Die Entwicklung von Crackdown 3 darf man als holprig beschreiben.
"Crackdown 3"-Kampagne im Test: Action, Ballern und Terry Crews
Im Jahr 2014 wurde Crackdown 3 für 2016 angekündigt. Im Laufe der Zeit wurde der Release des Actiongames mehrfach verschoben – bis es nun endlich morgen erscheint. In der Zwischenzeit waren mehrere Entwickler mit dem Projekt betreut, bis schließlich Sumo Digital alles irgendwie unter einen Hut bekommen hat. Die Rahmenbedingungen für einen Tophit sehen anders aus, aber wir sind dennoch so vorurteilsfrei an Crackdown 3 herangegangen, wie es nur möglich ist.
Launch-Trailer zu Crackdown 3:
Worum geht's?
Zehn Jahre nach den Ereignissen von Crackdown 2 erschüttert eine weltweite Terrorattacke die Menschheit. Sämtliche Energieversorgung der Erde ist zusammengebrochen, lediglich die kleine Stadt New Providence unter der Herrschaft des Konglomerats Terra Nova erhebt sich wie ein Phoenix aus der Asche und bietet zahlreichen Flüchtlingen Unterschlupf. Im Gegenzug müssen sie sich den Machenschaften und der Propaganda des Konzerns unterwerfen. Ein erster Angriff der Agency, um die Stadt zu befreien, wurde bedingungslos zurückgeschlagen und dabei geschah, was nicht passieren hätte dürfen. Commander Isaiah Jackson, gespielt vom humorvollen Testosteronklumpen Terry Crews, wurde fast tödlich verletzt. Lediglich des selbstlosen Einsatzes einer Frau namens Echo ist es zu verdanken, dass Jackson schlussendlich doch in den Kampf gegen Terra Nova ziehen kann, aber dazu müssen erst einmal alle Fähigkeiten wieder hergestellt werden. Die Ausgangssituation erinnert an Spiele wie Metroid oder Darksiders. Erst Übermensch, dann passiert etwas und man wird zum Lauch. Also dann, auf geht’s!
Terry Crews, der Mann für alle Fälle
Die ersten Schritte in Crackdown 3 laufen ähnlich ab wie in anderen Open-World-Games. Wie funktioniert was? Was kann man überhaupt tun? Und wie ist die grundlegende Spielmechanik aufgebaut? Eines vorweg: Die große Zerstörungsorgie findet hauptsächlich im Mehrspielermodus Wreckfest statt und nicht in der Kampagne des Spiels. Zudem müssen wir uns nicht auf Commander Jackson beschränken. Zu Beginn des Spiels stehen mehrere Agenten zur Auswahl, mit denen wir uns durch New Providence ballern können. Jeder unterscheidet sich ein wenig durch individuelle Eigenschaften wie etwa bessere Agilität oder fahrerisches Können. Die Wahl ist einem vollkommen selbst überlassen, aber wir bevorzugen dennoch Commander Jackson, denn erstens ist dieser ein guter Allrounder und zweitens trägt Terry Crews einen maßgeblichen Anteil an der Atmosphäre des Spiels bei. Ihr könnt natürlich auch an bestimmten Punkten in der Welt zwischen den Charakteren wechseln und weitere Agenten freischalten.
Open World bedeutet Freiheit
Die Basics heben sich kaum von anderen Open-World-Games ab. Ihr könnt im Verlauf des Abenteuers in jedes Auto einsteigen, nach Herzenslust die Stadt erkunden und alles und jeden über den Haufen ballern, der sich euch in den Weg stellt. Wer will, kann direkt nach dem Start zum letzten Boss spurten und sein Glück versuchen. Wenn ihr nicht gerade zu der Kategorie Gamer gehört, die Dark Souls blind mit dem Generalschlüssel durchspielen, würden wir davon abraten, denn in diesem Fall kriegt ihr ordentlich vors Fressbrett. Die Unterschiede zu anderen Games offenbaren sich erst auf den zweiten Blick. Im Gegensatz zu vielen Genrekollegen spielt sich das Gameplay nicht nur in der horizontalen, sondern auch in der vertikalen Ebene ab. Das bedeutet, dass wir Gebäude hochklettern und waghalsige Sprungpassagen zwischen Häusern absolvieren müssen, um an unser Ziel zu kommen.
Immer weiter, immer besser!
Streckenweise hat man das Gefühl, dass die Entwickler hier einen Actiontitel mit einem Plattformer gepaart haben. Das Ergebnis lässt sich durchaus mit dem Lernprozess eines solchen Nachwuchses vergleichen. Sind die Sprung- und Parkourpassagen anfangs noch etwas hakelig, wird es mit zunehmender Spieldauer und den damit verbundenen aufgewerteten Fähigkeiten immer besser, des nützlichen Jetpacks sei Dank. Bei der Architektur der Gebäude haben die Entwickler jedoch ein bisschen geschlampt. Selbst nach 20 Spielstunden kommt es vor, dass wir unverständlicherweise immer noch an manchen Ecken und Kanten hängenbleiben. Das geht heutzutage deutlich flüssiger.
Kills, Skills und Coop
Zu den gelungensten Gameplay-Features des Spiels gehört das von Entwicklern genannte Kills-for-Skills-System. Je nachdem wie oft und wie gekonnt man die verschiedenen Fähigkeiten im Spiel nutzt, wird der Charakter, also in unserem Fall Commander Jackson, stärker. Wer also viel und gern mit dem Auto fährt, wird darin schneller besser, als wenn man sich nur zu Fuß oder springend durch die Welt bewegt. Gleiches gilt natürlich auch fürs Ballern oder den Nahkampf, bis man schlussendlich alle Attribute auf das Maximum hochgeschraubt hat. Zudem können Orbs eingesammelt werden, die ebenfalls helfen, die Eigenschaften der Charaktere zu verbessern. Spätestens dann ist das Chaos, das man veranstaltet, perfekt. Richtig spaßig wird es, wenn man die gesamte Kampagne mit einem Freund durchlebt. Wenn zwei Charaktere für die Freiheit von New Providence kämpfen, geht es richtig ab!
Gameplay-Trailer:
Innovativ ist anders
Dabei ist das Missionsdesign in Crackdown 3 nicht einmal sonderlich einfallsreich. Man kann Bewohner aus Lagern befreien, Straßenrennen absolvieren, Parkourrennen über Häuser veranstalten oder auch Gegnerhorden dezimieren sowie Propagandaeinrichtungen vernichten, um das Herrschaftsgebiet von Terra Nova zu verkleinern. Das kennt man zwar auch von anderen Spielen, aber im Gegensatz zur Konkurrenz sind diese Aufträge und Missionen nicht unbedingt in großartige Zwischensequenzen verpackt. Lediglich ein kurzer Kameraschwenk wird geboten, wenn man erfolgreich war. Das ist aber überraschenderweise gar kein großes Problem, denn dadurch wirkt das Spiel wie ein riesiger Arcade-Automat, dessen einzelne Spiele durch eine große offene Welt verbunden sind. Es weht ein Hauch von Nostalgie durch diese Art der Präsentation. Übrige Sequenzen werden durch düstere, halbanimierte Comicszenen dargestellt.
Rumms, Wumms, Bumms
Es sind die kleinen Dinge, mit denen die Entwickler punkten. So sind zum Beispiel das Waffendesign und Gunplay einige der Stärken des Spiels. Ob man sich jetzt mit einer Säurekanone, einem Energiestrahler oder einem guten alten Maschinengewehr durch New Providence fräst, nahezu jede Waffe ist auf ihre Art faszinierend. Unser Highlight ist und bleibt allerdings die Haftkanone. Mit einer Detonationsverzögerung von einer Sekunde zerfetzt sie fast alles zu grober Mettwurst. Autos, Gegner, vollkommen egal. Es macht Rumms und weg ist, was immer vorher da war. Zwar kann der Charakter nicht unendlich viele Waffen tragen, aber an den zahlreichen Nachschubpunkten lässt sich das Arsenal jederzeit wechseln. Dazu kommen noch kleine Gadgets wie Granaten, Sprungkatapulte oder schwarze Löcher, um den Irrsinn abzurunden. Eine besondere Erwähnung verdient das Auto der Agency, das sich auf Knopfdruck in ein Spinnengefährt verwandelt, mit dem man Wände hochfahren kann oder als Panzer fast alles aus dem Weg räumt.
Technisch eher durchwachsen
Technisch reißt Crackdown 3 wahrlich keine Bäume aus. Dafür ist die Stadt zu leer, es mangelt an Details, Abwechslung und sonstigem Firlefanz. Dennoch ist es den Entwicklern gelungen, ein stimmiges Gesamtwerk mit optischen Einflüssen von Tron zu erschaffen, dessen Bildqualität mehr als überzeugend ist. Wir haben selten so ein klares Bild bei einem Spiel gesehen. Gelungen sind ebenfalls die zahlreichen Partikeleffekte und Explosionen. Etwas schade ist, dass manche Charaktere etwas unbeholfen in ihren Bewegungen wirken. In starkem Kontrast dazu steht das akustische Bild. Krachende Explosionen, situationsbedingte Musik und ein prächtig aufgelegter Terry Crews erzeugen eine durchgeknallte Atmosphäre. Ihr solltet eure Xbox oder euren PC unbedingt auf Englisch umstellen, denn nur so erlebt ihr den muskelbepackten Hollywooddarsteller in allen Facetten. Die Option, die Sprachausgabe direkt im Spiel zu ändern, gibt es leider nicht. Die deutsche Sprachausgabe ist zwar gelungen, aber es fehlt leider das Überdrehte von Crews.
Fazit:
Wer die Entwicklung des Spiels mitverfolgt hat, wird überrascht sein, wie spaßig Crackdown 3 geworden ist. Das Gunplay funktioniert, es gibt abwechslungsreiche Waffen und alles wurde in einen interessanten Stil verpackt. Sicher ist es keine Konkurrenz zu GTA oder anderen großen Open-World-Games, aber es besitzt seinen eigenen Charme, was unter anderem Terry Crews zu verdanken ist. Crackdown 3 ist das perfekte Gegenstück zu einem anspruchsvollen Epos. Es ist ein stumpfes Actiongame ohne Schnörkel. Anmachen, losballern und Spaß haben. Nicht mehr und nicht weniger. Wie sich der Multiplayer schlägt, erfahrt ihr in einem weiteren Artikel, dann gibt es auch eine abschließende Wertung. Im Vorfeld war es uns nur möglich die Kampagne zu testen.