Was sind die Unterschiede? Welche AR-Spiele gibt es und warum ich diese lieber mag als VR-Games, erfahrt ihr hier.
Darum bevorzuge ich Augmented Reality gegenüber Virtual Reality
Vor wenigen Jahren war Virtual Reality noch in aller Munde und wurde als DAS nächste Ding gehandelt. Die Realität sieht aber ein Stück weit anders aus. Virtual Reality ist trotz teilweise beeindruckender Verkaufszahlen noch nicht im Mainstream angekommen. Das wird es meiner Meinung nach auch die nächsten Jahre nicht. Dafür ist die Technik zu teuer und noch zu sehr eingeschränkt. Für den Heimgebrauch liquider Spieler, als VR-Escape-Room-Erweiterung oder bei Veranstaltungen wie Next Level von Marius Angeschrien (Chapeau übrigens für diese Leistung!) eignet sich ein VR-Headset aber wunderbar.
Ich bin dagegen eher ein Freund von AR, Augmented Reality (erweiterte Realität). Ich mag mich einfach nicht hinter einer Brille verstecken und sei das Erlebnis noch so immersiv. Für die paar Spiele, bei denen mir nicht übel wird, lohnt sich der Kauf eines VR-Sets schlichtweg nicht. Zumal ich das Problem habe, dass mir schlecht wird, sobald ich als virtuelles Alter-Ego loslaufe. In echt sitze ich aber weiterhin auf der Couch und mit dieser Diskrepanz kommt mein Körper nicht zurecht. Nutze ich dagegen die Teleportation als Fortbewegungsmethode, geht es eigentlich, aber dann werde ich aus der Immersion gerissen.
Was ist AR eigentlich?
Die Verschmelzung von Games mit der realen Umgebung, egal ob durch eine Kamera oder Standortdaten, finde ich dagegen viel spannender. Doch auch diese Technologie hat im Gaming-Bereich, im Vergleich zu anderen Sektoren, noch nicht sonderlich an Fahrt aufgenommen. Dabei liegen die ersten Versuche schon fast 20 Jahre zurück. Mit EyeToy und PlayStation Eye hat Sony bereits damals erste Produkte auf den Markt gebracht, mit denen solche Spiele möglich waren. Als Nintendo-Fanboy habe ich zu der Zeit neidisch zu Sony geschaut, muss ich zugeben. Aber durchgesetzt hat es sich leider nicht. 2008 hat Nintendo es mit dem Nintendo DSi und ersten kleineren Games selbst versucht, 2011 mit dem Nintendo 3DS dann nochmal. Microsoft bot mit Kinect ebenfalls eine solche Möglichkeit, wobei da eher die vom Gerät erfassten Bewegungen des Spielers im Fokus standen. Aber so richtig im Massenmarkt ist das Thema erst mit Pokémon GO von Entwickler Niantic angekommen.
Pokémon GO Trailer:
Pokémon GO und Co
Dabei ist Pokémon GO in genau dieser Hinsicht nicht einmal ein gutes Bespiel. Zwar bringt die zusätzliche Verschmelzung von Standortdaten und AR durchaus frischen Wind, aber mehr als draufgeklatschte 3D-Modelle der Taschenmonster auf die reale Welt gibt es dann doch nicht zu sehen. Gleiches gilt übrigens auch für Harry Potter Wizards Unite, Jurassic World Alive oder Ghostbusters World. Hoffentlich macht es das angekündigte Mobile Game zu Pikmin besser. Ich finde es ein wenig zu einfach, wenn quasi nur der Hintergrund ausgetauscht wird, um einem vorzugaukeln, dass gewisse virtuelle Objekte nun Teil der Wirklichkeit sind. Das ging ja 2007 schon mit Eye of Judgement für die PlayStation besser. Spiele, die dagegen versuchen, die Umgebung in irgendeiner Form miteinzubeziehen, sind genau die Produkte, die ich gern ausprobiere.
Eye of Judgement Enthüllung:
Da geht noch mehr!
Leider gibt es in dieser Nische kaum ernsthafte Vertreter, dafür aber ein paar vielversprechende Prototypen, dazu aber später mehr. In Ermangelung anderer Plattformen stehen mir privat nur der Nintendo DSi, der Nintendo 3DS und ein Android-Smartphone zur Verfügung, was die Auswahl schon einmal einschränkt. Die paar Titel für den DSi kann ich auch direkt wegelassen, denn so lustig Wario Ware Snapped! ist, mehr als eine Techdemo ist es nicht. Bleiben noch mein Smartphone und der 3DS. Während ich auf dem Smartphone monatelang Pokémon GO gesuchtet und auch Harry Potter Wizards Unite ausprobiert habe, flaute irgendwann die Begeisterung der draufgepappten Viecher ab. Der Wunsch nach einem Hauch mehr Substanz keimte in mir auf.
Wo soll ich anfangen?
Zuerst widmete ich mich dann dem Nintendo 3DS. Der hat immerhin schon zwei AR Games vorinstalliert. Während Face Raiders ein Shoot ‘em Up mit echten Gesichtern, aber ähnlichen Problemen wie Pokémon GO ist, macht die kleine Minispielsammlung der AR Games schon mehr Spaß. Da wird kurzerhand der Tisch zur Zielscheibe oder es tun sich Löcher auf, in die Bälle geworfen werden müssen. Nur viel Tiefgang gibt es nicht. Da die Software-Entwicklung für den Handheld weitgehend eingestellt ist, kommen leider auch keine neuen Games mehr nach. Zudem haben eh nicht viele Hersteller von der Funktion Gebrauch gemacht und so wurden schnell Kid Icarus Uprising und Spirit Camera: Das verfluchte Tagebuch zu meinen Favoriten.
Nintendo 3DS AR Games Trailer:
Kid Icarus Uprising
Allerdings muss angemerkt werden, dass die AR-Funktion in Kid Icarus Uprising nur ein kleiner Zusatz ist. Zusammen mit dem Spiel wurden damals über 400 AR-Karten produziert, mit denen man die Charaktere im Spiel gegeneinander kämpfen lassen konnte. Oder, für die friedfertigen Zeitgenossen unter uns, einfach nur ein paar Fotos schießen. Es war quasi wie ein kleines Kartenspiel ohne großartiges Regelwerk. Besitzt man zudem eine Umgebungskarte, lässt auch die Untergrund des Kampfes ändern. Auch das verspricht natürlich nicht unendlichen Tiefgang, aber dank der über 400 Karten ist man eine Weile beschäftigt, bis man alles gesehen hat.
Kid Icarus Uprising - AR-Funktionen:
Spirit Camera: Das verfluchte Tagebuch
Mein Highlight in dieser Hinsicht ist aber ohne Frage Spirit Camera. Als ich das Spiel vor Jahren selbst rezensiert habe, ist mein Urteil nicht sonderlich positiv ausgefallen. Spielerisch ist der Titel auch recht mager, aber jetzt fast eine Dekade später erkenne ich, wie viel Potenzial in dem Konzept steckt. Die Hauptgeschichte selbst wird in einem ähnlichen Stil wie Pokémon GO erzählt, erhält aber durch die konstante AR-Sicht, die Nutzung des mitgelieferten Tagebuchs und die überraschend gruselige Geschichte eine ganz andere Dynamik. Mehr als ein 2-3 Stunden dauert das gesamte Unterfangen inklusive der vier Minispiele nicht, aber wer sich darauf einlässt, bekommt eine ordentliches Erlebnis präsentiert. Außerdem gibt es einen ziemlich gut gemachten Marketing-Kurzfilm zum Spiel.
Spirit Camera: Das verfluchte Tagebuch - Trailer:
Knightfall AR
Im Zuge der Recherchen hat noch ein weiteres Spiel meine Aufmerksamkeit erregt. Der Mobile Titel Knightfall AR. Ähnlich wie die AR-Games auf dem Nintendo 3DS wird die Oberfläche, im Idealfall ein Tisch oder ein Teppich, zu einem wahren Schlachtfeld. Mit dem Handy kann man sich nun dieses Schlachtfeld aus allen Winkeln angesehen werden, während man versucht mit seinen Truppen eine Burg zu verteidigen oder einzunehmen. Zusätzliche Spielereien wie ein Fotomodus sind ebenfalls vorhanden. Genau so stelle ich mir das vor. Jetzt muss mir nur noch Thema zusagen, was bei Rittern leider nicht der Fall ist. Angry Birds AR: Isle of Pigs ist da schon eher nach meinem Geschmack. Einen ganz ähnlichen Ansatz hat Wargaming vor einigen Jahren als Prototyp gezeigt, aber bislang ist daraus kein Spiel entstanden.
Knightfall AR Trailer:
Microsoft und HoloLens
Einen weiteren vielversprechenden Ansatz verfolgt Microsoft mit HoloLens. Mit dieser sehr hochpreisigen AR-Brille, bei der es vermutlich noch Jahre dauern wird, bis diese für den Endverbraucher überhaupt erschwinglich ist, werden nicht nur einfach virtuelle Objekte in die reale Welt platziert, zudem wird der Raum, in dem man sich aufhält auch noch gescannt, damit diese besagten Objekte auch korrekt mit ihrer Umwelt agieren. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Eingabemöglichkeiten. Bislang konnte ich mit der Brille aber leider noch keine Erfahrungen sammeln. Aber der Prototyp von Minecraft für das Gerät oder auch Young Conker sehen sehr interessant aus und erscheinen mir technisch noch ausgereifter als beispielsweise Knightfall AR.
Minecraft mit HoloLens und Voice-Control:
Was gibt es sonst noch?
Doch bevor ich zum Ende komme, gestattet mir noch einen kleinen Blick auf eine weitere Technologie: Hologramme. Hier gibt es zwar kaum marktreife Produkte, aber was die Firma Voxon Photonics 2018 auf der Tokyo Game Show gezeigt hat, fasziniert mich noch heute. Es ist im Prinzip wie AR, nur dass man selbst kein Gerät mit Kamerafunktion in der Hand hält, sondern quasi direkt mit dem Hologramm interagiert. Grafisch sieht das zwar noch alles sehr blockig aus, aber auf diese Weise ein Strategiespiel oder Super Mario zu zocken, dürfte sich schon ziemlich außergewöhnlich anfühlen. Und auch Niantic verbessert die AR-Technologie stetig weiter. Ich bin sehr gespannt darauf zu sehen, was in Zukunft damit möglich ist. Bis dahin spiele ich weiter Mario Kart Live: Home Circuit.
Tokyo Game Show 2018 - 3D Holographic Gaming: