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Manche Geschichten kann man sich nicht ausdenken, sie würde einem eh kaum jemand glauben.

Ungefähr so begann auch mein Testlauf für Two Point Hospital. Auf der gamescom 2018 habe ich mich noch sehr über die ersten Schritte als Krankenhausmanager gefreut, aber als dann das Spiel bei uns im Büro eintraf, war Schluss mit lustig. Kaum war der Titel auf der Festplatte installiert, begann das Kratzen im Hals und die Nase wollte Marathon laufen. Das kann doch nicht sein?! Es tauchen ja auch keine Zombies auf, wenn ich Resident Evil spiele. Wie dem auch sei, nach überstandener Krankheit konnte das fröhliche Testen endlich losgehen.

Launch-Trailer Two Point Hospital:

Die Älteren unter uns werden Theme Hospital noch kennen. Vor mehr als 20 Jahren durfte man als Manager eines Krankenhauses verschiedene und zumeist kuriose Krankheiten heilen. Einen würdigen Nachfolger hat es jedoch nie gegeben, bis jetzt! Mit Two Point Hospital hat sich das zum Glück geändert. Also habe ich mir schnell den weißen Kittel übergestreift und bin abermals unter die Gesundheitsmanager gegangen. Was dabei so alles passiert ist, erfahrt ihr jetzt.

Im ersten Moment wirkt Two Point Hospital vom Design der Figuren her wie ein 08/15-Mobile Game. Große, klobige Gestalten erzählen mir, was ich zu tun und zu lassen habe. Aber gut, nachdem der erste Schock überwunden ist, geht es direkt los. Die Struktur des Spiels führt einen ganz behutsam an die verschiedenen Möglichkeiten und Optionen der Managersimulation. Bevor man sich nämlich mit allen Aspekten des Spiels zur gleichen Zeit herzumschlagen darf, wird Funktion für Funktion ausführlich und vorbildlich erklärt. Man arbeitet sich von Krankenhaus zu Krankenhaus und lernt mit jedem Schritt neue Dinge hinzu. Erst, wenn man gewisse Vorgaben erfüllt hat, darf man sich am nächsten Bakteriensumpf versuchen. Oder anders ausgedrückt: Sobald man für seinen Hort der Gesundheit eine Sternewertung erhalten hat, darf man sich am nächsten Projekt abarbeiten. Fühlt sich ein wenig nach einer großen Managerkarriere an, bei der man auch von Unternehmen zu Unternehmen zieht, nachdem alle Ziele erreicht wurden.

Two Point Hospital Überblick:

Die knuffige Verpackung des Spiels täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass es sich um eine knallharte Simulation handelt. Nicht nur das Wohl der Patienten steht im Fokus der eigenen Handlungen, ich muss stets ein Auge auf die Finanzen haben. Ein Krankenhaus ist kein Selbstläufer. Ärzte, Assistenten, Krankenpfleger und Hausmeister müssen ebenso bezahlt werden wie neues Inventar oder Fortbildungen des Personals. Dann kommen noch Patienten hinzu, die einfach mal beschließen, dass ihnen die Rechnung zu teuer ist und verlassen das Krankenhaus ohne zu bezahlen. Außerdem benötigt man natürlich noch Ersatzpersonal, falls jemand kündigt, Pause macht oder sich in einer Fortbildung befindet oder sonst irgendwie verhindert ist. Ganz wichtig: Das Krankenhaus sollte einen gewissen Wohlfühlfaktor bieten. Bänke, Snack-Automaten, Heizung, Toiletten, Mülleimer oder Pflanzen sind ein Muss. Das läppert sich und dementsprechend ist eine gute Planung das A und O für einen geregelten Ablauf und zufriedene Patienten.

Zum Glück verfügt jedes Krankenhaus, das ich bislang managen durfte, über einen anderen Schwerpunkt. Die Universitätsklinik ist zum Beispiel sehr an Forschungen interessiert und folglich muss ich dort mehr Geld in wissenschaftliche Bereiche stopfen. Gleichzeitig darf den Patienten nicht das Gefühl gegeben werden, dass sie minderwertig sind, denn das wiederum wirkt sich auf meine Reputation aus und könnte dann dazu führen, dass weniger Patienten kommen und das wiederum spiegelt sich in den finanziellen Mitteln wieder. Zusätzlich werden immer von Zeit zu Zeit kleine Zusatzaufgaben eingebaut, die innerhalb eines bestimmten Zeitfensters erfüllt werden müssen. Beispielsweise sollen zehn Patienten mit einer bestimmten Krankheit geheilt werden. Dafür gibt es Belohnungen, sofern man erfolgreich ist.

Damit sind meine Aufgaben aber längst nicht erschöpft. Mit jedem Krankenhaus, das freigeschaltet wird, erhöhen sich die Kompetenzen und das Aufgabenspektrum. Außerdem kann es zu unvorhergesehen Ereignissen kommen. Mal ereignet sich ein Erdbeben oder es kommt eine ganze Wagenladung Patienten, die alle die gleiche Krankheit haben. Oder es schneit der Gesundheitsinspektor vorbei oder, oder, oder. Es wird jedenfalls nie langweilig. Später werden sogar Marketingaktivitäten wichtig sowie andere Dinge. Kommt man dennoch einmal nicht weiter, kann man jederzeit zurück zu einem der früheren Krankenhäuser und schaltet dadurch vielleicht einige Dinge frei, die einem dann im aktuellen Projekt weiterhelfen. Kurzum: Two Point Hospital erfordert eine Menge Management-Qualitäten und ein hohes Maß an Multitasking-Fähigkeit.

Doch was macht Two Point Hospital nun anders als andere Managementsimulationen? Es ist die Liebe zum Detail und der unvergleichliche Humor, mit dem die Entwickler zu Werke gegangen sind. Egal, welchen Aspekt man sich ansieht, seien es nun die Animationen, die Sprachausgabe oder die verschiedenen Krankheiten und Patiententypen, alles wurde mit extrem viel Leidenschaft gestaltet. Da gibt es beispielsweise den gelangweilten Hausmeister, der mitten auf dem Flur irgendwelche Kotzspuren beseitigt, Geister von Verstorbenen oder den Streber in Fortbildungen, der immer den Finger für Zusatzfragen in der Luft hat. Ein Highlight sind dabei die Patienten und die entsprechenden Behandlungsmethoden für ihre Wehwehchen. Ein Patient mit der Diagnose „Helles Köpfchen“ muss zum Beispiel in der Entleuchtungsklinik behandelt werden. Dort bekommt er eine neue Birne aufgeschraubt und kann nach Bezahlung der Rechnung wieder nach Hause. Die Ideen, mit denen die Entwickler dem Spiel eine unvergleichliche Atmosphäre verpassen, sind einfach nur genial. Daher hier unsere Top 5 der beklopptesten Krankheiten und deren Therapiemethoden:

• Rock ‘n‘ Rollitis: Diese dauertanzenden Patienten werden direkt zum Psychiater geschickt.

• Tierische Anziehungskraft: Zu viel Pheromone? Dann ab in die Entwesungsanlage und vor die Ultraschallkanone.

• Narzissmus: Ein Clown möchte ein Leben nach dem Rampenlicht genießen? Einmal Zirkustherapie bitte mit Deprimator gegen den Spaß.

• Topfschmerzen: Wieso steckt der Kopf im Topf? Egal, ab in die Töpferei zum Umtöpfer.

• Graue Anatomie: Das Leben sollte bunt sein. Daher bitte zur Farbtherapie und einmal mit dem Farbeimer spielen.

Eine Sache solltet ihr auf keinen Fall abstellen und das ist der Sound. Was hier an Radio- und Krankenhausdurchsagen ans Trommelfell schlägt, hat mir mehr als nur ein Grinsen aufs Gesicht gezaubert. Allerdings sind sämtliche Ansagen in englischer Sprache gehalten. Wer sich also den feinsinnigen Humor nicht entgehen lassen will, sollte zumindest in der Lage sein Englisch zu verstehen. Ansonsten gehen einem solche Kommentaren durch die Lappen wie „Attention, pleaser lower your expectations in this hospital!“ oder „Service-Announcement: The toilette is full.“

Gameplay-Trailer & Tipps:

Two Point Hospital ist genau die Krankenhaussimulation, die der Welt gefehlt hat. Sie ist voller Charme, mit einem abgedrehten Humor und erfordert dennoch ein hohes Maß an Planung und weiteren Vorbereitungen. Auch die Struktur des Spiels hat es mir angetan. Jederzeit wieder zurück zu einem alten Krankenhaus gehen zu können, um dort etwas zu verbessern, verringert das Frustpotenzial enorm. Nur eine Kleinigkeit fehlt mir: ein freier Spielmodus, in dem ich schalten und walten kann, wie es mir beliebt. Ein Krankenhaus ohne Druck aufzubauen würde dem Ganzen die Krone aufsetzen. Aber auch sonst ist das Spiel mehr als nur eine Empfehlung wert, gerade wenn man auf Simulationen dieser Art steht.