Mario Kart goes Augmented Reality. Noch nie zuvor hat sich ein Mario Kart so authentisch angefühlt und gespielt.
Mario Kart Live - Home Circuit: Spaßiger Renntitel mit AR-Support
Das gab es in der Firmengeschichte von Nintendo auch noch nicht. Die Switch ist das erste System des japanischen Unternehmens, das mit zwei Ausgaben der Mario Kart Reihe bedacht wird. Wer des klassischen Mario Kart 8 Deluxe' überdrüssig ist und mal etwas Neues ausprobieren möchte, für den gibt es jetzt Mario Kart Live: Home Circuit. Damit werden die eigenen vier Wände zur Rennstrecke, denn das Geschehen findet nicht mehr ausnahmslos auf dem TV-Bildschirm statt, sondern es fahren bis zu vier echte Karts im Wohnzimmer umher, die dank AR-Unterstützung dennoch für das richtige Flair sorgen sollen. Ob das mehr als nur ein netter Gag ist oder Potenzial hat, erfahrt ihr jetzt.
Zuerst einmal muss gebastelt werden
Mario Kart Live: Home Circuit erfordert vor dem ersten Spielstart ein bisschen Vorbereitung, denn es werden vier Papptore, die wie die Nintendo Labo Modelle einfach nur zusammengesteckt und gefaltet werden, benötigt, um einen Kurs abzustecken. Zudem muss das Kart mit der Switch via Wi-Fi verbunden werden. Beides ist kinderleicht und bereits nach wenigen Minuten erledigt. Jetzt wird nur noch ausreichend Platz und eine halbwegs glatte Fläche benötigt. 5-10 m² sollten es schon sein, um seiner Fantasie freien Lauf zu lassen, denn wie die Kurse designt werden, liegt komplett in unserer Hand. Spielzeug, Nerd-Kram oder Haushaltsgegenstände können als Deko genutzt werden. Wir müssen hinterher nur die Tore in der richtigen Reihenfolge einmal durchfahren, damit die Switch, den Kurs abspeichern kann. Wer sich dann jedoch über ein schlechtes Streckendesign beschwert, muss sich an die eigene Nase fassen.
Mario Kart Live: Home Circuit Trailer:
Das Wohnzimmer wird zu Rennstrecke
Jetzt kann das Vergnügen mit der erweiterten Realität beginnen. Wie bei jedem Mario Kart haben wir Möglichkeit, aus verschiedenen Spielmodi zu wählen. Wir können uns entweder in den Grand Prix Modus stürzen, gegen die Zeit fahren, den Mehrspielermodus ausprobieren, nach eigenen Regeln agieren oder wie mit einem handelsüblichen Modellauto einfach frei in der Gegend umherfahren.
Das Besondere an Mario Kart Live: Home Circuit ist aber, dass das kleine Kart mit einer Kamera ausgestattet ist, die das Geschehen in einer Art Cockpit-Ansicht auf der Switch oder dem TV darstellt und die Wohnzimmerumgebung mit den typischen Mario Kart Elementen garniert. Je nach Kurs wird die eigene Wohnung auf diese Weise in einen Dschungel, eine Schneelandschaft, Bowsers Schloss oder eben eine klassische Rennstrecke verwandelt. Die virtuellen Objekte wirken sich jedoch auch auf das reale Kart aus. Bei Wind von der Seite muss gegengesteuert werden, eine Banane bringt das Kart zum Stehen und ein Pilz erhöht kurzfristig die Geschwindigkeit. Hat man sich noch ein wenig kindliche Fantasie bewahrt, entsteht so eine ziemlich gelungene Illusion.
Mario Kart aber anders
Durch die veränderten Rahmenbedingungen ergeben sich allerdings einige Unterschiede zu früheren Titeln der Reihe. In Mario Kart Live: Home Circuit gibt es beispielsweise keinen grünen Panzer, keine Feuerblume oder Boo. Dafür gibt es aber Magneten und einige fiese Hindernisse wie schleimspuckende Piranha-Pflanzen. Außerdem fahren wir im Grand Prix Modus nur gegen vier weitere Gegner und es gibt keinen Spiegel-Modus (aber adäquaten Ersatz, dazu später mehr). Die verringerte Gegneranzahl ist aber kaum ein Problem, denn je nachdem wie die Strecke aussieht, kann es sehr hektisch werden.
Was hingegen etwas verwunderlich ist, dass die einzelnen Cups im Grand Prix Modus nur noch drei statt vier Einzelrennen umfassen. Als Ausgleich dafür gibt es einen Zufalls-Cup, bei dem drei bekannte Strecken munter durcheinander gewürfelt werden. Das ergibt bei einem Umfang von 8 Cups mit jeweils drei verschiedenen Themen 24 unterschiedliche Strecken. Die verschiedenen Elemente dürfen aber im Modus “Eigene Regeln“ komplett durchmischt werden, so dass es theoretisch zig weitere Möglichkeiten gibt und hier kommt wieder Fantasie ins Spiel. Wer seine Strecke mit selbstgebauten Elementen wie Rampen, S-Kurven und mehr ausstattet, kann durchaus anspruchsvolle Kurse kreieren.
Symbiose zweier Welten
Aber mal Butter bei die Fische! Bislang hört sich das alles sehr nach einem Mario Kart an, wie wir es kennen. Doch wie steuert sich das Kart und wie ist das Spielgefühl? Obwohl die Action natürlich hauptsächlich auf dem TV oder Bildschirm stattfindet, haben wir uns des Öfteren dabei ertappt, wie wir einfach nur auf das flott herumfahrende Auto geschaut haben. So gewinnt man natürlich kein Rennen, aber zumindest konnten wir so sehen, wie direkt und prompt das Kart reagiert. Ähnlich wie im Spiel klebt das Auto förmlich am “Asphalt“. Erst bei höheren Geschwindigkeiten und engen Kurven driftet das Vehikel ein wenig.
Abgesehen von der Perspektive spielt sich Mario Kart Live: Home Circuit genauso, wie wir es erwarten würden. Die “virtuelle“ Version des Karts reagiert sehr direkt und sobald wir uns an den Untergrund gewöhnt hatten, war das Handling auf Teppich und Laminat kein Problem und sobald wir mit einem roten Panzer einen Gegner außer Gefecht gesetzt haben, stellt sich auch die diebische Schadenfreude ein. Lediglich der Wendekreis der Karts ist gerade bei höheren Geschwindigkeitsstufen nicht zu unterschätzen, weshalb man vielleicht kratzempfindliche Dinge besser aus dem Weg räumen sollte.
Allein und mit mehreren ein großer Spaß
Das Gegnerverhalten ist unserer Meinung nach ebenfalls gelungen, obwohl der Rubberband-Effekt je nach Streckendesign mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt ist. Das Zusammenspiel der Streckenelemente sorgt in diesem Zusammenhang immer wieder für interessante Situationen, denn man kann zwar die KI mit Abkürzungen überraschen, aber sie geizt im Gegenzug nicht gerade mit dem Einsatz von Items und je höher die Geschwindigkeitsklasse, umso besser werden Bowser Jr. und Co. Außerdem zaubert Kamek in einigen Partien eine magische Barriere hervor, die die gesamte Strecke spiegelverkehrt erscheinen lässt, bis wir durch das nächste Tor fahren. Ein genial verwirrendes Feature, besonders wenn man die Strecke live komplett anders sieht.
Schön ist auch, dass mit jedem Grand Prix andere Koopalinge als Gegner zur Verfügung stehen. So gibt es auch in dieser Hinsicht etwas Abwechslung. Wir selbst dürfen nur zwischen Mario und Luigi als Fahrer wählen und da sind wir nach dem Kauf des Spiels auch dran gebunden. Das gilt auch für den Mehrspielermodus, in dem man bis zu vier Switch-Systeme mit vier Karts zusammenschließt und dann das Wohnzimmer zerlegt. Und vertraut uns: Es wird knallen! Aber auch mit nur einem Kart können mehrere Spieler Spaß haben. Dann wird eben ermittelt, wer den Kurs in der besten Zeit beendet.
Es ist nicht alles perfekt
Allerdings hat das Spiel bedingt durch die AR-Mechanik mit einigen Problemen zu kämpfen. Die Kamera, die in den Karts steckt, bringt nur bei richtig guten Lichtverhältnissen knackige Farben auf den Schirm und auch die Reichweite der Funkverbindung ist nicht gerade groß. Zudem sollte man, wenn man die Switch in der Dockingstation hat, das WLAN zu Hause ausschalten, sonst kann es zu Verbindungsabbrüchen (warum erschließt sich uns nicht, aber wir hatten damit durchaus einige Probleme) kommen. Schade ist ebenfalls, dass das Spiel nur für den flachen Boden konzipiert ist. Sich selbst eine Rampe bauen und sie nutzen, funktioniert nur gut im Zeitfahrmodus, denn die Gegner fahren einfach hindurch.
Fazit:
Mario Kart Live: Home Circuit ist eine beispielhafte Verschmelzung zweier Welten und ein wahrgewordener Kindheitstraum. Endlich kann man mit Mario in einem Kart umherflitzen, die echte Welt ins Spiel einfließen lassen und gleichzeitig die typische Action erleben. Nur leider kann der Abwechslung nicht ganz mit dem Spielspaß mithalten. Es gibt zwar vier Geschwindigkeitsklassen, 24 Streckendesigns und Einiges zum Freischalten (Chassis, Kostüme und Hupen), aber das täuscht nicht darüber hinweg, dass Rampen, Abgründe und Co systembedingt nicht vorhanden sind. Hier bietet das Spiel noch Luft nach oben. Aber wer weiß, vielleicht gibt es in Zukunft noch ein Update mit mehr als nur den mitgelieferten Papptoren. Abgesehen davon ist Mario Kart Live: Home Circuit ein innovativer Ansatz, die Marke weiterzuentwickeln und es macht einfach verdammt viel Spaß.
- gut eingesetzte AR-Funktionalität
- typisches Mario Kart Gefühl
- Möglichkeit, eigene Kurse zu bauen
- mit mehreren Spielern sehr lustig
- kinderleichter Aufbau
- benötigt viel Platz
- Kamera könnte besser sein
- Baumöglichkeiten beschränkt
- etwas zu wenig Abwechslung