Jüngst war der "Battle Royale"-Modus von Call of Duty: Black Ops 4 erstmals spielbar. Wir haben ums Überleben gekämpft.
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Call of Duty – Black Ops 4: Freude am Blackout
Man mag viel über die Einzelspielerkampagnen der jüngeren „Call of Duty“-Teile meckern können. Die Entscheidung von Entwickler Treyarch, bei Black Ops 4 auf eine solche gänzlich zu verzichten, wurde aber nicht mit einem einstimmigen „Ja, die braucht ja auch niemand“ von der Community und der Presse kommentiert. Denn es gibt die Leute, die sich jedes Jahr Call of Duty kaufen, weil sie sich stets an der vier bis fünf Stunden langen Action-Achterbahnfahrt erfreuen – diejenigen, die am Multiplayer gar nicht so großes Interesse haben. Jedoch ist das genau der Teil, der die Ego-Shooter von Activision so erfolgreich macht. Im Fall von Call of Duty: Black Ops 4 soll nun ein „Battle Royale“-Modus als Ersatz für die Kampagne dienen. Ob das funktionieren kann und jene „Blackout“ getaufte Variante was taugt, haben wir uns anhand der jüngsten Beta angeschaut.
Auf Skepsis folgt Begeisterung
Wir waren schon etwas skeptisch bezüglich des „Blackout“-Modus‘ von Call of Duty: Black Ops 4. Immerhin ist die Reihe nicht gerade bekannt dafür, weitläufige Schlachtfelder zu bieten, auf denen große Spielermassen gegeneinander antreten und dabei auch noch Fahrzeuge im Spiel sind. Aber genau das kennt man aus Battle-Royale-Spielen wie Playerunknown’s Battlegrounds und es ist auch das, was der „Blackout“-Modus bietet.
Zu unserer Überraschung geht die Rechnung vollkommen auf. Wir haben am Wochenende die „Blackout“-Beta gespielt. In jener Testphase war nur der „Battle Royale“-Modus von Call of Duty: Black Ops 4 spielbar, der normale Multiplayer mit seinen „Team Deathmatch“-, „Capture the Flag“- oder „Herrschaft“-Gefechten nicht. Und obwohl der Shooter in Sachen „Battle Royale“ nicht viel Neues macht, sondern sich sehr stark an PUBG orientiert, mit dem wir schon Hunderte Stunden verbracht haben, hat er uns die gesamte Beta mehr als zehn Stunden lang an den Bildschirm gefesselt.
Neue Karte, bekannte Schauplätze
„Blackout“ spielt auf der größten Karte, die es jemals in einem Call of Duty gab. Der Clou: Sie mixt bekannte Maps aus den vorherigen „Black Ops“-Teilen zu einem großen Kampfschauplatz. „Nuketown“ zum Beispiel befindet sich in einer zerstören Variante samt Untergrundbunker auf einer kleinen Insel vor der Küste. Auch andere Klassiker wie „Array“ und „Firing Range“ dienen als Versatzstücke. Wer also schon das erste Call of Duty: Black Ops von 2010 gespielt hat, kann bei „Blackout“ in wohligen Erinnerungen schwelgen.
Die Karte ist längst nicht so groß wie beispielsweise „Erangel“ aus Playerunknown’s Battlegrounds, an deren Look sich Treyarch aber doch sichtlich orientiert hat. Die grünen Wiesen und Wälder, kleineren Wohngebiete und Farmen erinnerten uns beim Spielen stark an die erste Map, die in dem Shooter spielbar war, als er den „Battle Royale“-Hype lostrat. Was Treyarch hier kreiert hat, ist aber keine billige Kopie. Die Entwickler haben eine viel detailliertere Karte geschaffen. Klar, nicht jedes Gebäude ist einzigartig, dafür unterscheiden sich aber die zwölf Landmarks, also die bekannten Schauplätze aus den Vorgängern, deutlich voneinander. Der „Blackout“-Level, der keinen eigenen Namen trägt, ist quasi ein „Best of Black Ops“. Und dann ist es den Map-Designern auch noch gelungen, dass das Ganze organisch und nicht wie ein Flickenteppich aus alten Multiplayer-Karten wirkt.
Tempo, Tempo, Tempo!
Die schönste Umgebung nützt am Ende aber nichts, wenn das Gameplay keinen Spaß macht. An dieser Stelle des Artikels dürfte es euch aber nicht mehr verwundern, wenn wir schreiben, dass Call of Duty: Black Ops 4 hier durch und durch glänzt. So sehr sich der „Blackout“-Modus auch von dem unterscheidet, was ihr von der Serie gewohnt seid, so sehr ist er auch immer noch klassische „Call of Duty“-Action. Es mag sein, dass die „Time to Kill“ (die Zeit, in der ihr einen Gegenspieler ausschaltet, ohne ihm den Kopf wegzuballern) im Vergleich zum normalen Multiplayer leicht erhöht ist. Das war zumindest unser Eindruck. Am grundlegend hohen Tempo und dem sehr arcadigen Gameplay, für das Call of Duty bekannt ist, ändert das aber nicht viel.
Während PUBG versucht, halbwegs realistisch zu sein und sich in Sachen Geschwindigkeit eher an der ArmA-Reihe orientiert, ist der „Blackout“-Modus in Call of Duty: Black Ops 4 sehr rasant. Die geringere Map-Größe trägt ihren Teil dazu bei. Während ihr in Playerunknown’s Battlegrounds oftmals die Möglichkeit habt, an Orten zu landen, wo sonst keine anderen Spieler starten, ist in „Blackout“ die Chance, einen ruhigen Match-Beginn zu erleben, ziemlich gering. Meistens habt ihr nicht die Zeit, die ersten Gebäude in Ruhe nach Waffen, Munition und Co abzusuchen, da eure Konkurrenten in unmittelbarer Nähe sind. Das „Battle Royale“ in Black Ops 4 ist also wesentlich actionreicher und die Runden dadurch kürzer. Dazu trägt logischerweise auch die etwas geringere Spielerzahl von 88 statt 100 bei.
Der „Blackout“-Modus spielt sich aber nicht nur schneller als PUBG, das Gameplay ist auch wesentlich flüssiger, die Steuerung griffiger. Das Klettern über Zäune oder das Springen durch Fenster fühlt sich in dem einstigen Early-Access-Hit nach wie vor hakelig an. In Call of Duty: Black Ops 4 geht das so geschmeidig vonstatten, wie ihr es aus den Vorgängern gewohnt seid. Auch das Gunplay überzeugt uns mehr. Wer den realistischeren Ansatz von PUBG bevorzugt, den wird „Blackout“ nicht überzeugen können. Seid ihr jedoch eher der „Fortnite Battle Royale“-Spieler und würdet euch ähnlich flotte Action in einem realistischeren Look wünschen, ist Black Ops 4 euer Ding.
Schön ist anders
Wo wir gerade beim Thema Aussehen sind, kommen wir doch zu den Dingen, die uns an der Beta weniger gefallen haben. Denn ein bisschen Raum für Kritik gibt es dann doch, allen voran bezüglich der Optik. Wir sagen es ganz offen: Zumindest im „Blackout“-Modus sieht Call of Duty: Black Ops 4 nicht zeitgemäß aus. Zugegeben, die Reihe hinkt der Konkurrenz (Battlefield) schon seit gefühlten Ewigkeiten technisch meilenweit hinterher. Das letzte Mal, dass uns ein CoD aufgrund seiner Grafik in Staunen versetzt hat, war vermutlich das erste Modern Warfare – und das ist elf Jahre her. Aber was uns Treyarch in der Beta präsentiert hat, war teilweise schon fast schockierend, speziell wenn es um Weitsicht ging. Bäume und Schatten in der Ferne sind teilweise geradezu hässlich und wir haben es sogar erlebt, dass wenige Meter vor uns noch Details ins Bild fadeten. Dabei sei angemerkt: Wir haben die Beta auf dem PC mit höchsten Grafikdetails gespielt.
Unsere Theorie: Die Engine ist das Problem. Sie war vermutlich nie darauf ausgelegt, große, weite Areale und Massen an Spielern darzustellen. Für die Vorgänger von Call of Duty: Black Ops 4 war das nie nötig, da sowohl in den Kampagnen als auch im Multiplayer die Levels stets klein und zumeist sehr schlauchig waren. Bei „Battle Royale“ geht das eben nicht. Treyarch musste also zum ersten Mal quasi eine Open World in der Engine basteln. Das (vorläufige) Resultat davon haben wir nun in der „Blackout“-Beta gesehen und aus technischer Sicht hat es uns nicht überzeugt. Ist das wirklich schlimm? Nun ja, PUBG hat auch keinen Schönheitspreis verdient. Solange also Battlefield 5 noch nicht mitsamt eigenem „Battle Royale“-Modus auf dem Markt ist, gibt es keine hübschere Alternative – zumindest dann nicht, wenn ihr mit dem Comic-Look von Fortnite Battle Royale nichts anfangen könnt.
Beim Sound gespart
Im normalen Multiplayer und dem Zombie-Modus wird Call of Duty: Black Ops 4 vermutlich besser aussehen, wenn auch da sicherlich kein Grafik-Highlight sein. Wo das Spiel aber allgemein keinen guten Eindruck hinterlassen wird, das sind die Sound-Effekte. So gut wie jede Waffe klingt, als würde man mit Plastikmunition schießen. Selbst ein Maschinengewehr lässt jegliche Wucht vermissen, wie sie zum Beispiel in einem Battlefield geboten ist. Ok, da nehmen wir auch gleich den König der Waffen-Sounds als Vergleich, denn niemand liefert in diesem Bereich so gute Arbeit ab wie DICE. Aber Call of Duty: Black Ops 4 ist nun alles andere als eine Indie-Produktion. Man sollte meinen, Activision hat das Budget für bessere Soundeffekte, doch die scheinen dem Publisher wohl nicht so wichtig zu sein. Anders können wir es uns nicht erklären, dass selbst die dicksten Kanonen gefühlt nach Spielzeugknarren klingen.
Zu guter Letzt noch ein paar Worte zu den Fahrzeugen: Fahrbare Untersätze gab es in der „Call of Duty“-Historie nicht häufig. Im „Blackout“-Modus von Black Ops 4 sind in der Spielwelt Quads, Trucks sowie Boote verteilt und es gibt sogar Hubschrauber. An sich finden wir das gut, doch an der Steuerung sollte Treyarch noch feilen. Vor allem das Quad-Bike fährt sich arg schwammig. Ausflüge abseits der Straße werden zwar nicht zu Selbstmordtouren wie die Offroad-Motorradfahrten in PUBG, aber eine direktere Steuerung würde es doch leichter machen, den zahlreichen Felsen und Bäumen eleganter auszuweichen. Ach ja, die Motorgeräusche der Landvehikel sind auch ganz schön mies, aber das Thema Sound hatten wir ja schon.
Einschätzung
Nicht alles an der „Blackout“-Beta von Call of Duty: Black Ops 4 war makellos. Wir sind auch noch gar nicht auf die Abstürze eingegangen, die wir ab und zu hatten, aber so was kann bei einer Beta mal passieren. Trotz alledem haben uns die ersten Ausflüge auf die „Blackout“-Map sehr viel mehr Lust auf das neue CoD gemacht und die Vorfreude auf den 12. Oktober stark erhöht. Treyarch könnte damit das bislang beste „Battle Royale“-Erlebnis abliefern, denn das flüssige, schnelle „Call of Duty“-Gameplay funktioniert auch in Verbindung mit einem weitläufigen Areal und Fahrzeugen sehr gut.
Egal, wie schnell wir draufgegangen sind und wie frustriert wir danach waren, wir wollten stets noch eine Runde spielen, kamen nicht mehr von dem Titel los. Ihr seht: Allein der „Blackout“-Modus kann für viele Stunden gute Unterhaltung sorgen, speziell im Team mit Freunden. Und dann kommen ja noch der normale Multiplayer und der Zombie-Modus dazu. Call of Duty: Black Ops 4 dürfte also ein Fest für Fans flotter Mehrspieler-Action werden. Und diejenigen, die das Spiel aufgrund der fehlenden Kampagne nicht kaufen werden, werden eben von denen ersetzt, die ein richtig gutes Battle-Royale-Spiel zocken wollen. Und sind das nicht vielleicht sogar viel mehr?