Selten haben wir uns über eine so späte PC-Portierung gefreut wie im Fall von God of War.
- home
- god-of-war
test-auch-auf-dem-pc-ein-meisterwerk
Test: Auch auf dem PC ein Meisterwerk
2018 war die Welt noch in Ordnung. Ok, das ist gelogen. Auch damals ist der Klimawandel schon ein großes Thema gewesen (eigentlich sollte er das ja schon seit mehreren Jahrzehnten sein) und Probleme in der Gesellschaft hat es ebenfalls zuhauf gegeben. Aber immerhin mussten wir noch nicht mit einer Pandemie klarkommen und obendrein war 2018 ein verdammt gutes Videospieljahr – vielleicht nicht ganz so stark wie das Jahr davor, aber nah dran. Red Dead Redemption 2, Monster Hunter: World, Forza Horizon 4, Frostpunk, Super Smash Bros. Ultimate, Fallout 76 – na gut, letzteres ist in dieser Aufzählung fehl am Platz. Ersetzen wir es doch einfach durch God of War, einen der absoluten Top-Hits der PS4-Generation, ein nahezu perfektes Spiel. Weil es so ein Kracher ist, haben PC-Spieler nun umso mehr Grund zur Freude, dass der Titel mit fast vier Jahren Verzug den Weg auf ihre Lieblingsplattform findet. Und siehe da: Auf dem PC zeigen sich Kratos und Sohnemann Atreus von ihrer bisher besten Seite.
Immer noch ein verdammt gutes Spiel
Selbst dann, wenn ihr nur auf dem PC zockt und den Konsolenmarkt gar nicht aktiv beobachtet, dürfte der Hype rund um God of War vor vier Jahren nicht völlig an euch vorbeigegangen sein. Das Spiel ist nicht einfach nur der vierte Teil einer beliebten, PlayStation-exklusiven Reihe (Spin-offs nicht mitgezählt), es ist ein Soft-Reboot der Extraklasse. Entwickler Santa Monica Studio hat zwar an die Geschichte der Vorgänger angeknüpft und auch Tugenden wie etwa die brachialen Kämpfe beibehalten, aber auch sehr viel ganz anders gemacht als zuvor. Hauptcharakter Kratos schnetzelt sich nicht mehr durch die griechische Götterriege (von der er ja auch nicht viel übrig gelassen hat), sondern ist diesmal im hohen Norden unterwegs. Noch dazu hat er einen Sohn und kämpft zu weiten Teilen mit einer Axt statt den ikonischen Chaosklingen. Außerdem gibt es eine frei drehbare Third-Person-Kamera, seichte Rollenspielelemente, etwa in Form von Loot, und eine halboffene Spielwelt mit allerlei optionalen Inhalten.
Game Director Cory Barlog und sein Team haben die Serie auf den Kopf gestellt und sind damit ein großes Risiko eingegangen. Die zahlreichen Änderungen hätten viele Fans verschrecken können. Im Vorfeld hatten auch wir ein wenig die Befürchtung, dass God of War ein zu gewöhnliches Action-Adventure hätte werden können, dem eine eigene Identität fehlt, die die Vorgänger in jedem Fall gehabt haben. Erfreulicherweise kam es nicht so. Ja, God of War hat spielerisch wenig neu gemacht (aufs Genre und nicht auf die Serie bezogen), aber a) hat Santa Monica Studio ein fast perfektes Gameplay geschaffen, das dank motivierender Progression und hohem Abwechslungsreichtum nie langweilig wird, und b) zeichnet sich der Titel auch durch eine mitreißende, emotionale Geschichte und eine spektakuläre Inszenierung aus. Ein Spiel, das beides auf so hohem Niveau miteinander vereint, gibt es wirklich nur alle Jubeljahre.
Die Handlung rund um Kratos und Atreus, die mit dem Verlust ihrer Frau respektive Mutter klarkommen und sich deshalb überhaupt erst selbst aneinander annähern müssen, während sie obendrein mächtig Ärger mit den Bewohnern Asgards kriegen, zieht uns von der ersten Sekunde an in ihren Bann. Und dadurch, dass es keine Schnitte gibt, sondern das Spiel, um es in Filmsprache auszudrücken, ein kompletter One Shot ist, fühlen wir uns mittendrin statt nur dabei. Dank fordernder, sich enorm flüssig spielender Kämpfe, motivierender Erkundung und clever designten Rätseln bleibt der Spielspaß von Anfang bis Ende auf sehr hohem Niveau. Kritikpunkte lassen sich nur mit der Lupe finden. Zum Beispiel hätte es ruhig noch eine etwas größere Gegnervielfalt geben dürfen. Aber alles in allem ist God of War auf inhaltlicher Ebene ein rundum gelungenes Spiel.
So portiert man ein Spiel!
Sonys erstes PS4-Spiel, das den Weg auf den PC fand, hatte auf jener Plattform noch seine Startschwierigkeiten. Die PC-Fassung von Horizon Zero Dawn sah zwar von vornherein zum Anbeißen aus, litt aber unter Performance-Problemen (die zum Glück per Patches bereinigt wurden). Im Fall von Days Gone, das wiederum beim Konsolen-Release in unfertigem Zustand war, sah das schon ganz anders aus. Dessen Portierung ist von Beginn an tadellos gewesen. Um God of War steht es nicht schlechter, ganz im Gegenteil. Auf dem PC macht das Abenteuer eine noch bessere Figur als auf den PlayStation-Systemen.
Zum einen sieht das Spiel trotz seines Alters sensationell aus. Die PS4-Fassung macht ja selbst in 1080p immer noch ein hervorragende Figur, aber was ihr auf einem flotten Rechner mit maximalen Details und dann sogar in 4K herausholen könnt, ist echt beeindruckend. Zugegeben, für das ungeschulte Auge fallen die grafischen Verbesserungen im Detail vermutlich nur dann auf, wenn man den Direktvergleich zwischen PC und Konsole macht. Zum Beispiel sind Schatten höher aufgelöst und die Reflexionen verbessert. Raytracing gibt es jedoch nicht, dafür aber DLSS-Support. Das haben wir gleich ausgenutzt, um zu überprüfen, wie gut God of War auf einem 4K-Fernseher läuft, wenn ein i7 11700K und eine RTX 3080 Ti ihre Arbeit verrichten und von der Deep-Learning-Technologie von Nvidia unterstützt werden.
Das Ergebnis: Das Spiel läuft jederzeit absolut flüssig mit FPS jenseits der 60er-Marke und sieht knackscharf aus, obwohl es ja gar nicht in nativem 4K gerendert wird. Das gilt zumindest dann, wenn ihr euch für das „Qualität“-Preset entscheidet. Auf „Ausgeglichen“ macht der Titel immer noch eine gute Figur, auf „Leistung“ und vor allem „Ultra-Leistung“ ist das Bild jedoch merklich krisseliger. Wer eh nur auf einem Full-HD-Monitor zockt, muss von DLSS oder der AMD-Alternative FidelityFX Super Resolution (für alle, die keine Nvidia-RTX-Grafikkarte haben) hoffentlich eh nicht Gebrauch machen. Es gibt zwar keine andere frei einstellbare Form der Kantenglättung, das Bild ist aber in jedem Fall scharf und ohne merkliche Treppchenbildung.
Wer God of War auf einer flotten SSD installiert, profitiert von sehr kurzen Ladezeiten (unter fünf Sekunden). Auch diesbezüglich lässt sich die PC-Fassung nichts zu schulden kommen. Die Entwickler haben ebenfalls gute Arbeit geleistet, was die Steuerung betrifft. Ja, idealerweise habt ihr ein Gamepad zur Hand, aber mit Maus und Tastatur ist God of War gut spielbar. Dass die Zielfunktion standardmäßig zwar auf „STRG“ liegt, finden wir unpraktisch, die Belegung lässt sich aber nach Belieben ändern.
Fazit
Es ist ein Segen, dass Sony mittlerweile auch PC-Spieler in den Genuss einiger seiner großen Hits kommen lässt, wenn auch stets mit mehreren Jahren Verspätung. Bei God of War gilt das noch mehr als bei Horizon Zero Dawn und Days Gone. Gerade ersteren Titel wollen wir ja gar nicht schlechtreden, aber Kratos jüngstes Abenteuer ist eben doch nochmal auf einem ganz anderen Level, das nicht ohne Grund bei den Game Awards 2018 zum Spiel des Jahres gekrönt wurde. Wir sprechen hier von einem der besten Actionspiele des vergangenen Jahrzehnts, das nun in seiner besten Variante erscheint.
Wer eine PS5 besitzt und God of War bereits auf jener gespielt hat, für den mag sich der Kauf der PC-Version nicht lohnen. Sie sieht zwar besser aus und ist in nativem 4K spielbar, bietet aber keinerlei neue Inhalte. Wenn ihr jedoch die wohl beste Vater-Sohn-Geschichte der jüngeren Videospielhistorie noch nicht kennt und Lust auf ein umfang- und abwechslungsreiches Action-Adventure mit großartiger Präsentation habt, könnt ihr bedenkenlos zugreifen. God of War ist und bleibt ein Meisterwerk und das gilt im Fall der PC-Version mehr denn je.
- Sehr abwechslungsreich
- Mitreißende Story
- Tolle Kämpfe
- Clevere Rätsel
- Spielwelt regt zum Erkunden an
- Klasse Inszenierung
- Starke Grafik
- Gute Performance
- DLSS und FidelityFX zur Auswahl
- Etwas wenig Gegnervielfalt