Autor: Mark-Andre Uebach
Stronghold: Warlords kann mit einigen Fehlern der letzten Teile aufräumen, bis zum alten Glanz ist es aber noch weit.
Autor: Mark-Andre Uebach
Stronghold: Warlords kann mit einigen Fehlern der letzten Teile aufräumen, bis zum alten Glanz ist es aber noch weit.
Als Stronghold-Fan hat man es nicht leicht: Die ersten Spiele sind bis heute bei vielen RTS-Fans beliebt, aber mit jedem neuen Teil wurden die Erwartungen, doch wieder ein Spiel der Marke Stronghold 1 oder Stronghold Crusader zu bekommen, enttäuscht. Nun ist Stronghold: Warlords erschienen und macht einiges besser als die Vorgänger, wird aber den Erwartungen wieder nicht gerecht, vor allem nicht denen der Serienveteranen.
Spielten die älteren Teile noch in England oder Arabien, begeben wir uns in Stronghold: Warlords das erste Mal nach Asien. Das neue Setting bringt ein wenig frischen Wind in die Reihe, ist allerdings noch ausbaufähig.
So macht es zum Beispiel keinen Unterschied, ob wir in der vietnamesischen Kampagne mit Thuc Phan oder in der japanischen Kampagne mit Toyotomi Hideyoshi spielen. Die Einheiten und Gebäude, die uns zur Verfügung stehen, werden lediglich durch die Missionen, nicht aber durch unterschiedliche Technologiebäume begrenzt. Die Stronghold-Reihe hat, abgesehen von Legends, bisher noch nie großartige Unterschiede in Gebäuden oder Einheiten zwischen den Fraktionen besessen, aber es zerstört die Atmosphäre, wenn man als Dschingis Khan mit Samuraihorden auf den Gegner zustürmt.
Der Burgenbau gestaltet sich gewohnt gut. Ihr fangt mit eurem Hauptgebäude an, entscheidet euch für eine Position für Lager und Kornspeicher und erschafft dann ein mächtiges Bollwerk gegen eure Feinde. Gab es in den Vorgängern beim Mauerbau mitunter Probleme, funktioniert das in Warlords reibungslos. Durch das Drehen der Kamera könnt ihr etwaige Lücken erspähen und neben Türmen habt ihr auch noch weitere Möglichkeiten zur Verteidigung: Es gibt Unterstände für eure Schützen, damit sie vor Feindbeschuss sicher sind, sowie Mangen, Pfeilwerfer und Feuerlanzenträger, die Feuer auf eure Feinde herabregnen lassen. Einzig und allein der begrenzte Platz macht euch immer mal wieder einen Strich durch die Rechnung.
Abgesehen von den nicht vorhandenen Unterschieden in Gebäuden und Einheiten macht Stronghold: Warlords bei der Grafik eine solide Figur. Landschaft und Gebäude sehen ansprechend aus und ihr könnt wie in den Vorgängern nah an Gebäude heranzoomen, um euren Untertanen bei der Arbeit zuzusehen. Allerdings sehen die Menüs nicht unbedingt zeitgemäß aus.
Es kommt aber immer wieder vor, dass die Performance leidet und ihr mit FPS-Einbrüchen zu kämpfen habt. In unseren Testpartien kam es sehr häufig zu Rucklern, sodass sich die Handhabung der eigenen Einheiten, zusätzlich zu den Problemen, auf die wir weiter unten noch eingehen werden, zu einer Tortur entwickelt hat. Und glaubt man den Reviews auf Steam, so haben viele Spieler noch mit wesentlich schwerwiegenderen Problemen als nur mit Einbrüchen der Bildrate zu kämpfen.
Der Soundtrack sorgt für eine gute Atmosphäre und die Geräuschkulisse in einer gut ausgebauten Burg vermag es wirklich, einen in ihren Bann zu ziehen. Allerdings sind manche Geräusche, beispielsweise das Einschlagen mit Katapulten abgeschossenen Felsen, viel zu laut und die Sprecher sind nicht unbedingt gut gewählt. Das gilt insbesondere für den Berater.
Die namensgebenden Warlords sind auf der Karte verteilte KI-Herrscher, die ihr militärisch oder mithilfe von Diplomatiepunkten auf eure Seite ziehen könnt. Letztere generiert ihr passiv, lediglich der Bau von Konsulaten oder Botschaften erhöht die Anzahl, die ihr pro Minute bekommt.
Habt ihr einen der Warlords für eure Zwecke gewonnen, bietet er euch, je nach Name und dazugehörigier Spezifikation, unterschiedliche Boni. Durch das "Pferd" liefern euch eure Ställe schneller Gäule oder gleich ein paar Reiter, während die "Schildkröte" voll und ganz auf Verteidigung geht und die Stärke eurer Mauern und Türme erhöht sowie eine passable Burg mit Schützen auf den Mauern und Türmen bauen kann.
Das klingt erst einmal nett, stellt sich in der Praxis aber oft als nervig und überflüssig heraus. Die Warlords machen, bis sie zu euch gehören, exakt gar nichts. Sie warten einfach nur stumpf darauf, von jemandem erobert zu werden. Kommen mal ein paar verirrte Einheiten zu nah an ihre Festungen, schießen deren Schützen auf sie, aber das war's dann auch auch. Auch die Boni, die sie euch einbringen, sind teilweise viel zu teuer für die Anzahl an Diplomatiepunkten, die ihr dafür ausgeben müsst – ganz abgesehen davon, dass ihr hunderte Punkte in sie hineinstecken müsst, bis sie auch auf der sechsten und damit letzten Stufe angekommen sind und die besten Boni bringen.
Das Problem an der Sache ist: Spielt ihr ein "Skirmish" gegen die KI und hat die bereits einen oder mehrere Warlords erobert, leveln sie diese in nur sehr wenigen Fällen auf. In allen von unseren Partien war es eher der Fall, dass nach dem Erobern durch uns die Warlords erst einmal kräftig aufgelevelt wurden, während der Gegner seine angesparten Diplomatiepunkte dazu nutzte, uns den gerade verbesserten Warlord wieder wegzunehmen. Dass dabei die gesamte Burg mit Einheiten von uns und dem Warlord vollgestellt war, die sich direkt bekriegten, spielte keine Rolle.
Einige der Warlords sind fast komplett nutzlos, da sie sich selbst fast gar nicht verteidigen können und auch ihre Boni den Kosten überhaupt nicht gerecht werden. Ein paar Beispiele: Ein Warlord kann euch Gold schicken, was aber so wenig ist, dass ihr durch Steuern gefühlt zehnmal so viel in der gleichen Zeit erhaltet. Andererseits gibt es Warlords, die euch Einheiten zur Verfügung stellen können. Manche von ihnen haben sogar eine brauchbare Angriffstruppe, die ihr zu einem Gegner schicken könnt.
Trotzdem wäre definitiv mehr drin gewesen, denn leider hat Firefly das ganze Warlord-System ziemlich simpel gehalten. Bleibt zu hoffen, dass in zukünftigen Updates die Warlords überarbeitet werden. Sie sind eine interessante Neuerung, wirken aber irgendwie unfertig.
In Stronghold-Spielen war es schon immer der Fall, dass sich die Kampagnen, wenn überhaupt, nur vage an der tatsächlichen Geschichte orientiert haben. Mit Warlords möchte Firefly das gerne ändern und schickt uns mit den aus der Historie inspirierten Anführern Thuc Phan, Qin Shi Huang, Dschingis Khan sowie Toyotomi Hideyoshi in die Schlacht.
An sich sind die Kampagnen nicht schlecht gemacht. Wären sie doch nur nicht so lieblos erzählt! Am Anfang jeder Kampagne bekommen wir eine kurze, gezeichnete Einführung zu sehen sowie am Anfang jeder Mission eine Missionsbeschreibung, die euch vorgelesen wird. Das Ganze sorgt nicht gerade dafür, dass man sich großartig in die Handlung hineingezogen fühlt.
Während den Missionen wiederum hat euer Anführer gerne mal etwas mehr zu sagen, was dann dazu führt, dass ein nicht unerheblicher Teil der rechten oberen Ecke des Bildschirms von dem Portrait eures Herrschers eingenommen wird. Je nachdem, aus welcher Richtung euer Gegner kommt, ist das nicht nur nervig, sondern auch unpraktisch.
Die Missionen an sich sind teilweise gut aufgebaut, teilweise nicht. Einige von ihnen entpuppen sich als "Bau dich auf und warte auf den Gegner". Glücklicherweise kann man mit den Tasten "+" und "-" die Geschwindigkeit des Spiels jederzeit ändern. In diesen Missionen lief es bei uns darauf hinaus, einfach nur die Zeit zu beschleunigen und uns zu gedulden, bis der Gegner endlich zu uns kommt.
Was die Immersion ebenfalls zerstört: Besitzen eure Gegner eine Burg, so haben sie zwar ein paar Gebäude dort stehen, um Nahrung oder auch Waffen zu produzieren, aber das war es auch. Truppen erscheinen einfach so am Kartenrand oder in der Burg eures Gegners und werden nicht ausgebildet.
Sowohl die KI-Herrscher als auch die Warlords schwächeln leider in Sachen Intelligenz. So kommt es häufig vor, dass eure Gegner immer und immer wieder denselben Mauerabschnitt angreifen, ungeachtet dessen, dass ihr ihn besser verteidigt als Fort Knox.
Genauso dumm ist es, wenn sich die gegnerische Armee vor euren Mauern erst einmal aufstellt – währenddessen gehen aber die Pfeile eurer Schützen auf sie nieder und so sind die Gegner scharenweise besiegt, bevor sie überhaupt einen einzigen Pfeil abgeschossen haben.
Ihr könnt auch bei einigen Warlords einen Angriff anfordern. Abgesehen davon, dass der in vielen Fällen nur aus einer Hand voll Einheiten besteht, scheinen die nicht zu wissen, was sie tun sollen. Wir haben mehrfach einen Angriff des "Pferdes" angefordert, woraufhin fünf imperiale Reiter zum Gegner marschiert sind, nur um dann einfach stehen zu bleiben und einer nach dem anderen abgeschossen zu werden.
Beim Befehligen unserer Einheiten gibt es ebenfalls sehr störende Fehler, zum Beispiel rennen unsere Bogenschützen in den Nahkampf, anstatt den Gegner zu beschießen. Ebenfalls kommt es nach dem Erteilen eines Befehls häufig vor, dass sie erst einmal kurz stehen bleiben und dann erst tun, was man ihnen aufgetragen hat. Oder aber sie verharren sogar auf der Stelle und ignorieren unseren Befehl vollkommen. Gerade beim Befehligen von berittenen Bogenschützen, mit denen (eigentlich) gutes Hit-and-Run möglich sein sollte, sind uns so ganze Armeen weggestorben, weil sie stehen geblieben sind und dann der Gegner zu ihnen aufschließen konnte. Firefly hat hier aber bereits Besserung versprochen.
Wenn die Kampagnen durch sind, was je nach gewählter Schwierigkeit in gut 10 bis 15 Stunden der Fall ist, bleiben euch als Einzelspielermodi "Skirmish" oder das freie Bauen. Allerdings stellt man schnell fest, dass es darin gar nicht so viel gibt: In dem Scharmützel-Modus stehen euch nur neun Karten zur Auswahl sowie vier Computergegner. Da boten ältere Strongholds definitiv mehr!
Auch eine Art "Kreuzzugmodus", wie es ihn in Stronghold Crusader gab, wäre schön gewesen, also ganz viele Level, die zwar nicht zusammenhängen, aber durch den immer höher werdenden Schwierigkeitsgrad eine gute Herausforderung geboten haben.
So seid ihr einfach zu schnell mit allem durch, sodass dann eigentlich nur der Multiplayer bleibt, den ihr aber (aktuell) nur mit vier Spielern spielen könnt.
Stronghold: Warlords macht einiges besser als die Vorgänger, was man alleine schon daran merkt, dass es keinen Notfall-Patch gebraucht hat, bis das Spiel überhaupt lief, da es andernfalls zu viele Fehler hatte. Trotz alldem wirkt das Spiel an vielen Stellen etwas unfertig. Das ist angesichts der Verschiebungen der Veröffentlichung ziemlich schade. An sich ist Warlords kein schlechtes Spiel und wer über die vielen Kritikpunkte hinwegsehen kann, bekommt ein solides Stronghold geliefert. Gerade aber Veteranen werden sich ärgern und sollten überlegen, noch auf die versprochenen Patches zu warten, bevor sie hier zugreifen.