Epic Games' erfolgreicher Multiplayer-Shooter Fortnite ist in aller Munde und seine Tänze irgendwie auch.
Das Phänomen der Fortnite-Tänze
Tänze gibt es in Videospielen schon seit vielen, vielen Jahren. Dabei reden wir nicht bloß von Tanzspielen wie der nach wie vor sehr erfolgreichen „Just Dance“-Reihe von Ubisoft. In MMORPGs gehören Tänze als Emotes zum guten Ton. Wenn man in einem Online-Rollenspiel den Befehl „/dance“ in den Chat eingibt und der eigene Charakter dann nicht das Tanzbein schwingt (und sich das nicht mit einem anderen Befehl auslösen lässt), ist das immer eine kleine Enttäuschung.
Früher waren die Tänze der Völker aus World of WarCraft sicherlich die bekanntesten Emotes dieser Art, was an der Größe der Community des Blizzard-Spiels lag. Die Fangemeinde von Fortnite ist heute wesentlich größer (die Spielerzahlen liegen weit jenseits von 100 Millionen). Das könnte eine Erklärung dafür sein, warum sich dessen Tänze zu einem wahren Internet-Phänomen entwickelt haben.
Wer tanzen will, muss sich das erarbeiten
Genau wie in WoW und anderen MMOs sind die Tänze in dem Third-Person-Shooter Fortnite nichts anderes als Emotes. Ihr könnt sie entweder aus Lootboxen ziehen oder direkt für die Premiumwährung V-Bucks kaufen, die sich aber auch erspielen lässt. Dabei gibt es Tänze in drei unterschiedlichen Wertigkeitsstufen: „Ungewöhnliche“ kosten 200 V-Bucks, „seltene“ schlagen mit 500 V-Bucks zu Buche und „epische“ sind 800 Einheiten der virtuellen Währung wert.
Es gibt sehr viele Tänze in Fortnite. Die hat sich der Entwickler Epic Games nicht selbst ausgedacht, sondern aus Musikvideos, Filmen, Serien oder irgendwelchen bekannten Internet-Clips entliehen. So findet sich zum Beispiel der „Gangnam Style“ des südkoreanischen Sängers und Rappers Psy in dem Actionspiel, der 2012 die Welt eroberte. Auch der berühmte Tanz aus „Saturday Night Fever“ mit John Travolta oder „Carlton Dance“ aus der Neunzigerjahre-Sitcom „Der Prinz von Bel-Air“ mit Will Smith sind als Emotes in Fortnite verfügbar.
Ihr seht also: Es gibt einige Tänze in dem Multiplayer-Hit, die bereits viele Jahre auf dem Buckel haben und ältere Spieler auf Anhieb mit Dingen assoziieren, die sie vielleicht aus ihrer Kindheit kennen. Wer mit der oben erwähnten Serie aufgewachsen ist, kennt den Tanz von Carlton, dem Serien-Cousin von Will, natürlich und freut sich bestimmt darüber, dass er in Fortnite verfügbar ist.
Jugend lernt berühmte Tänze kennen – per Fortnite
Doch wie wir wissen, wird der Shooter vor allem von jüngeren Leuten gespielt. Fortnite ist so ein großer Erfolg geworden, weil sein „Battle Royale“-Modus kostenlos sowie mittlerweile auf jeder aktuellen Plattform spielbar ist und einen bunten Comiclook hat, der bei Kindern und Jugendlichen wunderbar ankommt. Dazu kommt der für einen Shooter sehr niedrige Gewaltgrad, weshalb der Titel in Deutschland gerade mal eine USK-12-Freigabe erhalten hat. Er ist also für Teenager absolut geeignet.
Die Jugend von heute kennt die Vorlagen für die meisten Tänze in Fortnite gar nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein 14-jähriger „Das ist aus Fortnite!“ schreit, wenn man ihm eine der Tanzszenen aus „Der Prinz von Bel-Air“ zeigt, ist heutzutage ziemlich hoch. Diese Tänze, die wir eben mit ganz anderen Dingen verbinden, kennen die Kinder und Jugendlichen nur aus Fortnite. Woher sollen sie auch wissen, dass sich Epic Games hier bloß bei anderen bedient hat, wenn sie die Originale nie gesehen haben?
Fortnite-Tänze in den Medien
Gerade die Tatsache, dass sich Epic die Tänze nicht selbst ausgedacht hat, sorgte in der Vergangenheit für so manche Schlagzeile. Der „Scrubs“-Star Donald Faison zum Beispiel ärgerte sich darüber, dass sein Tanz, den er selbst kreiert hat und in der Krankenhaus-Comedyserie zum Besten gab, von den Entwicklern in das Spiel eingebaut wurde, ohne ihn zu fragen. Der Rapper 2 Milly leitete sogar rechtliche Schritte gegen Epic Games ein. Schließlich verdient das Unternehmen mit seinem „Milly Rock“ Geld. Der Tanz war sogar Teil des Battle Pass von Season 5, wurde also direkt für echtes Geld verkauft und nicht bloß für V-Bucks, die sich eben auch erspielen lassen.
Doch die Fortnite-Tänze schafften es auch noch anderweitig, selbst die Leute auf sich aufmerksam zu machen, die das Battle-Royale-Spiel gar nicht zocken. Man denke nur an die unzähligen Videos auf YouTube, in denen Leute sie nachtanzen. Und nicht nur YouTuber machen das gerne, sondern auch Fußballer. Das bekannteste Beispiel ist sicherlich der Franzose Antoine Griezmann, der im Finale der Fußballweltmeisterschaft den „Loser“-Jubeltanz aus dem Online-Spiel nach dem Elfmeter zum 2:1 in der 38. Minute zum Besten gab. In Deutschland machte unter anderem Lewis Holtby vom Hamburger SV mit dem gleichen Tanz auf sich aufmerksam.
Fortnite-Tänze lernen? Kein Problem!
Mittlerweile haben Fortnite und seine Tanz-Emotes sogar einen so hohen Bekanntheits- sowie Beliebtheitsgrad erreicht, dass Tanzschulen entsprechende Kurse anbieten – auch in Deutschland. Wer Fortnite-Tänze lernen möchte, hat nun Anlaufstellen dafür. Ihr könnt euch Tänze wie das „Floss“ nicht mehr nur selbst beibringen, sondern von professionellen Lehrern trainiert werden. Eine große Überraschung ist dieser Umstand eigentlich nicht. Die Schulen wollen ja auch die junge Zielgruppe ansprechen. Und das gelingt ihnen heutzutage eben am besten, wenn sie das aufgreifen, was bei Kindern und Jugendlichen derzeit am angesagtesten ist. Das ist zweifelsohne Fortnite.
Epic Games hat es mit Fortnite geschafft, nicht nur einen großen Erfolg innerhalb der Gaming-Community zu landen, sondern ein Phänomen zu kreieren, das über deren Grenzen hinausgeht. Die Tänze und die vielen Internetvideos und Schlagzeilen, die sich mit ihnen befassen, tragen einen großen Teil dazu bei. Im Grunde wurde das Internet dank Fortnite zur Tanzfläche. Ohne diesen Umstand wäre Fortnite mit Sicherheit nicht weniger erfolgreich. Aber möglicherweise wäre sein Bekanntheitsgrad bei Nichtspielern dann nicht auf diesem extrem hohen Niveau, das wir dem Spiel nicht absprechen können.