Das Highlight der PlayStation5 ist nicht die Hardware-Power, sondern der DualSense-Wireless-Controller.
PlayStation 5: Der DualSense-Wireless-Controller im Test
Wir haben bereits in einem anderen Artikel unsere ersten Erfahrungen mit der PlayStation 5 zusammengefasst. Dabei haben wir einen wichtigen Aspekt ausgeklammert: den DualSense-Wireless-Controller. Es gibt Leute, die behaupten, das Gamepad sei der wahre Grund dafür, die PS5 als Next-Gen-Konsole zu bezeichnen, und nicht die Grafik oder die kurzen Ladezeiten. Und so sehr wir gerade letztere schätzen: Wir stimmen in den Chor ein. Der DualSense-Controller ist das Beste, was die neue Sony-Hardware zu bieten hat.
Äußerlichkeiten sind wichtig, zumindest bei einem Controller
Beginnen wir erst einmal mit den äußeren Werten. Als wir den DualSense-Wireless-Controller aus der Verpackung herausholten, war unser Gedanke: "Wow, der liegt ja mal gut in der Hand!" Wir müssen an dieser Stelle ehrlich mit euch sein: Die vorherigen PlayStation-Gamepads waren nie unsere Favoriten. Ja, der DualShock 4 ist deutlich besser als ein PS3-Vorgänger, kann einem Xbox-One-Pad aber nicht das Wasser reichen. Der DualSense hingegen schafft nun den Ausgleichstreffer. Was schon auf den ersten Blick auffällt: Er ist größer als das PS4-Pendant. Hinsichtlich der Breite unterscheiden sich beide Geräte zwar nicht, aber die Griffe, auch liebevoll Hörnchen genannt, sind ein kleines Stück länger. Zudem ist deren Form nicht mehr so sehr abgerundet, sondern etwas kantiger und erinnert dadurch mehr an das Design des Xbox-Controllers.
Letztendlich entscheidet der persönliche Geschmack darüber, ob man das Design beziehungsweise die Form des DualSense-Controllers mag oder nicht mag. Uns sagt er aber deutlich mehr zu als der DualShock 4, weil er sich besser an unsere Handflächen anschmiegt. Darüber hinaus ist er deutlich schwerer, was sicherlich mit der vielen Technik zu tun hat, die im Gehäuse verbaut ist. Der PS4-Controller ist ein absolutes Leichtgewicht unter den Gamepads, sein Nachfolger übertrifft wiederum sowohl den Xbox-One- als auch den Pro Controller der Nintendo Switch. Wir können nicht genau sagen, warum wir das gut finden, es fühlt sich einfach besser an. Doch auch hier gilt: Es ist Geschmackssache.
Apropos Anfühlen: Der DualSense macht einen sehr hochwertigen Eindruck und das in allen Belangen, angefangen beim Gehäusematerial. Während die weiße Oberfläche auf der Vorderseite sehr glatt ist, sind die Griffe auf der Rückseite sehr rau, was für guten Grip sorgt. Interessantes Detail: Wer genau hinsieht, erkennt viele kleine Vier- und Dreiecke sowie Kreise und Kreuze, also die PlayStation-Symbole – sehr nettes Detail.
Leise, sanft, einfach gut
Kommen wir zu den Knöpfen, ohne die nichts funktionieren würde. Am grundsätzlichen Layout hat sich nichts verändert. Die beiden Analog-Sticks sind in der Mitte (wir präferieren ja immer noch die Xbox-Variante mit dem linken Stick oben links, aber was soll's), das digitale Steuerkreuz oben links, die Face-Buttons oben rechts. Zwischen den beiden Sticks sitzt die PlayStation-Taste, die diesmal nicht rund, sondern ein Knopf in Form des PlayStation-Logos ist. Darüber befindet sich das Touchpad, das etwas größer ausfällt als beim DualShock 4, links und rechts davon sind der Create- und Options-Button platziert, erster ist der Nachfolger der Share-Taste. Ach ja, vier Schultertasten gibt es selbstverständlich auch nach wie vor.
Die einzige neue Taste ist eine ganz schmale unter dem PlayStation-Button, mit der ihr das eingebaute Mikrofon stumm schaltet beziehungsweise wieder aktiviert. Ja, der DualSense-Wireless-Controller hat nicht nur Lautsprecher, sondern ersetzt auch jedes Headset. Wer mit Freunden im Multiplayer spielt oder einfach nur im Sprach-Chat abhängt, kann also auch einfach seine In-Ear-Kopfhörer anschließen und in das Mikro des Controllers brabbeln. Wer jedoch Wert darauf legt, dass die eigene Stimme in ordentlicher Qualität aufgenommen wird, wird auch weiterhin nicht um Extra-Hardware herumkommen.
Auch wenn sich augenscheinlich in Sachen Knöpfe nicht so viel getan hat, machen sich bei der Nutzung des DualSense-Controllers doch Verbesserungen bemerkbar. Zum einen ist uns aufgefallen, wie leise die einzelnen Tasten sind. Im Vergleich mit den Xbox-Äquivalenten ist der Klang beim Drücken deutlich dumpfer. Das Druckgefühl ist super und die Analog-Sticks lassen sich sehr geschmeidig bewegen. Des Weiteren gefallen uns die analogen Trigger viel besser als noch beim DualShock 4, weil sie länger und breiter sind, sodass mehr Fingerfläche auf dem Knopf aufliegt.
Die beste Tech-Demo aller Zeiten
Von außen kann der DualSense-Controller schon mal vollkommen überzeugen, aber stimmen auch die inneren Werte? Um das zu überprüfen, steht auf der PlayStation 5 ein Spiel zur Verfügung, das auf jeder Konsole vorinstalliert ist: Astro's Playroom. Das dient dazu, die Features des Gamepads zu demonstrieren – klingt nach einer Tech-Demo, ist aber viel mehr als das. Es ist ein vollwertiges Jump and Run rund um den kleinen Captain Astro, den Helden des PS-VR-Spiels Astro Bot Rescue Mission.
Ihr schlüpft in die des niedlichen Roboters, der quasi die metallische Alternative zu Sackboy ist, und erkundet vier Welten mit jeweils vier Levels, wobei wir sie eher als Abschnitte bezeichnen sollten. Ladezeiten zwischen ihnen gibt es nicht, somit ist jede Welt eigentlich ein großer, zusammenhängender Level. Dazu kommen noch einige Speedrun-Herausforderungen und es gibt viel zum Sammeln. Fünf Stunden seid ihr locker mit Astro's Playroom beschäftigt und in dieser Zeit macht der Titel enorm viel Spaß, weil sich Astro wunderbar steuert, die Levels abwechslungsreich gestaltet sind und das Spiel vor Charme fast schon überläuft angesichts der vielen kleinen Anspielungen auf bekannte Spielereihen und der Grundthematik. Ihr erkundet nämlich das Innere der PlayStation 5.
Verblüffende Technik
Aber hier soll es ja eigentlich um den DualSense-Controller gehen. Dessen Besonderheiten sind die ausgefeilte, komplexe Vibrationsfunktion und die adaptiven analogen Trigger. Haben wir in der vergangenen Konsolengeneration noch darüber gestaunt, dass die hinteren Schultertasten des Xbox-One-Controllers eigene Rumble-Motoren haben, um etwa Rennspiele noch immersiver wirken zu lassen, geht Sony nun viel weiter. Wie genau die Technik funktioniert, können wir euch nicht sagen und es ist auch schwer, wenn nicht sogar unmöglich, in einem Text zu vermitteln, wie es sich anfühlt, Astro's Playroom mit dem DualSense-Controller zu spielen. Aber um es kurz zusammenzufassen: Ihr spürt die Dinge, die auf dem Bildschirm passieren, in euren Händen.
Lasst uns ein paar Beispiele nennen: Das Simpelste ist wohl, dass die Rumble-Mechanik vermitteln soll, auf was für Untergrund ihr euch im Spiel bewegt. Lauft ihr auf Glas, ist das haptische Feedback ein anderes, als wenn ihr euch auf einer Wiese oder Metall bewegt. Wenn ihr mit Astro um euch schlagt, spürt ihr das. Greift er mit der linken Faust an, vibriert die linke Seite des Gamepads, attackiert ihr mit der rechte, fühlt ihr das am rechten Griff. Manchmal zieht ihr in Astro's Playroom an Kabeln, die keine glatte Oberfläche haben, und habt dabei das Gefühl, jede kleine Unebenheit spüren zu können. Wenn ihr einen Reißverschluss schließt, indem ihr mit dem Finger über das Touchpad fahrt, fühlt ihr jede einzelne Krampe – zumindest kommt es euch so vor.
Ein neues Gefühl von Rückstoß
Dazu kommen eben die adaptiven Trigger. Wenn ihr beispielsweise eine Art Wasserbomben-Minigun findet und damit Dauerfeuer gebt, wackelt die rechte hintere Schulteraste unter eurem Finger und ohne euer Zutun analog zum Schusstempo der Waffe hin und her. Das macht große Lust darauf, einen richtigen Shooter auf der PlayStation 5 zu spielen. Anderes Beispiel: Gesammelte Münzen ermöglichen es euch in Astro's Playroom, an einem Automaten zu ziehen, um Sammelgegenstände zu erhalten. Den Hebel drückt ihr runter, indem ihr den linken Trigger betätigt. Bei zu geringem Kraftaufwand bewegt sich der Hebel kaum. Ein Widerstand sorgt dafür, dass ihr die Taste mit mehr Kraft drücken müsst. Gleiches gilt anschließend für den rechten Trigger, wenn ihr die Kugel aufbrecht, in der sich euer Preis befindet – und das fühl sich absolut fantastisch an.
Astro's Playroom demonstriert aber nicht nur das haptische Feedback des DualSanse-Controllers, das das Spielen noch immersiver gestaltet. Zum Beispiel müsst ihr an einigen Stellen ins Mikrofon pusten, damit sich ein kleines Windrad dreht. In anderen Momenten fliegt ihr mit einem Raumschiff durch die Gegend und lenkt es per Bewegungssensor. Was in PS3-Zeiten als SIXAXIS begann, ist also auch immer noch mit an Bord.
Großer Spaß mit kleinem Manko und großem Fragezeichen
Der DualSense ist wahrlich ein technisches Wunderwerk. Astro's Playroom würde auch mit einem herkömmlichen Gamepad ohne dieses haptische Feedback Spaß machen, aber erst der neue Controller macht das Erlebnis zu etwas Besonderem. Die Frage ist nur, wie exzessiv die Features des Geräts in Zukunft von Entwicklern genutzt werden, um die Spieler tiefer in die virtuellen Welten hineinfallen zu lassen. Wir erinnern uns: Gimmicks wie das Touchpad, das mit der PS4 eingeführt worden ist, oder auch die HD-Rumble-Funktion der Switch-Joy-Cons wurden anfangs gelobt und in den nachfolgenden Jahren von den Herstellern sträflich vernachlässigt. Hoffen wir mal, dass dieses Schicksal den Funktionen des DualSense-Wireless-Controllers nicht blüht.
Einen Haken hat die tolle Technik aber: Sie hat enormen Einfluss auf die Akkulaufzeit des Gamepads. Bereits nach nicht mal zwei Stunden Astro's Playroom war bereits einer von drei Strichen, die den Akkustand anzeigen, weg. Die Rumble-Motoren verbrauchen viel Energie. Wer konstant mit haptischem Feedback spielt, muss den Controller häufiger per (viel zur kurzem!) Kabel an die Konsole anschließen. Doch zwei Dinge seien an dieser Stelle angemerkt: Zum einen könnt ihr die Funktionen deaktivieren, dann erlaubt der DualSense-Controller deutlich längere Zock-Sessions ohne Kabelzwang als der DualShock 4. Zum anderen wird nicht jedes Spiel so regen Gebrauch vom haptischen Feedback machen wie Astro's Playroom, das ja eben dazu da ist, genau das zu demonstrieren.