Call of Duty: Modern Warfare macht genau das, was der Name verspricht - im Guten wie im Schlechten.
UPDATE: Call of Duty – Modern Warfare im Test: Gelungener Neustart (Jetzt mit Wertung!)
Jahrelang dominierte in der "Call of Duty"-Reihe die Zukunft. Futuristische Waffen, Exoskelette, dazu Helden mit Spezialfähigkeiten – CoD hat sich nach den "Modern Warfare"-Zeiten stark verändert. Das hat längst nicht jedem gefallen. Mit WW2 kehrte die Serie vor zwei Jahren zu ihren Wurzeln im Weltkriegsszenario zurück. 2018 ging es mit Black Ops 4 dann doch wieder zurück in die Zukunft, zudem gab es einen Battle-Royale-Modus statt einer Kampagne.
Dieses Jahr will Infinity Ward an die glorreichste Zeit anknüpfen. Call of Duty: Modern Warfare ist ein Reboot der Unterreihe, die 2007 Call of Duty erst zum Riesenblockbuster mit Rekordumsätzen werden ließ. Das Entwicklerteam will damit aber nicht nur in Nostalgie schwelgen, sondern die Reihe auch spielerisch weiterentwickeln. Das ist ihm tatsächlich geglückt. Warum Modern Warfare das beste Call of Duty seit Black Ops 1 ist, obwohl den Entwicklern längst nicht alles gelungen ist, wir aber trotzdem noch keine klare Kaufempfehlung aussprechen können und wollen, erfahrt ihr in unserem Test.
UPDATE: Der Battle Pass ist da und auch sonst hat sich einiges am Spiel getan, weswegen wir nochmal einen Blick darauf geworfen haben, um Call of Duty: Modern Warfare endlich eine Wertung zu geben. Dementsprechend haben wir unseren Test erweitert.
Ballern, das sehr viel Freude macht
Die "Call of Duty"-Spiele fühlten sich schon immer gut an, wenn ihr versteht, was wir meinen. Das Gunplay, das Gefühl, eine Waffe abzufeuern, bekommt die Reihe seit ihrer Entstehung gut hin. Mit Call of Duty: Modern Warfare erreicht sie diesbezüglich ihren bisherigen Höhepunkt und lässt damit das bereits sehr gute Gameplay von Black Ops 4 aus dem vergangenen Jahr nochmal weit hinter sich.
Ob ihr nun der Fan von schnellfeuernden Sturmgewehren seid, die Wucht einer Schrotflinte mögt oder lieber mit einem Scharfschützengewehr auf große Distanz kämpft, das Ballern macht in Call of Duty: Modern Warfare mit jedem Schießprügel Spaß. Die Steuerung mit Maus und Tastatur ist perfekt, präzises Zielen kein Problem (sofern die eigene Hand-/Augen-Koordination mitmacht). Das Trefferfeedback ist 1A, da die Gegner nachvollziehbar auf Beschuss reagieren. Auch die Blutspritzer tragen dazu bei, dass ihr stets wisst, ob ihr jemanden getroffen habt – und machen jeden Abschuss zu einem befriedigenden Erlebnis.
Mehr Gewicht
Auch das Movement gefällt uns ausgesprochen gut. In Call of Duty: Modern Warfare seid ihr nicht mehr ganz so schnell unterwegs wie in den Vorgängern. Der eigene Charakter fühlt sich etwas schwerfälliger an, ohne dass das Spiel die CoD-Identität komplett verliert. Es ist immer noch ein arcadiger Shooter und weit von so etwas wie ArmA entfernt. Aber ihr springt eben nicht mehr ganz so leichtfüßig durch die Levels, wie es noch in Black Ops 4 der Fall gewesen ist.
Dazu kommen ein paar neue Mechaniken, die mehr taktisches Vorgehen ermöglichen. Zum Beispiel könnt ihr auf unterschiedliche Art und Weise mit Türen interagieren. Im Sprint stoßt ihr sie einfach auf. Ihr könnt sie aber auch normal per Tastendruck öffnen, was etwas leiser ist. Die ganz vorsichtigen Naturen öffnen sie hingegen nur einen Spalt, während sie durch das Visier ihrer Waffe blicken, um so etwaige Feinde auf der anderen Seite der Tür zu überraschen. Des Weiteren könnt ihr euch aktiv an Deckungen anlehnen und um Häuserecken oder über Mauern hinweg zielen, um euren Gegnern nicht so viel potenzielle Trefferfläche zu bieten – zumindest denjenigen, die euch dann nicht in den Rücken fallen.
Zwischen schnellen Sprints und leisem Vorgehen
Mit dem Taktiksprint hat Infinity Ward eine andere sinnvolle Ergänzung der Spielmechanik eingebaut. Drückt ihr die Sprinttaste doppelt, lauft ihr noch schneller. Das geht aber nur für ein paar Sekunden und ihr nehmt dabei die Waffe hoch, sodass es länger dauert, aus dem Sprint heraus den virtuellen Finger gen Abzug zu bewegen, wenn es nötig ist. Die Funktion ist vor allem dann nützlich, um euch schnell in Sicherheit zu bringen, wenn ihr unter Beschuss steht.
Wollt ihr einem gegnerischen Spieler hinterherhechten, um ihn hinterrücks zu erledigen, kann sich der Taktiksprint auch auszahlen. Dann ist er jedoch ein sehr riskantes Manöver. Das liegt nicht nur an der verzögerten Schussbereitschaft, sondern auch an euren lauten Schrittgeräuschen. Generell hat Infinity Ward die Lautstärke von Fußlauten stark erhöht. Daher unser Tipp: Spielt Modern Warfare unbedingt mit guten Kopfhörern! Seid ihr dann aufmerksam, hört ihr die Schritte eurer Gegenspieler, bevor sie euch von hinten anfallen, und könnt sie mit dem Lauf eurer Knarre willkommen heißen.
Böse Russen, böse Terroristen
Nachdem Black Ops 4 diejenigen, die jedes Jahr mit Freude die neue "Call of Duty"-Kampagne spielen, vor den Kopf stieß, weil ihm jene Einzelspielerkomponente gefehlt hat, bietet Call of Duty: Modern Warfare wieder einen klassischen Story-Modus. Die Geschichte dreht sich zu großen Teilen um den Konflikt im fiktiven Land Urzikstan. Hier kämpfen Rebellen gegen die russischen Besetzer. Zugleich bedroht die Terrororganisation Al-Qatala, die ihren Ursprung in jenem Staat im Nahen Osten hat, die westliche Welt. So erlebt ihr zu Beginn der Kampagne einen Anschlag in London mit.
Um die Terroristen zu stoppen und ihren Anführer, den sogenannten Wolf, zu schnappen, gehen US-amerikanische und britische Spezialeinheiten ein Bündnis mit den urzikstanischen Rebellen ein und kämpfen mit ihnen gegen die Russen. Mit dabei ist Captain Price, der bekannteste Charakter aus den ersten drei "Modern Warfare"-Teilen. Der spielt eine wichtige Rolle, ist aber nur ein NPC. Ihr selbst steuert meistens entweder den SAS-Seargeant Kyle Garrick oder den C.I.A.-Agenten Alex.
Weitere wichtige Figuren sind die Geschwister Farah und Hadir Karim, die Anführer der Rebellen in Urzikstan. Die beiden sind auch die Charaktere, die am meisten Tiefe aufweisen. Das Spiel beleuchtet ihren Hintergrund und die Gründe für ihren Kampf gegen die Russen näher. Erwartet aber bitte nicht, hier wirklich komplexe Figuren präsentiert zu bekommen. Farah und Hadir bleiben zwar nicht ganz so blass wie die Soldaten, von einem guten Writing wollen wir aber auch an dieser Stelle nicht sprechen.
Miese Story und trotzdem gut?
Generell ist die Story von Call of Duty: Modern Warfare ziemlich unterdurchschnittlich. Sie mag vielleicht nicht so wirr erzählt sein, wie wir das beispielsweise von Modern Warfare 2 kennen (wer hat da noch mal gegen wen weswegen gekämpft?), aber richtig spannend ist der Plot auch nicht. Zudem hat er eine klar erkennbare patriotische, ja sogar propagandistische Note, die einen faden Beigeschmack hinterlässt. Die Russen werden hier im Grunde als das pure Böse dargestellt. Diese Schwarz-Weiß-Zeichnung mag während des Kalten Krieges in westliche Medien akzeptabel gewesen sein, in einem Spiel aus dem Jahr 2019 ist es absolut unangebracht.
Falls es euch jedoch gelingt, alle das auszublenden, könnt ihr viel Spaß mit der Kampagne haben. Denn einerseits wurde sie sich tadellos inszeniert, andererseits hat sie spielerisch einiges an Abwechslung zu bieten. Keine Mission gleicht der anderen. Mal kriegt ihr ein mächtiges Scharfschützengewehr in die Hand gedrückt und müsst unter Berücksichtigung des Windes auf Ziele schießen, mal schleicht ihr bei Nacht durch feindliches Gebiet, mal liefert ihr euch eine Verfolgungsjagd.
Infinity Ward variiert die grundlegende Shooter-Mechanik sehr gut und kreiert dadurch eine kurzweilige Achterbahnfahrt mit einem herausragenden Pacing. Keine Mission dauert zu lang, ständig gibt es was Neues zu sehen und zu tun. Und nicht immer geht es ums Ballern. In einem Abschnitt lotst ihr auch mal per Funk eine wehrlose Frau durch ein von Gegnern besetztes Gebäude, während ihr die Überwachungskameras bedient. Uns hat die Kampagne daher trotz der schlechten Geschichte und der fragwürdigen Perspektive auf die Russen vier bis fünf Stunden lang sehr gut unterhalten.
Nix Neues
Wer jedoch darauf gehofft hat, ein ähnlich beeindruckendes Erlebnis zu haben wie vor zwölf Jahren im ersten Modern Warfare, sollte seine Erwartungen zurückschrauben. Ja, Infinity Ward hat versucht, Momente zu kreieren, die genauso in Erinnerung bleiben wie die Tschernobyl-Mission oder die Atombombenexplosion in Call of Duty 4. Das funktioniert aber nicht, weil die Entwickler kaum Neues wagen. Und was 2007 für offene Münder gesorgt hat, ist heute eben auch nicht mehr so beeindruckend. Call of Duty: Modern Warfare ist eine Art Best-of der Reihe. Es fühlt sich sehr stark wie der erste Teil an, ist auch handwerklich tadellos. Aber es löst eben nicht die gleichen Gefühle aus und das hätte es wahrscheinlich auch gar nicht gekonnt.
Da helfen auch die vielen Stellen nicht, an denen die Entwickler versuchen zu schockieren, etwa wenn ihr die Mutter eines Kindes vor dessen Augen erschießen müsst, weil sie vor Angst zur Waffe greift, als ihr deren Wohnung stürmt. Uns haben diese "Schockmomente" meist kalt gelassen. Call of Duty: Modern Warfare braucht sich keine Mühe geben zu zeigen, welch finstere Seiten ein Krieg hat. Als Antikriegsspiel kann es gar nicht funktionieren, wenn uns das Ballern, egal ob in der Kampagne oder parallel dazu im Multiplayer, so viel Spaß macht. Natürlich halten wir kurz inne, wenn wir gerade eine Mutter vor den Augen ihres Kindes erschossen haben, aber nach wenigen Minuten ist das schon wieder vergessen, weil wir damit beschäftigt sind, Dutzende Al-Qatala-Schergen über den Haufen zu schießen und uns dabei wie ein Held der westlichen Welt fühlen sollen.
Gute Maps,…
Die eigentliche Stärke von Call of Duty ist seit vielen Jahren der Multiplayer-Modus. An diesem Umstand ändert sich auch im Reboot der "Modern Warfare"-Reihe nichts. Wer für diesen Shooter 60 bis 70 Euro ausgibt, sollte das nicht bloß deshalb machen, weil er die kurze Kampagne spielen möchte. Die allein wäre das viele Geld nicht wert, die Online-Komponente macht das aber mehr als wett. Es gibt zehn Karten für die gewöhnlichen Mehrspielermodi wie "Team Deathmatch", "Hauptquartier", "Herrschaft" und "Frei für alle".
Beim Design haben sich die Entwickler vom bewährten 3-Lanes-Aufbau der Vorgänger mehr oder weniger verabschiedet. Die Areale sind deutlich verwinkelter. Ob man das mag oder nicht, ist Ansichtssache. Die Qualität der Maps schwankt aber leider. Die, die wir schon aus der Beta kennen, vor allem "Azhir Cave", "Gun Runner" und "Hackney Yard", gefallen uns ausgezeichnet. Sie sind übersichtlich gestaltet, man findet sich schnell zurecht und trotzdem bieten sie genug Schleichpfade, die sich taktisch klug nutzen lassen.
…schlechte Maps
Das komplette Gegenteil stellt "Rammaza" dar. Diese Stadtkarte erscheint uns als sehr unübersichtlich, da es wahnsinnig viele Gebäude gibt, die ihr betreten oder auf deren Dächer ihr klettern könnt. Nicht falsch verstehen: Vertikaler Levelaufbau gefällt uns an sich gut, hier führt er aber dazu, dass wir an vielen Punkten aus fast jeder Richtung erschossen werden können. Das sorgt in Kombination mit der Spielweise vieler Spieler (wer campt, gewinnt) und der sehr kurzen "Time to Kill" (man stirbt wirklich schnell) für jede Menge Frust.
Den absoluten Tiefpunkt stellt jedoch "Euphrates Bridge" dar: Wer keine guten Scharfschützenfähigkeiten hat, ist auf dieser offenen Karte verloren. Zudem ist es einer Partei hier möglich, von der Brücke in der Mitte aus auf einen Spawn-Bereich der Gegner zu zielen, damit die nicht sonderlich weit kommen. So etwas hätte in internen Tests auffallen müssen.
Wer viel tötet, darf noch mehr töten
Auch wenn letztendlich nur die Hälfte der Maps wirklich gut gelungen und der Rest (mit Ausnahme eben vom genannten Schlachtfeld rund um die namensgebende Brücke) eher Durchschnittsware ist, machen die 6-gegen-6- sowie 10-gegen-10-Gefechte jede Menge Spaß. Das liegt hauptsächlich am herausragenden Gunplay. Der Rest ist eben "Call of Duty"-Standard.
Es gibt die berühmtberüchtigten Abschussserien, die euch mit mächtigem Spielzeug wie einem ferngesteuerten Minipanzer oder Luftschlägen dafür belohnen, dass ihr richtig gut seid und viele Gegner in Folge abknallt. Dass das aus Balancing-Sicht eigentlich Unfug ist, darüber brauchen wir nicht mehr diskutieren. Zumindest sind keine Sachen dabei, die euch auf Knopfdruck das Match gewinnen lassen (die Atombombe aus Modern Warfare 2 braucht nun wirklich kein Comeback). Klar sind die unterschiedlichen Luftschläge stark, aber zum einen betreffen sie immer nur einzelne Bereiche einer Karte, zum anderen seid ihr in Gebäuden vor ihnen geschützt.
Helden mit Spezialfähigkeiten wie noch in Black Ops 4 gibt es in Call of Duty: Modern Warfare nicht. Stattdessen dürft ihr euch eine Feldaufrüstung aussuchen. Hierbei handelt es sich um aktive Fähigkeiten mit einer Abklingzeit, die ihr nach und nach freischaltet. So könnt ihr etwa Munitionsnachschub anfordern, für kurze Zeit eure Schritte lautlos werden lassen oder besonders effektive Projektile in eure Waffe laden. Das alles ist nett, hat aber auch nicht so große Auswirkungen wie die Heldenfähigkeiten in Black Ops 4 – und stört daher auch nicht das Balancing so sehr.
Besonders kleine und große Gefechte
Neben den gewöhnlichen Mehrspielermodi gibt es noch drei Alternativen, mit denen ihr eure Zeit verbringen könnt. "Feuergefecht" ist der neue 2-gegen-2-Modus auf sehr kleinen Karten. Hier starten alle Spieler mit exakt der gleichen, zufällig ausgewählten Ausrüstung. Es kommt also nicht darauf an, welche Waffen ihr freigeschaltet habt, sondern rein auf eure Fähigkeiten an Maus und Tastatur. Die Runden sind enorm kurzweilig, perfekt für zwischendurch und absolut eSports-tauglich – super!
Weniger begeistert sind wir von "Bodenkrieg". Hinter diesem Namen verbergen sich die 64-Mann-Schlachten mit Fahrzeugen, sozusagen das kleine Battlefield innerhalb von Call of Duty: Modern Warfare. Nach der Beta dachten wir uns noch: "Hey, cool, dass es so was jetzt auch in CoD gibt." Es ist auch nicht so, als würden die großen Schlachten mit Panzern und Helikoptern keinen Spaß machen. Aber sie sind sehr chaotisch. Ein klarer Frontlinienverlauf wie in Battlefield ist selten zu erkennen und die Abschussserien wirken hier in der vorhandenen Form fehl am Platz.
Mit gerade mal zwei Karten mangelt es "Bodenkrieg" derzeit außerdem an Abwechslung. Wenn wir also Massenschlachten auf großen Arealen erleben wollen, bleiben wir weiterhin bei Battlefield 5. Mit etwas Feintuning könnte Infinity Ward den Modus aber zu einer ordentlichen Alternative für all diejenigen machen, die das "Modern Warfare"-Gunplay bevorzugen oder schlicht keine Lust auf die Rollenverteilung des Klassensystems der Konkurrenz haben.
Koop-Modus der Hinweis auf Battle Royale?
Das Prädikat "nett" vergeben wir an den Koop-Modus von Call of Duty: Modern Warfare. "Spec Ops" bietet mehrere mehrstufige "Operationen", die allesamt auf einer großen Karte stattfinden. Zu viert erfüllt ihr hier nacheinander mehrere Missionsziele, müsst zum Beispiel eine Geisel befreien oder ein Fahrzeug sicher durch die Stadt geleiten. Das ist durchaus spaßig, aufgrund der beschränkten KI der Gegner aber auch nicht wirklich anspruchsvoll – was nicht heißen soll, dass das Ganze leicht wäre, schließlich konfrontiert euch das Spiel hier teilweise mit sehr vielen Feinden, die gezielt schießen.
Die interessanteste Erkenntnis, die wir aus "Spec Ops" gewinnen haben, ist aber eigentlich die, dass sich die Karte wunderbar für einen Battle-Royale-Modus eignen würde, zumal ihr mit einem Fallschirm abspringt, wenn ihr nach dem Tod respawnt. Infinity Ward hat zwar bis heute nicht offiziell bestätigt, dass sie an einer solchen Spielvariante arbeiten, die Grundlage dafür wäre aber schonmal im Spiel enthalten.
Wir mögen Möhrchen
Die große Motivationskarotte, die euch Call of Duty: Modern Warfare im Multiplayer ständig vor die Nase hält, wollen wir an dieser Stelle nicht vergessen. 55 Ränge klettert ihr hinauf, indem ihr Erfahrungspunkte für Abschüsse, absolvierte Partien und erfüllte Missionen sowie Herausforderungen erhaltet. Mit jedem Levelaufstieg schaltet ihr neue Waffen, Perks, Abschussserienbelohnungen, Feldaufrüstungen und sonstige Ausrüstung wie Granaten oder C4 frei. Die ständigen Belohnungen sind enorm motivierend, sodass man schnell in den "Eine Runde noch, dann krieg ich meine nächste Waffe"-Modus verfällt und nicht mehr von Call of Duty: Modern Warfare loskommt.
Darüber hinaus levelt ihr jede Waffe einzeln, was euch wiederum Aufsätze und Skins einbringt. In der Waffenschmiede modifiziert ihr eure Knarren dann so, wie es euch am besten gefällt. Dabei gilt: Auf jedem Tötungswerkzeug dürft ihr maximal fünf Aufsätze anbringen. Ihr müsst euch also schon entscheiden, ob ihr einen Lauf, Griff, Schaft, ein Visier und eine Mündung verwendet, die die Präzision erhöhen oder ob ihr auf eines der Teile verzichtet, um etwa größere Magazine verwenden zu könne. Jeder Aufsatz hat seine Vor- und Nachteile und es macht eine Menge Spaß, die Kombination zu finden, die einem persönlich am meisten zusagt.
Audiovisuell überzeugend
Was haben wir 2018 über die enttäuschende Optik und die miesen Soundeffekte von Black Ops 4 gemeckert? Für ein AAA-Spiel war das, was Treyarch da abgeliefert hat, viel zu wenig. Infinity Ward hat diesen Fehler nicht gemacht, ganz im Gegenteil. Call of Duty: Modern Warfare sieht wirklich hübsch aus und glänzt vor allem in der Kampagne mit atemberaubenden Lichteffekten, tollen Explosionen und geschmeidigen Animationen. Auf dem PC gibt es sogar Raytracing-Unterstützung, wobei sich die lediglich auf eine bessere Schattendarstellung beschränkt – aber hey, immerhin!
Die Soundkulisse ist hervorragend. Die deutschen Sprecher in der Kampagne machen ihren Job größtenteils ordentlich, die Waffen klingen wuchtig, Explosionen noch wuchtiger. Wer Call of Duty: Modern Warfare mit guten Kopfhörern oder einer Surround-Anlage spielt, hat allen Grund, die Lautstärke voll aufzudrehen – wobei ihr natürlich bei Letzterem doch Rücksickt auf eure Nachbarn nehmen solltet.
Ein Battle Pass, kein Problem
Circa anderthalb Monate nach dem Release von Call of Duty: Modern Warfare hat Infinity Ward den Battle Pass veröffentlicht und damit die erste Saison eingeläutet. Das bedeutet, es gibt nun eine ganze Ladung an Mikrotransaktionen. Nicht nur, dass ihr euch den Battle Pass kaufen könnt, die virtuellen (metaphorischen) Ladenregale des In-Game-Shops sind nun prallgefüllt mit allerlei unterschiedlichen Dingen.
Die gute Nachricht ist: Für Echtgeld bekommt ihr in Call of Duty: Modern Warfare nichts, was euch wirklich Vorteile gegenüber anderen Spielern beschert. Der Battle Pass, der genauso funktioniert wie vergleichbare Modelle in anderen Multiplayer-Spielen wie Fortnite oder Apex Legends, bietet hauptsächlich aus kosmetischen Belohnungen. Indem ihr Erfahrungspunkte sammelt, steigt ihr in der Stufe auf und auf jedem Rang erwartet euch ein neuer Lohn: ein Waffen-Skin, ein neuer Operator oder ein Bauplan.
Bei jenen Blaupausen mag bei dem einen oder anderen Spielern der Pay-to-Win-Alarm angehen, doch haltet ein! Ja, mit einem Bauplan verpasst ihr einer Waffe eine bestimmte Auswahl an Aufsätzen (sowie ein besonderes Design). Und ja, das sind mitunter Upgrades, die ihr noch gar nicht freigeschaltet habt, um sie für eigene Set-ups nutzen zu können. Aber da es keine Baupläne mit exklusiven Aufsätzen, die besonders mächtig sind, gibt, befindet sich hier nichts Gameplay-Relevantes hinter der Paywall, das ihr euch nicht erspielen könnt. Zudem müsst ihr bedenken, dass jeder Aufsatz nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile hat.
Neue Waffen nur im Battle Pass? Ist das ein Problem?
Zwei neue Waffen sind hinzugekommen: die Ram-7, ein neues Sturmgewehr, und die Holger-26, ein leichtes MG. Beide erspielt ihr euch über den Battle Pass und erfreulicherweise gehören sie zu den Belohnungen, die jeder Spieler bekommen kann – auch die, die nichts bezahlen. Alles andere wäre auch sehr problematisch. Die Holger-26 schaltet ihr auf Rang 15 frei, die Ram-7 auf Stufe 31.
Einziger Kritikpunkt: Diejenigen, die sich das Battle-Pass-Bundle kaufen, bei dem die ersten 20 Stufen direkt freigeschaltet werden, oder die einzelnen Stufen mit Echtgeld freischalten, erhalten die beiden Knarren deutlich schneller. Und wenn die erste Saison im Februar endet, könnte es sein, dass ihr sie dann gar nicht mehr freischalten könnt. Hierzu gibt es aber noch keine Informationen. Wenn ihr aber regelmäßig Call of Duty: Modern Warfare zockt, dürfte es nicht sonderlich schwierig sein, die neuen Schießprügel in den kommenden Monaten bis Saison-2-Start zu ergattern. Trotzdem müssen wir Infinity Ward ein wenig rügen. Besser wäre es gewesen, ihr müsstet bestimmte Missionen erfüllen, um die Waffen zu bekommen. So hat das Ganze eben doch einen leicht faden Beigeschmack, der sich aber in unseren Augen nicht als Pay-to-Win-Komponente qualifiziert.
Mehr Inhalt – für lau!
Nicht nur mit dem Start von Saison 1 in dieser Woche, sondern bereits mit vorherigen Updates hat Infinity Ward Call of Duty: Modern Warfare um diverse neue Inhalte erweitert. Beispielsweise haben mehrere Multiplayer-Karten für alle Spielmodi Einzug gehalten. Für die gewöhnlichen 6-vs-6-Modi gibt es mit "Shoot House" und "Crash" zwei Karten mehr im Vergleich zur Release-Fassung. Letztere ist die erste von drei bislang angekündigten Maps aus Call of Duty 4: Modern Warfare, die Infinity Ward für den aktuellen Teil neuauflegt. Die beiden anderen sind "Shipment" und "Vacant", die bis Ende Januar erscheinen sollen.
"Bodenkrieg" wurde ebenfalls um zwei Schlachtfelder erweitert und für den "Feuergefecht"-Modus hat Infinity Ward drei neue Maps veröffentlicht.
Obendrauf gab es schon ein paar neue Spielmodi für das Online-Matchmaking. So könnt ihr mittlerweile endlich "Abschuss bestätigt" außerhalb von privaten Matches spielen. Mit "Hardpoint" gibt es eine Alternative zu "Hauptquartier", bei der ihr auch einen Punkt auf der Karte erobern und halten müsst, dabei aber Spieler beider Teams jederzeit respawnen können. "Verstärkung" wiederum ist eine Abwandlung von "Herrschaft". Zwar kämpft ihr hier auch um drei Flaggenpunkte, wenn ihr sterbt, könnt ihr aber nur respawnen, nachdem euer Team einen Kontrollpunkt erobert hat.
Etwas schade ist, dass Infinity Ward vor wenigen Wochen das "Waffenspiel" eingeführt hat, bei dem alle Spieler mit der gleichen Waffe starten und dann mit jedem Abschuss die nächste erhalten, nur um es nun nach kurzer Zeit wieder aus dem Matchmaking-Pool zu entfernen. Wer jenen enorm kurzweiligen Modus derzeit spielen möchte, kann das nur in privaten Matches mit Freunden tun. Warum kann die öffentliche Playlist nicht einfach dauerhaft im Spiel bleiben, liebe Entwickler?
Fazit
Call of Duty: Modern Warfare kann sich wirklich sehen lassen. Infinity Ward hat ein Komplettpaket zusammengeschnürt, das nicht an jeder Ecke tadellos ist, aber einen tollen Ego-Shooter ergibt. Das Gameplay ist fantastisch, der Mehrspielermodus macht zu großen Teilen viel Freude und es ist verdammt motivierend, immer mehr Waffen freizuschalten, sie separat zu leveln und dem eigenen Geschmack anzupassen. Die Kampagne hat uns ebenfalls gut unterhalten, auch wenn die Handlung nicht überzeugt und die vorhandene Propaganda schwer zu ignorieren ist.
Glücklicherweise hat es Infinity Ward mit den Mikrotransaktionen nicht übertrieben. Der Battle Pass bietet hauptsächlich Kosmetik und die zwei neuen Waffen kann sich auch jeder erspielen, der nichts bezahlt. Einziger Wermutstropfen ist eben, dass man sie sich nur über den Battle Pass erarbeiten kann, der in drei Monaten durch einen neuen ersetzt wird. Es herrscht also ein wenig Zeitdruck und dann hat die Option, Stufen per Echtgeld freizuschalten, einen faden Beigeschmack. Dafür haben die Entwickler innerhalb der ersten Dann würde uns nichts daran hindern, Call of Duty: Modern Warfare jedem Shooter-Fan, der nicht bloß die Kampagne spielen möchte, zu empfehlen.sechs Wochen nach Release schon mal einiges an Gratisinhalten nachgereicht, sodass Call of Duty: Modern Warfare nun ein noch umfangreicherer Titel geworden ist, den wir jedem Shooter-Fan, der vor allem Lust auf kurzweilige Multiplayer-Action hat, ans Herz legen.
- Sehr gutes Gunplay
- Viele Modi und Maps
- Kampagne mit hervorragendem Pacing
- Grafisch absolut zeitgemäß
- Wuchtige Soundkulisse
- Enorm motivierendes Rangsystem
- Waffen mit umfangreiche Anpassungsoptionen
- Story ziemlich schwach
- Propagandistischer Charakter
- Manche Maps zu unübersichtlich
- "Bodengefecht"-Modus zu chaotisch