Autorin: Miayuki
Seit dieser Woche ist Overwatch 2 da! Oder eher Overwatch 1.5, denn auch wenn es einige Änderungen gab, ist es im Grunde nur ein größeres Update für Teil 1. Viel wichtiger ist aber: Macht es auch Spaß?
Autorin: Miayuki
Seit dieser Woche ist Overwatch 2 da! Oder eher Overwatch 1.5, denn auch wenn es einige Änderungen gab, ist es im Grunde nur ein größeres Update für Teil 1. Viel wichtiger ist aber: Macht es auch Spaß?
Overwatch 2. Der Name deutet eigentlich an, dass es sich um ein neues Spiel beziehungsweise einen Nachfolger handelt. Im Grunde genommen ist es aber immer noch Overwatch, nur eben mit Änderungen. Dadurch, dass der Story-Modus erst irgendwann nächstes Jahr kommt, kann man getrost von „Overwatch 1.5“ sprechen.
Das kommt darauf an, wie sehr ihr auf die Verringerung der Teamgrößen steht, denn die ist zweifelsohne die einschneidendste Änderung. Mochtet ihr in Overwatch 1 die teilweise langwierigen Kämpfe nicht, weil sich alle hinter Barrieren verstecken konnten, dann dürfte euch Overwatch 2 gefallen. Dadurch, dass pro Team nur noch ein Tank gespielt werden kann, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es gar keine Barriere mehr zum Verstecken gibt.
Sagt euch die Änderung zu oder ihr gewöhnt euch daran, dann lohnt sich Overwatch 2 durchaus, denn nach wie vor ist es ein tolles Spiel, besonders wenn ihr es in einer eingeschworenen Gruppe spielt. Nur darf eure Gruppe jetzt nicht mehr aus sechs Personen bestehen.
Wenn ihr allerdings ein neues Spiel erwartet, dann werdet ihr enttäuscht. Overwatch 2 ist immer noch Overwatch, spielt sich jetzt nur eben anders (und schneller). Lange Zeit war es nicht klar, ob uns jetzt ein neues Spiel oder „nur“ ein Update erwartet. Ich würde sagen, es ist so ein Mittelding geworden. Es gibt Änderungen und neue Inhalte, die machen aber noch kein neues Spiel.
Stichwort „neue Inhalte“: Der Weg bis Overwatch 2 war von einer langen Durststrecke geprägt, was Neues betrifft. Mit Echo kam 2020 die letzte neue Heldin ins Spiel, danach gab es lediglich Karten für den Deathmatch Modus und zuletzt sogar nur noch „Remix“ Versionen vergangener Events.
Mit dem Start von Overwatch 2 ändert sich das endlich, denn Blizzard hat gleich drei neue Heldinnen, einen zusätzlichen Modus und mehrere Karten im Gepäck. Sojourn, Junker Queen und Kiriko erweitern die Heldenriege um jeweils einen neuen Charakter pro Klasse. Kiriko muss man dabei allerdings erst freispielen, wenn man den Battle Pass nicht besitzt (darauf komme ich später noch zu sprechen).
Auch in Zukunft wird es neue Inhalte geben, wie Blizzard in einem Blogpost bereits angekündigt hat, was nach einer so langen Zeit ohne nennenswerte neue Inhalte ein wahrer Segen für alle Overwatch-Fans ist.
„Schub“ ist der eben angesprochene neue Modus, der eine Mischung aus „Fracht“ und „Kontrolle“ ist. Beide Teams kämpfen hier um einen Roboter, der die Fracht des eigenen Teams so weit wie möglich schieben soll. Erlangt das Gegnerteam die Hoheit über den Roboter, so läuft dieser wieder zurück, um den anderen Klotz zu schieben. Anders als in „Fracht“ bewegt sich diese nicht langsam zurück, sondern bleibt an Ort und Stelle stehen. Das Team, das am Ende am weitesten geschoben hat, gewinnt. An bestimmten Stellen werden neue Spawnpunkte für das in Führung liegende Team freigeschaltet, die jedoch wieder verloren gehen, sollte die Konkurrenz die Kontrolle über den Roboter erlangen.
Gespielt wird der neue Modus auf den brandneuen Karten „Esperança“, „Colosseo“ und „New Queen Street“. Diese besitzen einen zentralen Weg von einem Spawnpunkt zum anderen, auf der die Frachten geschoben werden. Neben dem Hauptweg gibt es sehr viele Möglichkeiten zum Flankieren, da die Karten oft verwinkelt sind und viele Gassen oder Häuser besitzen, dank denen ihr eure Gegner aus dem Hinterhalt angreifen könnt. In Overwatch typischer Manier sind die Karten sehr detailreich gestaltet und wirklich schön anzusehen.
Der neue Modus macht Spaß und bringt frischen Wind ins Spiel. Allerdings ist es in meinen Partien häufig vorgekommen, dass es sehr schwer ist, sich von einem Rückstand zu erholen. Schafft es ein Team, den Roboter früh zu erobern, war es für das andere Team oftmals sehr schwer, das Match noch zu drehen.
Generell habe ich das Gefühl, dass die Partien bisher sehr einseitig waren. In fast allen Runden, die ich gespielt habe, war es so, dass ein Team massiv dominiert hat. Das Matchmaking in Overwatch war noch nie das Beste, aber momentan habe ich das Gefühl, dass es nicht wirklich eines gibt. Auch wenn ich mich natürlich freue, wenn mein Team es schafft, die Runde leicht zu gewinnen, wären mir ausgeglichene Partien wesentlich lieber. So hat niemand wirklich Spaß, wenn Runden teilweise nur zwei, drei Minuten gehen und man dann wieder ins Hauptmenü geschickt wird.
Die Benutzeroberfläche sieht nun wesentlich aufgeräumter aus, allerdings fehlen mir auch ein paar Werte: Ich würde gerne mit allen Helden sehen, wie viel Zielfortschrittszeit ich habe. Spiele ich aber beispielsweise einen Heiler, wird mir an der Stelle angezeigt, wie viele Teammitglieder ich gerettet habe. Auch die Medaillen, anhand derer ich direkt sehen konnte, ob ich den meisten Schaden verursacht habe oder nicht, sind verschwunden. Immerhin kann ich mir jetzt mit Druck auf die Tab-Taste auch den verursachten Schaden oder die Heilung der Gegner ansehen.
Was ich ebenfalls schade finde, dass am Ende einer Partie nicht mehr bestimmte Leistungen hervorgehoben werden, wie beispielsweise wer von beiden Teams die meiste Heilung oder die meisten Eliminierungen hatte.
Overwatch 2 brauchte unbedingt einen Battle Pass, daher hat es auch einen bekommen. Ungefähr alle zwei Monate gibt es eine neue Saison und damit eine neue Möglichkeit, Geld auszugeben.
Ich verstehe, dass nach dem Umstieg auf Free-to-play irgendwo das Geld herkommen muss, aber ich für meinen Teil mag das neue System nicht wirklich. Wenn man wenigstens die Währung, mit der man den Battle Pass kaufen kann, durch diesen wieder zurückbekommen würde, sodass man den nächsten ohne Mehrkosten auch erwerben kann, wäre das alles nicht so schlimm. Fortnite und Sea of Thieves fallen mir da als Positivbeispiele ein. Stattdessen muss man sich die Coins mühsam über wöchentliche Herausforderungen erspielen, und mit dieser Währung kauft man nun aber auch kosmetische Inhalte.
Das Problem dabei ist: Pro Season könnt ihr 540 Münzen über die wöchentlichen Herausforderungen bekommen. Wollt ihr kein Geld ausgeben, könnt ihr euch nur alle zwei Seasons, also alle vier Monate, einen Pass kaufen. Jetzt überlegt mal, dass ein legendärer Skin 1900 der gleichen Coins kostet, mit denen ihr auch den Battle Pass kauft.
Das Lootbox-System war nicht perfekt und, anhand der Gesetzeslage in einigen Ländern, nicht mehr zeitgemäß, aber den Umstieg auf ein System mit Battle Pass und wechselnden, zufälligen Cosmetics im Shop finde ich auch nicht unbedingt besser.
Was besonders ärgerlich ist: Kauft ihr euch den Battle Pass, so schaltet ihr die neue Heldin Kiriko sofort frei (alle Besitzer von Overwatch 1 erhalten den ersten Battle Pass gratis), möchtet (oder könnt) ihr kein Geld ausgeben, dann müsst ihr erst Stufe 55 im Pass erreichen, bis ihr Zugriff auf Kiriko erhaltet. Man kann somit durchaus von einer Art „Pay to win“ sprechen, wenn sich im Battle Pass ein Charakter verbirgt, der sehr stark und somit mehr oder weniger ein Muss ist.
Wie genau ihr Helden freischaltet, die ihr über den Battle Pass „verpasst“ habt? Ihr müsst sie euch für Echtgeld kaufen. Als langjährige Overwatch-Spielerin stößt mir das sauer auf, da bisher alle Charaktere von Beginn an gratis verfügbar waren. Jetzt müssen wir entweder zur Brieftasche greifen oder einige Zeit ins Spiel investieren, bevor wir den neuesten Charakter unser Eigen nennen dürfen. Andere Spiele machen das zwar auch so (beispielsweise League of Legends) und da habe ich auch kein Problem mit. Die Umstellung vom bisherigen System auf das Neue stört mich dabei. Zumal es in Overwatch eben kaum Möglichkeiten gibt, die Währung zu verdienen, die ihr benötigt.
Habt ihr bereits Overwatch 1 gespielt, so behaltet ihr alle freigeschalteten Inhalte. Übrig gebliebene Credits wurden in „Legacy Credits“ umgewandelt, mit denen ihr ausgewählte kosmetische Inhalte für Helden kaufen könnt.
Fangt ihr allerdings neu mit Overwatch 2 an, so müsst ihr erstmal einen Haufen an Partien absolvieren, bis ihr auch alles freigeschaltet habt. Zu Beginn stehen euch nur eine kleine Auswahl an Helden zur Verfügung und auch die verschiedenen Modi soll man wohl erst mit der Zeit freischalten. Spielt ihr mit Freunden in einer Gruppe, könnt ihr zumindest für diesen Zeitpunkt auf eine größere Auswahl zurückgreifen.
Damit möchte Blizzard verhindern, dass neue Spieler einerseits überfordert sind, andererseits möchten sie das „Trollen“ verringern. Wie viel das letztendlich bringt, muss sich zeigen.
Für viel negatives Feedback hat die Ankündigung gesorgt, dass alle, die Overwatch 2 spielen möchten, eine Handynummer mit ihrem Blizzard-Konto verbinden müssen. Mittlerweile hat Blizzard die Sicherheitsmaßnahme so geändert, dass nur noch neue Accounts dies machen müssen, die Kritik bleibt aber trotzdem. So können alle, die beispielsweise ein Prepaid-Handy nutzen, oder sich einen Mobilfunkvertrag nicht leisten können, eben auch keine Nummer mit ihrem Account verbinden und somit kein Overwatch spielen. Auf Social Media gab es daher durchaus berechtigte Kritik daran. Es ist gut, dass Blizzard gegen toxische Leute vorgehen will, aber dabei sollte man keine Maßnahmen einbauen, die einige Spieler vom Spiel ausschließen.
Der Start von Overwatch 2 am Dienstag verlief alles andere als gut: Lange Warteschlangen und Serverprobleme haben dafür gesorgt, dass ich zum Launch nicht mal vier Partien spielen konnte, denn aus zweien bin ich wieder rausgeflogen. Nachdem ich dann das dritte Mal in eine ellenlange Warteschlange gemusst hätte, habe ich es aufgegeben.
Am Mittwoch sah es schon etwas besser aus, aber je später es wurde, desto ausgelasteter waren die Server. Mittlerweile kommt man wenigstens nach einer halbwegs annehmbaren Wartezeit ins Spiel und kann Partien auch zu Ende spielen.
Overwatch 2 macht mir Spaß, ich hatte aber auch immer mit dem „Vorgänger“ meinen Spaß (auch wenn ich zuletzt nicht mehr viel gespielt habe). Die Änderungen und Neuerungen tun dem Spiel gut und die schnellen Partien sind ein Segen nach den teilweise minutenlangen Kämpfen, die es in Teil 1 gab.
Anhand der Warteschlangen ist auch in der Community der Hype noch da, das belegen auch die Zuschauerzahlen auf Twitch, die mit anderen großen Spielen wie CS:GO und League of Legends (noch) mithalten können. Worauf ich allerdings wirklich warte, ist der Koop-Part. Wenn sich Blizzard damit aber zu viel Zeit lässt oder dieser am Ende enttäuschend wird, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Overwatch 2 das gleiche Schicksal ereilen wird wie Teil 1.
Auch wenn ich viele Negativpunkte angesprochen habe: Overwatch 2 ist bei Weitem kein schlechtes Spiel. Nur hat Blizzard 2016 eine so hohe Messlatte gesetzt, dass es von vornherein schwer war, daran anzuknüpfen. Mit einigen Entscheidungen wie dem Battle Pass oder fraglichen Maßnahmen gegen toxische Spieler hat sich Blizzard (meiner Meinung nach) keinen Gefallen getan.