Seit dem jüngsten "Dead by Daylight"-Update ist eine beliebte Figur schwul, was nicht nur positive Stimmen hervorruft.
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Dead by Daylight: David Kings Outing sorgt für Aufschrei
Die "LGBTQIA2+"-Community hat es leider auch im Jahr 2022 weltweit immer noch nicht leicht. Selbst in den Ländern, in denen es keine furchtbaren Gesetze gegen Schwule, Lesben, Transsexuelle und Co gibt, werden sie immer noch nicht von jedem akzeptiert und toleriert. Umso wichtiger ist es, nicht damit aufzuhören, Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen und dafür zu kämpfen, dass Menschen, die nicht ins Rollenbild einiger Konservativer und rechtsorientierter Personen passen, als normaler Teil der Gesellschaft anerkannt werden – und das an allen Fronten, also auch in Videospielen. Genau das geschieht nun in Dead by Daylight.
Von dem asymmetrischen Survival-Horror-Multiplayer-Spiel hätte man das nicht erwartet, immerhin spielen die Hintergründe der Figuren für viele Spieler vermutlich gar keine Rolle. Seit 2019 bemüht sich der Entwickler Behaviour Interactive aber darum, den Charakteren über das In-Game-Archiv mit seinen Folianten Hintergrundgeschichten zu geben. Nun spielten deren sexuelle Orientierungen bislang nicht wirklich eine Rolle, im Fall von David King hat sich das jüngst verändert.
King ist eine der beliebtesten Figuren in Dead by Daylight. Derzeit gehört er zu den Top 10 der meistgespielten Überlebenden. Auch das könnte seinen Teil dazu beigetragen haben, dass sich Behaviour dazu entschieden hat, ihn als schwul zu outen. Tatsächlich ist eines der "Highlights" des jüngsten Updates laut Entwicklerteam: "David King ist nun schwul." Dass das nicht nur auf Lob stößt, haben sich die Entwickler vermutlich schon vor der Bekanntgabe denken können. Es verwundert auch nicht, dass der eigene Reddit-Thread zu dem Thema relativ schnell geschlossen wurde, weil die Situation "außer Kontrolle geraten ist", so ein Moderator, der außerdem schreibt: "Homophobie wird nicht toleriert. Wenn ihr welche seht, bitte meldet es."
Berechtigte Kritik?
Nun gibt es aber nicht nur Kritik von Leuten, die sich offen schwulenfeindlich äußern. Manche Reddit-Nutzer stellen schlicht infrage, warum Behaviour ausgerechnet David King auserwählt hat, fortan die Homosexuellen in Dead by Daylight zu vertreten. "Hatte David nicht eine Freundin in der Lore? Die ihn wegen Geld oder so verlassen hat?", schreibt eine Person, deren Meinung nach Dwight, Jake, Ace oder Jeff sich viel mehr dafür angeboten hätten, weil in ihren Fällen nie von Freundinnen die Rede gewesen sei. "Es fühlt sich so an, als hätten sie [die Entwickler] einen Dartpfeil geworfen und gesagt: 'Ja, gut genug.'"
Ein anderer "Dead by Daylight"-Fan schreibt, selbst queer und trotzdem nicht zufrieden mit der Entscheidung zu sein, David King zu einem Schwulen zu machen: "Ich habe das Gefühl, Behaviours Schritt, einen Charakter rückwirkend als schwul zu bezeichnen, erschafft nicht bloß die Annahme, sondern auch den Präzedenzfall, dass alle anderen Figuren im Spiel heterosexuell sind." Weiter heißt es in dem Kommentar, die Macher hätten einen neuen Charakter oder zumindest ein Stück neue Lore veröffentlichen sollen, die erklärt, wieso David King nun schwul ist.
Tatsächlich hat Behaviour Interactive aber einen neuen Folianten in Dead by Daylight implementiert, der genau das bietet. "Hingabe" umfasst eine Erinnerung aus David Kings Leben, bevor er vom Entitus entführt wurde. "In 'The Importance of Being King' erhaltet ihr einen tieferen Einblick in eine neue Seite von Davids Charakter", heißt es auf der offiziellen Webseite. Es ist also in der Tat nicht so, dass die Entwickler einfach nur sagen: "David King ist jetzt schwul. Punkt." Sie haben sich zuvor sogar Rat von GaymerX geholt, einer US-amerikanischen Non-Profit-Organisation, die sich für "LGBTQIA2+"-Leute und -Kultur in der Welt der Videospiele einsetzt. Man habe sich danach zuversichtlich bezüglich der Entscheidung gefühlt, aus David King einen homosexuellen Charakter zu machen.
Die Fürsprecher
Erfreulicherweise gibt es auch viel Zuspruch aus der Community, vor allem aber aus der "LGBTQIA2+"-Community selbst. "Als schwuler Mann und jemand, der hauptsächlich David spielt, finde ich das großartig", schreibt ein Spieler. Ihm sei es vollkommen egal, dass der Charakter ursprünglich nicht als Teil der "LGBTQIA2+"-Community konzipiert war, da sowieso für fast keine Figur in Dead by Daylight eine sexuelle Orientierung definiert wurde.
Ein anderer Fan verteidigt die Entscheidung Behaviours gegenüber Leuten, die dem Studio vorwerfen, dass das alles ja nur Tokenismus sei. Er schreibt: "[Davids] vorherige Lore erwähnt nur flüchtig eine Freundin. Ich bin ein schwuler Kerl, ich hatte vier Freundinnen." Er fährt damit fort, dass der neue Foliant sicherlich eine Coming-out-Geschichte enthalte und das etwas wäre, womit er sich identifizieren könne und wodurch sich viele andere Homosexuelle sicherlich repräsentiert fühlen würden. "Mein Punkt ist, dass man das nicht als Tokenismus bezeichnen kann, weil das im echten Leben fast jeder schwulen Person passiert. Wir springen nicht aus dem Mutterleib heraus und lassen jeden verstehen, dass wir schwul sind", schreibt er. Des Weiteren meint er: "Wir haben nicht zu entscheiden, wann sich Leute im realen Leben outen und dasselbe gilt für Charaktere aus dem geistigen Eigentum anderer."
Eigene Meinung
Dass Behaviour Interactive aus David King mit einem Update eine homosexuelle Person macht, ist angesichts dessen, wie irrelevant seine sexuelle Orientierung bislang in der Lore war, absolut kein Problem. Im Gegenteil: Dass die Entwickler sogar einen Charakter auswählen, der rein äußerlich nicht dem Klischeebild von Schwulen entspricht, ist löblich. So schafft man Awareness!