Wir stellen euch fünf Wendungen in Videospielen vor, die uns begeistert haben. Aber nicht alle davon sind Story-Twists.
Fünf großartige Twists in Spielen
"Was?! Was ist da bitte gerade passiert?!" Solche Reaktionen rufen Spiele entweder hervor, weil sie total abgedreht sind, irgendwas so schlecht ist, dass man es kaum fassen kann, oder weil ein guter Twist für eine riesige Überraschung gesorgt hat. Was in Filmen gut funktioniert, ist auch in Videospielen zuweilen enorm effektiv – und manchmal nicht nur auf erzählerischer Ebene. Wir stellen euch fünf richtig gute Twists vor. Wir sagen nicht, dass diese fünf die Besten aller Zeiten sind, aber sie gehören auf jeden Fall zur Königsklasse. Natürlich sei darauf hingewiesen, dass wir hier ordentlich spoilern – wie sollten wir auch sonst über dieses Thema schreiben?
Assassins Creed III
Wer hätte gedacht, dass wir diese Liste mit einem Assassin's Creed, ja überhaupt mit einem Ubisoft-Open-World-Spiel beginnen? Immerhin sind die Blockbuster des französischen Publishers nicht unbedingt dafür bekannt, auf erzählerischer Ebene zu brillieren. So was wie die Ezio-Trilogie ist ja doch leider die Ausnahme. Aber Assassin's Creed III hat ohne jeden Zweifel einen richtig guten Twist und der ereignet sich bereits nach wenigen Spielstunden.
Ihr beginnt euer Abenteuer nicht als der eigentliche Hauptcharakter Connor, sondern als Haytham Kenway. Das Erste, was ihr macht: auf klassische Assassinenart eine Zielperson eliminieren, also natürlich mit versteckter Klinge. Aber am Ende dieses recht langen Prologs stellt sich heraus: Haytham ist gar kein Assassine, sondern ein Templer, und ihr habt die ganze Zeit den Bösewicht gespielt, ohne es zu wissen – und darüber hinaus den Vater von Connor. Die Einführung in Assassin's Creed III ist auf erzählerischer Ebene wirklich toll. Schade nur, dass der Rest des Spiels da nicht mithalten kann.
Star Wars: Knights of the Old Republic
Wo wir gerade bei Spielen sind, in denen ihr den Bösen spielt, ohne davon zu wissen: In Knights of the Old Republic ist es im Grunde genauso, nur dass ihr hier ab dem Moment der Erkenntnis die Wahl habt, ob ihr auf der hellen oder dunklen Seite der Macht stehen wollt. Das "Star Wars"-Rollenspiel von BioWare tut anfangs so, als wäret ihr ein Niemand, der aber über Machtfähigkeiten verfügt und zum Jedi ausgebildet wird, um dann gegen den bösen Darth Malak vorzugehen, den Schüler des noch mächtigeren Darth Revan, der angeblich gestorben sei.
Aber in Wahrheit seid ihr jener Revan, dessen Erinnerungen von den Jedi gelöscht wurden, damit er für die gute Seite kämpft. Wie sich das für ein BioWare-Spiel gehört, entscheidet ihr aber letztendlich, ob ihr gut oder böse sein wollt. Dieser Twist und die damit verbundenen Entscheidungsmöglichkeiten sind zwei der Gründe, warum Knights of the Old Republic als absoluter RPG-Meilenstein und eines der besten "Star Wars"-Spiele aller Zeiten gilt.
Final Fantasy VII
Final Fantasy VII hat nicht bloß einen Twist. Da wäre etwa die Sache mit Zack oder der Hintergrund von Cait Sith. Aber am bekanntesten ist der Tod von Aerith. Das ist interessant, weil wir es aus erzählerischer Sicht eigentlich nicht als richtigen Twist betrachten. Das Mädchen wird halt am Ende der ersten von drei CDs, auf denen Final Fantasy VII damals erschienen ist, von Antagonist Sephiroth umgebracht. Ja, das kommt überraschend, aber der Tod einer Figur in einer Geschichte gilt selten als Twist.
Aeriths vorzeitiges Ableben begreifen wir dennoch als solchen, weil wir sie zuvor eventuell zig Stunden in unserer Kampfgruppe hatten, sie aufgelevelt und mit immer besseren Items und Materia ausgestattet haben. Und dann tötet das Spiel sie und alles war umsonst. Dieser Moment hat viele Spieler damals schockiert, weil niemand damit gerechnet hat, dass jemals in einem Party-Rollenspiel eine wichtige, spielbare Figur, sterben würde, ohne dass man es verhindern kann. Es ist also viel mehr ein Gameplay- denn ein Story-Twist. Und das gehört genauso gewürdigt, weil so was eben nur in einem Videospiel möglich ist.
BioShock
Wenn man über Twists in Videospielen spricht, darf BioShock nicht unerwähnt bleiben. Der erste Teil der Shooter-Reihe, der uns in die Unterwasserstadt Rapture entführt, hat an seinem Ende eine dicke Überraschung zu bieten. Das Spiel beginnt ja damit, dass ihr in einem Flugzeug sitzt, es mitten über dem Atlantik abstürzt – zufällig dort, wo sich eine einsame, ganz kleine Insel mit einem Leuchtturm befindet, von dem aus ihr nach Rapture gelangt. Schon nach kurzer Zeit macht ihr per Funk Bekanntschaft mit einem gewissen Atlas, der euch erklärt, was in in der Stadt vorgefallen ist, warum sie längst nicht mehr das Utopia für Freidenker ist, als das sie konzipiert war. Zudem bittet er euch um Hilfe. Ihr sollt seine Familie finden und retten. Das misslingt und Atlas beauftragt euch damit, Andrew Ryan, den Gründer von Rapture, umzubringen.
Als ihr auf den trefft, stellt sich jedoch heraus, dass ihr gar kein Mensch von außerhalb seid, sondern Ryans Sohn und zudem noch das Ergebnis eines genetischen Experiments. Eure Erinnerungen wurden manipuliert und ihr habt nicht mehr so wirklich euren freien Willen. Jedes Mal, wenn euch jemand mit den Worten "Wärst du so freundlich …" um etwas bittet, seid ihr gezwungen, dem Folge zu leisten. Und jetzt ratet mal, was Atlas (der in Wahrheit übrigens der große Bösewicht ist) ständig im Spielverlauf sagt?
The Last of Us: Part 2
Naughty Dogs jüngstes Spiel bedient sich ähnlich wie Final Fantasy VII eines Twists, der in einem Film oder Buch niemals so funktionieren würde. Das Spiel beginnt damit, dass Ellie und Joel, die Protagonisten des Vorgängers, in Jackson, Wyoming in einer größeren Stadt leben. Eines Tages kommen sie in Kontakt mit einer paramilitärischen Gruppe, zu der auch eine gewisse Abby gehört. Sie bringt Joel vor Ellies Augen um, scheinbar aus Rache. Wer The Last of Us 1 gespielt hat, wird sich an der Stelle schon denken können, warum das geschieht. Der Twist von Part 2 ist aber nicht, dass Abby die Tochter des leitenden Arztes ist, der am Ende des Vorgängers Ellie opfern soll, um das Gegenmittel gegen den Virus zu gewinnen. Nein, die große Überraschung ist, dass nach circa der Hälfte des Spiels, in der ihr mit Ellie zig Leute (ebenfalls aus Rache) getötet habt, um dann auf die vermeintliche Antagonistin zu treffen, die Zeit zurückgedreht wird und ihr von da an viele Stunden lang Abby spielt.
Ihr lernt die Dame kennen und stellt fest, dass sie alles andere als die Böse in dieser Geschichte ist (weil es in The Last of Us: Part 2 auch eine solche Schwarz-Weiß-Zeichnung gar nicht gibt). Am Ende des Spiels, wenn ihr wieder als Ellie gegen Abby kämpft und sie umbringen sollt, wollt ihr das selbst eigentlich gar nicht. Zumindest erging es uns so. Naughty Dog spielt hier mit unseren Gefühlen. Wir dachten, wir würden das ganze Spiel über Ellie steuern und dass sie die "Heldin" sei. Aber am Ende verbringen wir nicht nur fast genauso viel Zeit mit Abby, sondern können sogar mehr mit ihr sympathisieren als mit der eigentlichen Protagonistin.