Super Mario Maker 2 gelingt das Kunststück, den sehr guten Vorgänger nochmal zu toppen.
Super Mario Maker 2 im Test: Ein Traum für Baumeister
Die Geschichte der Wii U ist kurz und nicht sonderlich von Erfolgen geprägt. Aber ein paar Titel, die exklusiv für die gescheiterte Nintendo-Konsole erschienen sind, haben es doch geschafft, für Aufsehen zu sorgen. Einer davon: Super Mario Maker. Zum ersten Mal ermöglichte es ein Spiel, eigene Mario-Jump-and-Run-Levels zu bauen. Das kam gut an und verkaufte sich in Relation zur weltweiten Verbreitung der Wii U sehr gut. Mittlerweile ist die Nintendo Switch über zwei Jahre auf dem Markt, ein großer Erfolg für den japanischen Konzern und daher die perfekte Plattform für den zweiten Teil. Wir haben unserer Kreativität freien Lauf gelassen und uns angeschaut, ob Super Mario Maker 2 nicht nur ein guter Leveleditor, sondern auch ein empfehlenswertes Spiel für alle Baufaulen ist.
Mächtiger Editor wird noch mächtiger
Das wichtigste Element von Super Mario Maker ist der Levelbaukasten. Schon der Vorgänger bot enorm viele Möglichkeiten, wie ihr eure Levels gestaltet. Teil 2 setzt hier nochmal einen drauf. Die Entwickler haben richtig viele neue Objekte und Features eingebaut, damit ihr noch kreativere Welten erschaffen könnt. Am offensichtlichsten dürfte wohl die Tatsache sein, dass ihr diesmal Levels im Stil von Super Mario 3D World bauen könnt. Damit stehen euch insgesamt fünf Stile zur Verfügung (Super Mario Bros., Super Mario Bros. 3, Super Mario World und New Super Mario Bros. U sind nach wie vor mit von der Partie).
Wer einen "3D World"-Level konstruiert, hat dabei Zugriff auf Elemente, die es in den anderen Fällen nicht gibt. Dazu gehören etwa das Katzenkostüm für Mario, das Koopa-Auto, Glasröhren oder der Spur-Block, der jener Strecke folgt, die ihr einzeichnet, und sich dann bewegt, wenn ihr ihn im Spiel berührt.
Mehr Optionen für mehr Abwechslung
Darüber hinaus bietet der Editor in Super Mario Maker 2 viele allgemeine Neuerungen. Konntet ihr im Vorgänger noch keine Abhänge erschaffen, ist das nun kein Problem mehr. Mit Ein/Aus-Schaltern lassen sich sogar seichte Rätsel erstellen. Auf Wald-Kursen passt ihr den Wasserstand nach Belieben an, es gibt eine XXL-Variante vom Kugelwilli und diverse neue Umgebungen. Wüsten-, Wald-, Himmels- und Schneelevel fehlten im ersten Super Mario Maker gänzlich. Diesmal könnt ihr also aus dem Vollen schöpfen.
Die vielen Möglichkeiten dienen nicht nur dazu, euch mehr Freiheiten zu geben, sie sorgen auch für mehr Abwechslung beim eigentlichen Spielen. Wer sich einfach nur mal die Kreationen anderer Spieler anschauen möchte, profitiert in Super Mario Maker 2 von einer viel größeren Bandbreite an unterschiedlichen Levels. Dadurch ist der Langzeitspaß bedeutend höher, als es beim Vorgänger der Fall war.
Fast perfekte Bedienung
Klar ist auch, dass es bei so zahlreichen Optionen für Levelbauer schon eine Weile dauert, bis ihr euch komplett in die Funktionen des Editors eingearbeitet habt. Das soll aber nicht bedeuten, dass Super Mario Maker 2 eine hohe Einstiegshürde hat. Ganz im Gegenteil: Zum einen gibt es eine Reihe an gut aufbereiteten Tutorials, die euch alle wichtigen Grundlagen kurz und knapp erklären.
Zum anderen ist die Bedienung des Baukastens gut gelungen. Die Menüs sind übersichtlich, alle Optionen sind schnell zu erreichen. Jedoch empfiehlt es sich, im TV-Modus den Editor mit einem Joy-Con und dessen Pointer-Funktion zu bedienen oder gleich im Handheld-Modus zu zocken und dann vom Touchscreen der Switch Gebrauch zu machen. Mit der klassischen Gamepad-Steuerung per Joy-Con-Paar oder Pro Controller lassen sich zwar auch ohne größere Probleme Levels basteln. Doch dann gestaltet sich das Ganze etwas weniger intuitiv und erfordert mehr Eingaben von euch. Aber da jeder Switch-Besitzer die beiden ersteren Methoden anwenden kann, wollen wir Super Mario Maker 2 daraus gar keinen Strick drehen.
Verflucht sei der Reset-Knopf!
Als Baukasten macht der Titel also eine tadellose Figur. Doch wie sieht es auf der spielerischen Seite aus? Hier will Super Mario Maker 2 zum einen mit dem neuen Abenteuermodus punkten. Der soll euch einerseits eine solide Einzelspielererfahrung bieten, zum anderen aber auch als Showcase dafür dienen, was alles mit dem Editor möglich ist. Die Rahmenhandlung ist so simpel, wie sie nur sein könnte: Kurz nachdem das Schloss von Prinzessin Peach fertiggestellt ist, drückt der Hund, mit dem ihr im Editor all eure Änderungen rückgängig macht, auf den Reset-Knopf und läst somit die schicke Adelshütte in Luft auf. Die Toads und Toadettes müssen also wieder von vorne anfangen, nur fehlt ihnen dafür das nötige Kleingeld. Also erklärt sich Mario bereit, zahlreiche Aufträge zu erfüllen, um Münzen für den Wiederaufbau zu sammeln.
Bei den Aufträgen handelt es sich um über 100 Levels von den Designern bei Nintendo. Das klingt erst mal nach reichlich Inhalt, die Levels sind aber zum Großteil recht kurzgehalten. Somit seid ihr nach wenigen Stunden mit dem Abenteuermodus durch. Aber es war auch offensichtlich gar nicht das Ziel der Entwickler, hier eine Kampagne zu bauen, die den Anspruch hat, ein vollwertiges Mario-Spiel à la Super Mario Odyssey oder, um im 2D-Bereich zu bleiben, New Super Mario Bros. U zu sein. Als Zusatz zum restlichen Paket von Super Mario Maker 2 macht der Abenteuermodus eine sehr gute Figur, zumal die Levels nicht nur clever designt sind, sondern auch viel Abwechslung bieten.
Endloser Mario-Spaß
Seid ihr mit der Kampagne durch, bleibt euch noch der "Levels aus aller Welt"-Bereich. Der bietet ziemlich viele Optionen. Ihr könnt zum einen einzelne Kreationen anderer Spieler herunterladen und spielen. Diverse Filteroptionen helfen euch dabei, Levels zu finden, die euren Wünschen entsprechen. Ihr habt keine Lust auf Levels mit Auto-Scrolling? Kein Problem! Dann sucht ihr eben einfach nur nach denen, die euch nicht diesem Druck aussetzen.
Sehr gut gefällt uns die Endlosherausforderung, quasi eine Art Rogue-like-Modus. Hier spielt ihr so lange zufällig ausgewählte Levels nacheinander, bis ein "Game Over" euren Bildschirm ziert. Dank Online-Rangliste könnt ihr eure Bestleistung stets mit dem Rest der Welt vergleichen, was ein Ansporn sein dürfte, immer besser zu werden. Sehr praktisch: Den Schwierigkeitsgrad der Levels legt ihr selbst am Anfang fest. Wenn ihr euch erst mal noch nicht an die richtig harten Kreationen herantraut, versucht ihr euch also an den einfacheren Exemplaren.
Multiplayer wird bei Super Mario Maker 2 ebenfalls großgeschrieben. Lokal an einer Switch baut ihr zu zweit Levels und spielt zu viert, Letzteres geht auch im drahtlosen lokalen Multiplayer (wobei für den Download von Levels nur einer eine Internetanbindung benötigt) sowie online. Es gibt einerseits einen Koop-Modus, bei dem einfach nur ein Spieler das Ziel erreichen muss, und andererseits die PvP-Variante. Hier gewinnt derjenige, der als Erster einen Level meistert. Beides ist ein großer Spaß, auch wenn es bislang nicht möglich ist, mit Freunden online zu spielen. Nintendo hat aber schon angekündigt, diese Funktion per Update nachzureichen.
Gewohnte Qualität
Grafisch präsentiert sich Super Mario Maker 2 so simpel, aber eben auch charmant und liebevoll, wie man es erwartet. Selbst die "Super Mario 3D World"-Level feuern kein Optikfeuerwerk ab, sehen aber auch längst nicht schlecht aus. Der typische Nintendo-Comicstil funktioniert nach wie vor einfach tadellos. Vor allem die nett animierten Figuren wissen zu gefallen. Und die alte Pixelgrafik der "Super Mario Bros."-, "Super Mario Bros. 3"- und "Super Mario World"-Welten hat nach wie vor ihren Charme. Gleiches gilt für die Soundkulisse. Jede Ära hat die Musik und Soundeffekte, die Fans seit Jahren oder eben schon Jahrzehnten schätzen und lieben. Die eingängigen Melodien und die Effekte, etwa wenn ihr auf einen Gegner hüpft, sind auch 2019 allesamt großartig.
Fazit
Es fällt uns wirklich schwer, an Super Mario Maker 2 irgendwas zu kritisieren. Der Editor ist noch umfangreicher als im Vorgänger, ohne dabei aber in Sachen Bedienbarkeit einzubüßen. Schon nach kurzer Einarbeitungszeit lassen sich, deine gewisse kreative Ader vorausgesetzt, nette Levels basteln. Und wer richtig tief in die Möglichkeiten eintauchen möchte, kann unfassbar viel Zeit damit verbringen, seine größten kreativen Ergüsse auf den Bildschirm zu bringen.
Klar: Wer einfach nur ein Mario-Jump-and-Run mit einer richtig guten Story-Kampagne haben möchte, sollte eben lieber Super Mario Odyssey spielen. Mit so einem Titel kann der Abenteuermodus nicht mithalten, aber das will er auch gar nicht. Super Mario Maker 2 ist eben in erster Linie ein Titel für diejenigen, die bauen und spielen wollen und für die gibt es nichts Besseres. Dank der Endlosherausforderung, den Multiplayer-Modi und eben auch dem Abenteuermodus ist das Spiel auch für diejenigen empfehlenswert, die zu faul zum Bauen sind oder denen die Kreativität fehlt. Nur ob es in dem Fall die 60 Euro wert ist, darüber lässt sich streiten. Doch für das, was es sein will, ist Super Mario Maker 2 grandios.
- Enorm umfangreicher Editor
- Leicht zu bedienen
- Abwechslungsreicher Abenteuermodus
- Spaßige Endlosherausforderung
- Großer Spaß im Multiplayer
- Gute Filteroptionen für Nutzer-Levels
- Story-Modus etwas kurz
- Online-Spiele Freunden erst nach Update