The Bradwell Conspiracy entführt euch nach Stonehenge und bietet allerlei weitere Geheimnisse.
The Bradwell Conspiracy im Test: Mysteriöser Thriller mit Technikpannen
Die Indie-Szene steht vor riesigen Herausforderungen. Egal, welche Plattform wir uns ansehen, innerhalb von kürzester Zeit wird es schwierig den Überblick zu behalten. Jeden Tag erscheinen zig neue Spiele von kleinen Entwicklern und viele davon gehen sang- und klanglos unter. Das Team von Bossa Studios ist da durchaus in einer komfortablen Situation. Mit Titeln wie I am Bread oder dem Surgeon Simulator hat das Studio aus London Erfolge gefeiert und kann mittlerweile auf eine durchaus treue Fanbasis und Mundpropaganda bauen. Doch mit ihrem neuesten Werk The Bradwell Conspiracy, gut eigentlich sind sie nur Publisher, verlassen sie die bekannte und, sagen wir, skurrile Pfade und versuchen sich an einem eher ernsten und mysteriösen Thema.
Ein Adventure voller Geheimnisse
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie sich ein Adventure präsentieren lässt. Entweder man gibt dem Spieler, in diesem Fall also uns, eine schickes Tutorial an die Hand, führt den Nutzer behutsam an die Thematik heran und beginnt mit einem langsamen Spannungsaufbau. Oder man schmeißt den Spieler in eine ungewohnte Situation und lässt ihn selbst herausfinden, was vor sich geht. Bossa Studios haben sich für die letztere Variante entschieden. Wir erwachen nach einem fürchterlichen Getöse unter dem Geröll, was einst das Stonehenge-Museum in Großbritannien war. Eigentlich sollten wir dort an der Präsentation der neuen Initiative für sauberes Wasser teilnehmen, aber dann kam es zum großen Knall. Warum, wieso und weshalb hier alles auf einmal in Schutt und Asche liegt? Keine Ahnung, das sollen wir herausfinden und uns dazu durch die Überreste des Museums wühlen, um etwaige Hinweise und vielleicht noch mehr zu entdecken.
The Bradwell Conspiracy Trailer:
Ab jetzt ohne Spoiler!
Wir wollen an dieser Stelle natürlich nicht zu viel verraten von der Geschichte, denn die narrativen Elemente des Spiels sind einer der Hauptgründe, The Bradwell Conspiracy zu spielen. Interessanterweise ist der Protagonist des Adventures allerdings stumm, denn durch die Zerstörung des Museums wurde der Sprachapparat in Mittleidenschaft gezogen, so dass die Kommunikation einzig und allein über Fotos abläuft, die mit dem AR Smart Glass aufgenommen werden. Dabei handelt es sich um eine Art Google Glasses inklusive künstlicher Intelligenz für Mitarbeiter des Museums. Aber wem soll man diese Fotos schicken? Kein Problem, bereits nach kurzer Zeit trifft man auf die Mitarbeiterin Amber, die ebenfalls das Unglück überlebt hat. Im Gegensatz zu uns ist sie jedoch in einem anderen Teil des Gebäudes gefangen und die einzige Möglichkeit mit ihr zu kommunizieren, ist eben dieses interne KI-System. Zusätzlich hält sich Amber in einem Bereich auf, in dem sie einige Dinge des Gebäudes steuern kann.
Stumm, aber nicht hilflos
Das Gameplay beruht also vielfach auf unserer Beobachtungsgabe, denn das Bewegungsrepertoire des Helden ist ähnlich wie die Stimmbänder arg eingeschränkt. Bis auf Laufen und Sprinten geht gar nichts. Soll eine Tür geöffnet oder geschlossen werden, reicht daher ein Foto an Amber aus. Pläne des Gebäudes helfen Amber ebenfalls, damit sie im Umkehrschluss uns wieder helfen kann. Zusätzlich finden wir zu Beginn von The Bradwell Conspiracy eine Art Strahlenkanone, die in der Lage ist, Materie aufzusaugen und je nachdem, welche Baupläne oder andere Objekte zuvor einverleibt wurden, diese in gleicher oder anderer Form auszuspucken. Natürlich funktioniert das nur solange ausreichend Material vorhanden ist. Aber auf diese Art und Weise lassen sich Stromkreise schließen, Abgründe überwinden oder Türschlösser knacken. Ein gewisser Vergleich zur Portal-Reihe drängt sich hier auf, wenn auch nicht in der gleichen Brillanz.
Ein gelungenes Drumherum
Während des Abenteuers nehmen wir mehr oder weniger die gesamte Zeit an den Diskussionen und Gesprächen zwischen der künstlichen Intelligenz und Amber teil. Im Laufe des Spiels erfahren wir so immer mehr Hintergründe und Details zum Unglück, Stonehenge und einer großen Verschwörung. Die Dialoge strotzen dabei nur von Sticheleien, Sarkasmus und kuriosen Situationen. Dazu kommen Aufzeichnungen, E-Mails und andere Schriftstücke, die ebenfalls genau diese Tonalität versprühen. Auch das erinnert ein wenig an die Portal-Spiele.
Technisch problematisch
Was bis hier hin eine Menge Spaß macht und durchaus mit einer mysteriös angehauchten Atmosphäre punkten kann, wird durch eine schludrige technische Umsetzung torpediert. Die Grafik wirkt zwar ansprechend und besitzt einen interessanten Stil, aber die Switch-Version, ähnlich wie die anderen Varianten, krankt immer wieder an einer stotternden Framerate, die teilweise auf unter 20 Bilder pro Sekunde fällt. Das ist besonders auffällig, wenn etwas Größeres passiert. Spielabstürze, Game-Breaking-Bugs oder ähnliche Dinge, wie sie bei einigen Kollegen vorgekommen sind, traten bei uns nicht auf. Im krassen Kontrast dazu steht die akustische Umsetzung. Musik, Sprecher und allgemeine Sounds zaubern ein schönes Flair und sind einer der Hauptmotivationsgründe zum Zocken.
Launch Trailer:
Fazit:
The Bradwell Conspiracy ist ein kleines, schnuckeliges Rätsel-Adventure mit leichten Anleihen der Portal-Marke. Das Writing ist exzellent und auch die Geschichte, sofern man für solche Themen empfänglich ist, nimmt im Verlauf des Spiels immer mehr Fahrt auf.Für knapp 20 Euro bekommt man wirklich gute Unterhaltung geboten. Leider ist die technische Umsetzung derzeit noch ein Griff ins Klo, aber mit beiden Händen! Hier sollten Publisher Bossa Studios und Entwickler A Brave Plan schnellstens einen Patch nachschieben. Wer sich von diesen Macken nicht irritieren lässt, bekommt ein wirklich cooles Adventure präsentiert. Leider ist das das Spiel nach wenigen Stunden, je nachdem wie lange das Lösen einzelner Rätsel dauert, schon beendet.
- interessanter Grafikstil
- grandiose Díaloge
- teils knackige Rätsel
- technische Probleme
- eingeschränkter Bewegungsspielraum
- sehr kurzes Vergnügen