Nach dem zweiten Teil war Ron Gilbert nicht mehr an der Reihe beteiligt. Nun ist er mit Return to Monkey Island zurück.
Return to Monkey Island im Test: Die gelungene Rückkehr des Guybrush Threepwood
Die Monkey-Island-Reihe gehört ohne Frage zu den bekanntesten Adventures überhaupt und haben ein ganzes Genre geprägt. Insbesondere die deutsche Übersetzung der ersten Spiele wurde gefeiert und gelobt, was nicht zuletzt an der hervorragenden Arbeit Boris Schneider-Johne und Heinrich Lenhardt lag. Nun sind beide beim neuesten Teil nicht dabei, aber dafür feiert Serienschöpfer Ron Gilbert nach über 30 Jahren seine Rückkehr. Man handhabt die Sache ähnlich wie beim Terminator-Franchise: Die Geschichte des 4. Teils wird nicht forterzählt, sondern man beginnt ab da, wo alles noch gut war. Teil 3 und 4 spielen quasi keine Rolle. Nun muss nur noch Return to Monkey Island selbst überzeugen und das finden wir jetzt heraus.
Eines sei an dieser Stelle vielleicht vorweg gesagt. Der Autor dieser Zeilen hatte gar nicht geplant, den Test zu übernehmen. Ich habe zwar in der Vergangenheit zahlreiche Adventures wie Vollgas, Day of the Tentacle oder Indiana Jones and the Fate of Atlantis gespielt, aber mit der Monkey-Island-Reihe bin ich vorher nicht in Berührung gekommen. Return to Monkey Island habe ich also erlebt wie viele andere Gamer derzeit auch. Es ist mein erster Ausflug in diese Piratenabenteuerwelt. Daher habe ich einige Dinge vielleicht anders gewichtet als langjährige Serienkenner es tun werden. Aber genug der Schwafelei, ab ins Spiel.
Es geht weiter...nach Teil 2?!
Return to Monkey Island setzt genau dort an, wo Monkey Island 2: LeChucks’s Revenge endete. Wir schlüpfen in die Rolle des kleinen Guybrush Threepwood, der zusammen mit seinem "Freund" LeChuck im bekannten Freizeitpark Big Whoop unterwegs ist. Allzu viel wollen wir an dieser Stelle nicht verraten, denn ein Adventure spielt man vornehmlich aufgrund seiner Geschichte und cleveren Rätsel. Da beides hier Hand in Hand geht, wäre jedes Details zu viel. Seid aber versichert, dass Return zu Monkey Island vor humorvollen Dialogen, witzigen Ideen und wirklich lustigen Einfällen nur so strotzt. Ron Gilbert und Dave Grossman lassen an keiner Stelle vermissen, dass sie 30 Jahre nicht an der Reihe gearbeitet haben, nehmen sich aber dabei nicht allzu ernst.
Allerdings setzen die Macher eine Menge Vorwissen voraus. Neulinge bleiben dabei ein bisschen auf der Strecke, so dass nicht jede Referenz beim Spieler ankommt. Zwar bietet das Spiel die Möglichkeit, die grundlegenden Details der beiden Vorgänger in Kurzform nachzuvollziehen, aber ohne Details zu erwähnen. Wer sich mit der Reihe auskennt, wird aber mit zahlreichen Querverweisen belohnt, die einem nicht nur einmal ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern.
Tradition über Innovation
Das Gameplay ist überaus traditionell gehalten. Wie ihr es aus anderen Point‘n’Click-Adventures gewohnt seid, bewegt ihr Guybrush mit simplen Klicks durch die Welt. Alles, was sich irgendwie lohnt betrachtet zu werden, verdient eure Aufmerksamkeit im Piratenspiel. Lässt sich dieser oder jener Gegenstand für die Lösung eines Rätsels nutzen? Auf jeden Fall solltet ihr alles einstecken, was nicht niet- und nagelfest ist. Zum Glück müsst ihr aber nicht jeden Pixel einzeln absuchen wie in den 90ern. Mittels Tastendruck lassen sich sämtlich Dinge anzeigen, mit denen ihr interagieren könnt. Das erspart mühsames Suchen, macht die Rätsel aber auch nicht einfacher. Was mit den jeweiligen Dingen und Objekten passieren soll, müsst ihr immer noch selbst herausfinden.
Ein bisschen Gehirnschmalz ist notwendig
Das kann für Personen, die mit dem Genre nicht vertraut sind, durchaus zu einer Herausforderung werden. Innerhalb dieser Grenzen mögen die Rätsel logisch und witzig aufgebaut sein, aber ohne ein bisschen Erfahrung, wie welche Dinge zu kombinieren sind oder welcher Lösungsansatz am geeignetsten ist, seid ihr schnell aufgeschmissen. Aber auch hier gibt es Abhilfe. Zu Beginn des Spiels könnt ihr zwischen einem leichten Modus mit weniger Rätseln, aber auch ein bisschen weniger Humor oder dem normalen Modus wählen. Außerdem gibt es eine Hilfefunktion, die euch mit Hinweisen scheibchenweise der Lösung näher bringt. Es ist quasi fast eine eingebaute Komplettlösung. Ein netter Bonus sind die im Spiel zu sammelnden Quizkarten. Die liegen überall herum und sind gleichzeitig Sammelgegenstand und Quiz in einem. Wer nicht aufpasst und die Fragen falsch beantwortet, verliert die entsprechende Karte wieder. Aber keine Sorge, es gibt genügend Karten zur Auswahl.
Sound top, Grafik Geschmackssache
Über die Grafik von Return to Monkey Island wurde im Vorfeld viel diskutiert. Ja, auch wir konnten uns nur schwer an den Stil gewöhnen. Der tritt aber im Verlauf der Geschichte immer mehr in den Hintergrund, denn die Figuren, Dialoge und die Geschichte sind die Stars dieses Spiels. Guybrush und Konsorten sind putzig animiert und übertragen ihre Emotionen und Gefühle auch ohne Sprache gekonnt an den Spieler. Zudem sieht das Ganze in Aktion deutlich besser aus als auf starren Screenshots. Return to Monkey Island gehört zu den Spielen, die man selbst erlebt haben muss, anstatt von außen zu urteilen.
Die akustische Untermalung hingegen gehört zum Besten, was die Branche zu bieten hat. Das geht bereits los, bevor das Spiel überhaupt beginnt. Schon während der Einblendung der üblichen Lizenzlogos wanden karibische Klänge ans Trommelfell und geben die Richtung vor, in die die Atmosphäre geht. Dazu gibt es eine exzellente englische Sprachausgabe mit dem Originalsprecher von damals. Leider hat es nicht für eine deutsche Synchronisation gereicht. Das ist umso ärgerlicher, denn die Übersetzung der Texte ist extrem gelungen.
Fazit:
Return to Monkey Island ist ein traditionelles Point‘n’Click-Adventure aus dem Lehrbuch. Kaum Geschnörkel, keine Experimente, Konzentration auf das Spiel an sich. Dazu gibt es einige Komfortfunktionen, die heute zum Standard gehören, so dass der Titel nicht wirkt, als wäre er aus der Zeit gefallen. Viel mehr ist das Spiel eine Liebeserklärung an das Genre selbst. Return to Monkey Island beschert einem während des Spielens eine wundervoll unbeschwerte Zeit voller Humor und Piratenabenteuern. Schade nur, dass das Abenteuer irgendwann sein Ende findet.
Lediglich auf Neulinge hätten die Entwickler mehr Rücksicht nehmen sollen. Wer kein Vorwissen über die anderen Spiele besitzt, verpasst leider viele Anspielungen und Fan-Service.
- humorvolle Dialoge mit Wortwitz
- grandioser Soundtrack
- zeitgemäße Komfortfunktionen
- gelungene englische Sprachausgabe
- keine deutsche Sprachausgabe
- Grafikstil nicht jedermans Sache
- setzt viel Wissen voraus