Es gibt vermutlich kaum ein Studio, das nicht von Crunch betroffen ist. Die "Metroid Prime"-Macher sind keine Ausnahme.
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Metroid Prime ist mit viel Crunch entstanden
Wenn in der Videospielbranche über Crunch berichtet wird, also extreme Phasen, in denen alles inklusive Privatleben einer Deadline untergeordnet wird, handelt es sich meist um die großen Negativfälle. In den letzten Jahren sind besonders Firmen wie CD Projekt RED, Rockstar Games und Naughty Dog dadurch in die Schlagzeilen geraten. Aber nicht nur westliche Studios sind betroffen. So hatte unter anderem Platinum Games während der Fertigstellung von The Wonderful 101 für die Wii U damit zu kämpfen gehabt.
Andere Konzerne, beispielsweise Microsoft und Insomniac Games, hatten in der Vergangenheit ebenfalls mit diesem Umstand zu kämpfen, aber arbeiten gezielt dagegen an. So sollen sowohl Psychonauts 2 als auch Ratchet & Clank: Rift Apart ohne nennenswerte Crunch-Phasen ausgekommen sein. Doch wie sieht es eigentlich bei Nintendo und dessen Studios aus? Das japanische Unternehmen ist bislang noch nicht sonderlich durch Crunch-Meldungen aufgefallen, zumindest nicht in der jüngeren Vergangenheit. Dass das auch mal anders war, hat jetzt der ehemalige Senior Game Designer des "Metroid Prime"-Entwicklers Retro Studios, Mike Wikan, im Interview in Reece Reilly's Kiwi Talkz Podcast preisgegeben.
Die Anfänge bei Retro Studios seien ziemlich holprig gewesen und insbesondere während der Fertigstellung von Metroid Prime für den GameCube sei es zu einer extremen Crunch-Phase gekommen. Die Mitarbeiter haben teilweise bis zu zwei Tage am Stück mit nur einer Stunde Schlaf gearbeitet. Auch 36-Stunden-Tage seien keine Ausnahme gewesen und innerhalb der letzten neun Monate vor Release seien die Mitarbeiter, so auch Wikan, streckenweise gar nicht mehr nach Hause gegangen.
Doch nach dem Release von Metroid Prime gab es einen Managementwechsel und der ehemalige Leiter von Nintendos QA-Abteilung, Michael Kelbaugh, wurde als CEO eingesetzt. Seitdem haben sich diese extremen Arbeitsbedingungen wohl weitgehend verabschiedet. Zwar habe es bei Metroid Prime 2: Echoes einige stressige Perioden gegeben, aber sie sollen nicht mit den vorherigen vergleichbar gewesen sein. Wie es derzeit bei Retro Studios aussieht, lässt sich nur schwer sagen. Wikan arbeitet seit mehreren Jahren nicht mehr dort, aber Kelbaugh ist weiterhin Chef des Studios und setzt seinen eingeschlagenen Kurs vermutlich fort.
Übrigens: Ein interessantes Detail ließ sich Mike Wikan zusätzlich noch entlocken. Die Metroid Prime Trilogy, die vor mehr als zehn Jahren für die Wii erschienen ist, wurde von nur vier Leuten realisiert. Diese vier Mitarbeiter wurden extra dafür abgestellt und haben es geschafft, die neuen Steuerungsschemata einzubauen und die drei Spiele auf eine Disc zu pressen.