Sci-Fi, Mittelalter und Zweiter Weltkrieg sind ausgelutscht. In Imp of the Sun macht ihr euch in eine ganz andere Welt auf und das gefällt uns.
Imp of the Sun im Test: Knackiges Spiel mit frischer Thematik
Indie Games haben es nicht leicht. Um aus der Masse der unzähligen Projekte irgendwie hervorzustechen, muss ein Spiel entweder etwas Besonderes bieten oder das Team ordentlich Budget für das Marketing einplanen. Letzteres trifft auf Imp of the Sun nicht unbedingt zu, aber uns hat es dennoch begeistert, auch wenn es ein paar Schwachstellen gibt.
Taucht in eine Welt voller Mythen ein
Seit Jahrhunderten herrscht in einem peruanischen Reich eine nie enden wollende Sonnenfinsternis. Bevor die Welt aber endgültig im Dunkel versinkt und der Sonnengott all seine Macht verliert, schickt er mit letzter Kraft den Kobold Nin ins Reich, um die vier Hüterwesen zu besiegen. Sie sind mitunter dafür verantwortlich, dass die Bewohner die Sonne seit Langem nicht mehr gesehen haben. Die Menschen haben sich aber irgendwie einen größeren und imposanteren Krieger erhofft, der das Licht wieder zurückbringt und die Machtverhältnisse wieder ausgleicht, als einen popeligen, kleinen, feurigen Kobold. Tja, kann man nix machen: So unterstützen die Bewohner halt den Wicht mit ihren begrenzten Mitteln.
Metroidvania in klassischer Form
Die Ausgangslage ist also klar: Ihr müsst die vier Hüterwesen, von denen sich jeder in einem anderen Teil des Reiches aufhält, finden und besiegen. Das funktioniert im Actionspiel Imp of the Sun nach dem klassischen Metroidvania-Schema. Nach und nach erlangt ihr immer mehr Fähigkeiten, die neben dem Besiegen von Gegnern auch dazu dienen, weitere Bereiche der Welt zu erschließen. Apropos Gegner: Davon trefft ihr im Spiel eine Menge und selbst die ersten, denen ihr begegnet, sind kein Fallobst, ganz zu schweigen von den Bossen. Lasst euch vom putzigen Grafikstil nicht täuschen, Imp of the Sun verzeiht kein blindes Drauflosdreschen. Nähert euch einem unbekannten Feind mit Vorsicht, sonst könnt ihr den Abschluss eurer Aufgabe direkt vergessen.
Inkas und das Feuer
So klassisch und wenig außergewöhnlich sich das alles bisher anhört, so viel Charme und Esprit steckt im restlichen Spiel. Den Entwicklern von Sunwolf Games ist eine grandiose Symbiose aus Thematik und Gameplay gelungen. Das Setting einer antiken peruanischen Welt mit klassischen Inka-Mythen spiegelt sich in fast jeder Spielmechanik wider. Es dreht sich im Prinzip alles um Sonne, Feuer und Dunkelheit. Solange es hell ist oder ihr an einer Feuerquelle steht, lädt sich eure Sonnenleiste auf. Die erlaubt es euch, euch zu heilen, einen Speer zu werfen oder Spezialfähigkeiten einzusetzen. Zum Beispiel könnt ihr euch in Rauch verwandeln, um zwischen besonders dichten Ranken des Urwalds hindurch zu schlüpfen oder brüchige Plattformen zu überqueren, die ansonsten schnell unter eurem Gewicht zebröseln würden. Zusätzlich gibt es Combos für besonders mächtige Attacken und die Möglichkeit, grundlegende Eigenschaften wie Energie, Angriffskraft und die Sonnenleiste aufzuwerten. Ein bisschen Rollenspiel ist also auch mit dabei.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Um in der Thematik zu bleiben: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Das gilt besonders für die Steuerung der von uns getesteten PlayStation-5-Version. Ihr kontrolliert Nin mit dem Stick oder Steuerkreuz. Wir raten dringend zu letzterem, dann ist die Bedienung nicht ganz so arg schwammig. Aber auch so werden Kommandos teilweise erst sehr spät erkannt, was gerade bei den Bosskämpfen etwas mehr Eingewöhnung erfordert. Die Trägheit ist auch deutlich in den Sprungpassagen zu merken. Wer Spiele wie Ori and the Will of the Wisps oder Super Mario gewohnt ist, muss sich erst einmal umgewöhnen. Ein weiterer Kritikpunkt ist das etwas inspirationslose Leveldesign. Es gibt zwar einige Geheimnisse zu erforschen, aber generell ist der Weg deutlich vorgezeichnet. Wer sich ein bisschen Zeit nimmt, kann in einem Durchgang fast alle versteckten Dinge auf Anhieb finden.
Erfrischend anders, aber nicht perfekt
Die Optik hat bei Imp of the Sun einen großen Anteil am gelungenen Gesamteindruck. Die handgezeichneten Grafiken mit Inka-Einfluss haben mehr als einmal unsere Augen erfreut. Nin selbst mag zwar kein Charmebolzen sein, aber die Charaktere, Gegner und auch die Welt vermitteln ein stimmiges Bild vom südamerikanischen Dschungel. Insbesondere die Figuren, mit denen der Held kommuniziert, sind mit extrem viel Liebe zum Detail umgesetzt. Leider fallen dagegen die Hintergründe aus dem Rahmen, denn die glänzen nicht mit Abwechslung. Für die akustische Untermalung sorgt ein thematisch passender Soundtrack. Im Gedächtnis bleibt er aber nicht. Das gelingt eher dem Kauderwelsch der Figuren, das sie von sich geben. Richtige Sprachausgabe gibt es nicht, die Informationen vermittelt Imp of the Sun rein per Texttafeln.
Fazit
Imp of the Sun ist ein gelungenes Indie Game mit unverbrauchter Thematik. Wie es die Entwickler geschafft haben, das Gameplay auf das Thema des Spiels abzustimmen, ist bemerkenswert. Schade nur, dass sich die Steuerung so träge und indirekt anfühlt. Mit ein bisschen Feinschliff wäre da mehr drin gewesen, aber vielleicht kommt irgendwann noch ein Patch.
Nichtsdestotrotz können wir Imp of the Sun jedem an Herz legen, der gerne im Metroidvania-Genre wildert. Das Thema ist noch nicht ausgelutscht und es macht einfach eine Menge Spaß, Nin durch eine Welt zu begleiten, die man noch nicht in- und auswendig kennt. Zudem bietet das Spiel stellenweise echt knackige Herausforderungen.
- Unverbrauchte Thematik
- Spannende Fähigkeiten
- Herausfordernd, aber fair
- Hintergründe teils detailarm
- Schwammige Steuerung