Die Vorfreude auf LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga ist groß, aber es gibt berechtigten Grund, sich Sorgen zu machen.
LEGO Star Wars – Die Skywalker Saga: Das müsst ihr wissen
Die Eckdaten
Genre: Action-Adventure
Entwickler: Traveller's Tales
Publisher: Warner Bros. Interactive Entertainment
Plattformen: PC, PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One, Switch
USK-Freigabe: ab 12 Jahren
Multiplayer: lokaler Koop-Modus für zwei Spieler
Release: 5. April
Zurück zu den Anfängen
2005 veröffentlichte Traveller's Tales LEGO Star Wars: Das Videospiel. Das Action-Adventure, das die Handlung der Prequel-Trilogie aufgreift, war ein voller Erfolg. Es hat sowohl Kinder als auch ältere "Star Wars"-Fans angesprochen und bildete den Startpunkt für eine ganze Welle an LEGO-Spielen auf Basis bekannter Marken. Die Briten produzierten von da an fast nur noch Titel im Baustein-Look. Es folgten Adaptionen der "Indiana Jones"-Filme, Spiele mit Comicsuperhelden wie Batman und den Avengers, zwei "Harry Potter"-Titel und natürlich die Umsetzungen weiterer Abenteuer aus der "weit, weit entfernten Galaxis".
So unterhaltsam jeder dieser Titel für sich auch sein mag, große Weiterentwicklungen fanden in all den Jahren nicht statt. Nun steht uns jedoch ein Wendepunkt bevor. LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga ist das erste LEGO-Spiel seit drei Jahren. So eine große Lücke hat es zuvor nicht gegeben. Das hat aber auch seine Gründe – im Guten wie im Schlechten.
Viel Bekanntes und doch ist alles neu
Bevor ihr jetzt denkt, Traveller's Tales legt einfach seine alten "Star Wars"-Spiele neu auf: Das ist bei Weitem nicht der Fall. LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga ist ein komplett neues Spiel und wenn man es als Remake bezeichnen wollte, dann würde das zumindest nur zu sieben Neunteln der Wahrheit entsprechen. Ja, die Episoden 1 bis 7 haben die Engländer einst schon verwurstet. 2016, ein halbes Jahr nach dem Kinostart von "Star Wars: Das Erwachen der Macht", erschien das passende LEGO-Videospiel, dass bislang der letzte Teil der Reihe war. Die beiden nachfolgenden Filme "Die letzten Jedi" und "Der Aufstieg Skywalkers" haben keine eigenen Umsetzungen mehr erhalten, sondern werden nun eben erstmals in LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga auf bekannte Art und Weise der Traveller's-Tales-Spiele neu interpretiert.
Aber auch alles, was mit Episode 1 bis 7 zu tun hat, ist von Grund auf neu entwickelt. Klar, die Schauplätze werden die gleichen wie in den alten Spielen sein. Das geben nun mal die Handlungen der Filme vor. Luke kann nicht auf einmal statt auf Tatooine auf Naboo aufgewachsen sein. Aber Traveller's Tales macht es sich eben nicht einfach und recycelt bloß die Levels der vorherigen Werke. Das würde auch kaum funktionieren, schließlich ist LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga ein Open-World-Abenteuer, während die alten Spiele strikt linear sind.
Das größte LEGO-Spiel aller Zeiten
Jawohl, Traveller's Tales' neuer Titel legt sehr großen Wert darauf, dass ihr die Orte auf den über 20 Planeten frei erkunden könnt. Daher erwarten euch nicht nur mehrere Hauptmissionen zu jedem der neun Filme, sondern auch zahlreiche Nebenquests und weitere optionale Herausforderungen. Die Erkundung soll sich auch deshalb lohnen, weil es viel zum Freischalten gibt. Da wären zum einen die über 300(!) spielbaren Charaktere. Dass da nicht nur die typischen Verdächtigen wie Luke Skywalker, Yoda und Poe Dameron, sondern auch weniger bedeutsame beziehungsweise bekannte Figuren dabei sind, erklärt sich von selbst.
Die Charaktere sind zudem in neun Klassen unterteilt, zum Beispiel Jedi, Schurke, Kopfgeldjäger und Protokolldroide. Sie alle verfügen über einzigartige Fähigkeiten, die ihr auch upgraden könnt. Dazu müsst ihr sogenannte Kyber-Steine finden, die in den Levels versteckt sind.
Komplexere Kämpfe
LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga verspricht nicht nur, das bisher größte LEGO-Spiel zu werden. Traveller's Tales wagt auf Gameplay-Ebene sehr grundlegende Veränderungen. Klar, im Kern handelt es sich immer noch um ein typisches Action-Adventure mit Kämpfen, steuerbaren Fahrzeugen, Sprungpassagen und sicherlich auch dem einen oder anderen Rätsel. Aber zum ersten Mal erlebt ihr das alles aus einer Third-Person-Perspektive. In den alten Teilen hat es stets eine feste Kamera gegeben. Nun dürft ihr sie frei um eure Spielfigur herumbewegen. Darüber hinaus erhalten die Nahkämpfe mehr Komplexität, weil es zum ersten Mal verschiedene Angriffsarten und ein Kombosystem gibt.
Im Fernkampf wiederum spielt sich LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga wie ein Third-Person-Shooter, da ihr erstmals frei zielen dürft. Die Gegner haben sogar unterschiedliche Trefferzonen. Feuert ihr ihnen ins Bein, reagieren die Feinde auch dementsprechend. Und sollte es für euch mal zu brenzlig werden, hockt ihr euch dank Deckungssystem hinter eine Mauer oder Wand. Das alles wird vermutlich keinen "Gears of War"-Fan dazu bewegen, LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga zu seinem neuen Lieblings-Shooter zu ernennen, stellt aber doch einen gewaltigen Fortschritt im Vergleich zu den Vorgängern dar.
Richtige Dialoge gibt es nur dann, wenn ihr es wirklich wollt
Das Spiel bietet nicht nur die Freiheiten, die so eine Open World mit sich bringt. So dürft ihr etwa entscheiden, in welcher Reihenfolge ihr die drei Trilogien nachspielen wollt. Ihr habt direkt zu Beginn die Wahl, ob ihr mit Episode 1, 4 oder 7 loslegen wollt. Nur deren jeweilige direkte Nachfolgerinnen müsst ihr erst freischalten.
Darüber hinaus gibt euch LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga zwei besondere Audio-Optionen an die Hand. Zum einen habt ihr die Wahl, ob ihr mit richtiger Sprachausgabe spielen wollt, wie sie seit LEGO City Undercover in den Spielen üblich ist, oder im sogenannten Nuschelmods. Dann geben die Charaktere wie in den ersten beiden "LEGO Star Wars"-Titeln lediglich Kauderwelsch von sich. Zum anderen könnt ihr die Geräusche der Blaster durch "Pew Pew"-Sounds ersetzen. Nein, das ist kein Scherz.
Schwierige Entwicklung
LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga scheint ein sehr sympathisches Spiel zu werden. Schon die bislang gezeigten Ausschnitte haben uns mehrfach zum Schmunzeln gebracht, etwa wenn ein Truppentransporter der Droidenarmee dicht über Qui-Gon-Jinn und Jar Jar Binks hinwegschwebt, der Jedi mit dem Kopf mehrfach gegen die Unterseite des Fahrzeugs knallt und das eine Soundabfolge mit der legendären Melodie von "The Imperial March" erzeugt (siehe das Video oben).
Aber so herzlich das Produkt selbst auch am Ende sein mag, die Verhältnisse bei Traveller's Tales seien während der jahrelangen Entwicklung ganz anders gewesen. Kurz nach der Veröffentlichung des umfangreichen Gameplay-Trailers im Januar wurde berichtet, dass das Team schon lange unter den Folgen von Crunch leide – und das nicht erst seit dem Beginn der Arbeiten an dem neuen Spiel. Vielzählige Überstunden sollen zum Standard für die Mitarbeiter des Studios gehören. Für LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga hätten sie mehr Zeit bekommen sollen, um Crunch zu vermeiden, doch technische Probleme und eine sture Firmenleitung machten diesen Plan wohl zunichte.
Das Spiel basiert auf der hauseigenen NTT-Engine. Die sei aber zumindest anfangs alles andere als stabil gelaufen. Die Entwickler wollten deshalb lieber die Unreal Engine nutzen, aber auf der Führungsetage sei man anderer Meinung gewesen. Klar: Verwendet man sein eigenes technisches Grundgerüst, ist am Ende der Gewinn höher, da man Epic Games nicht am Umsatz beteiligen muss. Die Entwicklung habe das aber eben verkompliziert.
Nun wurde LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga bekanntlich mehrfach verschoben. Die Ankündigung erfolgte 2019 und 2020 hätte der Titel eigentlich erscheinen sollen. Dass daraus nichts geworden ist, ist heute offensichtlich. Sicherlich haben die großen Ambitionen von Traveller's Tales eine Rolle gespielt, aber der Hauptgrund für die Verzögerungen werden sicherlich die technischen Schwierigkeiten gewesen sein. Und genau die bereiten uns ein paar Sorgen. Es gibt ja vor Release keine Garantie dafür, dass die Briten ihre Engine in den Griff bekommen haben und das Spiel am Ende reibungslos läuft. Die Befürchtung, dass uns hier ein weiteres Desaster der Marke Cyberpunk 2077 ins Haus steht, können wir nicht zu 100 Prozent abweisen. Ja, vielleicht haben die Verschiebungen dem Team die Zeit gegeben, die nötig gewesen ist, um ein fehlerfreies Produkt auf den Markt zu bringen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass auch CD Projekt RED sein jüngstes Werk mehrmals verschoben und etliche Jahre daran gewerkelt hat.
Einschätzung
Konzentrieren wir uns rein auf Gameplay, Umfang und Präsentation, können wir, ausgehend von dem bislang veröffentlichten Bildmaterial, gar nicht anders, als mit voller Euphorie gen April zu blicken. LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga wirkt so, als würde es ein wahres Fest für "Krieg der Sterne"-Fans werden. Die spielerischen Neuerungen, die Optik, der Humor, das Open-World-Konzept – all das lässt uns glauben, dass da ein wahrer Hit auf uns zurollen könnte. Das einzige große Fragezeichen ist die Technik. Wird Traveller's Tales am Ende die Engine-Probleme beseitigt haben? Oder wird LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga eines dieser Spiele sein, bei denen Kritiker dazu raten, lieber mehrere Patches abzuwarten? Die Antwort darauf gibt es erst in drei Wochen, wenn der Titel auf den Markt kommt.
Das ist aber nur einer von zwei Faktoren, der die Vorfreude etwas schmälert. Der andere sind die Berichte über die schlechten Arbeitsbedingungen bei Traveller's Tales. So etwas erzeugt immer einen faden Beigeschmack, der ganz bestimmt nicht dadurch abzuschwächen ist, dass man sich sagt: "Naja, Crunch ist aber leider auch Standard in der gesamten Branche." Das macht es nicht besser, ganz im Gegenteil. Das bedeutet nicht, dass ihr und wir keinen Spaß mit LEGO Star Wars: Die Skywalker Saga haben dürfen oder man sich schuldig fühlen muss, wenn man es sich kauft. Den Mitarbeitern würde es ja nichts bringen, wenn ihr Baby keinen wirtschaftlichen Erfolg erzielt. Aber es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein, unter welchen Bedingungen das Spiel entstanden ist, und darauf aufmerksam zu machen.