Eine Handvoll Spieler, wenig Platz, eine Zone, die immer kleiner wird, und nur ein Sieger. All das klingt nach den finalen Momenten einer Runde Fortnite oder PUBG und nicht nach einem Strategiespiel, aber genau das ist es: Battle Royale in Civilization 6.
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Action à la Battle Royale in Civilization
Wenn man an ein Battle-Royale-Spiel denkt, fällt einem Civilization vermutlich nicht als erstes ein. Auch nicht als zweites oder drittes. Eigentlich fällt es einem gar nicht ein, ist Civilization doch seit jeher ein komplexes und detailreiches Rundenstrategiespiel.
Mit dem kostenlosen September Update ändert Firaxis das jedoch, denn es gibt den neuen Modus: Roter Tod.
Aber Battle Royale in einem Strategiespiel, geht das überhaupt? Die Unterschiede zwischen beiden Genres könnten kaum größer sein, aber Entwickler Firaxis ist es gelungen, aus einem Aprilscherz einen soliden Modus zu basteln, der allerdings ein grundlegendes Problem hat: die Langzeitmotivation.
Wählt eure Spielweise
Euer Ziel ist es, mit bis zu elf anderen Spielern um den einzigen Platz in einem Kolonieschiff zu kämpfen, dass euch zu einem neuen Planeten bringen soll. Klingt erst einmal einfach, aber eure Rivalen sowie die Barbaren, werden es euch nicht einfach machen. Überlegt euch daher, wie ihr spielen möchtet. Wollt ihr aggressiv gegen alles und jeden, den ihr trefft, vorgehen oder euch lieber aus dem Getümmel raushalten und die Wunder der postapokalyptischen Welt suchen? Die Frage nach eurer bevorzugten Spielweise solltet ihr vor Beginn einer Runde für euch klären, denn davon hängt die Wahl eurer Fraktion ab. Natürlich könnt ihr euch überraschen lassen, indem ihr einfach "Zufällig" auswählt.
Schaut euch diese Tabelle an, um herauszufinden, welche Fraktionen es gibt und was sie für Vorteile bieten:
Fraktion
Bonus
Spielweise
Borderlords
+10 Kampfstärke innerhalb von 3 Feldern zur Zonengrenze
Gerade gegen Ende hin, wenn es nur noch eine kleine Zone gibt, sehr vorteilhaft.
Cultists
+3 Sichtweite für alle Einheiten
In jeder Situation praktisch: Erkennt frühzeitig eure Feinde oder Ruinen und Barbarenlager für Belohnungen!
Doomsday Preppers
+100 Prozent Erfahrung für alle Einheiten
Besonders gut, wenn ihr wenig Glück im Erhalten neuer Einheiten habt, dafür aber dann wenige sehr gute befehligt.
Jocks
+5 Kampfstärke für alle Einheiten
In allen Situationen praktisch, gibt euch einen allgemeinen Vorteil im Kampf gegen alle Feinde.
Mad Scientists
Alle Einheiten heilen 2x schneller.
Sowohl im Kampf als auch nach einem Kurzausflug in die Todeszone von Vorteil, wenn die Einheiten schneller heilen.
Mutants
-50 Prozent "Roter Tod"-Schaden, +3 Bewegung im Roten Tod, 10 Schaden durch Zone oder Nuklearwaffen absorbiert
Anstatt vor der Zone wegzulaufen, könnt ihr mit den Mutanten in ihr spielen und auch noch Air Drops, die im Roten Tod liegen, einsammeln.
Pirates
-50 Prozent Wasserschaden und keine Bewegungskosten zum Wassern und an Land gehen.
Situationsabhängig. Spielt ihr auf einer Karte, auf der es wenig Wasser gibt, hilft euch der Bonus wenig. Habt ihr allerdings Wasser zur Verfügung, könnt ihr darum herum spielen und euren Gegner entkommen.
Wanderers
Infanterie, MGs und Zivilisten in Formation haben weniger Bewegungskosten auf Hügeln, Wäldern und Regenwald
Lauft euren Gegnern weg oder verfolgt sie, seid schneller bei Ruinen oder bringt eure Zivilisten in Sicherheit: eigentlich immer nützlich.
Besonderheiten in Roter Tod
Wer bereits andere Spiele aus dem Battle-Royale-Sektor gespielt hat, dem werden einige Mechaniken in Roter Tod bekannt vorkommen: eine kleiner werdende Zone, die euch Schaden zufügt, Nachschubkisten und Gefahren hinter jeder Ecke.
Im Modus von Civilization 6 gibt es aber noch ein paar Neuerungen, die wir hier kurz erklären möchten:
Ihr startet in Roter Tod mit zwei Militäreinheiten und einem Zivilisten. Ist Letzterer besiegt, scheidet ihr aus.
In Stadtruinen, Barbarenlagern und Nachschublieferungen findet ihr neue Einheiten, Atomwaffen oder Erfahrung für die Einheit, die die Ruine oder das Lager durchsucht.
Eingesetzte Atomwaffen hinterlassen eine kleine Zone, die für ein paar Runden bestehen bleibt und Einheiten Schaden zufügt.
Ihr könnt Zivilisten von anderen Spielern gefangen nehmen und euch so mehr "Leben" sichern.
Ihr solltet also so schnell wie möglich nach Ruinen und Barbarenlagern suchen, um eure Truppenstärke – und damit eure Überlebenschancen – zu steigern. Sobald sich die Zone, deren Stand und Schaden ihr jederzeit in der linken Ecke ablesen könnt, verkleinert, erschienen zwei Nachschublieferungen am Zonenrand. Wie in anderen Battle-Royale-Spielen könnt ihr aus diesen die besten Belohnungen erhalten, allerdings sehen alle Spieler, wo sich diese Lieferungen befinden. Schafft ihr es, eines dieser Pakete einzunehmen, erhaltet ihr entweder eine Atomwaffe oder eine starke Einheit, was wohl den gravierendsten Schwachpunkt in Roter Tod darstellt.
Spiel mit dem Zufall
Sicher, in anderen Battle-Royale-Titeln ist der Zufallsfaktor ebenfalls mit dabei, allerdings verhält es sich in Roter Tod etwas anders. Sammelt ihr in anderen Spielen eine starke Waffe aus einer Vorratslieferung, bringt diese euch wenig, wenn ihr nicht gut zielen könnt. In Roter Tod könnt ihr allerdings Einheiten aus Kisten und Ruinen bekommen, oder eben auch nicht. Habt ihr immer nur Pech, und bekommt nur Erfahrung für eure Einheiten, habt ihr trotz Elitekämpfern wenig Chancen gegen eine Übermacht aus Feinden. Das fühlt sich frustrierender an, als wenn man in einer Runde Fortnite oder PUBG durch eine starke Waffe ausgeschaltet wird, weil der andere Spieler gut zielen konnte. Auf Dauer verdirbt einem das etwas den Spielspaß.
Fazit
Mit Roter Tod hat Firaxis einen alten Aprilscherz zu einer richtigen Spielvariante umgebaut, die sich nicht verstecken muss: Spielmechaniken eines Battle Royale wurden sinnvoll umgesetzt und bieten Abwechslung vom gewohnten Civilization-6-Alltag. Das macht es zum guten Zeitvertreib für eine Runde mit ein paar Freunden. Leider wirkt das Ganze durch krasse Zufallsvariablen aber auch unausgewogen. In einem Rundenstrategiespiel ist ein zu hoher Glücksfaktor ein No-Go, aber auch in einem Battle-Royale-Modus sollte der Sieg nicht so sehr vom Zufall abhängig sein.