Windjammers 2 ist ein großer Multiplayer-Spaß, hat aber für Solisten viel zu wenig zu bieten.
Windjammers 2 im Test: Ein kleiner, aber gelungener Wurf
Vor fast genau 28 Jahren ist mit Windjammers ein wahres Kultspiel erschienen. In Arcade-Hallen war das Ding ein Renner, daheim konnten es nur die allerwenigsten Leute zocken. Es erschien nämlich ausschließlich für das Neo Geo CD: die Heimkonsolenvariante eines Arcade-Automaten, die alles andere als günstig war und sich deshalb auch nur knapp eine Million Mal verkauft hat. Glücklicherweise fand der Titel Jahre später, nämlich 2010, den Weg auf die Wii als Virtual-Console-Titel und 2017 folgten Portierungen für die PS4 und PS Vita. Für deren Entwickler DotEmu war das wohl so lukrativ, dass er sich dazu entschied, eine richtige Fortsetzung zu produzieren. Et voilà, nun ist Windjammers 2 erschienen und diesmal ist die Einstiegshürde kaum existent. Das Spiel gibt es für alle aktuellen Plattformen und sogar im Game Pass. Wenn ihr den im Abo habt, gibt es für euch eigentlich keinen Grund, das Ding nicht auszuprobieren. Es zeigt sich nämlich, dass das Spielprinzip auch nach fast drei Jahrzehnten immer noch genial ist.
Lehrstunde nicht inklusive
Im Prinzip ist Windjammers 2 eine komplexere Version von Pong. Hier wird jedoch nicht Tennis nachgeahmt, sondern ein Frisbee hin und her geworfen. Was erst mal sehr simpel erscheint, offenbart bei einem Blick auf die Spiel-interne Anleitung dann doch erstaunlich viel Tiefgang. Es gibt weit mehr als nur zwei oder drei Arten, die Scheibe zu werfen. Umso tragischer ist es, dass Windjammers 2 kein Tutorial bietet, in dem euch das Spiel die einzelnen Techniken nach und nach beibringt. Wer den Vorgänger nie gespielt hat, ist also quasi dazu gezwungen, erst mal gegen Computergegner auf dem leichtesten der drei Schwierigkeitsgrade zu spielen, um die Steuerung zu verinnerlichen.
Nach wenigen Ball-, Pardon, Frisbeewechseln wird dann aber ersichtlich, wie gut sich Windjammers 2 spielt. Wir empfehlen euch an dieser Stelle, das Ding auch auf dem PC wirklich mit einem Gamepad zu zocken. Mit der Tastatur ist zwar ganz ordentlich spielbar, zumal ihr die Tastenbelegung nach Belieben ändern könnt, aber ein Controller ist dann eben doch komfortabler.
Das Gameplay rockt!
Die Matches machen auf jeden Fall richtig viel Spaß. Euer Ziel ist es stets, ein "Best of 3" zu gewinnen. In jedem Satz müsst ihr 15 Punkte erzielen, um zu siegen. Dazu werft ihr das Frisbee am Besten immer in den rot markierten Bereich hinter eurem Kontrahenten. Kann er nicht verhindern, dass die Scheibe dort landet, erhaltet ihr satte fünf Punkte statt drei, die es gibt, wenn einen der gelben Bereiche trefft. Durch die vielen unterschiedlichen Wurfarten haben die Partien eine sehr schöne Dynamik und das Gameplay eine taktische Tiefe, die es nicht zu unterschätzen gilt. Windjammer-Profis wissen nun mal, wann der richtige Moment gekommen ist, einen "Lob Shot" ausführen, damit die Frisbee einen hohen Bogen macht und dann etwas weiter vorne in der Feldhälfte eures Gegners landet, was immerhin zwei Punkte wert ist, wenn der Konkurrent nicht rechtzeitig reagiert.
Für zusätzliche Spieltiefe sorgen die unterschiedlichen Charaktere. Im ersten Teil gibt es sechs davon, Windjammers 2 hat zehn Stück zu bieten. Sie unterscheiden sich zum einen dadurch, dass die einen mehr auf Geschwindigkeit, die anderen mehr auf Kraft spezialisiert sind, zum anderen hat jeder der fiktiven Sportler seine eigenen Spezialwürfe. Die zu kontern, klappt nur dann, wenn ihr wirklich haargenau wisst, wie sie funktionieren. Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen im Multiplayer. Der besteht aus einem Ranglistenmodus, dem "Schnellen Spiel" und der Möglichkeit, gezielt mit einem Freund zu zocken. Außerdem könnt ihr Windjammers 2 ganz klassisch zu zweit an einem Rechner respektive einer Konsole spielen. Das weckt Erinnerungen an gute alte Zeiten.
Wer nicht gern kompetitiv spielt, hat das Nachsehen
Während das Mehrspielerangebot in Windjammers 2 durchaus ordentlich ist, haben Solisten das Nachsehen. Die bekommen nur einen klassischen Arcade-Modus, in dem ihr nacheinander gegen immer schwierigere KI-Gegner antretet. Einen Story-Modus oder irgendeine andere Form von Kampagne gibt es nicht. Hier verschenkt DotEmu enorm viel Potenzial. Auch einen Turniermodus vermissen wir. Windjammers 2 ist alles andere als ein Umfangsmonster. Gut, dafür kostet es auch nur knapp 18 Euro, aber wenn man eben wenig Lust darauf hat, sich online von besseren Spielern fertig machen zu lassen, lohnt sich diese Investition kaum. Game-Pass-Nutzer sind hier klar im Vorteil.
In Sachen Präsentation gibt sich Windjammers 2 dafür keine Blöße. Im Grunde wirkt es wie ein Remake des Vorgängers, das so originalgetreu wie möglich sein möchte. Es ist ebenfalls ein reines 2D-Spiel, diesmal aber mit hochauflösender Comicoptik. Der Stil ist sicherlich Geschmackssache, uns gefällt er aber ganz gut. Noch dazu ist alles toll animiert. Wenn jemand punktet, wackelt das ganze Bild, wodurch das Ganze einen richtigen – verzeiht uns das Denglisch – "Impact" hat. Spezialwürfe sind so übertrieben wie in einem Anime in Szene gesetzt, sodass sie auch einfach mächtig und für den Gegner sogar richtig einschüchternd wirken – und umso besser fühlt es sich an, wenn man doch mal einen von denen abfängt. Für den Rest sorgt der großartige Soundtrack mit seinen Retro-Klängen, der das Geschehen perfekt untermalt.
Fazit
Auf der einen Seite könnten wir Windjammers 2 Etikettenschwindel vorwerfen. Das Spiel wirkt eben mehr wie ein Remake als eine richtige Fortsetzung. Es gibt ein paar neue Charaktere und Plätze und eine neue Optik, aber ansonsten spielt es sich wie der Vorgänger. Klar, der hatte damals logischerweise keinen Online-Multiplayer, aber es war ja quasi obligatorisch, den in Teil 2 einzubauen. Was der Titel als offizielle Fortsetzung wirklich gebraucht hätte, wäre eine Form von umfangreicherem Einzelspielermodus gewesen.
Man stelle sich mal eine Story-Kampagne mit Zwischensequenzen vor, in der ihr euch vom Underdog zum Weltmeister hochkämpft. Gut, für eine schicke Inszenierung hätte DotEmu womöglich nicht die finanziellen Mittel gehabt, aber die spielerische Umsetzung des Ganzen hätten die Franzosen doch definitiv leisten können. Somit ist Windjammers 2 letztendlich das, was der erste Teil schon war: ein richtig gutes Multiplayer-Spiel. Er hätte aber noch so viel mehr sein können.
- Eingängig, aber doch komplex
- Enorm kurzweilige Partien
- Tolle 2D-Optik
- Treibender Soundtrack
- Wenig Inhalt, vor allem für Solisten
- Kein Tutorial