Wie alle modernen MMOs bietet auch New World Skins für Rüstungen und Waffen, die für Jens aber die Erfahrung schmälern.
New World: Warum Jens auf Item-Skins verzichtet
New World ist erschienen, juhu! Ich bin zwar in den vergangenen Tagen nicht viel dazu gekommen, die Insel Aeternum zu erkunden (nicht wegen Warteschlangen, sondern Far Cry 6), aber die ersten Stunden haben mir bereits viel Spaß gemacht. Amazon zelebriert den Release seines MMOs mit einer Aktion auf der hauseigenen Streaming-Plattform Twitch: Wer bestimmten Streamern beim "New World"-Zocken zusieht und seinen Twitch-Account mit dem eigenen Spielkonto verknüpft hat, kann diverse Waffen-Skins als Drops abstauben. Weil ich sowieso ein paar Streamern zuschauen wollte, habe ich mir automatisch alle Skins gesichert. Nutzen werde ich sie aber vermutlich nie. Und damit willkommen zu einer neuen Ausgabe von "Jens und seine Videospielticks"!
Item-Skins sehen zu cool für Einstiegshelden aus
Ich glaube, ich habe noch nie in einem Loot-basierten Spiel Item-Skins benutzt, die das Aussehen von Waffen oder Rüstungen komplett verändern. Selbst als ich vor 14 Jahren (ja, das ist wirklich schon sooo lange her) in der Scherbenwelt von World of Warcraft: The Burning Crusade unterwegs war und mein Hexenmeister aussah, als wäre er eine bunte Diskokugel, dachte ich zu keinem Zeitpunkt: "Hach, wie schön es doch wäre, wenn ich ihm einfach einen hübschen Skin verpassen könnte."
Für mich gilt in Rollenspielen oder anderen Titeln, in denen Loot in Form von Waffen und Klamotten eine Rolle spielt, in der Regel: Ein Item sieht eben so aus, wie es aussieht, und das aus gutem Grund. Wenn ich nun also in New World mit Level 10 (von 60) ein Schwert erhalte und das ziemlich unspektakulär aussieht, dann ist das ja nicht so, weil die Entwickler mich ärgern wollen. Eine Klinge für einen Stufe-10-Charakter ist nicht gerade mächtig und nicht wertvoll. Warum sollte sie also so aussehen, als wäre sie beides? Das würde innerhalb der Spiellogik keinen Sinn ergeben. Gleiches gilt für die Kleidung, die ich mit Level 10 tragen kann. Würde ich zu diesem frühen Zeitpunkt schon die am meisten strahlende und am coolsten aussehende Rüstung übergestülpt haben, würde ich das komisch finden. Denn was soll danach noch kommen? Wie sollte das noch getoppt werden?
Ich will mir coole Optik erarbeiten
Das bringt mich zum zweiten Punkt: dem Belohnungsaspekt. Für mich ist es nicht nur befriedigend, auf hohem Level ein Item zu erbeuten, dass besonders gute Werte hat und selten ist. Auch die Optik spielt eine entscheidende Rolle. Ein epischer Gegenstand hat verdammt nochmal cool auszusehen! Ich will damit ja vor anderen Spielern angeben können, wenn ich durch die Stadt laufe.
In alten WoW-Zeiten war es tatsächlich so, dass man neidisch auf jeden war, der mit besonders schicker Rüstung und einer leuchtenden Waffe durch Sturmwind gelaufen ist. Skins gab es damals nicht. Wer modisch sein wollte, musste dafür hart arbeiten und raiden oder der König auf den PvP-Schlachtfeldern sein. Heute ist das durch die Verbreitung von Skin-Shops in Online-Rollenspielen nicht mehr der Fall. Ob nun World of Warcraft, Guild Wars 2, Final Fantasy XIV oder eben New World – überall könnt ihr für Echtgeld Skins kaufen, die selbst einen Stufe-1-Charakter wie einen gestandenen Helden aussehen lassen. Oder wie einen richtigen Badass.
Von mir aus sollen andere Leute Skins nutzen. Ich vermisse zwar ein wenig das oben beschriebene Gefühl aus WoW, aber da sich der Verkauf von kosmetischen Items als die beste Methode für eine faire Monetarisierung abseits von Abo-Modellen etabliert hat, kann ich das akzeptieren. Ich halte davon aber Abstand. Mein Charakter soll erst dann mächtig aussehen, wenn er das auch wirklich ist. Alles andere würde das Belohnungsgefühl, wenn man nach etlichen Stunden wirklich mal ein hochwertiges Item ergattert, nicht gänzlich, aber eben doch ein wenig schmälern. Zudem bin ich eben im Herzen ein kleiner Rollenspieler und da würde es überhaupt nicht passen, wenn mein Heldengrünschnabel in New World aussehen würde, als hätte er sich schon in Hunderten Schlachten bewiesen oder so viel Gold erarbeitet, dass er beim besten Schneider Aeternums ein und aus geht.
Andere Genres, anderes Empfinden
Ich möchte aber betonen, dass ich mich bei all dem wirklich nur auf Spiele beziehe, in denen Loot ein Teil der Progression ist. In einem Battle-Royale-Spiel oder Multiplayer-Shootern im Allgemeinen freue ich mich auch über jeden schicken Skin, der in meiner Sammlung landet, sei es nun für meinen Charakter oder eine Waffe. Ob nun Call of Duty, Valorant oder Hunt: Showdown, in solchen Spielen lasse ich die Kosmetik nicht im virtuellen Schrank verstauben. Zwar muss ich mir auch da teilweise gute Waffen erst mal hart erarbeiten, aber ich kann das Aussehen der Knarren nicht komplett ändern, sondern nur die Farben. Das ist schlicht nicht damit vergleichbar, in New World aus einem Charakter, der wie ein Bauer aussieht, mit wenigen Mausklicks einen strahlenden Superhelden zu machen.
Es gibt bloß eine Situation, in der ich in einem Loot-basierten Spiel einen Item-Skin nutzen würde: wenn mein Charakter das Maximallevel erreicht hat und die beste Ausrüstung trägt, die mir aber optisch nicht gefällt. Gäbe es dann rein kosmetische Alternativen, die mehr meinem Geschmack entsprechen, würde ich sie nutzen, sofern ich dafür nicht hohe Preise zahlen müsste. Aber dann bin ich ja eben auch am Ende der Loot-Spirale angelangt und da kann mir all das oben Genannte egal sein.