Mit Super Mario 3D World + Bowser's Fury kombiniert Nintendo bewährte Tugenden und probiert gleichzeitig Neues aus.
Super Mario 3D World + Bowser's Fury im Test: Klassik und Moderne gemischt!
Ursprünglich hat Nintendo das Spiel Super Mario 3D World für die Wii U veröffentlicht, doch trotz guter Verkaufszahlen blieb der Erfolg weit hinter dem anderer Mario-Abenteuer. Da sich Neuauflagen alter Nintendo Games auf der Switch jedoch äußerst gut verkaufen, lag es nahe, das Spiel auch für die aktuelle Konsole umzusetzen. Das hat bei Mario Kart 8, Donkey Kong Country Tropical Freeze und anderen Spielen gut funktioniert. Doch statt lediglich das Game zu portieren und kleinere Verbesserungen vorzunehmen, hat Nintendo noch das Extra-Abenteuer Bowser’s Fury draufgepackt.
Mario rettet Feen statt Prinzessin Peach
Super Mario 3D World ist eines der Spiele, in denen es zur Abwechslung mal nicht darum geht, Prinzessin Peach aus den Fängen von Bowser zu befreien. Stattdessen stoßen Mario, Luigi, Peach und Toad bei einem Spaziergang während eines Feuerwerks auf eine neue Art von Röhre. Doch diese transparente Röhre scheint beschädigt, so dass die beiden italienischen Brüder sie kurzerhand reparieren. Das war offensichtlich keine gute Idee, denn schon kurze Zeit später erscheint eine kleine Feenprinzessin, die den Vieren erzählt, dass Bowser ihre Feenfreunde gefangen genommen hat. Plötzlich taucht der Oberfiesling selbst auf und schnappt sich auch die letzte Fee. Keine Frage, dass diesen kleinen Wesen geholfen werden und so machen sich Mario, Luigi, Peach und Toad ins Feenland auf.
Super Mario 3D World + Bowser's Fury - Trailer:
Klassisches Gameplay aus anderer Perspektive
Abseits der kleinen Geschichte, die sich nur in Nuancen von der sonst üblichen Handlung der Marke unterscheidet, folgt Super Mario 3D World den bekannten Regeln der Mario Games. Mario muss durch verschiedene Welten mit zahlreichen Levels hüpfen, springen und zahlreiche Items einsetzen, um grüne Sterne und Stempel zu finden und um schlussendlich Bowser gegenüber zu treten. Trotzdem lässt sich Super Mario 3D World nicht zu 100 Prozent den klassischen 2D-Teilen oder den modernen 3D-Ablegern zuordnen. Es sind Elemente aus beiden Lagern vorhanden und bedingt durch die feste Kameraperspektive, die für ein 3D-Jump‘n’Run ungewöhnlich ist, lässt sich das Spielgefühl am treffendsten als interessanter 2D-3D-Mix bezeichnen. Es ist quasi der direkte Nachfolger zu Super Mario 3D Land.
Gelungenes Level- und Itemdesign
Eine der großen Stärken des Spiels ist das Leveldesign. Die Levels selbst sind zwar nicht übermäßig groß, aber sie sind so entworfen, dass wir uns unseren eigenen Weg suchen dürfen und nicht unbedingt den Vorgaben folgen müssen, welcher grüne Stern als nächstes gefunden werden soll. Wir dürfen selbst auf Erkundungstour gehen und die Geheimnisse in der Reihenfolge erforschen, die uns gefällt. Lediglich die Reihenfolge der Levels ist durch die Weltkarte mehr oder weniger vorgegeben.
Einen großen Anteil an dieser Freiheit haben die neuen Items, allen voran die Glücksglocke, mit der sich Mario in eine Katze verwandeln kann. Dann ist er sogar in der Lage, Wände heraufzuklettern, Gegner mit einem Prankenhieb anzugreifen und einen diagonalen Angriffssprung auszuführen. Insbesondere die Kletterfähigkeit eröffnet uns die Möglichkeit, Gegnerhorden zu umgehen oder Hindernisse komplett auszulassen, weil es eben doch einen anderen Weg zur rettenden Zielfahne gibt. Das bedeutet freilich nicht, dass wir einfach so durch die Levels rasen. Zahlreiche Hindernisse sorgen dafür, dass unsere Koordinationsfähigkeiten ordentlich auf die Probe gestellt werden.
Mehr Spieler = Mehr Chaos
Doch nicht nur die Katzenfähigkeit bringt frischen Wind ins Gameplay, auch die anderen Items wie etwa die Doppel-Kirsche, mit der sich der eigene Charakter vervielfältigen lässt (Das Maximum sind fünf Charaktere pro Spielfigur), fügen sich nahtlos ins Gameplay ein. Allerdings kann es etwas unübersichtlich werden, wenn wir das Spiel im Koop-Modus spielen, denn mit etwas Übung können bis zu 20 Charaktere (5x Mario, 5x Luigi etc.) auf einmal über den Bildschirm wuseln und dabei den Überblick nicht zu verlieren, ist fast unmöglich. In gewissen Situationen ist also weniger mehr. Zur Doppel-Kirsche und der Glocke gesellen sich noch weitere Items wie klassische Feuerblume, eine Bumerang-Blume oder das Blatt, das Mario in einen Tanuki-Anzug stopft. Eine detaillierte Auflistung, welche Items es alle gibt, findet ihr in dieser Übersicht. Zudem werden die Items teilweise eingesetzt, um Rätsel zu lösen. So schalten wir zum Beispiel versteckte Bereiche frei, finden zusätzliche Münzen oder grüne Sterne.
Wie eine kleine Weltreise
Was natürlich in keinem Mario-Spiel fehlen darf, sind die unterschiedlichen Welten, die sich jeweils in ihrem Thema unterscheiden. So gibt es die klassische Start-Welt, eine Wüstenumgebung, eisige Areale oder Schlösser sowie Spukhäuser und mehr. Insgesamt gibt es acht Welten, an dessen Ende immer ein Boss wartet, bevor wir Bowser gegenübertreten und selbst dann gibt es einige verstecke Welten freizuspielen. Zudem gibt es verschiedene Minispiele, die abseits der normalen Levels auf der Weltkarte zu finden sind.
In einigen davon übernehmen wir die Rolle des Schatzsucher Captain Toad, der in Minilevels ebenfalls auf Sternejagd geht. Im Gegensatz zum sonstigen Gameplay von Super Mario 3D World kann Captain Toad jedoch nicht springen, sondern muss sich durch das Ziehen an Schaltern oder Verändern der Perspektive seinen Weg suchen. Diese kleinen Levels spielen sich folglich komplett anders. Damals kam es so gut bei den Spielern an, dass daraus sogar das Spiel Captain Toad Treasure Tracker entstanden ist.
Was hat sich alles verändert?
Eine wichtige Sache haben wir bis dato noch gar nicht erwähnt? Welches sind eigentlich die Unterschiede zwischen dem Original und der Version, die jetzt auf der Switch erhältlich ist? Abgesehen von kleineren Anpassungen wie etwa den Anzeigen im Menü oder dem HUD im Spiel, ist die erhöhte Geschwindigkeit das auffälligste Merkmal. Das gesamte Spiel läuft deutlich schneller als auf der Wii U. Wer den direkten Vergleich nicht hat, wird davon kaum Notiz nehmen, aber es führt zu einem geschmeidigeren Spielerlebnis. Außerdem ist der Koop-Modus nun auch onlinefähig.
Allerdings beschränkt Nintendo das Zusammenspiel auf Freunde, die können dann zwar auch mittels Sprachchat miteinander kommunizieren, aber mit Fremden ist kein Spielen möglich. Hier muss Nintendo dringend nachbessern. Zudem werden nur die Fortschritte auf dem Gastgeber-System gespeichert. Wer lieber lokal mit Freunden spielt, braucht entweder 3 Freunde mit 3 Switch-Konsolen oder die entsprechende Anzahl an Controllern für eine Konsole. Bedingt durch den Wegfall des Mikrofons wurden einige Plattformen ausgetauscht, so dass sie sich selbstständig bewegen, anstatt durch Pusten ins Mikrofon aktiviert zu werden. Als kleines Bonbon gibt es einen Fotomodus.
Bowser's Fury ist anders
Bowser’s Fury hingegen verfolgt einen komplett anderen Ansatz als das Hauptspiel. Zwar wurde das gesamte Move-Set aus 3D World übernommen, aber zum ersten Mal hat Nintendo hier eine zusammenhängende Welt ohne HUB-Bereich geschaffen. Man könnte es auch als ein Open-World-Abenteuer mit Super Mario bezeichnen. Zudem gibt es mit Wut-Bowser erstmals ein Welt-Ereignis, welches in bestimmten Abständen immer wieder auftaucht und sozusagen als omnipräsentes Damoklesschwert über dem Spieler baumelt. Abgesehen davon spielt sich Bowser’s Fury wie ein klassisches 3D-Abenteuer mit dem Klempner. Allerdings steht Mario mit Bowser Jr. ein hilfreicher Begleiter zur Seite, der nicht nur Gegner besiegen kann, sondern auch versteckte Items findet. Diese Rolle kann auch von einem weiteren Spieler übernommen werden.
Bowser's Fury Trailer:
It's a me Godzilla...ääähh...Mario
Selbstverständlich hat Nintendo auch dieses Abenteuer mit einer kleinen Geschichte ausgestattet. Bowser Jr. bittet Mario um Hilfe, da sein Vater von einer fremden Macht korrumpiert wurde und nun Welt mit einem schwarzen Schleim überzieht. Anders als im Hauptspiel geht Mario hier nicht auf die Suche nach grünen Sternen, sondern auf die Jagd nach Katzen-Insignien. Hat er genügend davon gesammelt, kann er sich mittels der Superglocke in Giga-Katzen-Mario verwandeln und es mit Wut-Bowser aufnehmen. Uns erinnert das etwas an die Godzilla-Filme, in denen die monströse Echse gegen andere riesige Monster kämpft.
Ein zuckersüßes Abenteuer
Optisch macht der Titel eine sehr gelungene Figur. Das Geschehen, egal ob in Super Mario 3D World oder in Bowser’s Fury, läuft stets mit butterweichen 60 Bildern in der Sekunde. Spielen wir das Game im Handheldmodus wird uns eine Auflösung von 720p präsentiert. Im Docked-Modus sind es hingegen 1080p. Dass das Game technisch nicht mit Titeln wie Doom Eternal und Co auf Augenhöhe ist, versteht sich von selbst. Aber den Entwicklern von Nintendo gelingt es mit einem gelungenen Artstyle und guter Texturarbeit ein sehr opulentes Erscheinungsbild zu erschaffen, so dass man dem Spiel sein Alter kaum ansieht. Etwas mehr haben Macher bei Bowser’s Fury auf den Putz gehauen. Wut-Bowser und Giga-Katzen-Mario sind hier die absoluten Highlights.
Fazit:
Super Mario 3D World war schon auf der Wii U ein hervorragendes Jump‘n’Run, das hat sich auch auf der Switch nicht geändert. Die erhöhte Geschwindigkeit führt aber dazu, dass sich das Spiel insgesamt etwas flüssiger und moderner spielt. Zudem gibt es reichlich zu entdecken und bis wirklich alle Geheimnisse gelüftet, alle grünen Sterne eingesammelt und alle Stempel gefunden worden, werden zahlreiche Stunden vergehen.
Unser persönliches Highlight ist allerdings Bowser’s Fury. Nintendo hat sich mit einer komplett zusammenhängenden Welt etwas getraut und das Experiment ist mehr als nur geglückt. Sollte das ein Testballon für das nächste Super Mario Game gewesen sein, möchten wir gern mehr davon sehen. So vertraut die Spielstruktur mit einer HUB-Welt ist, von der aus alle anderen Levels bereist werden, so erfrischend ist es, einen anderen Weg einzuschlagen. Warum sollte ein radikaler Designwechsel, der bei The Legend of Zelda: Breath of the Wild funktioniert hat, nicht auch bei Super Mario funktionieren? Mit Bowser’s Fury haben die Entwickler eindrucksvoll gezeigt, dass es möglich ist. Nur leider ist das Abenteuer etwas kurz.
- abwechslungsreiches Jump'n'Run
- Koop-Modus lokal oder online
- Open-World-Feeling mit Bowser's Fury
- viele verschiedene Items
- Wut-Bowser rockt!
- Zu wenig Optionen für den Online-Modus
- manchmal etwas chaotisch
- Kamera vereinzelt nicht optimal