Blizzard kündigt mit Warcraft Arclight Rumble ein Handyspiel an und es geht kein Aufschrei durchs Netz? Ja, das gibt's.
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Warcraft Arclight Rumble: Kein Shitstorm für neues Blizzard-Mobile-Game
2. November 2018, Anaheim, Kalifornien. BlizzCon. Wyatt Cheng kommt auf die Bühne, um etwas Neues zu Diablo zu verkünden. Der Mann ist seit 2003 bei Blizzard Entertainment, hat einige Bosse für World of Warcraft entworfen, ist aber vor allem für seine Mitarbeit an Diablo 3 bekannt. Die Erwartungen sind dementsprechend groß, auch weil schon seit Monaten gemunkelt wird, dass Diablo 4 in Arbeit sei und auf der Hausmesse endlich enthüllt werden solle. Cheng beginnt mit den Worten: "BlizzCon! Wir lieben Diablo!“ Noch ist der Jubel groß. Doch bereits zwei Sätze später nimmt er ein Wort in den Mund, dass die gute Stimmung sofort kippen lässt: Mobilgeräte. Diablo Immortal wird angekündigt und gleich zwei Momente aus dem anschließenden AMA werden zu Internet-Memes. Wie Team Rocket sagen würde: "Das war wohl ein Schuss in den Ofen."
Dreieinhalb Jahre später kündigt Blizzard ein weiteres Mobile Game an. Diesmal wird die Warcraft-Marke "vergewaltigt", wie vielleicht manch strikter Handyspielverweigerer sagen würde. Es hört auf den Namen Warcraft Arclight Rumble und ist im Kern ein "Clash Royale"-Klon. Oder sagen wir, es ist zumindest stark vom Mobile-Hit des finnischen Entwicklers Supercell inspiriert. Ihr blickt von oben auf ein sehr vertikal aufgebautes Schlachtfeld, auf dem sich zwei Fraktionen bekriegen. Eure Armee stellt ihr euch vor einer Partie wie euer Kartendeck in Hearthstone zusammen. Und ähnlich wie in einem Sammelkartenspiel spielt ihr die Einheiten dann auch nacheinander aus. Auf der Map selbst agieren sie relativ autonom, wobei jeder Einheitentyp seine eigenen Spezialfähigkeiten hat.
Gemeckert wird immer, aber nicht immer meckern alle
Brennt nun das Internet, weil Blizzard es schon wieder gewagt hat, eine beliebte Marke für ein mit Sicherheit liebloses, mit Mikrotransaktionen voll gestopftes Mobile Game herzunehmen, statt einfach mal Warcraft 4 anzukündigen? Nun, …. irgendwie nicht. Zumindest beim Blick auf Reddit zeigt sich, dass viele Leute Warcraft Arclight Rumble gar nicht so negativ gegenüberstehen. Das war damals bei Diablo Immortal gefühlt ganz anders.
Klar, es finden sich auch diverse kritische Kommentare. Der eine regt sich über den Cartoon-Look auf, den "jedes einzelne Mobile Game nutzt, um Kinder anzusprechen", ein anderer bemängelt, dass es doch schon so viele Spiele dieser Art gibt. Und dann wären da auch noch Leute, die schlicht den Namen blöd finden. Dem kann ich nur zustimmen. Warum müssen es denn drei Wörter sein? "Warcraft Rumble" hätte doch gereicht. Denkt denn kein Hersteller an uns Redakteure, die diese langen Videospieltitel in auf eine gewisse Länge limitierte Überschriften packen müssen? Na gut, sicherlich dient das "Arclight" in der Mitte dazu, dass man das Akronym WAR nutzen kann. Das ergibt ja durchaus Sinn, aber macht den Namen auch nicht besser.
Aber eigentlich wollte ich ja auf die eher positiven oder zumindest neutralen Stimmen zu sprechen kommen. Davon gibt es in der Tat nicht wenige. Ein Reddit-Nutzer schreibt zum Beispiel, dass ihn Warcraft Arclight Rumble an eine Fan-Map für Warcraft 3 namens "Playground Fight" erinnere und deshalb denke, dass er Spaß mit dem Spiel haben könnte. Ein anderer habe bereits Erfahrungen mit Minion Masters, einem PC- und Xbox-One-Spiel mit gewissen Ähnlichkeiten, gesammelt und finde, dass Warcraft Arclight Rumble ganz gut aussehe. Dem fügt er hinzu: "Das Gute bei Blizzard ist, dass seine Spiele, was auch immer aus ihnen werden wird, immer auf Hochglanz poliert sind. Daher werde ich es vermutlich ein wenig ausprobieren und schauen, ob es mich packt oder nicht." Wiederum ein anderer Nutzer zeigt sich ebenfalls angetan vom bisher Gezeigten, sagt aber auch, dass am Ende viel davon abhänge, wie Blizzard das Spiel monetarisiert. Genau diese neutrale bis wohlwollende Haltung findet sich in den Reddit-Kommentaren an vielen Stellen.
Blizzard hat gelernt, keine falschen Hoffnungen zu schüren
Ein Nutzer fasst gut zusammen, warum Warcraft Arclight Rumble nun nicht die nächste Sau ist, die durchs große Dorf namens Internet getrieben wird. Er schreibt: "Das ist im Grunde das, was ich erwartet habe. Ich werde es definitiv ausprobieren und ich schätze es sehr, dass lange vor der Ankündigung so klar kommuniziert wurde, dass es um ein Mobile Game geht." Das ist der entscheidende Aspekt, warum sich nun kein Shitstorm zusammenbraut wie 2018 nach der Enthüllung von Diablo Immortal. Die Situation ist einfach eine völlig andere:
A) Blizzard hat in der Tat Tage zuvor bereits verraten, dass das neue Warcraft-Spiel ein Titel für Smartphones und Tablets sein wird.
B) Man hat Warcraft Arclight Rumble nicht im Zuge eines großen Events wie der BlizzCon angekündigt, dessen Publikum hauptsächlich aus PC- und Konsolenspielern besteht.
C) Es bestand nicht die Hoffnung, dass ein Warcraft 4 enthüllt werden könnte.
Es wäre sicherlich etwas anders verlaufen, wenn man zuvor einfach nur gesagt hätte, dass man am 3. Mai ein neues Spiel aus dem Warcraft-Universum präsentieren möchte. Offensichtlich hat der Konzern aus dem "Diablo Immortal"-Desaster gelernt, wie Erwartungsmanagement funktioniert.
Eine Sache finden aber selbst die Leute doof, die dem Spiel nicht abgeneigt sind: den Release-Termin. Den gibt es schließlich noch gar nicht. Blizzard sagt nur, dass man sich per Battle.net für zukünftige Betatests vorab anmelden kann. Aber auch wann die stattfinden sollen, ist unbekannt. Man fragt sich schon, warum Blizzard nicht so klug war, das Spiel dann zu enthüllen, wenn es sofort spielbar ist. "Ich hätte direkt reingeschaut, einfach nur um zu sehen, wie es ist, wenn sie es heute veröffentlicht hätten, aber nun wird es schlicht vergessen sein [wenn es irgendwann erscheint]", schreibt ein Reddit-Nutzer.
Die Namen Blizzard und Warcraft allein reichen heutzutage nicht mehr aus, um Gelddruckmaschinen zu erzeugen. Dafür ist der Ruf des Unternehmens mittlerweile zu stark beschmutzt. Ob also ein Spiel, dass bloß Clash Royale und all dessen Klone nachahmt, noch große Aufmerksamkeit erregen kann, wenn es vielleicht Ende des Jahres oder 2023 auf den Markt kommt, sei mal dahingestellt. Ein waschechter "Shadow Drop" hätte ihm sicherlich einen ordentlichen Start-Boost verliehen. Diese Chance hat sich Blizzard entgehen lassen.
Eigene Meinung
Mir persönlich ist Warcraft Arclight Rumble vollkommen egal. Ich denke weder schlecht noch gut über das Spiel – einerseits, weil ich generell keine Mobile Games zocke, andererseits, weil mich das Spielprinzip, dass Clash Royale etabliert hat, nicht anspricht. Selbst wenn Blizzard also später den gleichen Schritt wie im Fall von Diablo Immortal gehen und auch eine PC-Version veröffentlichen würde, würde ich es links liegen lassen. Das heißt aber nicht, dass ich dem Ding keinen Erfolg gönne, sofern es denn ein gutes Spiel und die Monetarisierung nicht zu aggressiv ist. Denn sind wir mal ehrlich: Wenn Warcraft Arclight Rumble am Markt scheitern sollte, würde das auch nicht gerade die Chancen erhöhen, dass jemals ein Warcraft 4 entwickelt wird.