Mit Marvel's Avengers betritt ein neuer "Games as a Service"-Versuch die Bühne. Na, ob das klappt?
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Alle Infos zum Release des Superhelden-Servicegames
Am 26. Januar 2017 gab es das erste Lebenszeichen von Marvel's Avengers. Damals veröffentlichte der Lizenzgeber den ersten Teaser-Trailer und gab damit bekannt, dass man mit Square Enix eine mehrjährige Partnerschaft eingegangen sei, die sich über mehrere Spiele erstrecken solle. Marvel's Avengers trug da noch den Arbeitstitel The Avengers Project und es gab keinerlei Infos dazu, was für eine Art Spiel es denn werden sollte. Mehr als dreieinhalb Jahre später sind wir deutlich schlauer, denn morgen erscheint es offiziell für PC, PlayStation 4 und Xbox One. "Offiziell" ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Wort, denn wer die Deluxe Edition gekauft hat, spielt bereits seit Dienstag. Falls ihr aber keinen Aufpreis zahlen wolltet, um früher loslegen zu können, oder euch generell noch nicht so sehr mit dem Titel auseinandergesetzt habt, erhaltet ihr an dieser Stelle alle wichtigen Informationen und eine Einschätzung, ob sich Marvel's Avengers für euch lohnt oder nicht.
Was ist Marvel's Avengers?
Zu aller erst: Marvel's Avengers basiert nicht auf den erfolgreichen Kinofilmen, die Marvel selbst produziert. Die Charaktere im Spiel sehen also nicht so aus wie Robert Downey Jr., Scarlett Johansson, Chris Hemsworth und Co. Zudem erzählt es seine ganz eigene Geschichte. Die beginnt am sogenannten A-Day, also einem Feiertag zu Ehren der Avengers. Die Superhelden eröffnen ihr neues Hauptquartier in San Francisco, doch die ausgelassene Jubelstimmung endet rasch, als es zu einer Explosion auf der Golden Gate Bridge kommt und ein mysteriöser Feind für Chaos und Zerstörung sorgt. Blöderweise werden am Ende die Avengers für die Tragödie verantwortlich gemacht und lösen sich daraufhin auf.
Fünf Jahre später beginnt dann das eigentliche Spiel, das ihr in erster Linie aus der Perspektive von Kamala Khan alias Ms. Marvel erlebt. Die junge Dame ist sozusagen eine frischgebackene Superheldin und muss die Avengers wiedervereinen, um eine große Bedrohung abzuwenden. Diese Handlung erlebt ihr in einer linearen Solokampagne. Doch Halt! Ist Marvel's Avengers nicht ein Servicegame mit Fokus auf Koop-Action?
Ja, genau das ist es! Den größten Teil des Spiels macht die sogenannte "Avengers Initivative" aus. Hinter diesem Menüpunkt verstecken sich allerlei Missionen, die ihr sowohl alleine als auch kooperativ mit Freunden (oder fremden Mitspielern) angehen könnt. Hier habt ihr die freie Auswahl, welchen der sechs zum Start verfügbaren Helden (Iron Man, Captain America, Thor, Hulk, Black Widow und Kamala Khan) ihr spielen wollt. Jeder der Recken hat seine eigenen Fähigkeiten und Gadgets, sammelt Erfahrungspunkte, steigt im Level auf und bietet einen umfangreichen Talentbaum. Und ihr sammelt Loot, der ihre Werte verbessert. Genau wie in Destiny gibt es einen Powerlevel, den ihr immer weiter nach oben treibt, um stetig anspruchsvollere Missionen spielen zu können. Die spielen teilweise auch in größeren, frei erkundbaren Gebieten, den sogenannten Warzones. Ein Open-World-Spiel ist Marvel's Avengers jedoch nicht.
Wie das bei Servicegames nun mal so ist (oder sagen wir besser: so sein sollte), ist der Release nur der Anfang. Nach und nach sollen neue Missionen, Schauplätze und vor allem Helden hinzukommen und das kostenlos. Für Oktober zum Beispiel ist bereits Hawkeye angekündigt (jedoch nicht Clint Barton, den wir auch aus den Filmen kennen, sondern die weibliche Variante Kate Bishop) und ab nächstem Jahr mischt Spider-Man mit – jedoch exklusiv auf PlayStation 4 und 5 (Marvel's Avengers erscheint später auch für die Next-Gen-Konsolen). Der Preis für all das sind jede Menge Mikrotransaktionen im Spiel, die aber immerhin nur kosmetische Inhalte betreffen.
Wer hat's gemacht?
So ein großes Projekt wie ein Avengers-Servicegame gibt Publisher Square Enix keinem unerfahrenen Team in die Hände. Nein, für das Spiel ist das wohl profilierteste westliche Entwicklerstudio des japanischen Konzerns verantwortlich: Crystal Dynamics. 1992 begann dessen Historie. Ansässig in Redwod City bei San Francisco, war es das der erste Hersteller mit einer Lizenz für die Entwicklung von Spielen für das 3DO, eine Spielkonsole von Panasonic. Für jene Plattform produzierte Crystal Dynamics unter anderem das Jump and Run Gex (1996), das jedoch auch für die PlayStation, das Sega Saturn und den PC erschienen ist.
Ein paar Jahre später durften die Kalifornier sich an einer Fortsetzung versuchen, die heute als Kultspiel gilt: Legacy of Kain: Soul Reaver für PS1 und Dreamcast ist ein Klassiker, an den sich heute aber wirklich nur noch Spieler älteren Semesters erinnern. Denn zu einer Mainstream-Marke wurde Legacy of Kain nie, daran haben auch die drei weiteren Fortsetzungen nichts geändert. Sie alle stammen aus den Federn von Crystal Dynamics. Bis das Studio aber wirklich im AAA-Segment ankommen sollte, vergingen noch ein paar Jahre.
Mitte der 2000er wurde es von seinem Eigentümer Eidos damit beauftragt, Tomb Raider vor dem Untergang zu bewahren, den das 2003 erschienene, miserable Angel of Darkness fast verursacht hätte – wenn, ja wenn nicht Crystal Dynamics 2006 mit Tomb Raider: Legend den bis dahin besten Teil der Reihe abgeliefert hätte. Auf den folgten erst noch ein Remake des Seriendebüts und die Fortsetzung Underworld sowie das 2010er Spin-off Lara Croft and the Guardian of Light, bevor der Entwickler sich dem Reboot der Marke widmete. Der erschien 2013 und leitete eine neue Ära für Tomb Raider ein, die bislang noch zwei weitere Spiele mit Rise of the Tomb Raider und Shadow of the Tomb Raider hervorgebracht hat. Letzteres wurde jedoch nicht mehr von Crystal Dynamics entwickelt, denn das Team war bereits mit Marvel's Avengers beschäftigt.
Welche Versionen gibt es?
Marvel's Avengers erscheint in drei Fassungen. Neben der Standardvariante wäre da etwa die bereits eingangs erwähnte Deluxe Edition, die je nach Plattform zwischen 20 und 25 Euro mehr kostet. Darin sind jedoch abseits des 72-Stunden-Vorabzugangs (von dem ihr jetzt gar nicht mehr in Gänze profitieren könnt) gar nicht so viele Extras enthalten: ein exklusives Obsidian-Outfit-Pack, Namensschilder und ein Gratismonat für Marvel Unlimited, den Abo-Dienst des Verlags, der euch Zugriff auf Tausende an digitalen Comics gewährt.
Wenn ihr wirklich besondere Bonusinhalte haben möchtet, müsst ihr schon zur 223 Euro teuren Earth's Mightiest Edition greifen (so viel kostet sie zumindest bei Amazon). Für den stolzen Preis erhaltet ihr das Spiel in der Deluxe Edition im exklusiven SteelBook, einen Hulk-Wackelkopf, einen Mjölnir-Schlüsselanhänger, Black Widows Gürtelschnalle, Pläne für Iron Mans Rüstungsprototypen als Poster, Kamala Khans Ehren-Avenger-Anstecknadel, eine Postkarte mit einem Erinnerungsfoto vom A-Day als Motiv sowie eine 30 Zentimeter große Figur von Captain America.
Übrigens: Kauft ihr euch Marvel's Avengers für die PlayStation 4 oder Xbox One, erhaltet ihr ein kostenloses Upgrade auf die PS5- beziehungsweise Xbox-Series-X-Version, sobald sie erscheint. Dabei spielt es keine Rolle, welche Edition des Spiels ihr habt.
An wen richtet sich Marvel's Avengers?
Dass das Spiel Fans der Comics und Film interessieren dürfte, liegt auf der Hand. Wer hingegen Iron Man, Hulk und Co noch nie leiden konnte... Nun, so jemand hat diesen Artikel vermutlich gar nicht erst angeklickt. Also gehen wir mal davon aus, ihr mögt die Avengers. Dann müsst ihr euch die Frage stellen, was ihr von dem Spiel erwartet. Wie gut der ganze Servicegame-Aspekt gelungen ist, lässt sich erst dann sagen, wenn wir selbst ausreichend Erfahrung damit gemacht haben. Allerdings war das Feedback der Beta zu einem nicht unerheblichen Teil nicht sonderlich positiv und was wir bislang vom Spiel gesehen haben, stimmt uns auch nicht optimistisch. Die Koop-Missionen wirken sehr repetitiv, dem Gameplay mangelt es scheinbar an Tiefe und das Loot-System mit seinen Items, die im Wesentlichen nur Werte zu erhöhen scheinen und keinerlei optische Veränderungen bewirken (während zahlreiche Skins für Echtgeld verkauft werden), macht auch nicht den Eindruck, als sei es sonderlich motivierend.
Aber wenn ihr eben Comicfans seid, euch der ganze Servicegame-Kram egal ist und ihr einfach nur die Story-Kampagne erleben wollt, könnte Marvel's Avengers doch einen Blick wert sein. Denn immerhin findet eine Trennung zwischen den Story-Missionen und dem Rest des Spiels statt, zumindest in struktureller Hinsicht. Vielleicht beschert die Kampagne euch also ein paar launige Stunden mit gut inszenierten Missionen und einer netten Geschichte. Wie gut das alles ist, wie lange ihr damit beschäftigt seid und ob das allein 60 Euro wert ist, das werden wir im Test herausfinden.
Die Systemanforderungen der PC-Version
Minimum:
Betriebssystem: Windows 10 (64-bit)
Prozessor: Intel Core i3 4160 oder AMD-Äquivalent
Arbeitsspeicher: 8 GB
Grafikkarte: Nvidia GeForce GTX 950 oder AMD Radeon R9 270 mit 2 GB Grafikspeicher
DirectX: Version 12
Speicherplatz: 75 GB
Empfohlen:
Betriebssystem: Windows 10 (64-bit)
Prozessor: Intel Core i7 4770K mit 3,4 Ghz oder AMD Ryzen 5 1600 mit 3,2 Ghz
Arbeitsspeicher: 16 GB
Grafikkarte: Nvidia GeForce GTX 1060 mit 6 GB Grafikspeicher oder AMD Radeon RX 480 mit 8 GB Grafikspeicher
DirectX: Version 12
Speicherplatz: 110 GB