Kein Nintendosystem ohne Yoshi, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Yoshi's Crafted World Test: Ein entspanntes Bastelabenteuer
Seitdem der putzige kleine Dinosaurier seinen ersten Auftritt in Super Mario World hatte, entwickelte sich der grüne Kerl zu einem echten Publikumsliebling. Sein kometenhafter Aufstieg hat ihn schnell von einem Nebencharakter an der Seite von Mario zu einem Hauptdarsteller seiner eigenen Spielereihe gemacht. Dabei zeigten sich die Entwickler in der Vergangenheit immer wieder sehr experimentierfreudig. Ob das nun die spielerische Hinsicht wie in Yoshi’s Universal Gravitation betrifft oder den optischen Stil in Yoshi’s Wooly World – irgendein Aspekt hebt sich stets von anderen Spielen ab.
Mit der Traumsonne wird alles gut!
Das Leben der Yoshis könnte so einfach sein. Dank der Traumsonne, einem magischen mit Juwelen besetzten Stein, können sogar Träume wahr werden. Aber da haben die prähistorischen Zweibeiner die Rechnung ohne Baby-Bowser und seinen Babysitter Kamek gemacht. Zusammen mit dem hinterlistigen Magier hat die jüngere Ausgabe von Bowser die Traumsonne beschädigt! Nach einem kräftigen Tauziehen mit den Yoshis wurden alle Juwelen quer über das Land verteilt. Was jetzt folgt, dürfte so ziemlich jedem klar sein: Die Juwelen müssen wieder zurück zur Traumsonne gebracht werden!
Yoshi's Crafted World Trailer:
Kennst man eines, kennt man alle
Ihr habt in der Vergangenheit zahlreiche Yoshi-Games gezockt? Wunderbar, dann benötigt ihr zur Einarbeitung in dieses Spiel genau fünf Minuten. Die Kernspielmechanik hat sich nämlich in Yoshi’s Crafted World fast nicht geändert. Auf der Suche nach den zahlreichen Grinseblumen hüpft, stampft und rennt der grüne Dino ganz traditionell durch die Levels, allein oder zusammen mit einem Freund. Dazu kommen die Fähigkeiten, Eier zu verschießen – jetzt sogar in den Vorder- und Hintergrund – und ein bisschen in der Luft zu flattern. Diese Bewegungsabläufe haben sich seit Super Mario World 2: Yoshi's Island kaum geändert und sind Teil der DNS der Yoshi-Spiele. Zudem können in jedem Level goldene oder rote Münzen und Herzchen eingesammelt werden, um am Ende zusätzliche Grinseblumen einzusacken. Das alles läuft in einem sehr entspannten Rahmen ab, so dass jeder Spieler, egal wie talentiert er ist, nach seinem eigenen Tempo vorgehen darf.
Nintendos virtuelle Version von Recycling
Die Besonderheit dieses Spiels liegt im Leveldesign. Yoshi bewegt sich durch eine Welt von Alltagsgegenständen und gebastelten Umgebungen. Mal läuft man durch einen alten Joghurtbecher, mal springt man auf alten Tetrapaks umher, um dann mit einem Ei irgendwo gegen zu schießen. Im Idealfall findet man so ein Versteck zu einer Grinseblume oder es öffnet sich ein neuer Weg. Im schlimmsten Fall gibt es nur ein paar Münzen. Doch mit ein wenig Geduld und einer guten Beobachtungsgabe lassen sich schnell versteckte Dinge erspähen. Einige Abschnitte unterscheiden sich jedoch davon. In sogenannten Match-Levels gilt es, eine Zielvorgabe zu erfüllen. Das kann zum Beispiel eine vorgegeben Zeit, ein Punktestand oder etwas in der Art sein. Dafür wiederum werden Dinge wie ein übergroßer Roboter, Solarautos oder ein Piratenschiff genutzt. Außerdem wird Yoshi in regelmäßigen Abständen mit Zwischen- und Endbossen konfrontiert, die stets eine spezielle Taktik erfordern.



Ein schöner Rücken kann auch entzücken!
Der eigentliche Kniff des Spiels besteht allerdings darin, dass die Hauptlevels noch einmal von der Rückseite aus gespielt werden können. Es ist quasi ein Blick hinter die Kulissen. Hier gilt es dann, bis zu drei Schnuffel zu finden, die einem weitere Grinseblumen bescheren. Zwar ist das Leveldesign nun etwas abgespeckt, aber eine interessante Alternative ist es allemal. Außerdem taucht nach dem Abschluss einer jeden Welt ein weiterer Charakter auf, der Suchaufgaben für bereits absolvierte Abschnitte im Angebot hat. Doch damit nicht genug: Mit den eingesammelten Münzen kann Yoshi zu einem Automaten watscheln, der im Gegenzug putzige Kostüme ausspuckt. Diese bieten zwar zusätzlichen Schutz vor gegnerischen Attacken, sind aber sonst lediglich kosmetischer Natur. Da macht es keinen Unterschied, ob es sich um ein reguläres Outfit oder ein amiibo-Kostüm handelt. Wer wirklich alles freispielen möchte, ist definitiv eine Weile beschäftigt, denn nach dem Ende der Geschichte lassen sich noch einige Levels freischalten. Diese haben es im Vergleich zum restlichen Spiel jedoch in sich.
Yoshi's Crafted World - Einsteiger-Tipps:
Handgemachte Optik mit der Unreal Engine
Yoshi’s Crafted World setzt voll und ganz auf die Ästhetik des Selbstgemachten. Jegliche Elemente in den verschiedenen Levels entstammen alltäglichen Gegenständen. So kann man alte Klorollen, Pappverpackungen, Milchtüten und allerlei anderes gebasteltes Zeug erkennen, wenn man nur etwas die Augen aufhält. Zudem ist Yoshi’s Crafted World das erste Spiel mit einem Nintendo-Protagonisten, welches als technisches Grundgerüst die Unreal Engine nutzt. Für den Endkonsumenten spielt das zwar nur eine nebensächliche Rolle, aber es könnte für künftige Entwicklungen wegweisend sein. Allerdings hat Yoshi selten eine bessere Figur gemacht. Allen voran die Texturen, die im Zusammenspiel mit der Ausleuchtung extrem plastisch wirken. Dazu kommen viele kleinere Details, die dieses Spiel zu einem zuckersüßen optischen Augenschmaus machen. Der Einsatz von Tiefenschärfe beispielsweise verstärkt den Diorama-Effekt enorm, während die knackigen Farben einem förmlich ins Gesicht springen. Wer die Möglichkeit hat, sollte Yoshi’s Crafted World auf einem TV spielen, um die Grafik in ihrer vollen Pracht zu genießen. Lediglich der Soundtrack fällt im Vergleich zu früheren Spielen mit dem Dinosaurier etwas ab und plänkelt nur vor sich hin.
Yoshi's Crafted World - Zwei-Spieler-Modus:
Fazit
Yoshi’s Crafted World ist ein schuckeliges und vor allem entspannendes Abenteuer. Während andere Jump‘n’Runs viel Action versprechen, geht es hier eher gemächlich zu. Das ideale Spiel für ein relaxtes Wochenende. Selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad sollte es keine Herausforderung darstellen, die Geschichte zu beenden. Erst, wenn man wirklich alles sehen will, wird es trickreich. Besonders die Endgame-Inhalte fordern Spieler. Wir hätten uns jedoch noch einen Touch mehr Abwechslung im Gameplay gewünscht. Die Match-Levels lockern die traditionellen Umgebungen zwar auf, aber wir hätten gern mehr dieser Levels gesehen oder weitere Aha-Momente erlebt. Dafür ist der finale Kampf gegen Baby-Bowser ein Kunstwerk in Sachen Gegnerdesign und ein gelungener Abschluss des gesamten Abenteuers. Wer entspannte Unterhaltung sucht, ist hier genau richtig.
- zuckersüße Optik
- 16 verschiedene Welten
- Levels vorwärts und rückwärts spielbar
- viele Sammelgegenstände
- selbst im normalen Modus sehr leicht
- einige Levels schwanken sehr im Schwierigkeitsgrad
- trotz vieler Welten etwas kurz