Das erste Open-World-Spiel von FromSoftware ist zum Greifen nah. Wir fassen alles Wichtige rund um Elden Ring zusammen.
Elden Ring: Alles zu FromSoftwares größtem Spiel
Die Eckdaten
Genre: Action-Rollenspiel
Entwickler: FromSoftware
Publisher: Bandai Namco
Plattformen: PC, PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One
USK-Freigabe: ab 16 Jahren
Multiplayer: Koop mit bis zu drei Spielern und PvP-Kämpfe
Release: 25. Februar
„The same procedure as always“
Die Art, wie FromSoftware Geschichten erzählt, ist nicht jedermanns Sache. Nach allem, was wir bislang wissen, hält sich Elden Ring an das Rezept von Dark Souls und Bloodborne. Und das sieht im Groben folgendermaßen aus: Statt wie andere Entwickler den Schwerpunkt auf einen aufwendig inszenierten, umfangreichen Plot zu legen, der euch wie ein roter Faden durch die Spielwelt führt, steht die Hintergrundgeschichte im Vordergrund. Sicherlich werdet ihr selbst wichtige Dinge vollbringen, aber die Faszination liegt eben weniger in dem, was im Spiel direkt passiert, sondern darin, was zuvor in der Welt geschehen ist.
Wer die komplette Lore von Elden Ring entschlüsseln möchte, wird viel Aufmerksamkeit für Details mitbringen müssen. Environmental Storytelling und Item-Beschreibungen gehören zu den prominenten Erzählmitteln von Studiodirektor Miyazaki und seinem Team. Hinzu kommen zum Teil sehr kryptische Dia..., na gut, eher Monologe von NPCs. Und kryptisch ist das ideale Stichwort, das uns zum Story-Trailer einfällt:
Ok, brechen wir die Ausgangslage mal herunter: Ihr spielt einen sogenannten Befleckten, der einst aus dem Zwischenland, dem Schauplatz des Spiels, verbannt wurde. Nun kehrt ihr zurück, um die Teile des namensgebenden Eldenrings, der zerstört wurde, zu finden, zusammenzusetzen und so der Eldenfürst zu werden. Blöd nur, dass die Splitter im Besitz von mächtigen Halbgöttern, dem Nachwuchs von Königin Marika der Ewigen, sind. Die werden sie euch sicherlich nicht einfach so geben. Ihr könnt euch also vorstellen, wie die Handlung von Elden Ring aussieht: Ihr stattet einem Halbgott nach dem anderen einen Besuch ab, besiegt sie und rekonstruiert am Ende den Eldenring. Das allein klingt nicht sonderlich spannend, aber wir können es kaum erwarten, mehr über die Hintergründe von Marikas Nachkommen, der Königin selbst und allem anderen, was es im Zwischenland so gibt, zu erfahren.
Die Erwartung, dass Elden Ring eine spannende Lore bietet, kommt ja auch nicht nur daher, dass FromSoftware zuvor mehrfach gute Arbeit geleistet hat. Das Team hat sich diesmal mit George R. R. Martin prominente Unterstützung an Bord geholt. Der Autor von „Das Lied von Eis und Feuer“ (der Vorlage für „Game of Thrones“), hat das grundlegende Worldbuilding für Elden Ring geschaffen. Darüber hinaus scheint sein Engagement aber nicht zu gehen. Der Schriftsteller hat also keine Texte geschrieben, die ihr so direkt im Spiel lesen können werdet.
Das größte „Dark Souls“ von allen
Wenn man Elden Ring gegenüber kritisch sein wollte, könnte man sagen: „Warum der ganze Hype?! Das sieht doch einfach nur wie ein neues Dark Souls aus. FromSoftware sollte sich mal was Neues trauen!“ In der Tat könnte Elden Ring rein optisch mit seinem Dark-Fantasy-Setting auch schlichtweg Dark Souls 4 sein – und im Geiste ist es das sicherlich auch. Ist es mutig, eine neue Marke zu erschaffen, die dann aber so große Ähnlichkeiten zu den alten Hits aufweist? Sicherlich nicht! Sekiro: Shadows Die Twice, das vorherige Spiel von FromSoftware, ist garantiert ein deutlich größeres Wagnis gewesen, weil es ein ganz anderes Szenario hat und sich auch spielerisch deutlich von Dark Souls sowie Bloodborne distanziert.
Elden Ring als mutlos zu bezeichnen, würde FromSoftwares Ambitionen aber nicht gerecht werden. Immerhin reden wir hier vom ersten Open-World-Spiel des Studios. „Ja, gut, aber Dark Souls 1 hat bereits eine zusammenhängende Welt gehabt. Jetzt ist der Schauplatz nur eben größer und weitläufiger, aber sonst bleibt doch alles beim Alten“, könnten Kritiker entgegnen. Sie verkennen dann aber, was für einen gewaltigen Unterschied beim Game Design es macht, eine Open World zu bauen.
Dark Souls mag nicht aus einzelnen Levels bestehen und unterschiedliche Routen bieten, aber die Gebiete an sich sind eben doch vergleichsweise linear aufgebaut. Elden Rings Welt ist das komplette Gegenteil. Stellt euch The Legend of Zelda: Breath of the Wild vor, nur in deutlich düsterer und mit viel höherem Schwierigkeitsgrad. Nun war es für Nintendo damals auch ein großes Wagnis, eine richtige Open World zu bauen, nachdem alle vorherigen Zelda-Spiele zwar auch große, offene Areale gehabt haben, euch aber stets linear von Areal zu Areal geführt haben. Das war eine große Umstellung, die Nintendo hervorragend gemeistert hat, doch leicht war das sicherlich nicht.
Genauso muss es auch FromSoftware ergangen sein. In einer offenen Welt muss man als Entwickler an Dinge wie die Gegnerplatzierung ganz anders herangehen. Und wie setzt man die Sache mit den freischaltbaren Abkürzungen frei, die in jedem Soulsborne-Titel ein so belohnendes Element sind, wenn man doch ständig in weitläufigen Außenarealen unterwegs ist? Der Clou in diesem Fall nennt sich „Legacy Dungeons“. Klar, irgendwelche Höhlen, Ruinen und Co am Wegesrand gehören zum guten Ton eines Open-World-Fantasy-RPGs. In Elden Ring sollen sie aber eben genau das Leveldesign bieten, für das die vorherigen FromSoftware-Spiele bekannt sind. So wollen die Entwickler das Spielerlebnis von Dark Souls mit dem Freiheitsgefühl eines Breath of the Wild verbinden. Und das Konzept scheint aufzugehen, wie der geschlossene Netzwerktest gezeigt hat.
Ein Spiel für Entdecker und Freiheitsliebende
Elden Ring soll nicht einfach nur eine riesige Welt bieten, die mit langen Lauf- beziehungsweise Reitwegen (ihr habt nämlich ein Pferd, das ihr in der Oberwelt jederzeit beschwören könnt) die Spielzeit streckt. Viele Open-World-Spiele leiden darunter, dass die Entwickler sie euch nicht auf organische Art und Weise erkunden lassen. Anstatt dass euch allein eure Neugier zu interessant aussehenden Orten in der Ferne treibt, wird die Weltkarte mit Markierungen unterschiedlicher Art oder einfach zigtausend Fragezeichen vollgekleistert. In Elden Ring ist das nicht so.
Ihr habt nicht mal von Anfang an eine Weltkarte. Deren einzelne Fragmente müsst ihr im Spielverlauf überhaupt erst finden und dann habt ihr eben auch nur eine Karte im klassischen Sinne: Sie stellt mit schönen Zeichnungen das Zwischenland dar und ihr könnt darauf selbst Orte markieren, die ihr noch besuchen wollt oder wo ihr schon mal gewesen seid, aber nicht alles eingesammelt/umgebracht habt. Sicherlich wird Elden Ring enorm viele Geheimnisse bieten, das ist ja schon bei FromSoftwares vorherigen Spielen nicht anders gewesen. Entdecker dürften also voll auf ihre Kosten kommen.
Obendrein habt ihr so viel spielerische Freiheit wie noch wie in einem Soulsborne-Spiel – und das nicht nur auf die Bewegung in der Spielwelt bezogen. So könnt ihr zum Beispiel manche Bosskämpfe, die Teil des Hauptstorypfades sind, auslassen. Und dann seid ihr hinsichtlich der Charakterentwicklung so frei wie nie zuvor. Natürlich gibt es wieder die altbekannten Spielstile wie Krieger, Dieb, Zauberer und Co. Gerade als Magiebegabter habt ihr in Elden Ring aber nochmal viel mehr Möglichkeiten als in Dark Souls, weil es schlichtweg deutlich mehr Zauber gibt. Ihr könnt diesmal sogar Geister besiegter Feinde beschwören, die euch im Kampf unterstützen. Auf der anderen Seite profitiert ihr als jemand, der sich sehr auf Geschicklichkeit konzentriert, von der Schleichfunktion. Hier trifft Dark Souls auf Sekiro. Ihr könnt also zum Beispiel ein Lager mit Feinden heimlich infiltrieren und die normalen Gegner mit Stealth-Angriffen im Nu ausschalten.
Das zugänglichste FromSoftware-Spiel?
Die erhöhte spielerische Freiheit ist auch ein wichtiger Faktor, wenn es um die Zugänglichkeit und den Schwierigkeitsgrad von Elden Ring geht. Versteht uns nicht falsch: Das Spiel wird sicherlich nicht einfach sein und wir erwarten, dass sich vor allem unter den optionalen Bossen und Gebieten so manche richtig knackigen Exemplare finden werden. Aber nehmen wir nur mal als Beispiel die oben erwähnte Möglichkeit, hilfreiche Geister zu beschwören. Das erinnert ein wenig an Nioh 2, wo ihr ebenfalls NPCs als Unterstützung in den Kampf mitnehmen könnt, was so manche Auseinandersetzungen deutlich leichter macht. In Soulsborne-Titeln galt ja schon immer, dass die Kämpfe wesentlich einfacher werden, wenn ihr den Feinden nicht alleine entgegentretet.
Apropos: Auch Elden Ring könnt ihr wieder im Multiplayer spielen. Diesmal dürft ihr sogar bis zu zwei Leute beschwören, die euch bei einem Bosskampf unter die Arme greifen. Und zuvor erkundet ihr eben kooperativ die Welt. Es gibt jedoch FromSoftware-typische Einschränkungen: Die Schnellreise ist deaktiviert und ist ein Boss besiegt, wird die Gruppe automatisch aufgelöst. Außerdem steht euch das Pferd im Koop-Modus nicht zur Verfügung, was technische Gründe haben könnte.
PvP ist in Elden Ring ebenfalls möglich. Ihr könnt mithilfe eines bestimmten Items ein Wettkampfrufzeichen aussenden. Damit signalisiert ihr, dass ihr Lust auf ein Duell habt. Alternativ dringt ihr in die Welt eines anderen Spielers gegen seinen Willen ein und macht ihm dann das (Über-)Leben schwer.
Selbstverständlich gibt es in Elden Ring auch wieder die berühmten „passiven“ Mehrspielerfunktionen. Damit meinen wir einerseits die Möglichkeit, Nachrichten für andere Spieler zu hinterlassen, um sie auf Geheimnisse aufmerksam zu machen, ihnen Tipps zu geben oder in eine Falle zu locken, und die Phantome, die euch signalisieren, dass am jeweiligen Ort jemand gestorben ist und ihr daher vielleicht gut aufpassen solltet.
Elden Ring ist kein Grafikfeuerwerk und FromSoftware weiß das
Es gibt manche Leute, die sich darüber beschweren, dass Elden Ring nicht sonderlich zeitgemäß aussehe. Im Vergleich mit dem Remake von Demon's Souls, das 2020 als Launch-Titel exklusiv für die PlayStation 5 erschienen ist, stinkt es grafisch in der Tat ab. Aber es ist nicht so, als wären sich die Macher dessen nicht bewusst. Laut Miyazaki habe richtig Druck auf dem Team gelegen, weil die Neuauflage von Demon's Souls, die von Bluepoint Games entwickelt wurde, so fantastisch aussieht und Elden Ring nicht an diese Qualität heranreichen wird.
Ein paar Dinge geben wir diesbezüglich zu beachten:
Elden Ring ist ein Cross-Gen-Titel, erscheint also auch noch für die PS4 und Xbox One. Zwar zeigt aktuell Horizon Forbidden West, dass ein Spiel auch dann großartig aussehen kann, wenn noch die alte Hardwaregeneration bedient wird, trotzdem ist so was eine Einschränkung für die Entwickler.
Grafik war noch nie die Stärke von FromSoftware. Dark Souls 1 und 2 sehen selbst in ihren Remastered-Fassungen nicht wirklich gut aus. Mit Bloodborne haben die Japaner einst einen Sprung nach vorne gemacht, aber auch das lockt mit seiner Technik aus heutiger Sicht keinen mehr hinterm Ofen hervor (zumal es immer noch kein 60-FPS-Update erhalten hat!). Klar, das ist keine Entschuldigung dafür, dass auch Elden Ring keine feine Next-Gen-würdige Optik bietet. Aber sagen wir es mal so: FromSoftware-Fans sollten es gewohnt sein und sich dementsprechend auch nicht daran stören.
Wo Elden Ring technisch anderen Spielen hinterherhinkt, ist es in Sachen Art Design eine Wucht. Ihr seht in diesem Artikel diverse Bilder aus dem Spiel. Dann versucht mal bitte, uns zu erklären, warum all die Szenerien, Monster und Szenerien eurer Meinung nach nicht absolut großartig aussehen. Und unscharfe Texturen als Grund zu nennen, gilt hier nicht, denn wir das hat nichts mit der Kunst zu tun.
Einschätzung
Ob Elden Ring sich nun vorzeitig den „Spiel des Jahres“-Titel sichern wird, sei mal dahingestellt. 2022 wird ja noch einiges zu bieten haben, außerdem erscheint eine Woche vorher Horizon Forbidden West, das ebenfalls (hoffentlich) ziemlich gut wird. Dass FromSoftware uns aber erneut ein fantastisches Erlebnis bereitet, daran haben wir keinerlei Zweifel mehr. Es gab schon zu viel von dem Spiel zu sehen, als dass wir noch irgendwelche größeren Zweifel hätten. Gerade die Open World mit ihren vielen interessanten Orten, die den Entdeckerdrang wecken macht Elden Ring so interessant. Wir schärfen dann schon mal unsere Klinge, damit wir in knapp vier Wochen bereit sind, uns den Titel des Eldenfürsten zu erkämpfen.