Die Rückkehr zu PlayerUnknown's Battlegrounds zeigt: Es hat trotz Macken nach wie vor Aufmerksamkeit verdient.
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Darum ist das Original heute noch faszinierend
"Wer braucht heute noch PUBG?" Das ist eine Einstellung, die mittlerweile sicherlich ziemlich viele Battle-Royale-Fans haben. Klar, PlayerUnknown's Battlegrounds, wie der Shooter offiziell heißt, hat den Hype um diese Art des Multiplayer-Spiels entfacht. Es war nicht das erste Battle-Royale-Spiel, aber die erste komplett eigenständige Kreation von Brendan Greene, der mit einer Mod für die DayZ-Mod für ArmA 2 das Battle-Royale-Spielprinzip begründet hat. Und erst der riesige Erfolg von PUBG hat dazu geführt, dass Battle Royale zu einem unter Spielern allseits bekannten Begriff geworden ist.
Der Ruhm des Spiels aus Südkorea ist jedoch verblasst. Verantwortlich dafür sind zum einen die zahlreichen Probleme gewesen, die PlayerUnknown's Battlegrounds selbst nach dem offiziellen Release im Dezember 2017 noch plagten (Bugs, enttäuschende Performance, Cheater). Zum anderen ist es Fortnite, genauer gesagt dessen kostenloser Battle-Royale-Modus, der im September 2017 erschienen ist und es innerhalb weniger Monate geschafft hat, PUBG in Sachen Spielerzahlen zu überholen. Mit Call of Duty: Black Ops 4 und Apex Legends gibt es mittlerweile weitere hochkarätige Konkurrenten. Letzterer Titel ist meiner Meinung nach sogar das beste Battle-Royale-Spiel (zum Test), das mit jedem der anderen drei großen Genrevertreter den Boden aufwischt. PlayerUnknown's Battle Royale hingegen ist eindeutig das schwächste der vier Spiele – und doch will ich es nicht missen.
Wie alles begann
Bevor ich auf den heutigen Status von PUBG und darauf, warum ich es erst seit kurzer Zeit wieder regelmäßig sowie mit viel Freude spiele, eingehe, möchte ich erst mal meine Battle-Royale-Historie bis dato skizzieren. Mit dem Hit von Bluehole beziehungsweise PUBG Corporation fing im Frühjahr 2017 alles an. Das Actionspiel erschien auf Steam als Early-Access-Version. Das Prinzip klang lustig und ich schlug direkt zum Early-Access-Release zu. Es zeigte sich zwar, dass der Titel technisch einige Probleme hatte, aber zum einen dachte ich mir, dass das ja bei einem Early-Access-Spiel quasi dazugehört, zum anderen machte PUBG Spaß. Sehr viel Spaß.
Anfangs zog ich noch ganz allein über "Erangel", die erste Map, die in PlayerUnknown's Battlegrounds spielbar war. Mir fehlten eben ein oder mehrere feste Mitspieler und mit Fremden wollte ich nicht in einem Team zocken. "Das funktioniert in so einem Spiel doch eh nicht", war mein Gedanke. Nach einiger Zeit stießen aber weitere Leute hinzu und so waren wir irgendwann immer mindestens zu zweit. Der Spielspaß stieg mit jedem weiteren Kameraden exponentiell an. Die vielen Macken, die das Spiel hatte und teilweise bis heute immer noch hat, waren uns nicht egal, aber sie minderten das Vergnügen nur minimal.
Wir gehen fremd
Es gab ja auch keine vernünftige Alternative. Für mich und meine Kumpels galt das über ein Jahr lang. Fortnite Battle Royale reizte uns kein Stück. Zum einen passte die bunte, kindliche Comicoptik in unseren Augen weniger zu dem Spielprinzip als der realistische Look von PUBG, zum anderen waren wir keine Fans des Bauaspekts. Die erste Verlockung, PlayerUnknown's Battlegrounds links liegen zu lassen, folgte erst 2018. Im September jenes Jahres fand die "Blackout"-Beta von Call of Duty: Black Ops 4 statt. Ohne große Erwartungen probierten wir den Battle-Royale-Modus des Ego-Shooters aus. Eine große Map, Fahrzeuge, mindestens 80 Spieler – wie sollte das nur in einem Call of Duty funktionieren? Doch die Skepsis legte sich schnell. Die Beta machte enorm viel Spaß und als die Server offline gingen, blickten wir sehnsüchtig dem Release von Black Ops 4 im Oktober 2018 entgegen.
Die Tage von PUBG waren damit in unserer kleinen Truppe gezählt. Call of Duty: Black Ops 4 bot schließlich auch eine realistische Optik, spielte sich aber deutlich flüssiger. Zum absoluten Dauerbrenner reichte es letztendlich jedoch nicht. Das hatte zwei Gründe: Auf der einen Seite war mir die "Blackout"-Map zu klein für die Spielermassen. Deshalb war es nahezu unmöglich, nicht direkt nach der Landung schon auf andere Spieler zu treffen, die natürlich schneller gute Waffen gefunden hatten und noch dazu die besseren Schützen waren. Das artete irgendwann in Frust aus.
Ein Hit aus dem Nichts
Grund Nummer 2 war Apex Legends. Mit der überraschenden Veröffentlichung jenes Free-to-Play-Spiels im Februar dieses Jahres trafen Electronic Arts und Entwickler Respawn Entertainment voll ins Schwarze. Apex Legends ist nicht nur kostenlos, sondern auch verdammt gut. In Sachen Spielbarkeit ist es eine Lehrstunde für die anderen Battle-Royale-Spiele, die Helden mit ihren Fähigkeiten haben frischen Wind in das Genre gebracht, das Gunplay ist fantastisch und die Map des Spiels hervorragend designt.
"Lang lebe der König!", würde ich laut ausrufen und für mich ist und bleibt Apex Legends auch der Referenztitel unter den Battle-Royale-Spielen. Trotzdem spiele ich nun wieder viel mehr PUBG. Woran liegt das? Nun ja, im Grunde fing es damit an, dass ich auch mal allein spiele wollte, wenn die Mitspieler mal keine Zeit hatten. Bloß hat Apex Legends keinen Solomodus. Dank des nützlichen, cleveren Ping-Systems ist es zwar schon ganz gut machbar, mit Fremden im Team zu spielen und Erfolge zu feiern, aber es macht halt nicht ganz so viel Spaß wie mit Freunden. Mit Black Ops 4 habe ich abgeschlossen und Fortnite ist einfach nicht mein Bier, also blieb nur noch PlayerUnknown's Battlegrounds.
Viel passiert während meiner Abwesenheit
Ich installierte also den Titel, mit dem ich schon Hunderte Stunden verbracht, den ich aber fast ein Jahr lang nicht mehr angerührt hatte. In dieser Zeit hat sich einiges verändert. Nicht nur, dass mittlerweile mit "Vikendi" eine vierte Map hinzugekommen ist und weitere Waffen sowie Fahrzeuge implementiert wurden, auch drumherum hat sich einiges getan. Das Meisterschaftssystem für Waffen zum Beispiel, über das sich kosmetische Inhalte freischalten lassen, gab es nicht, als ich PUBG zuletzt 2018 gespielt hatte.
Auch die täglichen Herausforderungen, die Battle Points einbringen, waren für mich etwas Neues. Noch dazu stellte ich fest, dass sich die Performance deutlich verbessert hat. Auf "Ultra"-Einstellungen spielen und dabei konstant hohe FPS haben? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass das damals möglich gewesen wäre.
"Viel zu lernen, du noch hast, PUBG"
PlayerUnknown's Battlegrounds ist während meiner Seitensprünge mit Black Ops 4 und Apex Legends zu einem besseren Spiel geworden. Aber es ist dennoch, rein objektiv betrachtet, das schlechtere Produkt. Es ist grafisch auf einem niedrigeren Niveau, die Karten sind weniger clever designt und vor allem die Bedienung ist nach wie vor deutlich missratener. Allein das Aufsammeln von Items ist so viel unkomfortabler als in Apex Legends, da es nur dann wirklich schnell geht, wenn ich das Inventar öffne, anstatt die Objekte mit der "F"-Taste vom Boden aufzuklauben, was immer eine Animation hervorruft.
Im Spiel von Respawn Entertainment rüste ich Waffen in Sekundenschnelle aus. Finde ich einen Aufsatz für eine meiner Knarren, muss ich ihn nur einsammeln und er landet automatisch auf dem Schießprügel. Tausche ich Waffe A gegen Waffe B, werden alle passenden Verbesserungen ohne mein Zutun übertragen. All das geht in PlayerUnknown's Battlegrounds nicht. Finde ich ein besseres Sturmgewehr als das, was ich aktuell tragen, muss ich händisch alle Aufsätze vom alten Tötungswerkzeug abmontieren, dann den neuen Argumentationsverstärker ausrüsten und die Upgrades wieder einzeln anbringen. Das ist lästig und kostet wertvolle Zeit. Komfort ist für PUBG auch anderthalb Jahre nach dem Early-Access-Ende ein Fremdwort.
Das Tempo macht den Unterschied
Dennoch spiele ich Brendan Greenes Baby (er arbeitet mittlerweile aber an einem anderen Projekt) wieder sehr gerne. Es ist nicht bloß eine Alternative zu Apex Legends, wenn mir mal wieder die Mitspieler fehlen. Es ist ein Spiel, dass genau deshalb nach wie vor seine Daseinsberechtigung hat, weil es so anders ist als die restlichen Battle-Royale-Shooter. Fortnite, Call of Duty: Black Ops 4, Apex Legends – sie alle sind vor allem eines: schnell. Speziell letzterer Titel hat ein hohes Tempo und spielt sich mit seinen Rutschpartien über den Boden und der Tatsache, dass es keinerlei Fallschaden gibt, fast wie ein klassischer Arena-Shooter – nur mit dem Unterschied, dass die Arena ziemlich groß und weitläufig ist.
Wenn Apex Legends ein Gepard wäre, wäre PlayerUnknown's Battlegrounds eine Schildkröte. Es ist ein sehr viel langsameres Spiel. Das ist einerseits durch die vergleichsweise niedrige Laufgeschwindigkeit (selbst im Sprint) und die geringere Agilität der Spielercharaktere begründet, andererseits aber vor allem durch die Karten. Die Map von Apex Legends bietet viele Engpässe, die die weitläufigeren Areale miteinander verbinden, und hat bedeutend weniger Fläche als "Erangel" oder "Miramar" aus PUBG, die zudem mehr offenes Gelände bieten. Hier bin ich viel mit Laufen von A nach B beschäftigt, weil die Distanzen einfach größer sind.
Zudem kommt es seltener zu Gefechten mit anderen Spielern. Auf den 64 Quadratkilometer von "Erangel" beispielsweise verteilen sich die bis zu 100 Leute deutlich mehr als in der "Königsschlucht" von Apex Legends. Wer es darauf anlegt, sich direkt zu Beginn mit Gegnern zu duellieren, landet einfach in einer der größeren Städte. Ich will mich in den meisten Fällen aber erst mal in Ruhe ausrüsten, also wähle ich die etwas abgelegeneren Flecken Erde als Landepunkte und erreiche mein Ziel damit auch in den meisten Fällen.
Immer noch einzigartig
Das langsamere Tempo harmoniert wunderbar mit dem realistischeren Ansatz von PlayerUnknown's Battlegrounds. Nach wie vor ist einfach deutlich, dass der Titel der Erbe einer Mod für ArmA 2 und 3 ist, die Hardcore-Militärsimulationen von Bohemia Interactive. PUBG ist in Sachen Waffenverhalten und Kugelphysik nicht ganz so anspruchsvoll, aber auch alles andere als ein Arcade-Shooter wie die Konkurrenten. Und damit hat es immer noch eine einzigartige Rolle innerhalb des Battle-Royale-Genres inne.
Wer Lust auf das Prinzip hat, aber eben ein realistischeres Gameplay bevorzugt, für den gibt es keine Alternative zu PUBG. Ja, die Konkurrenz ist rein handwerklich in nahezu allen Belangen besser. PlayerUnknown's Battlegrounds hat sehr viele Ecken und Kanten. Vor allem die Bedienungsmacken sind ein Kritikpunkt, über den auch ich nur schwer hinwegsehen kann. Das macht PUBG aber noch nicht zu einem schlechten Spiel. Würde ich es heute einem richtigen Test unterziehen, würde ich vermutlich drei von fünf Sternen vergeben. Mehr wäre aufgrund der Mängel wohl kaum angebracht. Aber wenn man eben genau das Spielgefühl haben möchte, das PlayerUnknown's Battlegrounds bietet, und mit den Kritikpunkten leben kann, lohnt es sich, Zeit in den Shooter zu investieren. Ich habe wieder richtig viel Spaß damit. Mit Mitspielern werde ich aber vermutlich auch in Zukunft eher Apex Legends zocken. Das ist halt doch das wesentlich bessere Spiel.