist aber nach wie vor nicht bekannt und der Start der Closed Beta steht noch aus.
Ob es Wargaming nochmal gelingen wird, einen ähnlich großen Erfolgstitel wie World of Tanks auf den Markt zu bringen, steht in den Sternen. Doch viele andere Hersteller wären heilfroh, wenn sie auch nur ein halb so erfolgreiches Spiel hätten. Die Firma hat mit World of Tanks alles richtig gemacht. Mit regelmäßigen Inhalts-Updates hält Wargaming sein Baby stets frisch. Vor zwei Jahren unterzog man es sogar einer umfangreichen technischen Überarbeitung und möbelte die etwas angestaubte Grafik so sehr auf, dass World of Tanks wieder richtig zeitgemäß aussieht.
Erfolg schafft Konkurrenz
Dieser Treue zum eigenen Produkt ist es auch zu verdanken, dass sich der Titel so wacker auf dem Markt hält und der Konkurrenz keine Chance zum Überholen lässt. Die ist selbstverständlich vorhanden. Wenn ein Hersteller mit einem Produkt erfolgreich ist, gibt es eben immer Nachahmer. World of Tanks hat vielleicht nicht eine Welle von Panzerspielen losgetreten, wohl aber von Actionspielen, in denen ihr ausschließlich mit Fahrzeugen Gefechte austragt. Der namhafteste Widersacher für Wargaming ist sicherlich Gaijin Entertainment mit War Thunder. Jenes Spiel begann mit dem Schwerpunkt auf Flugzeugschlachten, mittlerweile finden sich aber auch Panzer und Schiffe in dem Spiel. Was Wargaming auf drei einzelne Werke aufteilte, packte der Mitbewerber in einen einzigen Titel. Gaijin fährt mit dieser Strategie gut, mit den Zahlen von World of Tanks kann man aber längst nicht mithalten.
Es gibt noch so viele andere Vehikel-Actionspiele im Free-to-Play-Segment, die ihren Entwicklern ein Stück vom Kuchen verschaffen sollten: Crossout (Endzeitszenario, ebenfalls Gaijin), Armored Warfare (moderne Panzer, My.com), Dreadnought (Raumschiffe, entwickelt vom Berliner Studio Yager Development) – die Liste der Spiele, bei denen World of Tanks als Schablone hergehalten hat, ist lang. Aber keines hat so viel Ruhm erlangt wie das Original. Ob sie es schaffen, zehn Jahre alt zu werden? Daran darf zumindest gezweifelt werden.
Ein runder Geburtstag muss im großen Stil gefeiert werden
World of Tanks ist ein Sensationserfolg und wird das vermutlich auch noch die nächsten Jahre bleiben. Dass Wargaming also sehr viel Aufwand in die In-Game-Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum steckt, ist nicht verwunderlich. Auch wenn der Geburtstag eigentlich erst im August ist, beginnt das passende Event schon diese Woche. Allerdings ist das auch in fünf Akte unterteilt, die den Zeitraum bis Oktober abdecken. Somit feiert Wargaming das Jubiläum von World of Tanks ein halbes Jahr lang. Da kann man auch schon mal drei, vier Monate im Voraus damit anfangen, oder? Mehr dazu erfahrt ihr bei den Kollegen von Browsergames.de.