Starship Troopers: Terran Command könnte ein kurzweiliges und unterhaltsames Spiel sein, wäre da nur nicht eine KI, die alles kaputt macht.
Starship Troopers – Terran Command im Test: Die KI zerstört fast alles
Echtzeitstrategiefans haben es dieser Tage verdammt schwer. Das Genre scheint, mit Ausnahme von einigen wenigen Releases, so gut wie ausgestorben. Eine große Renaissance konnten größere Spiele wie Age of Empires 4 nicht einleiten, vom verkorksten Warcraft 3: Reforged (auch wenn das an sich kein grundlegend schlechtes Spiel ist) noch ganz zu schweigen. Wenn in so einem Umfeld jemand ein Echtzeitstrategiespiel (kurz: RTS) herausbringt, schauen wir natürlich ganz genau hin – Starship Troopers: Terran Command ist solch ein Spiel.
Der Titel wurde von The Artistocrats entwickelt und von Slitherine herausgebracht. Slitherine dürften RTS-Fans durch dessen historische Strategiespielreihen wie Panzer Corps oder Close Combat kennen. The Artistocrats war zuvor hauptsächlich mit der rundenbasierten WWII-Spielreihe Order of Battle beschäftigt. Ein RTS-Spiel mit "Starship Troopers"-Lizenz mag nach jeder Menge rundenbasierter Weltkriegs-Action nicht unbedingt wie der nächste logische Schritt erscheinen, Starship Troopers: Terran Command ist aber ein recht spaßiger Zeitvertreib für zwischendurch. Leider mangelt es etwas an Komplexität. Außerdem muss der Titel einem enorm beliebten Film aus den späten 1990er-Jahren gerecht werden, der auch heute noch völlig zu Recht eine treue Community hinter sich versammelt.
Blutige Satire und jede Menge Bugs
Der erste "Starship Troopers"-Film lebt ganz besonders von seiner bombastischen und stark satirischen Inszenierung, den überspitzten Charakteren und der völlig überzogenen Gewalt. Das Gefühl zu reproduzieren, was dieser Film auslöste, ist bisher nie wieder jemandem gelungen, weder im Film- noch im Games-Bereich.
Den Entwicklern von The Artistocrats gelingt es aber tatsächlich sehr gut, diese spezielle "Starship Troopers"-Atmosphäre einzufangen. Das wird bereits im Tutorial deutlich, in dem Einheiten der mobilen Infanterie auf einem Bergbauplaneten landen, der gerade von den Bugs (den fiesen riesigen Käfern, die alles und jeden niedermetzeln und die Gegenspieler im "Starship Troopers"-Universum sind) angegriffen wird. Der Einsatz wird von einem Fernsehteam begleitet und live übertragen. Ein Moderator berichtet lächerlich euphorisch von der erfolgreichen Landung auf dem Planeten und den Heldentaten der Soldaten, während die von den Bugs völlig gnadenlos vernichtet werden. Der nicht abwendbare Rückzug der eigenen Einheiten wird natürlich nicht als Niederlage dargestellt, sondern als ein rein strategisches Manöver, um die Feuerkraft des Militärs noch besser nutzen zu können. So kennen Fans Starship Troopers.
Erschreckend einfach
Abseits der gelungenen Inszenierung vermittelt das Tutorial die spielerischen Grundlagen von Starship Troopers: Terran Command. Die fallen für einen Echtzeitstrategietitel überraschend simpel aus. Ihr übernehmt die Kontrolle über Einheiten der mobilen Infanterie. Fahrzeuge, welcher Art auch immer, könnt ihr nicht bedienen. Zwar existieren durchaus mehrere Einheitentypen wie zum Beispiel Kampfpioniere, die neben Flammenwerfern auch MG-Stellungen bauen können, Scharfschützen, die ziemlich genau das tun, was Scharfschützen halt so tun, und normale Soldaten, aber das war’s dann auch schon.
Auf Basenbau haben die Entwickler komplett verzichtet und die Ökonomie beschränkt sich auf zwei Ressourcen: Verstärkung für eure verwundeten Soldaten erhaltet ihr über die Ressource "Versorgung", die ihr über das Einnehmen von Kontrollpunkten erhöht. Durch das Erfüllen von Nebenaufträgen erhaltet ihr mehr "Kriegsunterstützung". Die schaltet die anderen Einheitentypen frei.
Schnelle Kämpfe und dumme Soldaten
Da ihr euch in Starship Troopers: Terran Command nicht um Ressourcen oder eure Basis kümmern müsst, bleiben noch die Kämpfe als letzte spielerische Mechanik. Leider macht der Titel hier eine eher mäßige Figur. Eigentlich könnten die Gefechte echt kurzweilig sein, allerdings kostet euch die KI eurer Soldaten immer wieder den Spielspaß … und zahlreiche Leben. Das hat einen banalen aber extrem nervigen Grund: Die Einheiten versperren sich gegenseitig die Sicht.
Ein kleines Beispiel: Ihr habt zwei Standard-Squads, die mit den Kampfpionieren in der ersten Reihe stehen. Dahinter platziert ihr ein weiteres Backup-Squad und ein paar Scharfschützen. Kommt es dann an einer engen Stelle zu einem Kampf, feuern ausschließlich die Einheiten in der ersten Reihe auf die Bugs, da eure Fernkämpfer in den hinteren Reihen die Aliens nicht sehen können. Das führt wiederum dazu, dass eure hinteren Einheiten solange auf den Feind zu laufen, bis sie ihn sehen können. So stehen eure Scharfschützen recht schnell direkt vor den Bugs und werden in wenigen Sekunden zerfleischt. Ihr habt es vielleicht schon geahnt, dass das nicht das einzige Problem ist. Jetzt sehen die Soldaten, die ihr eigentlich in die erste Reihe gestellt habt, die Riesenkäfer auch nicht mehr und drängeln sich wieder vor die Soldaten aus der ehemaligen zweiten Reihe.
Wenn ihr hier nicht aufpasst und eure Truppen nicht ständig händisch wieder auseinanderzieht, geht dieses unwürdige Schauspiel solange weiter, bis die Bugs all eure Soldaten vernichtet haben.
Teure Spezialfähigkeiten dank blödem Interface
Das Interface ist leider ein weiteres Problem. Typisch für Starship Troopers bekommt ihr es immer wieder mit einer enormen Menge an Bugs zu tun. In solchen Situationen kann es schon einmal brenzlig werden, wenn ihr nicht schnell effizient handeln könnt. Leider arbeitet das Interface hier aber aktiv gegen euch. Das wird bei den Spezialfähigkeiten eurer Einheiten besonders deutlich. Natürlich könnt ihr mehrere Einheiten auswählen und gleichzeitig befehligen. Habt ihr zwei normale Soldateneinheiten ausgesucht und werft eine Granate, läuft der Cooldown für alle ausgewählten Einheiten ab. Geworfen wird aber nur eine Granate. Wollt ihr also die Spezialfähigkeiten all eurer Truppen sinnvoll einsetzen, bleibt euch nichts anderes übrig, als jede Einheit einzeln auszuwählen und zu befehligen. Es versteht sich von selbst, dass ihr in der Hitze der Gefechts, besonders bei Kämpfen gegen sehr viele Bugs, schlicht keine Zeit für so etwas habt. Dabei wären die Spezialfähigkeiten gerade in solchen Situationen extrem nützlich. Gegen wenige Feinde reichen in der Regel die normalen Angriffe.
Solide Technik
Auf rein technischer Ebene gibt es wenig zu meckern. Starship Troopers: Terran Command lief während des gesamten Tests flüssig und ohne Probleme. Grafisch hat der Titel allerdings wenig zu bieten. Da die gesamte Kampagne auf einem Wüstenbergbauplaneten spielt, dürft ihr hier leider keine spektakulären Landschaften erwarten. Sand, Staub und verlassene Siedlungen dominieren das Landschaftsbild, das auch sonst mit nur sehr wenigen Details versehen ist.
Fazit
Ohne die gravierenden Fehler bei der Soldaten-KI wäre Starship Troopers: Terran Command ein spaßiges Spiel für zwischendurch. Aber leider macht eben genau diese KI einen erheblichen Teil des Spaßes zunichte. Wir haben wenig Lust, bei großen Gefechten ständig darauf zu achten, dass auch ja alle Soldaten gut genug sehen können, damit sie nicht freiwillig in ihr Verderben rennen. Sollten die Entwickler die KI dahingehend patchen, könnten wir Starship Troopers: Terrand Command Fans durchaus empfehlen. So reicht es leider nur für ein "Wenn du den Film magst, schau ruhig mal rein, aber erwarte bloß nicht zu viel".
- Filmatmosphäre nahezu perfekt eingefangen
- Böser Humor in den Fernsehübertragungen
- Eigentlich solides Grundkonzept, ...
- ... aber die KI zerstört es nahezu komplett
- Auf Dauer langweilige Umgebung
- Grafisch wenig anspruchsvoll
- Wenig spielerische Tiefe