Nicht nur die AAA-Titel haben uns 2018 viel Freude bereitet. Wir stellen euch ein paar richtig gute Geheimtipps vor.
Die Geheimtipps 2018
Wir haben 2018 über viele Blockbuster berichtet. Das Jahr hat aber eine wirklich große Masse an tollen AAA-Titeln hervorgebracht. Doch es gibt ja auch gute Spiele abseits von Red Dead Redemption 2, God of War, Assassin’s Creed Odyssey und Co. Um genau die soll es in diesem Artikel gehen. Wir geben euch fünf Geheimtipps, die (jeder auf seine Weise) speziell sind und sicherlich nicht die breite Masse ansprechen, aber definitiv eure Zeit wert sind, trotz so mancher Ecken und Kanten.
Kenshi
Wir haben uns dieses Jahr in einem Artikel ausführlich mit dem Thema Emergent Storytelling befasst. Damals war uns Kenshi noch gar kein Begriff. Dabei ist dieses Open-World-Rollenspiel ein perfektes Beispiel dafür, wie großartig diese Form des Geschichtenerzählens sein kann. Die Sache hat nur einen großen Haken: Kenshi ist alles andere als eine Schönheit. Rein auf die Grafik bezogen, könnte es auch ein Spiel aus den frühen 2000ern sein – und dennoch läuft es selbst auf High-End-Maschinen nicht komplett flüssig. Immer wieder kommt es zu Nachladerucklern. Und nachgeladen wird in Kenshi viel, denn die Welt ist über 800 Quadratkilometer groß.
Das Ausmaß der Spielwelt ist aber nicht der Grund, warum wir über die veraltete Technik hinwegsehen können. Das liegt viel mehr an dem Grundkonzept: Ihr seid nicht der auserwählte Held, sondern ein Niemand. Als solcher müsst ihr euer Überleben sichern, was gerade am Anfang ziemlich schwierig ist. Doch Kenshi ist mehr als nur ein Survival-Spiel. Es verbindet die Elemente von RimWorld, Mount & Blade und Fallout (1 und 2) miteinander. Ihr steuert euren Charakter per Mausklicks, seine Talente verbessern sich durch aktives Training, und ihr könnt Begleiter anwerben. Quests gibt es nicht, ihr schreibt eure Geschichte selbst. Ihr könnt ein Farmer, Kopfgeldjäger, Dieb oder Händler sein, eure eigene Stadt errichten, Krieg führen oder der Sklaverei ein Ende bereiten. Oder ihr werdet selbst versklavt und müsst dann in den Minen schuften. Und wenn ihr ganz viel Pech habt, werdet ihr von Kannibalen oder wilden Kreaturen aufgefressen. So hässlich Kenshi ist, so faszinierend und komplex ist es auch.
Mutant Year Zero: Road to Eden
XCOM sollte den meisten Spielern ein Begriff sein. Bei Mutant Year Zero: Road to Eden sieht das sicherlich anders aus. Das liegt zum einen natürlich daran, dass der Titel erst seit wenigen Wochen erhältlich ist. Zum anderen stammt er eben nicht von einem großen Entwickler wie Firaxis, sondern von dem schwedischen Team The Bearded Ladies, das sich noch keinen großen Namen gemacht hat. Mutant Year Zero: Road to Eden könnte ihm aber helfen, daran etwas zu ändern.
Warum wir eingangs XCOM erwähnt haben? Ganz einfach: Dessen Kampfsystem hat sich The Bearded Ladies einfach mal fürs eigene Spiel geliehen. Die Gefechte in Mutant Year Zero: Road to Eden spielen sich also fast exakt so wie zuletzt in XCOM 2. Aber der Titel ist keine billige Kopie, sondern hat seinen ganz eigenen Charakter. Zum einen sind die rundenbasierten Scharmützel von der Erkundung größerer Levels in Echtzeit und einem Schleichsystem umrahmt. Zum anderen ist das Setting etwas Besonderes. In der postapokalyptischen Welt gibt es keine Menschen mehr, nur noch Mutanten. Ihr steuert eine Gruppe solcher Wesen. Mit dabei sind etwa eine Ente und ein Schwein. Mutan Year Zero: Road to Eden sieht fantastisch aus, erzählt eine schöne Geschichte, ist humorvoll und spielt sich richtig gut. Doch seid gewarnt: Der Schwierigkeitsgrad ist von Anfang an sehr hoch. Für Neueinsteiger ist der Titel also eher nichts.
Atom RPG: Post-apocalyptic indie game
Manche Spiele kommen einfach aus dem Nichts und sind plötzlich vielerorts ein Gesprächsthema. Zugegeben: Noch berichtet nicht jeder über Atom RPG: Post-apocalyptic indie game (ja, das ist der offizielle Titel), aber das könnte sich noch ändern. Das Spiel war über ein Jahr lang im Early Access und ist kürzlich offiziell für den PC erschienen. Die Frage, was für eine Art Spiel es ist, beantwortet der Name ja eigentlich schon. Warum es aber nun einiges an Aufmerksamkeit erhält: Atom RPG ist ein Rollenspiel im Stil der alten 2D-Fallouts, hat sehr positive Steam-Reviews und kostet gerade mal 15 Euro.
Der Preis mag vielleicht wiederspiegeln, dass der Titel mit geringem Budget entstanden ist. Atom RPG: Post-apocalyptic indie game wurde vom russischen Indie-Studio AtomTeam entwickelt und per Kickstarter finanziert. Es ist grafisch unspektakulär, hat keinerlei Sprachausgabe und die englische Übersetzung (eine deutsche gibt es gar nicht) ist nicht auf höchstem Niveau. Aber der Umfang, den ihr für das Geld bekommt, übertrifft die meisten AAA-Spiele. Denn Atom RPG bietet euch sehr viel Spielzeit dank Hunderten von Quests. Die lassen sich zudem in der Regel auf mehreren Wegen lösen. Sehr viel im Spiel hängt von den Werten eures Charakters ab. Die wirken sich nicht nur auf eure Kampfstärke aus, sondern beispielsweise auch auf Dialoge. Apropos Kämpfe: Die sind klassisch rundenbasiert, eben wie in Fallout 1 und 2 oder der Wasteland-Reihe. Wie auch bei Mutant Year Zero müssen wir euch aber warnen: Der Schwierigkeitsgrad ist recht gesalzen.
The Council
In der jüngeren Vergangenheit haben Telltale Games und Dontnod Entertainment das Genre der Episoden-Adventures dominiert. Gut, Telltale gibt es nicht mehr, hat mit seiner Schließung aber vielleicht für Big Bad Wolf platzgemacht. Das ist ein Studio, das genau wie Dontnod aus Frankreich kommt und dieses Jahr mit The Council eine der größten Überraschungen abgeliefert hat. In fünf Episoden wird hier eine Geschichte erzählt, die im Jahr 1792 angesiedelt ist und Auftritte historischer Persönlichkeiten wie Napoleon Bonaparte und George Washington umfasst.
Ihr spielt in The Council Louis de Richet, der Mitglied eines Geheimbundes ist und auf eine kleine Insel vor der Küste Englands eingeladen wird, die dem mysteriösen Lord Mortimer gehört. Dort ist seine Mutter spurlos verschwunden. Auf der Suche nach ihr deckt ihr so manche Intrigen auf und nehmt mit euren Entscheidungen Einfluss auf den Verlauf der Handlung. Das Besondere an The Council sind die RPG-Elemente: Im Verlauf des Spiels entwickelt ihr diverse Fähigkeiten weiter, mit denen ihr auf die Entwicklung der Story einwirkt. Doch Vorsicht: Eure Taten können teils schwere Konsequenzen nach sich ziehen.
Yoku’s Island Express
Damit diese Liste nicht nur von Endzeit und Düsternis geprägt ist, haben wir zum Abschluss einen richtig farbenfrohen Plattformer für euch: Yoku’s Island Express ist eines der kreativsten Spiele des Jahres. Und obwohl es bei den Game Awards als bestes Debütspiel eines Indie-Studios nominiert war, haben wir das Gefühl, dass es doch recht wenig Aufmerksamkeit erhalten hat – völlig zu Unrecht! Yoku’s Island Express ist im Kern ein Metroidvania. Ihr spielt den namensgebenden Mistkäfer Yoku, der auf der Insel Mokumana als Paketbote arbeitet. Als er davon erfährt, dass eine uralte Gottheit einen unruhigen Schlaf hat und aus dem nicht mehr aufwacht, macht der kleine Knirps sich auf, um ihr zu helfen. Die 2,5D-Welt ist dabei offen und zusammenhängend, wie ihr es eben von einem Metroidvania gewohnt seid.
Der Clou: Yoku’s Island Express ist kein gewöhnliches Jump and Run, sondern verbindet Plattformer- mit Flipper-Gameplay. Yoku hängt an einer Kugel und überall in der Spielwelt sind Flipperhebel in die Landschaft integriert. Daraus resultiert ein sehr flotter Spielablauf. Das klingt alles ziemlich komisch und ihr solltet es selbst spielen, um zu erleben, wie toll das Konzept ist. Wir können euch Yoku’s Island Express genau wie jeden anderen Titel in dieser Liste nur ans Herz legen. Gerade für die Switch eignet sich das Spiel richtig gut, es ist aber auch auf den anderen Konsolen und dem PC erschienen.