CoD-Fans werden dieses Jahr wohl keine Zeit mehr haben, was anderes außer Call of Duty: Modern Warfare 2 und Warzone 2.0 zu spielen, so viel, wie die Titel bieten.
Call of Duty: Modern Warfare 2 und Warzone 2.0 – Das wird groß
Ich möchte nicht behaupten, dass der Spieleherbst 2022 mager bestückt ist. Das wäre übertrieben. Die Liste an Neuerscheinungen ist schon recht lang. Die Menge an großen Blockbustern fällt jedoch geringer aus, als wir es sonst von dieser Jahreszeit gewohnt sind. Immerhin ist auf Activision Verlass, das sein jährliches Shooter-Feuerwerk am 28. Oktober zündet. Dann feiert Call of Duty: Modern Warfare 2 seinen Release. Dass Vorbesteller die Kampagne schon eine Woche vorher zocken können, lasse ich an dieser Stelle mal außen vor. Um die soll es in diesem Artikel auch gar nicht gehen, wo sie doch beim jüngst stattgefundenen "Call of Duty Next"-Event keine Rolle gespielt hat. Da ging es ausschließlich um die Mehrspielererfahrung, das eigentliche Herzstück eines jeden CoD-Teils.
Ich bin ein großer Fan des "Modern Warfare"-Reboots von 2019. Der letzte Serieneintrag, der mich davor so sehr begeistern konnte, ist das erste Black Ops gewesen – und das ist 2010 erschienen. Als 2020 dann auch noch Call of Duty: Warzone hinzukam, war ich erst recht wieder im CoD-Fieber. Leider hat sich das aber nicht auf die beiden nachfolgenden Spiele, Black Ops – Cold War und Vanguard, übertragen. Ich konnte ihnen zwar einiges abgewinnen, aber so intensiv wie Modern Warfare habe ich sie längst nicht gespielt. Das könnte vielleicht auch daran liegen, dass mein Freundeskreis an den zwei Spielen kaum noch Interesse hatte. Meine Hoffnung ist nun, dass es im Fall von Call of Duty: Modern Warfare 2 und Warzone 2.0 wieder anders aussieht. Denn ich sage es, wie es ist: Ich bin nach dem Livestream schon ein wenig gehypt.
Die kleinen Karten werden noch kompakter
Widmen wir uns erst mal Call of Duty: Modern Warfare 2. Entwickler Infinity Ward zieht hier in Sachen Multiplayer wirklich alle Register und liefert ein Spiel ab, das mit großer Wahrscheinlichkeit den Titel Umfangsmonster tragen wird. Ob das tatsächlich der Fall sein wird, muss sich noch zeigen, denn es liegen noch keine konkreten Angaben vor, wie viele Maps und Waffen enthalten sein werden. Doch allein das Angebot an Spielmodi fällt schon beeindruckend aus.
Dass die klassischen 6-gegen-6-Gefechte am Start sein werden, war klar. "Team Deathmatch", "Herrschaft", "Abschuss bestätigt" – diese Modi dürfen in einem Call of Duty nicht fehlen. Eine erfreuliche Nachricht diesbezüglich ist, dass die Karten kleiner oder besser gesagt kompakter ausfallen werden als im "ersten" Modern Warfare. Manche von dessen Maps sind für die 12-Mann-Gefechte doch etwas zu groß gewesen. Diesmal setzt Infinity Ward auf das klassische Layout mit drei Hauptpfaden, was ich sehr begrüße. Manche Karten aus dem Vorgänger habe ich zwar sehr liebgewonnen (ich sage nur "Gun Runner" und "Hackney Yard"), andere aber auch als eher furchtbar empfunden (Ich hasse euch, "Euphrates Bridge" und "Rammaza"!). Sicherlich werden auch in Modern Warfare 2 nicht alle Maps zu persönlichen Favoriten von mir, aber zumindest hoffe ich, dass diesmal eben keine Totalausfälle dabei sind.
Die neuen Modi sind nicht innovativ, aber willkommen
Für die 6-gegen-6-Partien hat Infinity Ward zwei neue Modi angekündigt. "Knock-out" ist quasi "Team Deathmatch", allerdings ohne Respawns. Teamkameraden können sich jedoch gegenseitig wiederbeleben. Der Timer einer Runde ist sehr kurz und als Alternative zum Ausschalten aller Feinde könnt ihr eine spezielle Tasche sichern, um den Sieg zu erringen. Der zweite Neuzugang ist "Gefangenenrettung". Hier versucht ein Team, zwei Gefangene zu retten, während die Gegner das verhindern sollen. Respawns gibt es auch hier nicht. Das erinnert sehr stark an Counter-Strike – mit einem wichtigen Unterschied: Während die Geiseln im Shooter von Valve euch einfach hinterherlaufen, müsst ihr die Gefangenen in Modern Warfare 2 auf euren Schultern tragen. Dabei könnt ihr nur eure Sekundärwaffe verwenden, so dass euch eure Teamkameraden beschützen müssen.
Beide neuen Modi sind nun alles andere als innovativ. Zudem muss sich wie bei jeder neuen Spielvariante, die ein Call of Duty einführt, mit der Zeit zeigen, ob die Community langfristig Lust darauf hat oder am Ende nicht doch wieder nur "Team Deathmatch" und "Herrschaft" spielt. Trotzdem begrüße ich die Neuzugänge, denn je reichhaltiger ein Buffet ist, desto besser.
Klappt es diesmal mit dem "Battlefield-Modus"?
Apropos reichhaltig: Neben 6-gegen-6-Modi kehrt in Call of Duty: Modern Warfare 2 der "Bodenkrieg" zurück. Im Vorgänger haben die Battlefield-artigen Schlachten mit großen Teams und Fahrzeugen nicht wirklich gut funktioniert. Sie sind viel zu chaotisch gewesen. Ja, ich weiß, bei der Konkurrenz aus dem Hause EA ist der Chaosfaktor auch nicht zu vernachlässigen und macht einen Teil des Spaßes aus. Aber dank den Abschussserien dem Aufbau der Karten ist er in Modern Warfare einfach zu gewaltig gewesen. Hoffentlich klappt das in Modern Warfare 2 besser. Nachdem Battlefield 2042 eine so große Enttäuschung geworden ist, würde ich mich umso mehr freuen, wenn sich Call of Duty dieses Jahr als perfekte Alternative herausstellen würde.
Was im Vorgänger auch nicht so wirklich Begeisterungsstürme ausgelöst hat, ist der "Special Ops"-Modus mit seinen Koop-Missionen gewesen. In Call of Duty: Modern Warfare 2 kehrt er in veränderter Form zurück. Diesmal könnt ihr die Aufträge nur zu zweit spielen und Infinity Ward verspricht asymmetrisches Gameplay. Als Beispiel nennen sie, dass etwa einer von euch am Boden kämpft, während der andere aus der Luft Feuerunterstützung bietet. Das könnte in der Tat recht spaßig werden.
Call of Duty kann ja doch noch überraschen
Als Alternative für Dreierteams wird es Raids geben, allerdings nicht zum Release, sondern erst einem späteren Zeitpunkt. Die Macher haben dazu auch leider noch nicht viel verraten. Der Modus soll euch aber einiges an taktischem Geschick abverlangen und etwas völlig Neues innerhalb der "Call of Duty"-Reihe sein. Mein Interesse ist geweckt, aber ich hätte echt gerne schon mal was von den Raids gesehen.
Eine andere Überraschung ist der Third-Person-Modus. Jawohl, richtig gelesen: Ihr könnt Modern Warfare 2 mit einer Schulterperspektive spielen. Das ist zuvor nur in einem einzigen anderen Teil der Reihe möglich gewesen, passenderweise im Modern Warfare 2 von 2009. Im neuen Spiel ist das Ganze ein Art Modifikator für den Multiplayer. Ich kann mir zudem gut vorstellen, dass es wechselnde Third-Person-Playlists geben wird. Ich persönlich bleibe aber lieber bei der klassischen Ego-Ansicht. Es ist cool, dass Infinity Ward dieses Feature einbaut, denn es gibt nun mal Leute, die die Third-Person-Kamera bevorzugen. Aber CoD war, ist und bleibt für mich immer ein First-Person-Shooter.
Wo wir schon bei neuen Features sind: In Call of Duty: Modern Warfare 2 gibt es Wasser. Also welches, in dem ihr schwimmen könnt. Das hat es im Vorgänger nicht gegeben. Ihr könnt auch tauchen und dabei eure Sekundärwaffe verwenden. Weitere neue Bewegungsoptionen sind die Möglichkeit, an Kanten zu hängen (und dabei mit eurer Pistole gegebenenfalls zu feuern), und ein Hechtsprung, mit dem ihr schnell hinter einer Deckung verschwindet. Klingt für mich beides nach sinnvollen Erweiterungen des Movements.
Neuer Waffenschmied für weniger Grind
Ohne Waffen wärt ihr auf den virtuellen Schlachtfeldern eines Call of Duty ganz schön aufgeschmissen. Dass es in Modern Warfare 2 eine breite Auswahl an Schießprügeln geben wird, daran habe ich keine Zweifel, auch wenn die offizielle Liste noch nicht bekannt ist. Aber wir wissen schon mal, dass die Anpassungsmöglichkeiten wieder sehr zahlreich sein werden. Infinity Ward hat schon einen Tag vor dem "Call of Duty Next"-Event den Waffenschmied 2.0 vorgestellt. Für jede Knarre im Spiel gibt es wieder etliche Aufsätze, aufgeteilt auf verschiedene Kategorien, mit denen ihr das Waffenverhalten stark verändern könnt.
Die Besonderheit diesmal ist, dass ihr nicht mehr für jeden Argumentationsverstärker einzeln alle Modifikationen freischalten müsst. Stattdessen fasst Infinity Ward Waffen, die sich ähnlich sind, sozusagen in Technologiebäumen zusammen. Beispielsweise bildet das M4 die Basis von einem dieser Bäume. Indem ihr mit ihr spielt und Abschüsse erzielt, levelt ihr sie hoch und schaltet dadurch Aufsätze frei – so weit, so bekannt. Sobald ihr dann die nächste Knarre derselben Familie freigespielt habt, könnt ihr alle Upgrades, die ihr euch mit dem M4 schon erarbeitet habt, direkt an eurem neuen Spielzeug anbringen. Dadurch soll ein großer Teil des Grinds, wie ihr ihn aus bisherigen Call of Dutys kennt, vermieden werden. Ich halte das für eine enorm wichtige Verbesserung und bin mir sicher, dass es trotzdem immer noch sehr viele Stunden dauern wird, bis man alles im Multiplayer freigeschaltet hat.
Auf in die Wüste!
Während Modern Warfare 2 Ende Oktober erscheint, müssen wir auf Call of Duty: Warzone 2.0 ein klein wenig länger warten – aber gar nicht allzu lange. Ab dem 16. November könnt ihr euch in die Battle-Royale-Action stürzen. Wie bereits vorher klar war, handelt es sich nicht um ein großes Update für das bestehende Warzone, sondern einen echten Nachfolger. Der wird ebenfalls kostenlos spielbar sein und ist eng mit Modern Warfare 2 verbunden. Beide Spiele teilen sich also ein Progressionssystem, wie das schon bei den Vorgängern der Fall ist.
Die augenscheinlich größte Neuerung ist zweifelsohne der neue Schauplatz namens "Al Mazrah". Laut den Entwicklern ist sie die bislang größte Map, die es jemals in einem Call of Duty gegeben hat. Sie ist im Nahen Osten angesiedelt und ist im Großen und Ganzen eine Wüstenkarte, die aber viele Points of Interests bietet. Mit dabei sind eine große Stadt mit Hochhäusern, ein überschwemmtes Dorf, ein Steinbruch und eine Oase. Ich bin gespannt, ob Al Mazrah an die Qualität von Verdansk heranreichen wird. Der Ersteindruck ist gut, aber ich muss selbst auf der Karte unterwegs sein, um mir wirklich eine Meinung dazu zu bilden.
Aus einer Zone werden drei
Der Hauptmodus bleibt dem klassischen Battle-Royale-Prinzip treu, allerdings gibt es ein paar Veränderungen gegenüber Teil 1. So bleibt es zwar dabei, dass die Spielzone im Verlauf einer Partie immer kleiner wird, jedoch bleibt es nicht von Anfang bis Ende bei durchgehend einem Kreis. Stattdessen teilt er sich mitten im Match in drei Stück auf, die voneinander losgelöst sind, dann kleiner werden und näher aneinanderrücken, bis im Finale doch wieder in einer einzigen winzigen Zone gekämpft wird. Das ist so eine simple Neuerung, dass ich mich frage, warum nicht vorher schon jemand auf die Idee gekommen ist – aber ich finde sie großartig. Manchmal sind es eben die kleinen Veränderungen, die plötzlich für ein frisches Spielerlebnis sorgen.
Etwas zwiegespalten bin ich bezüglich des neuen Gulags. Hier tretet ihr nicht mehr in 1-gegen-1-Duellen an, um euch euer Rückflugticket auf die große Map zu sichern, sondern kämpft gemeinsam mit einem anderen Spieler gegen ein weiteres Duo. Außerdem mischt noch ein KI-Gegner mit und ihr könnt Waffen im Gulag finden. Ich weiß nicht, ob ich das gut finden soll oder nicht. Es könnte zu einem Frustfaktor werden, dass meine Rückkehr ins Match nicht mehr von mir allein abhängig ist, sondern noch von einem zweiten Spieler. Letztendlich wird sich aber erst in der Praxis zeigen, ob und wie sehr mich das stört.
Überzeugt bin ich hingegen schon jetzt davon, dass es auf der Karte von KI-Gegnern besetzte "Festungen" geben wird, in denen sich besonders guter Loot verbirgt. Ich mag diese Elemente, bei denen es stets abzuwägen gilt, wie groß die Belohnung in Relation zum Risiko ausfällt.
Spannender neuer Modus, den die Macher leider noch zurückhalten
Call of Duty: Warzone 2.0 wird kein reines Battle-Royale-Spiel sein. Gut, das ist der Vorgänger auch nicht, wo es doch den "Beutegeld"-Modus gibt. Aber für die Fortsetzung gehen die Macher noch einen Schritt weiter. Es wurde schon im Vorfeld gemunkelt, dass Call of Duty dieses Jahr auf den Extraktions-Shooter-Hype-Zug aufspringen wird. Das ist nun offiziell bestätigt, allerdings nicht für Modern Warfare 2, sondern Warzone 2.0. "DMZ" heißt der Modus, der eine Sandbox-Erfahrung bieten soll. Ihr landet als Trupp in Al Mazrah, macht euch auf die Suche nach Beute und erfüllt auch Missionen. Dabei machen euch KI-Gegner und feindliche Spieler das Vorhaben schwer und am Ende müsst ihr zu einem Extraktionspunkt gelangen und entkommen, um nichts von eurer Beute zu verlieren.
Tja, mehr Infos zu "DMZ" gibt es leider noch nicht. Activision hat den Modus zwar im "Call of Duty Next"-Livestream angekündigt, aber kein Gameplay gezeigt. Ne, das und nähere Details hebt man sich für die restliche Zeit bis zum Release von Call of Duty: Warzone 2.0 auf. Das muss man ja so machen, weil man sonst in den kommenden zwei Monaten nichts mehr hat, was man bekannt geben kann. Und dann vergessen alle Fans, dass bald ein neues Spiel erscheint. Schade, ich hätte gerne mehr über "DMZ" erfahren. Ich mag das Prinzip von Spielen wie Escape from Tarkov und zuletzt The Cycle: Frontier. Und obwohl ich letzteres sehr mag und das bereits viel zugänglicher als ersteres ist, habe ich die Hoffnung, dass eine "Call of Duty"-Alternative nochmals besser wird.
Einschätzung
Call of Duty wird mich diesen Herbst vermutlich sehr stark vereinnahmen. Der normale Multiplayer allein dürfte mich mit seiner Vielfalt an Spielmodi und dem umfangreichen Progressionssystem Stunden um Stunden an den Bildschirm fesseln – vor allem dann, wenn die großen Schlachten mit Fahrzeugen diesmal gut funktionieren sollten. "Special Ops" könnte mich mit seiner neuen Ausrichtung auf zwei Spieler und asymmetrischem Gameplay mehr reizen als im 2019er-"Modern Warfare" und auf Warzone 2.0 habe ich sowieso große Lust. Wenn die Entwickler den "DMZ"-Modus gut umsetzen, könnte er quasi ein Spiel im Spiel und eine harte Konkurrenz fürs Battle Royale sein, wenn es darum geht, womit ich einen Großteil meiner Freizeit verbringen werde.
Call of Duty: Modern Warfare 2 und Warzone 2.0 werden zusammen aber nicht nur jede Menge Inhalt bieten, sondern mich auch mit ihrem Gameplay sicherlich vortrefflich unterhalten. Die kleinen Neuerungen wie der Hechtsprung fügen sich hoffentlich gut ins Spielgeschehen ein und was das Gunplay betrifft, mache ich mir gar keine Sorgen. Was ich davon bislang gesehen habe, schaut wieder richtig spaßig aus. Sicherlich: Revolutionär wird das CoD-Buffet des Jahres 2022 nicht. Beide Spiele werden schlicht konsequente Weiterentwicklungen von dem, was die Vorgänger bieten, sein. Aber ich bin ehrlich: Mir reicht das, wenn die Qualität am Ende stimmt.