Wenn der Winter nicht zu uns kommen will, holen wir ihn uns mit dem Winter Resort Simulator eben auf den PC.
Winter Resort Simulator im Test: Management mitten in der Saison
So richtig will der Winter in dieser Saison noch nicht durchstarten, zumindest nicht nördlich des Weißwurstäquators. Zum Glück gibt es Spiele, mit denen man sich das Wintergefühl nach Hause holen kann. Wintersportsimulationen oder Extremsportspiele gibt es eine Menge. Doch was ist, wenn man selbst ein Winterskigebiet leiten möchte, statt virtuell die Pisten abzufahren? Dann wird die Auswahl schon geringer und zwar merklich. Doch die Spezialisten von Aerosoft haben sich genau auf solche Nischenprodukte ausgerichtet und der Winter Resort Simulator gehört dazu. Wir haben uns daran versucht.
Wer eine realistische Simulation wie den Winter Resort Simulator spielt, muss sich über eines von vornherein im Klaren sein: Hier wird selbst Hand angelegt und an der Basis gearbeitet, nicht von einem schicken, warmen Büro mit isolierten Fenstern aus. Fans des Genres wissen natürlich, was auf sie zukommt. Dementsprechend sind auch die Menüs nüchtern und ohne Spielereien aufgebaut. Wir können uns zu Beginn entscheiden, ob wir verschiedene Aufgaben absolvieren möchten, die die einzelnen Funktionen erklären, Missionen erledigen oder nach Herzenslust im Sandbox-Modus unser eigenes Skigebiet von Grund auf errichten.
Winter Resort Simulator - Trailer:
Auf was wir alles achten müssen!
Da einige Aufgaben auch als Tutorial dienen, haben wir uns zunächst dafür entschieden, einige Missionen zu erfüllen. Das kann mit und ohne finanziellen Druck geschehen, je nachdem wie man möchte. Ohne große Einführung landen wir direkt in unserem ersten Skigebiet, welches über verschiedene Pisten, eine Seilbahn und mehr verfügt. Zum Genießen des Bergpanoramas kommen wir jedoch nicht. In wenigen Stunden sollen die Pisten eröffnet werden und dafür müssen sie präpariert sein. Also fahren wir mit dem Pickup-Truck zur Garage, schnappen uns dort die Pistenraupe und legen los.
Spätestens dann dürfte auch dem Letzten bewusst sein, dass es hier um echte Arbeit geht. Schon allein die erste Fahrt mit dem Auto erfordert ein wenig mehr Fingerspitzengefühl als erwartet. Jeder Handgriff muss manuell erledigt werden und dazu zählen mitunter so banale Dinge wie das Öffnen einer Tür oder das Einlegen des Rückwärtsganges. Auf dem Fahrersitz der Pistenraupe sieht es nicht anders aus. Ist die Fräse oben? Beschädigen wir auch nicht die Straßen? Sind die Warnlichter an? Haben wir die Scheinwerfer eingeschaltet, damit wir sehen, wo die Markierungen sind?
Ist auch hier alles erledigt, fahren wir zurück in Garage und kümmern uns um die Lieferung für unser Gasthaus. Nicht nur die Pisten wollen gut vorbereitet sein. Wenn die hungrige Meute an Wintersportlern die Kräfte zur Mittagszeit stärken will, muss die Küche alle nötigen Waren im Lager haben.
Mit viel Liebe zum Detail
Aber wie kommen die Sportler eigentlich zu unserer Berghütte? Natürlich mit dem Lift, ist doch klar! Selbstverständlich müssen wir auch in diesem Fall dafür Sorge tragen, dass alles reibungslos läuft. Der Check der kompletten Liftanlage ist eine der umfangreichsten Aufgaben im Spiel. Über die verschiedenen Anlagen und Bedienfelder bereiten wir erst die Gondeln vor, achten auf den Sicherheitsabstand zwischen ihnen, stellen die Geschwindigkeit ein und präparieren alles für den bevorstehenden Betrieb. Immerhin wollen die Sportler und Ausflügler auch schnell und sicher an die Bergspitze gelangen. Je länger sie warten müssen, um so unzufriedener sind sie und das wirkt sich wiederum schlecht auf das Geschäft aus.
Achja, Geld muss auch verdient werden!
Über jeder Tätigkeit, der wir im Winter Resort Simulator nachgehen müssen, hängt das Damoklesschwert einer Wirtschaftssimulation. Sind unsere Gäste zufrieden? Mangelt es ihnen an nichts? Sollten die Ticket- oder Essenspreise erhöht werden? Bis wir eine gute Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben (jeder kleinste Furz kostet Geld!) gefunden hatten, sind durchaus einige Stunden ins Land gezogen. Zumal wir uns erst einmal daran gewöhnen mussten, dass unsere Arbeiten am Lift, der Einsatz der Pistenraupe und Lieferungen sich direkt auf das Betriebsergebnis auswirken.
Was gibt es noch?
Dazu kommen zusätzliche Aufgaben wie das Sprengen von Lawinen oder das Aufstellen von Schneekanonen. Spielt das Wetter nämlich nicht mit, muss entweder die Lawinengefahr beseitigt werden oder wir helfen selbst mit einer Ladung Schnee nach, damit überhaupt jemand fahren kann. Wir können sogar selbst mit Skiern oder einem Schneemobil den Berg hinterrasen. Allerdings zeigt sich gerade dabei deutlich, dass es sich beim Winter Resort Simulator um kein Sportspiel handelt. Dafür ist die Steuerung zu hakelig und nicht für schnelles Gameplay konzipiert. Die Entwickler von Aerosoft haben sich dagegen für puren Realismus entschieden. Dazu hat man sich die Lizenzen großer Firmen wie Doppelmayr (Liftanlagen) und Kässbohrer (Geländefahrzeuge) gesichert, was sich besonders in der Detailgenauigkeit widerspiegelt. Mittels Mods lassen sich zudem neue Fahrzeuge, Gegenstände und mehr einbinden, um das Realismusgefühl noch weiter zu erhöhen.
Austoben im Sandbox-Modus
Wer mehr Freiheiten beim Spielen haben möchte, entscheidet sich für den Sandbox-Modus. Hier können wir unser Gebiet nicht nur von Grund auf erstellen, eigene Seilbahnstrecken entwerfen und sogar den Berg anpassen und verändern, wäre da nicht die etwas hakelige Steuerung. Pixelgenaue Angaben sind ein Muss, wenn man wirklich ein schickes Skigebiet auf die Beine stellen will. Allerdings wären einige Komfortfunktionen (ein bisschen mehr Gamification, geschmeidigere Steuerung, bessere Kamera) schön gewesen, trotz der realistischen Detailgenauigkeit.
Früher war alles besser oder anders
Grafisch wirkt das Spiel wie auf einem Stand vor zehn Jahren. Lichteffekte, Objekte, Texturqualität und so ziemlich jedes andere erdenkliche Detail, abgesehen der lizenzierten Dinge, scheint etwas aus der Zeit gefallen zu sein. Wie Simulatoren heutzutage aussehen können, zeigt eindrucksvoll die Genrekonkurrenz wie zum Beispiel Pure Farming. Davon sollten sich die Macher eine Scheibe abschneiden. Dafür kann der Sound, wenn wir die Tatsache außer acht lassen, dass es kaum Musik im Spiel gibt, überzeugen. Liftanlagen, Pistenraupe und Co machen genau die Geräusche, die man aus dem Winterurlaub kennt. Es piept, es rattert und knarzt, wenn es etwas nicht rund läuft. Wie im echten Leben halt.
Fazit
Der Winter Resort Simulator ist in der Tat mehr als Arbeit als Spiel. Wer beim laufenden Betrieb ein Skigebiet betreiben will, muss über eine gutes Koordinationsvermögen und Planungstalent verfügen. Außerdem ist es von Vorteil, wenn man einen Faible für große Anlagen und technische Spielereien hat. Von Zeit zu Zeit wirkt das Spiel nämlich wie eine interaktive Werbekampagne der lizenzierten Firmen, denn die Leidenschaft, mit der Fahrzeuge und Lifte in das fertige Produkte eingebaut wurden, sticht ganz klar aus dem restlichen Umfeld heraus. Mit der gleichen Hingabe hätten die Entwickler lieber die Steuerung und die Kamera entwerfen sollen. So bleibt unter dem Strich eine Simulation für eine sehr kleine Zielgruppe, die leider unter ein paar technischen Problemen leidet.
- offizielle Lizenzen
- viel Liebe zum Detail (Lifte, Maschinen, Raupen)
- Modding-Szene
- Grafisch veraltet
- wenig Aufgaben
- hakelige Steuerung
- suboptimale Kamera