Der Combat Trailer von Atomic Heart ist einfach nur wild und wird genau deshalb in Erinnerung bleiben.
Atomic Heart: Mein Lieblingstrailer der gamescom
Erste Einstellung: Skelette sitzen an einem Gartentisch, wo offensichtlich einst ein kleines Gelage stattgefunden hat. Schwarzblende. Zweite Einstellung: eine Explosion (als ob eine Mine oder Granate hochgegangen ist) im Standbild, Geröll und Körper fliegen durch die Luft. Dann wird der Name des Spiels, Atomic Heart, eingeblendet, gefolgt von dem des Entwicklers, Mundfish. Und anschließend wird es richtig seltsam: Zwei Roboterdamen stehen sich gegenüber, führen synchrone Bewegungen mit ihren Armen aus, untermalt von einem russischen Lied aus den 70ern.
Dann dreht die Musik auf (es handelt sich nicht um das Originalstück, sondern einen Remix) und es erfolgt der Übergang zu einer Gameplay-Szene, in der der Spieler mit einer Blitzkanone auf anstürmende Roboter schießt. Wieder Schnitt zurück auf die Robo-Ladys. Einer von ihnen kommen drei wurmartige Dinge aus der Stirn, die sich zu einer Art Horn verbinden. Später sticht sie ihrer Kollegin damit in den Bauch und schlitzt ihr den ganzen Oberkörper auf und am Ende "spielen" die beiden mit zwei identisch aussehenden Objekten, deren Funktion sich nicht erschließt. Dazwischen gibt es jede Menge Kampfaction zu sehen.
Ganz seltsamer Tonschnitt
Dieser Trailer zu Atomic Heart, den Mundfish nun passend zur gamescom 2022 veröffentlicht hat, verwirrt mich genauso, wie er mich begeistert. Was diese Szenen mit den zwei an Frauen angelehnten Robotern mir sagen sollen? Ich habe absolut keine Ahnung! Und dann gibt es noch eine andere seltsam geschnittene Passage: Nachdem der Trailer knapp zwei Minuten lang jede Menge Action mit dem oben besagten Remix eines alten russischen Lieds zeigt und dabei sogar teilweise die Schüsse im Takt der Musik erfolgen, erfolgt plötzlich ein harter Wechsel auf der Soundebene. Der Song wird abrupt abgebrochen und für eine kurze Szene von den Klängen eines Streichorchesters ersetzt, die dann wiederum sehr plötzlich von hartem Metal ersetzt werden. Auch hier frage ich mich: "Was will Mundfish damit bezwecken?", und kann mir keinen Reim darauf bilden.
Wie echt ist das Gezeigte?
Dieser Trailer ist wahrlich "weird", wie man neudeutsch so schön sagt. Aber zugleich macht er mir auch richtig Lust auf Atomic Heart. Interesse habe ich an dem Titel, seid Mundfish vor ein paar Jahren zum ersten Mal Gameplay veröffentlicht hat. Ein Ego-Shooter-RPG-Mix, der in der Sowjetunion einer alternativen Realität der 50er Jahre spielt, in der Roboter zur Normalität geworden sind? Mit einer Open World und viel spielerischer Freiheit? Ja, das klingt nach einem Titel für mich. Aber irgendwie war ich auch immer skeptisch, weil Mundfish nie groß in Kontakt mit westlicher Presse gegangen ist und ihr sein Spiel gezeigt hat. Und wenn ein kleiner, bis dato unbekannter russischer Entwickler ein Werk präsentiert, das nicht nur grafisch schick, sondern auch noch spielerisch echt vielversprechend aussieht und noch dazu sehr ambitioniert ist, wird man eben erstmal misstrauisch. "Ist das wirklich echtes Gameplay, was ich da sehe, oder veräppelt Mundfish mich und all die anderen?"
Seitdem Microsoft aber bekannt gegeben hat, dass Atomic Heart von Tag 1 an im Game Pass sein wird, bin ich etwas zuversichtlicher. Die Redmonder werden jawohl nicht einfach jedes Spiel ungesehen in ihren Abo-Service aufnehmen, oder? Tja, und dann ist nun eben dieser Combat Trailer erschienen, der mich mit fast jeder seiner Spielszenen umhaut. Die Vielfalt an Nah- und Fernkampfwaffen sowie Gegnertypen, das Art Design, die hochwertigen Animationen, dazu noch coole Fähigkeiten wie das Einfrieren von Gegnern oder die Manipulation der Schwerkraft und die hübschen Umgebungen – das alles begeistert mich enorm. Wir bekommen hier bereits mehrere Bossgegner zu sehen, die alle ihre Eigenheiten haben, obwohl es sich meistens um sehr große Roboter handelt. Aber sie haben alle ein individuelles Design. Der eine ist eine Kugel mit langen Schläuchen als Beine und Tentakeln als Arme, der andere richtig dick und schwerfällig, aber mit Düsen an seinem Hintern ausgestattet, damit er mal schnell mit einem Sprung ausweichen kann.
Bloß nicht hypen lassen! Bloß. nicht. hypen. lassen!
Ich versuche, trotz aller Euphorie nicht in einen Hype zu verfallen. Das sieht eigentlich alles schon zu gut aus, um wahr zu sein. Ich möchte gerne glauben, dass das Spiel so toll wird, wie es mir dieser Trailer verspricht. Aber angesichts dessen, dass wir hier eben von einem kleinen russischen Team sprechen, kann ich das nur zur Hälfte. Andererseits: Ein Blick auf Mundfishs offizielle Webseite verrät, dass unter anderem Tencent und Gaijin Entertainment (War Thunder, Enlisted) zu seinen Investoren gehören. Warum sollten diese Unternehmen Geld in ein Studio stecken, von dessen Arbeit sie nicht überzeugt sind? Wer weiß, vielleicht wird Atomic Heart ja einer dieser Breakout-Hits, die ihre Entwickler von heute auf morgen weltberühmt machen, und reiht sich damit in eine Reihe mit Half-Life und Disco Elysium ein?
Die Antwort auf diese Frage soll noch dieses Jahr beantwortet werden, denn parallel zur Veröffentlichung des neuen Trailers hat Mundfish bekannt gegeben, dass der Release für das vierte Quartal 2022 geplant ist. Angesichts dessen, dass der kommende Spieleherbst nicht so sehr mit Highlights vollgepackt ist, wie wir es von seinen Vorgängern gewöhnt sind, wäre es doch echt schön, wenn die Russen es schaffen würden, diesen Zeitplan einzuhalten.