Wir präsentieren euch unseren Faktencheck mit allen wichtigen Infos zum RPG Vampyr der "Life is Strange"-Schöpfer.
- home
- magazin
- faktenchecks
faktencheck-zu-vampyr
Faktencheck zu Vampyr
Nach mehreren Verschiebungen ist es heute endlich soweit und Vampyr erscheint für die PlayStation 4, Xbox One und den PC – das neue Rollenspiel von Dontnod Entertainment, bei dem keiner so recht weiß, wie er denn den Namen nun aussprechen soll: Wie Vampir? Oder doch das englische Vampire? Oder etwa Vampür (also rein vom Laut her)? Nun ja, die Frage nach der Artikulation können wir euch an dieser Stelle nicht beantworten, dafür aber manch andere. Wir versorgen euch in unserem Faktencheck mit allen wichtigen Infos zu Vampyr und helfen euch so dabei herauszufinden, ob der Titel etwas für euch ist oder nicht.
Worum geht es?
Vampyr spielt im London des Jahres 1918. Der Erste Weltkrieg ist überstanden, da sucht die britische Hauptstadt schon das nächste Unheil heim: Die Spanische Grippe rafft die Bewohner der Metropole nach und nach hin. Wie gut, dass es in solch einer prekären Situation einen Mann wie Dr. Jonathan Reid gibt. Der ist Arzt und hat es sich als solcher geschworen, anderen Menschen das Leben zu retten. Da gibt es nur ein Problem: Der Herr Doktor weilt selbst gar nicht mehr unter den Lebenden, zumindest nicht so richtig. Direkt zu Beginn des Spiels erwacht Reid als frischgebackener Vampir. Und das ist ein Problem, denn fortan braucht er das Blut anderer Leute, um sich selbst zu nähren. Allerdings ist er alles andere als ein übler Kerl, sondern Arzt aus der vollen Überzeugung, so Gutes tun zu können.
Nicht nur der Protagonist wird sich im Laufe des Spiels ständig in moralischen Zwickmühlen befinden, sondern auch ihr als Spieler. In Vampyr werdet ihr immer wieder vor schwere Entscheidungen gestellt. Meistens geht es darum, ob ihr einen der über 50 einzigartigen NPCs in der Spielwelt am Leben lasst oder ihm doch das Blut aussaugt, da ihr so am effektivsten Reid auflevelt. Wie bereits erwähnt, ist Vampyr ein Rollenspiel und als noch junger Vampir gibt es viele Dinge zu lernen. Ihr könnt diverse mächtige Fähigkeiten freischalten, die euch unter anderem in den actionreichen Kämpfen von Nutzen sein werden. Doch wenn ihr niemanden aussaugt, werdet ihr in den gewaltvollen Konfrontationen mit Monsterjägern und Bestien schnell Gefahr laufen, endgültig das Zeitliche zu segnen.
Das Gute ist: Ihr könnt jeden der Charaktere ausführlich befragen und auf diesem, aber auch anderen Wegen mehr über die Personen erfahren. So mancher hat sicher Dreck am Stecken und vielleicht reicht euch das ja aus, um es mit eurem Gewissen vereinbaren zu können, denjenigen bis auf den letzten Tropfen auszusaugen. Seid euch aber gewiss, dass euer Handeln Konsequenzen haben wird. Stirbt eine Figur, könnt ihr auch deren weitere Quests nicht mehr spielen, und teilweise beeinflussen eure Taten sogar den Status quo in ganz London.
Wer hat’s gemacht?
Nachdem wir vor eineinhalb Wochen mit Detroit: Become Human bereits ein großes Spiel aus Frankreich beziehungsweise Paris serviert bekommen haben, ist Vampyr nun der nächste Titel, der in jener Weltmetropole entwickelt wurde. Hierfür zeichnet Dontnod Entertainment verantwortlich. Das Blutsaugerabenteuer ist das dritte Werk des 2008 gegründeten Studios. Sein erstes Projekt war das 2013 veröffentlichte Actionspiel Remember Me, das zwar interessante Ansätze hatte, aber in keiner Disziplin vollends überzeugen konnte. Es war somit „nur“ ein nettes Action-Adventure, aber das hat nicht gereicht, um eine breite Masse anzusprechen. Für den Publisher Capcom wurde der Titel zu einem Verkaufsflop.
Beim zweiten Werk von Dontnod sollte sich das zum Glück nicht wiederholen: Das Adventure Life is Strange erschien in Episodenform und erlangte mit jeder neuen Folge größere Aufmerksamkeit. Am Ende war es nicht bloß ein Kritiker- und Fanliebling, sondern ein kommerzieller Erfolg. Die Story rund um die jugendlichen Mädchen Maxine „Max“ Caulfield und Chloe Price gehört zu den emotionalsten und besten Geschichten der vergangenen Jahre. Spielerisch zählt Life is Strange (genau wie das Prequel Before the Storm, das nicht von Dontnod entwickelt wurde) zu der sehr seichten Sorte, es ist eher ein interaktiver Film (oder eben eine interaktive Serie) à la Telltales The Walking Dead oder Detroit: Become Human als ein klassisches Videospiel.
An wen richtet sich Vampyr?
Vampyr ist sicherlich kein AAA-Titel, der mit gewaltigem Budget entwickelt wurde. Der Publisher ist das französische Unternehmen Focus Home Interactive, das für AA-Titel wie The Technomancer und The Surge (vom deutschen Studio Deck 13 entwickelt) bekannt ist. Ihr dürft also nicht erwarten, ein Grafikfeuerwerk präsentiert zu bekommen. Vampyr zählt offensichtlich zu den technisch eher schwächeren Titeln der aktuellen Konsolengeneration. Hinzu kommt, dass das virtuelle London keine riesige, zusammenhängende Open World ist, sondern die einzelnen Stadtbezirke durch Ladebildschirme voneinander getrennt sind. Auch beim Betreten und Verlassen von Gebäuden werdet ihr kurze Unterbrechungen hinnehmen müssen, die auf PS4 und Xbox One auch schon mal etwas länger ausfallen könnten. Dafür sind alle Gespräche in Vampyr vollvertont, eine deutsche Sprachausgabe fehlt jedoch.
Inhaltlich ist Vampyr ein Spiel für all diejenigen, die sich gerne mit Charakteren und deren Hintergrundgeschichten beschäftigen. Vampyr ist sehr dialoglastig. Es mag zwar Kämpfe geben, die auf den ersten Blick ein wenig an die Gefechte eines Dark Souls erinnern, die Story steht aber im Vordergrund. Sehnt ihr euch nach einem besonders actionreichen Rollenspiel, bei dem ihr einfach nur dem nächsten Charakterlevel und der nächsten mächtigen Waffe entgegenfiebert, ist Dontnods neues Spiel eher weniger was für euch. Und allgemein solltet ihr keine Abneigung gegenüber Vampiren haben. Wenn euch die „Twilight“-Filme den Spaß an Blutsaugergeschichten ein für alle Mal verdorben haben, dann könnte das im Fall von Vampyr ein Problem sein. Allerdings haben die Untoten hier herzlich wenig mit einem in der Sonne glitzernden Robert Pattinson zu tun. Vampyr ist düster, blutig und definitiv ein Spiel für Erwachsene.
Abschließend sei noch erwähnt, dass Vampyr eine begrenzte Speicherfunktion hat: Pro Spielstand gibt es nur einen Slot und das Spiel legt ständig automatische Speicherstände an. Das bedeutet, dass ihr nicht einfach einen alten Spielstand laden könnt, wenn ihr mit den Folgen einer eurer Entscheidungen unzufrieden seid. In Vampyr müsst ihr mit den Konsequenzen leben. Wer so etwas nicht mag, den haben wir an dieser Stelle somit vorgewarnt.
Die Systemanforderungen der PC-Version:
Minimale Anforderungen:
Betriebssystem: Windows 7/8/10 (64-bit)
Prozessor: Intel Core i3 2130 mit 3,4 GHz oder AMD FX 4100 mit 3,6 GHz
Arbeitsspeicher: 8 GB
Grafikkarte: GeForce GTX 660, GeForce GTX 1050 oder Radeon R7 370 mit 2 GB VRAM
Festplattenspeicher: 20 GB
Empfohlene Anforderungen:
Betriebssystem: Windows 7/8/10 (64 bit)
Prozessor: Intel Core i7 3930K oder AMD Ryzen 5 1600 mit 3,2 GHz
Arbeitsspeicher: 16 GB
Grafikkarte: GeForce GTX 970, GeForce GTX 1060 oder Radeon R9 390 mit 4 GB VRAM
Festplattenspeicher: 20 GB
Interessante Hintergrundfakten:
Ursprünglich sollte Vampyr gar nicht im London des frühen 20. Jahrhunderts, sondern in den USA der Fünfziger Jahre spielen. Doch Narrative Director Stéphane Beauverger, der nachträglich zum Projekt hinzustieß, wollte, dass das Spiel mehr im Stil der klassischen Schauerliteratur gehalten ist.
Als Inspiration für das Artdesign dienten die Bilder des US-amerikanischen Malers Phil Hale.
Für die medizinischen Themen in der Geschichte diente den Entwicklern unter anderem die sehr realistisch gehaltene Arztserie „The Knick“ mit Clive Owen („Sin City“, „Children of Men“) als Informationsquelle.
Remember Me und Life is Strange basieren auf der Unreal Engine 3, in Vampyr kommt die vierte Version von Epics Grafikgerüst zum Einsatz.