Nicht jedes Videospiel in diesem Jahr hat uns glücklich gestimmt. Wir stellen euch unsere Flop 10 des Jahres vor.
Die Flops und Enttäuschungen 2020
2020 war in vielerlei Hinsicht doof, aber gute Videospiele gab es zuhauf. Das bedeutet jedoch nicht, dass alles rund um unser liebstes Hobby total toll war – und damit meinen wir nicht die vielen schmerzhaften Verschiebungen von Cyberpunk 2077 oder die Tatsache, dass viele Leute eine PlayStation 5 oder Xbox Series X/S kaufen wollten, es aber aufgrund weniger verfügbarer Einheiten und fiesen Scalpern nicht konnten. Nein, wir sprechen von den weniger guten Spielen, die 2020 erschienen sind. Auch die besten Videospieljahrgänge haben ein paar schwarze Flecken auf ihrer ansonsten so weißen Weste. An dieser Stelle präsentieren wir euch unsere Flop 10, wobei die nicht nur schlechte Spiele umfasst, sondern auch schlichtweg Titel, die uns enttäuscht haben.
Warcraft 3: Reforged
Erschienen am: 28.01.
Erschienen für: PC
Der Januar ist gemeinhin ein unspektakulärer Monat für Computer- und Videospielfans. So kurz nach dem Weihnachtsgeschäft veröffentlichen nur wenige Hersteller Titel größeren Kalibers. Eine der Ausnahmen in diesem Jahr war Warcraft 3: Reforged (das allerdings eigentlich schon 2019 hätte erscheinen sollen – typisch Blizzard, dass das nicht geklappt hat). Es war eines der am sehnlichsten erwarteten Remasters, für das der Entwickler einen Aufwand versprochen hatte, den man so eigentlich nur von Remakes kennt. Immerhin sollte ursprünglich nicht nur die Grafik durch komplett neue Charakter- und Gebäudemodelle aufgewertet werden, es waren auch inhaltliche Änderungen an der Kampagne angekündigt. Die ließ Blizzard aber im Verlauf der Entwicklung fallen, weil man es sich nicht mit den Hardcore-Fans verscherzen wollte.
Tja, was sollen wir sagen? Am Ende hat man es sich mit allen Spielern verscherzt. Warcraft 3: Reforged ist statt eines Vorzeige-Remasters eine einzige große Enttäuschung geworden. Das Interface wurde nicht (wie versprochen) überarbeitet und ist deshalb vollkommen altbacken, das Spiel kam mit weniger Multiplayer-Features auf den Markt, als das Original sie bot und technische Probleme gab es auch noch. Ach ja, und das alte Warcraft 3 hat Blizzard einfach mal durch das Remaster ersetzt. Wer Reforged nicht kauft, hat prinzipiell das exakt gleiche Spiel, nur eben ohne die grafischen Verbesserungen, dafür aber mit all dessen Nachteilen. Dass es sich letztendlich immer noch um ein gutes Echtzeitstrategiespiel mit den gleichen, fantastischen Kampagnen wie im Original handelt, ist da bloß nebensächlich.
Final Fantasy 7 Remake
Erschienen am: 10.04.
Erschienen für: PS4
Ok, ok, ok! Es musste so kommen, dass wir uns in diesem Artikel mindestens einmal in die Nesseln setzen. Aber es tut uns leid: Final Fantasy 7 Remake ist sogar die größte Enttäuschung des Jahres. Nein, es ist weit weg davon entfernt, ein schlechtes Spiel zu sein. Im Test haben wir ihm immerhin 3.5 von 5 Sternen gegeben, was keine miese Wertung ist. Wir liegen damit aber deutlich unter dem Metascore, der bei 87 liegt – und wir stehen dazu. Denn wo das Remake des JRPG-Klassikers toll inszeniert ist, eine spaßiges neues Kampfsystem bietet, Nebenfiguren mehr Charakter verleiht und der ganzen Geschichte einen interessanten neuen Twist verleiht, zieht es sich auch unnötig in die Länge, sieht nicht an jeder Stelle wirklich schick aus, bietet miese Nebenquests und viel zu häufig viel zu enge Levelschläuche.
Gerade die Pacing-Probleme haben unseren Gesamteindruck von Final Fantasy 7 Remake arg negativ beeinflusst. Manche Passagen sind einfach viel zu lang und auch nicht wirklich gut, weil sie uns langweilige, stets gleich aussehende Korridore schicken und mehrfach gegen die gleichen Gegnergruppen kämpfen lassen, ohne dass dabei die Geschichte voranschreitet. Square Enix wollte wohl um jeden Preis auf eine Spielzeit von mindestens 30 Stunden kommen, obwohl dieser erste Teil der "Final Fantasy 7"-Neuauflage nur das umfasst, was im Original eigentlich nicht mehr als dessen Prolog ist. Die Fortsetzung muss eine deutliche Steigerung bieten, ansonsten kann uns die ganze FF7-Remake-Reihe gestohlen bleiben.
Maneater
Erschienen am: 22.05.
Erschienen für: PC, PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One
Von zwei Spielen, die mehr Enttäuschungen als schlechte Werke sind, kommen wir zu einem Titel, der nun wirklich unterdurchschnittlich ist: Maneater. Und ganz ehrlich: Irgendwie war das auch zu erwarten. Das Hai-Action-Rollenspiel, in dem ihr als Raubfisch ständig auf Beutejagd seid, um größer zu stärker zu werden, hat schon in all den Trailern vor Release nicht überzeugt. Ja, die Idee stieß bei uns stets auf Anklang, aber die Umsetzung...
In jedem Gameplay-Video sah es so aus, als würde man ständig das Gleiche machen: andere Fische, Schildkröten und Menschen fressen, all das ohne jede Form von spielerischem Anspruch. Nun gibt es in Maneater zwar auch richtige Kämpfe, etwa gegen Haijäger oder auch andere Räuber des Meeres wie Barrakudas, aber die machen keinen Spaß, weil die Kameraführung schlecht ist. Und es gibt eben keinerlei spielerische Abwechslung. Missionen der Sorte "Friss Summe X an Fischen" sind der Standard in Maneater. Dementsprechend finden wir es einfach nur öde.
Fast & Furious Crossroads
Erschienen am: 07.08.
Erschienen für: PC, PS4, Xbox One
Jedes Jahr hat sie: die eine Supergurke. Dieses eine Spiel, das so schlecht ist, dass sich alle Welt darüber lustig macht. Ehrlich gesagt hatten wir im Vorfeld nur nicht gedacht, dass das 2020 Fast & Furious Crossroads sein würde. Es ist nicht so, dass wir viel von dem Spiel erwarten hatten, aber immerhin zeichnet dafür doch ein Entwickler verantwortlich, der nicht gerade für Digitalschrott bekannt ist: Sligthtly Mad, die Macher von Project CARS – wobei die Marke dieses Jahr auch ganz schön gelitten hat, aber dazu kommen wir noch. Tja, nur haben die Briten im Fall von Fast & Furious Crossroads entweder keine Lust, zu wenig Geld, keine Expertise für Actionspiele oder auch einfach alles davon gehabt. Gut, 80 Prozent des Budgets gingen vermutlich für Vin Diesel und seine Schauspielkollegen aus den Filmen drauf, die im Spiel als Polygonfiguren auftreten und denen auch ihre Stimmen leihen.
Alles andere wirkt nämlich extrem billig. Grafisch sieht Fast & Furious Crossroads wie ein Spiel aus der PS3/-Xbox-360-Ära aus und das Gameplay ist alles andere als unterhaltsam. Warum zur Hölle es in einem "Fast & Furious"-Spiel Missionen geben muss, in denen ihr einfach nur von A nach B fahrt und nichts dabei passiert, obwohl es nicht mal eine Open World hat, ist uns ein Rätsel. Und die eigentlichen Actionpassagen sind bestenfalls lustiger Trash. Gut, das mag für manch einen auch in Bezug auf die Filme gelten, aber die sehen ja immerhin richtig gut aus und sind spektakulär. Das einzig Spektakuläre an Fast & Furious Crossroads ist, wie sehr dieses Spiel auf die Nase geflogen ist.
Project CARS 3
Erschienen am: 28.08.
Erschienen für: PC, PS4, Xbox One
Tja, wir haben es angekündigt: Project CARS 3 muss leider in dieser Liste auftauchen. Was haben wir für große Hoffnungen in das Spiel gesteckt! Zwar war schon im Vorfeld klar, dass es im Gegensatz zu den Vorgängern keine vollwertige Simulation ist, was für Fans einer der Hauptkritikpunkte ist, aber sind wir mal ehrlich: Project CARS 1 und 2 sind genau an dem Anspruch, realistische Rennerfahrungen zu bieten, gescheitert. Mit Teil 3 also mehr in Richtung eines Gran Turismo oder Forza Motorsport zu gehen, war an sich eine gute Entscheidung von Slightly Mad. Am Ende ist man aber bei der Umsetzung gescheitert.
Zum einen hat man Elemente gestrichen, die auch ein Simcade-Rennspiel bereichert hätten, etwa Trainings und Qualifyings – Dinge, die die Fans in den Forzas und Gran Turismos seit jeher vermissen. Darüber hinaus hat Project CARS 3 diverse Probleme. So schwangt der Schwierigkeitsgrad im Karrieremodus zu extrem, das Strafsystem sorgt für jede Menge Frustmomente, die KI fährt nicht gerade professionell und der Grind-Faktor ist viel zu hoch. Und warum Project CARS 3 selbst auf dem PC in maximalen Details schlechter aussieht als der Vorgänger, können wir uns nicht erklären. Mit mehr Sorgfalt hätte hierbei ein richtig gutes Rennspiel für die breite Masse herauskommen können, dass den großen Marken des Genres ordentlich Konkurrenz gemacht hätte. Aber die Chance hat Slightly Mad leider überhaupt nicht genutzt.
Marvel's Avengers
Erschienen am: 04.09.
Erschienen für: PC, PS4, Xbox One
Marvel's Avengers ist ein schwieriger Fall. Denn das Spiel ist weder schlecht noch eine Enttäuschung, zumindest anhand dessen gemessen, was wir von ihm vor Release erwartet haben. Im Test kamen wir zu dem Ergebnis, dass es gar nicht so schlimm ist wie befürchtet. Wer großer Marvel-Fan ist, bekommt hier eine ordentliche, gut inszenierte Story-Kampagne serviert, weshalb sich ein Kauf im Sale durchaus lohnt. Nur den ganzen Online-Multiplayer-Servicegame-Kram sollte man ignorieren, denn der ist alles andere als gut. Der Grund, warum wir Marvel's Avengers in dieser Liste aufführen, hat damit zu tun, was es hätte werden können, wenn Publisher Square Enix nicht so versessen darauf gewesen wäre, daraus unbedingt ein Servicegame machen zu wollen.
Als der Publisher vor etlichen Jahren ankündigte, dass man ein Spiel auf Basis dieser so wertvollen Comiclizenz produzieren werde und "Tomb Raider"-Entwickler Crystal Dynamics dafür hauptverantwortlich sei, waren die Erwartungen riesig. Aber seit der ersten richtigen Präsentation auf der E3 2019 wich die Vorfreude enormer Skepsis. Wie gesagt, die Kampagne von Marvel's Avengers ist in Ordnung. Aber hätte man Crystal Dynamics einfach ein reines Singleplayer-Abenteuer ohne das ganze Looten und Leveln und ohne Mikrotransaktionswahn machen lassen, wie toll hätte das sein können? Vielleicht würden wir dann heute von einem der besten Spiele des Jahres sprechen, so wie es bei Rise of the Tomb Raider 2015 der Fall war. Davon ist Marvel's Avengers meilenweit entfernt.
Crysis Remastered (PC-Version)
Erschienen am: 18.09.
Erschienen für: PC, PS4, Xbox One, Switch
Nicht nur Blizzard hat dieses Jahr ein enttäuschendes Remaster auf den Markt geschmissen. Crytek hat es nicht unbedingt besser gemacht. Dabei sprechen wir explizit von der PC-Version von Crysis Remastered. Für Konsolenspieler stellt das schließlich die mit Abstand beste Version des Ego-Shooters dar. Aber wer das PC-Original besitzt, der braucht die Neuauflage schlichtweg nicht. Ja, in manchen Aspekten hat sich die Grafik spürbar verbessert. Raytracing-Effekte etwa gab es 2007 schlicht noch nicht. Der Preis dafür ist aber zu hoch und damit meinen wir knapp 30 Euro, die Crytek für das Spiel verlangt. Zum einen braucht ihr wirklich einen High-End-PC, um Crysis Remastered in maximalen Details spielen zu können und selbst dann ist kein komplett flüssiges Erlebnis garantiert, weil die Optimierung zu wünschen übrig lässt.
Noch dazu fehlen einige Features des Originals, etwa die normale Sprint-Funktion oder das freie Speichern. Ja sogar ein ganzer Level wurde herausgeschnitten. Grund dafür ist, dass das Remaster auf der PS3- und Xbox-360-Version basiert und die alten Konsolen nicht die Hardware-Leistung hatten, als dass jener Abschnitt vernünftig spielbar gewesen wäre. Hätte Crytek die PC-Fassung von Crysis Remastered separat entwickelt und das Original von 2007 als Basis verwendet, hätte das das Unternehmen sehr viel mehr Geld gekostet, was es offensichtlich nicht in die Produktion investieren wollte. So ist ein Remaster herausgekommen, das PC-Spieler schlicht nicht brauchen, zumal sich die alte Variante mit Mods grafisch aufwerten lässt.
Torchlight 3
Erschienen am: 13.10.
Erschienen für: PC, PS4, Xbox One, Switch
Torchlight 1 und 2 gehören zu den beliebtesten Hack and Slays. Gerade der zweite Teil ist wie ein Segen für all die Spieler, denen Diablo 3 zu simpel ist. Beinahe wäre ein drittes Spiel nie erschienen, denn Entwickler Runic Games wurde 2017 geschlossen. Aber Max Schaefer, Mitgründer von Runic Games, eröffnete schon 2016 mit Echtra Games ein neues Studio und durfte für Publisher Perfect World Entertainment ein neues Torchlight entwickeln. Das sollte aber zunächst kein offizieller dritter Teil werden, sondern ein Free-to-Play-Ableger namens Torchlight Frontiers. Im Verlauf der Produktion änderte man aber die Pläne und so erschien dieses Jahr Torchlight 3 – ohne Free-to-Play-Modell.
Das Problem von Torchlight 3. Man merkt ihm an, dass es nicht Action-RPG-Experten entwickelt wurde, sondern für Gelegenheitsspieler. Vieles, was Torchlight 2 ausgezeichnet hat, fehlt ihm. Die Möglichkeiten, euren Charakter zu spezialisieren, sind kaum vorhanden und die Levels viel zu geradlinig. Es mangelt ihm schlicht an Tiefgang. Das grundlegende Kampfsystem und die Jagd nach Loot funktionieren zwar noch, aber das gilt eben auch für den Vorgänger. Warum also Teil 3 spielen, wenn ihr auch Teil 2 zocken könnt, den es für deutlich weniger Geld gibt?
XIII
Erschienen am: 10.11.
Erschienen für: PC, PS4, Xbox One
Als das Remake von XIII angekündigt wurde, haben wir uns richtig gefreut. Der Ego-Shooter von Ubisoft, der aus einer Zeit stammt, in der der französische Publisher noch weit davon entfernt war, der Hersteller von AAA-Open-World-Spielen mit viel generischem Inhalt zu sein, ist ein Kultklassiker. Finanziell ist er leider gefloppt, weshalb der Cliffhanger am Ende der spaßigen Kampagne nie in einem weiteren Videospiel aufgelöst wurde (dafür müsst ihr die Comics lesen). Aber ein erfolgreiches Remake hätte ja vielleicht dazu führen können, dass wir doch noch eine Fortsetzung kriegen.
Wir bezweifeln stark, dass das noch passieren wird, denn die Neuauflage von XIII ist ein kompletter Reinfall. Die Levels sind zwar die Gleichen wie im Original und die Geschichte schlägt auch keine anderen Pfade ein (es ist eben ein Eins-zu-eins-Remake), aber das Spiel ist geprägt von Bugs und einer dummen KI. Zudem haben die Entwickler die Grafik nicht einfach modernisiert, sondern auch den Stil verändert. Das Remake sieht weitaus weniger comicartig aus als das Original – und es wird dadurch nicht unbedingt hübscher. Es kann passieren, dass Patches die gröbsten Probleme noch beseitigen, aber für den Moment ist XIII leider einer der größten Flops 2020.
Godfall
Erschienen am: 12.11.
Erschienen für: PC, PS5
Die neuen Konsolen hatten nicht wirklich viele Launch-Exklusivtitel. Dementsprechend war die Hoffnung groß, dass die wenigen Spiele, für die man sich eine PS5 oder Xbox Series X/S zum Start kauft, richtig gut sind. Was im Fall der neuen Sony-Hardware auf Demon's Souls zutrifft, gilt leider nicht für Godfall. Dabei hatte der Titel viel Potenzial: ein Loot-Slasher, quasi ein Third-Person-Diablo, mit schicker Grafik und anspruchsvollen Kämpfen? Ja, das klang vielversprechend und das im Vorfeld gezeigte Gameplay sah auch stets gut aus.
Am Ende hat sich aber leider herausgestellt, dass Godfall abseits der Kämpfe, die durchaus Laune machen, so gut wie nichts bietet. Die Story präsentiert sich ähnlich umfangreich wie im ersten Destiny – also quasi gar nicht. Die Levels sind langweilig, es gibt zu wenige Gegnertypen und dann recycelt das Spiel all seine Inhalte auch noch wieder und wieder und das schon innerhalb der Kampagne. Das Endgame hat dann erst recht nichts mehr zu bieten. Man merkt Godfall an, dass es locker noch ein Jahr mehr Entwicklungszeit gebraucht hätte, aber Publisher Gearbox wollte es wohl unbedingt zum Launch der PS5 veröffentlichen. Denn sicherlich wäre der Deal mit Sony bezüglich der Konsolenexklusivität weniger attraktiv für Gearbox ausgefallen, wenn man das Spiel erst 2021 veröffentlicht hätte. Und sobald wirtschaftliche Interessen Priorität haben und die Qualität des eigenen Produkts zweitrangig ist, geht so was eben nach hinten los.