Mods sind toll. Ein Grund dafür: Sie sorgen dafür, dass wir alte Spiele immer wieder hervorkramen.
Wie Mods alte Spiele am Leben halten
Seit ein paar Jahren legen Entwickler und Publisher sehr viel Wert darauf, uns Spieler dazu zu bringen, einen Titel über einen sehr langen Zeitraum hinweg zu zocken beziehungsweise immer wieder zu jenem Spiel zurückzukehren, wenn es etwas Neues zu entdecken gibt. Destiny, The Division, Overwatch, um nur ein paar Beispiele zu nennen, haben den Begriff „Games as a Service“, der genau das beschreibt, geprägt.
Dabei ist es ja nicht erst seit gestern so, dass wir uns länger mit einem einzelnen Spiel befassen. Früher haben es auch diverse Titel geschafft, uns für Monate, vielleicht sogar Jahre an den Bildschirm zu fesseln. Das war aber nicht immer der Verdienst der Entwickler. Manche Spiele blieben lange am Leben und sind es teilweise heute noch, weil ein spezieller Teil der jeweiligen Community mit Herzblut dafür kämpft: die Modder.
Mods: Ein PC-Thema
Mods sind eines der großen Geschenke, die uns die Welt der PC-Spiele gemacht hat. Auf den Konsolen gibt es sie zwar heute auch, allerdings sind sie auf den Systemen von Sony und Microsoft eine Seltenheit. Die einzigen uns bekannten Beispiele sind The Elder Scrolls 5: Skyrim und Fallout 4 und auf PS4 sowie Xbox One werden längst nicht alle Modifikationen für die beiden Rollenspiele von Bethesda unterstützt. Bei Nintendo hingegen gibt es gar keine Mods.
PC-Spieler hingegen freuen sich darüber, dass sie bei so vielen Spielen die Möglichkeit haben, ihren Spielspaß durch von Fans erstellte Modifikationen noch weiter zu steigern. Dabei gibt es sowohl kleinere Projekte, die lediglich Verbesserungen am Gameplay, der Grafik oder der Bedienung eines Titels vornehmen, als auch die großen Mods, die neue Inhalte hinzufügen, Spielmechaniken umkrempeln oder sogar die Basis-Software komplett umbauen und in künstlerischer Hinsicht eigene Spiele darstellen (die sogenannten Total Conversions).
Mods als Kaufargument
Es gibt diese Spiele, die durch die Modding-Community erst so richtig aufblühen und dank fleißigen Fans auch nach Jahren immer noch gespielt werden – selbst dann, wenn sie grafisch längst zum alten Eisen gehören. Mods können die Lebenszeit eines Titels drastisch verlängern, vielleicht sogar als Kaufargumente dienen. Ein gutes Beispiel hierfür ist DayZ. Was als eigenständiges Spiel jahrelang im Early Access war, war einst eine Modifikation für die Militärsimulation ArmA 2. Die kam 2009 auf den Markt und erreichte zunächst nur die kleine Nische, die sie auch bedienen sollte. Doch 2012 kam alles anders.
Dean „Rocket“ Hall arbeitete beim tschechischen Entwickler Bohemia Interactive und entwickelte in seiner Freizeit auf Basis des hauseigenen ArmA 2 die DayZ-Mod. Aus der Militärsimulation wurde dadurch ein Survival-Spiel mit Zombies. Hall trat so nicht nur den Hype um jenes Genre los, sondern verhalf dem Spiel seines Arbeitgebers dazu, auf Platz 1 der Steam-Charts zu kommen.
Generell profitiert die ArmA-Reihe (mittlerweile gibt es drei Teile) ungemein von ihrer Modding-Comunity. Es gibt unzählige Modifikationen für ArmA 2 und 3. Man denke nur an die ganzen Life-Mods, die euch in unterschiedliche Rollen schlüpfen lassen, etwa die eines Polizisten, Notarztes, Feuerwehrmanns, Drogenhändlers und noch einiges mehr. Gemeinsam mit anderen Spielern betreibt ihr auf einem Server Rollenspiel und kreiert so eigene Geschichten. Des Weiteren hat der „Battle Royale“-Hype seinen Ursprung in einer ArmA-Mod.
Bethesda-Spiele ohne Mods? Nicht vorstellbar!
Es gibt aber Spiele mit noch wesentlich größeren Modding-Communitys. Zu den Spitzenreitern dürften vor allem die Open-World-RPGs von Bethesda gehören. The Elder Scrolls 5: Skyrim hat mittlerweile auch schon über sieben Jahre auf dem Buckel und wird immer noch viel gespielt – nicht nur, weil es ein so tolles Spiel ist, sondern auch aufgrund der immensen Anzahl an Modifikationen. Die Seite Nexusmods ist die bekannteste Anlaufstelle. Hier finden sich fast 60.000 Fankreationen, die Zahl steigt stetig weiter an. Und dabei gibt es kaum etwas, was es nicht gibt.
Ihr wollt die Grafik von Skyrim aufhübschen? Kein Problem! Wer sich richtig in die Materie hineinfuchst und etwas Geduld mitbringt sowie einen starken Rechner hat, kann aus dem mittlerweile doch recht betagt aussehenden RPG eine wahre Schönheit machen, die mit heutigen Spielen durchaus noch mithält. Euch stören die diversen kleinen Macken, die Entwickler Bethesda Game Studios nicht beseitig hat? Auch dafür gibt es Mods. So lässt sich zum Beispiel das unpraktische Inventar ganz einfach gegen eine viel bessere Alternative austauschen.
Ein Spiel gebärt ein anderes Spiel
Es gibt aber auch die richtig großen Mods. Manche von ihnen erweitern die von Haus aus schon prall gefüllte Welt von Sykrim um noch mehr Quests oder sogar ganze Landstriche. Andere überarbeiten das komplette Charaktersystem oder fügen neue Monster und Items hinzu. Und dann gibt es auch noch so ein Ausnahmeprojekt wie Enderal des deutschen Teams SureAI. Jene Total Conversion ist ein eigenständiges vollwertiges Rollenspiel in der Engine von Skyrim. Sie teilt sich also die grundlegende Grafiktechnologie, Steuerung und das Kampf-Gameplay mit dem Original, spielt aber in einer eigens kreierten Welt, hat ein eigenes Charaktersystem und eine eigene Lore.
Wer Enderal noch nicht gespielt hat, sollte das unbedingt nachholen. Passenderweise erscheint in Kürze eine neue Version der Mod auf Steam, die dann dank der Erweiterung „Forgotten Stories“ nochmal eine Vielzahl an zusätzlichen Inhalten umfasst. Wer dann jede Quest abschließen und jeden Winkel der Spielwelt erkunden möchte, wird dafür locker über 100 Stunden benötigen und dabei eine bessere Geschichte erleben als in Skyrim selbst. Ganz wichtig: Die Steam-Fassung von Enderal wird zwar in einem eigenständigen Installationsordner auf eurem PC landen, ihr müsst Skyrim aber dennoch installiert haben. Mit der Special Edition von 2016 ist die Mod jedoch nicht kompatibel, ihr braucht also die Urfassung, die Steam selbst ärgerlicherweise nicht mehr anbietet.
Aber nicht nur für das fünfte The Elder Scrolls gibt es einen Haufen an Mods. Auch die Vorgänger Morrorwind sowie Oblivion werden bis heute mit immer wieder neuen Modifikationen versorgt, ebenso die jüngeren Fallout-Spiele. Erst kürzlich ist für New Vegas die Total Conversion Fallout: New California als Betaversion erschienen, die die Vorgeschichte zu dem von Obsidian Entertainment entwickelten Teil erzählt.
Altern mit Mods ist gut
Modder befassen sich aber nicht nur mit Spielen der vergangenen zehn Jahre. Manche noch älteren Titel sind bis heute auf den Festplatten vieler Leute installiert, weil es so viele und vor allem so gute Mods für sie gibt. Ganz extreme Beispiele sind die ersten beiden Doom-Teile von id Software. Die haben mittlerweile satte 26 beziehungsweise 25 Jahre auf dem Kerbholz und trotzdem erscheinen heute noch Modifikationen für die beiden Ego-Shooter. Teilweise sind die ganz schön aufwendig. 2018 etwa ist Total Chaos erschienen: eine Total Conversion für Doom 2, die aus dem Shooter ein Survival-Horror-Spiel à la Resident Evil macht. Wer sich Gameplay-Videos ohne das Wissen, dass es sich hierbei um eine „Doom 2“-Mod handelt, anschaut, der würde niemals denken, dass dieser alte Titel aus den Neunzigern die Grundlage für das Gruselfest bildet.
Gruselig kann auch S.T.A.L.K.E.R. sein. Der Ego-Shooter des ukrainischen Studios GSC Game World galt einst als großer „Half-Life 2“-Konkurrent, verzögerte sich dann aber um mehrere Jahre und erschien somit erst 2007 – und das nicht gerade in bugfreier Form. Doch die einzigartige Atmosphäre, der Mix aus Shooter-Action und RPG-Elementen sowie die wirklich schaurigen Streifzüge durch die atomar verseuchte Zone rund um den Kernreaktor von Tschernobyl, wo hinter jeder Ecke der nächste gefährliche Mutant lauern kann, machten den Titel trotz der technischen Schwächen zu einem Highlight. Heute wird S.T.A.L.K.E.R. immer noch gespielt, jedoch gilt das eher für den dritten Teil der Reihe beziehungsweise die zweite Standalone-Erweiterung (je nachdem, wie man das betrachtet) Call of Pripyat und dann auch hauptsächlich für die zahlreichen Mods, die es gibt.
Radioaktive Sandkästen
Allen voran stehen die diversen Freeplay-Modifikationen, angefangen mit Call of Chernobyl und all seinen Derivaten wie S.T.A.L.K.E.R. Anomaly, Dead Air und Co. Sie kombinieren die Gebiete aller S.T.A.L.K.E.R.-Teile zu einer gigantischen Spielwelt, in der ihr eure eigene Geschichte schreibt. Ihr könnt euch jeder Fraktion anschließen und die Welt frei erkunden. Dank zufällig erstellter Missionen habt ihr immer genug zu tun und eine gute Quelle, um an Geld und Ausrüstung zu kommen.
Das Besondere an jenen Mods für S.T.A.L.K.E.R.: Call of Pripyat: Die lebendige Spielwelt kommt dabei sehr zum Tragen. Das A-Life genannte KI-System, das GSC Game World einst entwickelt hat, sorgt für eine sehr glaubwürdige Welt. Squads der diversen Fraktionen streifen durch die Zone und bekämpfen sich gegenseitig, Mutanten gehen auf die Jagd. Immer wieder kommt es zu unvorhergesehenen Situationen, die euch so schnell nicht aus dem Kopf gehen werden. Call of Chernobyl und Co sind einfach sehr coole Sandboxen, die Fans von Emergent Storytelling viel zu geben haben – und damit die Marke S.T.A.L.K.E.R. am Leben halten (von der erneuten Ankündigung von S.T.A.L.K.E.R. 2 mal abgesehen, aber wer weiß, ob das jemals erscheint).
Mods sind nicht nur für Spieler eine gute Sache
Ihr seht also: Mods können wirklich viel bewirken. Sie können entweder dazu beitragen, dass ihr ein Spiel von seinem Release an durchgehend spielt oder es Jahre nach Release wieder hervorkramt, weil eine neue interessante Modifikation erschienen ist. Leider bieten aber nicht alle PC-Spiele Mod-Support. Dabei könnten manche den echt gut gebrauchen. Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist das Zombiespiel State of Decay 2, das von Mods so stark profitieren könnte. Aber leider hat Entwickler Undead Labs keine eigenen Tools veröffentlicht, so dass es so gut wie keine Mods für den Titel gibt – und das, wo State of Decay 2 viel Potenzial ungenutzt liegen lassen hat, was fleißige Modder theoretisch korrigieren könnten, wenn die Entwickler das schon nicht machen.
Als PC-Spieler möchte man die Modding-Communitys in jedem Fall nicht missen. Gerade solche Beispiele wie Enderal, Total Chaos und die Freeplay-Mods für S.T.A.L.K.E.R. zeigen, welch tatkräftigen und kreativen Hobby-Entwickler es gibt. Aber auch die Spielehersteller, die Modding unterstützen, sind sicherlich sehr froh darüber, dass die Fans dabei helfen, ihre Spiele im Gespräch zu halten. Was wäre ein Skyrim ohne die zahlreichen Mods? Klar, immer noch ein gutes Open-World-RPG, das Hunderte Stunden Spielspaß beschert. Aber dann würden die Leute den Titel sicherlich nicht immer wieder anschmeißen – allein schon, weil sie nach wie vor mit dem miesen Inventar der Originalversion spielen müssten.