Ihr mögt Rollenspiele und Alchemie? Dann schaut euch doch mal Potion Permit an. Es ist ein knuffiges RPG im Pixelart-Look mit viel Liebe zum Detail.
Potion Permit im Test: Ohne Stress Patienten heilen
Früher war alles besser. Na ja, nicht so ganz. Aber dennoch gibt es eine Sache in der Videospielbranche, die ich vermisse: Früher gab es neben AAA-Titeln bei den großen Publishern auch noch A- und AA-Titel im Sortiment. Die sucht man heutzutage fast vergebens. Zum Glück gibt es mittlerweile eine richtig große Indie-Szene. Aber die kann diese Lücke nur bedingt schließen. Es mag sein, dass manche Spiele das durchaus könnten, aber ohne einen potenten Geldgeber im Hintergrund bleibt die mediale Aufmerksamkeit meist gering und auch uns geht da der eine oder andere Titel durch die Lappen. Von Zeit zu Zeit picken wir uns daher auch eher unbekannte Titel heraus, die wir näher vorstellen. Potion Permit, ein RPG im Pixelart-Stil, ist so ein Spiel.
Ein Alchemist auf Reisen
In Potion Permit schlüpft ihr in die Rolle eines Alchemistengenies, der als Repräsentant in das kleine Dörfchen Mondburg geschickt wird. Dort werdet ihr aber nicht gerade mit offenen Armen empfangen, denn die Bewohner haben in der Vergangenheit nicht gerade gute Erfahrungen mit Vertretern dieser Zunft gemacht. Dennoch bietet euch der Bürgermeister ein Haus an. Ihr müsst schließlich seiner Tochter helfen, die schon jahrelang schwer krank ist. Das ist die Ausgangssituation des Rollenspiels. Nach und nach werden die Kontakte mit den Dorfbewohnern aber enger und sie kommen mit ihren Wehwehchen zu euch, damit ihr sie mit entsprechenden Tränken versorgt und wieder gesund macht. Daneben gibt es noch zahlreiche andere Aktivitäten, aber euer Hauptjob ist es, den Tätigkeiten eines Alchemisten oder besser gesagt eines Alchemiearztes nachzugehen.
Entspannung statt Spannung
Wer etwas zwischen den Zeilen lesen kann, wird schnell merken, dass es sich nicht um ein klassisches Rollenspiel im eigentlichen Sinn handelt. Ihr verfolgt keine epische Geschichte, die euch von einem Dungeon zum nächsten führt oder in große Schlachten und nervenaufreibende Kämpfe verwickelt. Stattdessen ist Potion Permit eher ein "Cozy RPG", also ein behagliches Spielerlebnis ohne viel Stress oder Aufregung. Dementsprechend gibt es auch kein Zeitlimit für irgendetwas. Ihr könnt euch alle Zeit der Welt lassen. Das kann auch schnell passieren, wenn man die Zeit beim Angeln vergisst, mit Enthusiasmus das Eigenheim einrichtet oder einfach die Gegend erkundet. Neben dem Dorf gibt es nämlich noch ein paar Graslandschaften, eine Wüste und schneebedeckte Berge zu erforschen.
Helfen, wo es nur geht
Doch an vorderster Front steht immer noch euer Job und den haben die Entwickler mit ein paar guten Ideen aufgepeppt. Bevor ihr nämlich einen Trank zusammenbrauen könnt, müssen die Patienten erst einmal diagnostiziert werden. Das passiert dank eines kleinen Minigames. Gleiches gilt danach für das Zusammenbrauen des entsprechenden Tonikums. Das lockert das Geschehen auf und man muss nicht nur einfach ein paar Zutaten im Menü zusammenschmeißen und fertig. Mit zunehmender Erfahrung und Spielzeit werden diese kleinen Games zwar etwas komplexer, aber nie wirklich kompliziert. Leider mangelt es auch etwas an Abwechslung.
Was steht sonst so auf dem Plan?
Um die richtige Medizin zu brauen, benötigt es natürlich auch Zutaten. Die lassen sich meist schnell außerhalb von Mondburg finden. Das ist auch die einzige Möglichkeit zu kämpfen. Allerdings verzichtet das Spiel dabei auf Waffen. Stattdessen stehen euch nur die Werkzeuge zur Verfügung, die ihr bereits von Anfang an besitzt. Eigentlich sollen damit nämlich Materialien gewonnen werden, aber eine Axt lässt sich ebenso als Verteidigung gegen Bären oder Fantasy-Wesen einsetzen. Aber Vorsicht, euer Charakter besitzt nur begrenzt Ausdauer. Sobald die erschöpft ist, sind keine Werkzeuge mehr nutzbar und die Laufgeschwindigkeit ist niedriger. Zum Glück kann die Ausdauer aber durch ein Nickerchen oder Nahrung wieder aufgefüllt werden.
Wie bereits erwähnt, gibt es verschiedene andere Aktivitäten abseits der Hauptgeschichte, denen ihr nachgehen könnt. Dazu gehören Angeln, Erkundungen, das Einrichten eures Hauses oder auch eine Romanze mit dem einen oder anderen Dorfbewohner. Letzteres führt stellenweise zu erstaunlich emotionalen Begegnungen. Ganz nebenbei verhelft ihr dem Dorf zu altem Glanz, denn das ist ganz schön heruntergekommen, als ihr ankommt. Eines wollen wir an dieser Stelle nicht verschweigen: Das gesamte Spiel über ist ein Hund euer treuer Begleiter. Ihr dürft ihn streicheln und füttern. Dafür zeigt er im Gegenzug an, wo sich Items oder Dorfbewohner befinden.
Optisch wie spielerisch knuffig
Präsentiert wird das Geschehen im detaillierten Pixelart-Look. Überall sind kleine Details zu entdecken, Dinge animiert oder, auch dank des Tag-/Nacht-Wechsels, schick ausgeleuchtet, was der gesamten Welt eine behagliche Atmosphäre verpasst. Allerdings hätten den Charakteren ein paar mehr Animationsphasen nicht geschadet. Wenn sich beispielsweise der Held auf einen Stuhl setzt, gleicht das eher einem Beam-Vorgang als einem flüssigen Bewegungsablauf. Dazu gesellen sich entspannte Melodien und gelungene Soundeffekte sowie auf der Switch ein gut eingesetztes Rumble-Feature, das das Gezeigte auch fühlbar unterstützt. Eine Sprachausgabe gibt es leider nicht. Dafür kann die deutsche Übersetzung durchaus mit einiges an Witz überzeugen.
Fazit
Potion Permit ist das genaue Gegenteil zu vielen großen Games derzeit. Es ist warmherzig, gemütlich und lässt einen stressfrei eine Rollenspielwelt erleben, in der man fast nur Gutes tut. Das erinnert stark an Professor Layton's London Life, das leider nie in Europa erschienen ist. Ab und an gibt es sogar einen Seitenhieb auf die aktuellen Probleme der Gesellschaft. Zwar mangelt es hier und da etwas an Abwechslung, aber ehe man sich versieht, sind schon wieder ein paar Stunden vergangen. Potion Permit ist ein Spiel zum Abschalten vom stressigen Alltag und das ist derzeit keine schlechte Idee.
- Liebesvolles Rollenspiel
- Keine Zeitlimits
- Verschiedene Nebenaufgaben
- Auflockernde Minispiele
- Auf Dauer wenig Abwechslung
- Fehlende Animationen
- Wenig Action