Red Dead Redemption 2 ist auch auf dem PC eine grandiose Spielerfahrung – wenn ihr denn die passende Hardware besitzt.
- home
- red-dead-redemption-2
pc-version-im-test-meisterwerk-massig-portiert
PC-Version im Test – Meisterwerk mäßig portiert
Hach, Rockstar! Wir mögen dich und deine Spiele ja wirklich sehr. Wir haben vergangenes Jahr Red Dead Redemption 2 abgefeiert. Das Open-World-Spiel, das man auch getrost als Cowboy-Simulator bezeichnen kann, hat von uns zurecht die Bestwertung erhalten. Nicht nur, dass es eine fantastische Geschichte mit interessanten Charakteren erzählt, es bietet auch noch eine der besten Spielwelten aller Zeiten und sieht für PS4-/Xbox-One-Verhältnisse fantastisch aus. Wollt ihr mehr darüber wissen, verweisen wir euch auf unseren Konsolentest.
An dieser Stelle soll es um die PC-Version und deren Eigenheiten gehen. Ein Jahr lang haben PC-Zocker darauf warten müssen, endlich in die Westernwelt einzutauchen. Doch die Ernüchterung setzte schnell sein: Im Internet liest man von zahlreichen Spielern, die Probleme damit haben, Red Dead Redemption 2 vernünftig zum Laufen zu bringen. Die Hardware-Anforderungen sind ziemlich hoch, es gibt Berichte von Leuten, die es am Release-Tag nicht mal starten konnten, von Abstürzen und anderen Ärgernissen. Wir haben uns mittlerweile selbst einen Eindruck vom Zustand der PC-Fassung verschafft und müssen leider auch zugeben: Hier hätte Rockstar einen besseren Job machen müssen.
Das Crysis von 2019, aber nur zu Hälfte
Vor zwölf Jahren servierte uns Crytek mit Crysis ein waschechtes Grafikfeuerwerk. Der Ego-Shooter sah für seine damalige Zeit nicht einfach nur sehr gut aus, er war eine optische Revolution. Die hatte allerdings einen hohen Preis: Es gab im Grunde kaum einen PC, auf dem der Titel in maximalen Details wirklich komplett einwandfrei lief. Red Dead Redemption 2 nimmt derzeit eine ähnliche Rolle ein, nur mit dem Unterschied, dass es nicht revolutionär gut aussieht.
Bevor ihr nun eure Mistgabeln aus dem Schrank holt und die Fackeln anzündet: Wir sagen überhaupt nichts gegen die Grafik des Westernspiels. Das würde uns nicht mal im Traum einfallen, denn Red Dead Redemption 2 ist eines der schönsten Spiele, die man derzeit spielen kann. Das gilt bereits für die Konsolenversionen und es trifft nun umso mehr auf die PC-Portierung zu. Der grafische Fortschritt mag im Vergleich zur Variante auf der Xbox One X, der derzeit leistungsstärksten Heimkonsole, nicht weltbewegend sein, aber Rockstar hat definitiv an der optischen Qualität geschraubt. Beispielsweise fällt die volumetrische Beleuchtung auf der höchsten Stufe nochmal etwas schicker aus und die Felle von Tieren sind, na ja, noch felliger. Einen neuen Meilenstein stellt die PC-Fassung aber nicht dar.
Allerdings werden eh nur die wenigsten von euch in den Genuss kommen, Red Dead Redemption 2 wirklich mit allen Details spielen zu können, womit wir wieder beim Crysis-Vergleich wären. Die riesige Spielwelt mit ihren Abermillionen an Details wie den belebten Städten, der authentisch wirkenden Natur, den etlichen Tieren und all den schönen Grafikeffekten frisst Hardware, als sei der PC eine Chipstüte, die man einfach nicht weglegen kann.
Teure Hardware braucht der Freizeit-Outlaw
Sagen wir es direkt heraus: Wenn ihr keinen topmodernen Prozessor, also etwa einen Intel i7 der jüngsten Generation, 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und eine GeForce-RTX- oder Radeon-RX-Karte habt, könnt ihr es vergessen, auf maximalen Einstellungen mit einer Bildrate im Bereich rund um die magische 60-FPS-Grenze zu spielen. Und dabei sprechen wir nur von der Full-HD-Auflösung. In WQHD oder gar 4K sieht das nochmal anders aus. In letzterer Auflösung sind nicht mal mit einer RTX 2080 Ti, der derzeit stärksten Grafikkarte für Privatanwender, 60 Bilder pro Sekunde möglich, sofern ihr nicht die Details runterschraubt.
Wir haben Red Dead Redemption 2 auf einem PC mit Intel i7 7700K, 16 Gigabyte RAM und einer GTX 1070 gespielt. Mit dieser Hardware ist ein gutes Spielerlebnis auf mittleren Einstellungen möglich, die mindestens die gleiche Grafikqualität bieten wie die Fassung für PS4 Pro und Xbox One X, eher noch darüber anzusiedeln sind. Das Spiel sieht dabei schon so gut aus, dass uns keine Zweifel aufkämen, würde uns jemand jene Detailstufe als die maximal mögliche verkaufen.
Man könnte also fast sagen, wir sind ganz zufrieden damit, wie Red Dead Redemption 2 auf unserer Kiste läuft. Aber zu 100 Prozent würden wir das nicht unterschreiben. Denn wie bereits erwähnt: Die PC-Version setzt keine neuen Grafikmaßstäbe und daher hätten wir erwartet, auf unserem Testrechner zumindest in hohen Einstellungen mit 60 FPS zocken zu können. Doch davon sind wir weit entfernt. Hier hapert es eindeutig bei der Optimierung. Hoffentlich kann Rockstar mit Updates da noch nachhelfen. Einen Grund, neue Hardware anzuschaffen, dürfte Red Dead Redemption 2 aber ohnehin für viele bleiben.
Von Abstürzen und flackerndem Bild
Apropos Updates: Die hat der Titel auf dem PC ohnehin nötig, denn nicht nur der Hardwarehunger ist ein Problem. Viele Spieler werden von regelmäßigen Abstürzen geplagt und auch wir blieben bislang nicht davon verschont. Pi mal Daumen lässt sich sagen: In jeder längeren Zock-Session (fünf, sechs Stunden am Stück) stürzte Red Dead Redemption 2 bei uns einmal ab. Das Problem: Es ist nicht ersichtlich, woran das liegt. Das Bild bleibt jedes Mal kurz hängen, dann beendet sich das Spiel einfach und der Rockstar Games Launcher spuckt ein "Unerwarteter Fehler ist aufgetreten" heraus. Es ist auch nicht so, als würden die Abstürze immer dann auftreten, wenn irgendwas Spezielles im Spiel passiert – sie scheinen, komplett zufällig zu sein.
Ein weiteres Problem, das uns auf unserem Test-PC begegnet ist, sind Grafikfehler. Ganz am Anfang des Spiels ist die Gang von Dutch van der Linde in den schneebedeckten Bergen unterwegs. In der ersten Mission ist es Nacht und Arthur, Dutch sowie Micah versuchen, bei Einheimischen Hilfe zu finden. Am Ende durchsucht ihr als Arthur ein Haus, in dem allerlei Lichter brennen. Die erzeugen logischerweise Schatten und eben genau die flackerten teilweise stark. Auch jedes Mal, wenn wir uns die deutsche Übersetzung eines Textes anzeigen lassen, die stets in ein Extrafenster mit schwarzem Hintergrund eingebettet ist, flackert das Bild. Davon abgesehen hatten wir zwar seit dem Prolog keine Darstellungsfehler mehr, trotzdem es ist klar: Diesbezüglich muss Rockstar nochmal ran.
Mehr Präzision, mehr Spaß
Neben der technischen Umsetzung ist für PC-Spieler wichtig, wie sich Red Dead Redemption 2 mit Maus und Tastatur spielt. Diesbezüglich sind wir etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite steuert sich Arthur Morgan damit richtig gut. Ein großes Manko für viele Spieler auf den Konsolen war die träge Steuerung, speziell in den Ballereien. Auf dem PC ist Red Dead Redemption 2 nun auch alles andere als ein flotter Shooter, mit der Maus geht das Zielen aber bedeutend besser von der Hand als mit dem Gamepad.
Egal, ob ihr nun in der Third- oder First-Person-Ansicht spielt, die Kämpfe machen mit Maus und Tastatur viel mehr Spaß. Ihr seid eben nicht mehr auf die Zielhilfe angewiesen. Präzise Kopfschüsse zu verteilen, ist kein allzu großes Problem, sofern ihr euch nicht allgemein in Shootern damit schwertut (und im Zweifelsfall gibt es ja immer noch die "Dead Eye"-Funktion).
Die PC-Steuerung hat aber auch ihre Tücken. Sie ist genauso überladen wie ihr Konsolenpendant. Manche Tasten sind von Haus aus mehrfach belegt. Es braucht ein wenig Eingewöhnung, bis ihr halbwegs gut mit allem klarkommt. Immerhin habt ihr auf dem PC die Möglichkeit, die Tastenbelegung nach Belieben zu ändern – eine großer Vorteil gegenüber Konsolenspielern. Blöd nur, dass Rockstar ein wenig verpennt hat, die Menüs richtig für den PC anzupassen. So könnt ihr zwar zum Beispiel im Inventar Items mit der Maus auswählen, es gibt jedoch keine Mouseover-Funktion. Klickt ihr auf einen Gegenstand, verwendet ihr ihn sofort, ohne euch erst nochmal den Namen und den Beschreibungstext anzeigen zu lassen. Das geht nur, wenn ihr ihn per Pfeiltasten anwählt. Überhaupt ist es unkomfortabel, in den Menüs ständig auf jene Knöpfe zurückgreifen zu müssen, anstatt hier mit "W", "A", "S", und "D" durch die Optionen zu navigieren.
Fazit
Dass Red Dead Redemption 2 auch auf dem PC inhaltlich grandios ist, brauchen wir wohl niemandem mehr erklären. Es ist ja im Wesentlichen immer noch das gleiche Erlebnis, Rockstar hat bloß den Einzelspielermodus um ein drei neue Kopfgeldmissionen, zwei Bandenverstecke und Schatzsuchen, einen Kräutersammelauftrag und ein paar neue Waffen, Pferde (teilweise aus Red Dead Online stammend) sowie Amulette erweitert. Das alles ist nett, aber es sind nur Kleinigkeiten, die bei dem eh schon großen Umfang der Konsolenversionen gar nicht so sehr ins Gewicht fallen.
Wir lieben es, Red Dead Redemption 2 auf dem PC in nochmal etwas besserer Optik und vor allem mit mehr FPS als auf den Konsolen zocken zu können. Trotzdem sind wir ein bisschen enttäuscht von der PC-Fassung. Das Spiel ist eben nicht das Crysis des Jahres 2019, wenn es um den "Wow"-Faktor bei der Grafik geht. Dass die Hardware-Anforderungen so abnorm hoch sind, ist daher nicht ganz nachvollziehbar. Die Portierung ist keine so große Katastrophe geworden wie einst die von GTA 4, bei GTA 5 hingegen hat Rockstar bessere Arbeit geleistet. Trotzdem kommen wir nicht umhin, Red Dead Redemption 2 auch in dieser Version die Bestwertung zu verleihen. Denn auch wenn ihr es nur auf mittleren Einstellungen spielen könnt, ist es eines der besten Spielerlebnisse, die momentan auf dem PC zu haben sind.
- Packende Story
- Riesige, lebendige Spielwelt
- Viele Nebenmissionen und -aktivitäten
- Tolle Grafik
- Fantastische Sprachausgabe
- Interessante Charaktere
- Kämpfe dank Maussteuerung spaßiger
- Grafischer Fortschritt zu gering...
- ...angesichts der hohen Systemanforderungen
- Steuerung überladen
- Mangelhafte Mausuntersützung in Menüs
- Abstürze, Grafikfehler
- Langsames Erzähltempo