Nioh 2 ist auch auf PS5 und PC ein großer Spaß, aber Nutzer letzterer Plattform müssen ein paar Kompromisse eingehen.
Nioh 2: Die PC- und PS5-Version im Vergleichstest
Nioh 2 hat uns vor einem Jahr auf der PlayStation 4 viel Freude bereitet. Ja, es ist eigentlich eher ein Nioh 1.5, die Weiterentwicklung im Vergleich zum Vorgänger ist schlicht zu klein ausgefallen. Aber das ändert nichts daran, dass Nioh 2 ein richtig gutes Souls-like mit eigener Identität, tollem und komplexem Kampf- sowie Charaktersystem, motivierender Loot-Spirale und riesigem Umfang ist. Warum es an sich trotz kleiner Schritte ein großer Spaß ist, lest ihr in unserem PS4-Test. Doch wieso Nioh 2 auf der alten Sony-Konsole zocken, wenn das auch auf der PS5 oder gar der leistungsstärksten Plattform, dem PC, geht? Was die Portierungen auf dem Kasten haben, verraten wir euch im Test.
Immer die gleiche Leier
Die PC-Fassung des ersten Nioh, die damals auch deutlich später erschienen ist als das PS4-Original, ist längst nicht perfekt. Gerade am Anfang gab es Probleme, die aber schnell gefixt wurden. Wer Nioh heute auf seinem Rechner zocken möchte, hat aber ein tolles, rundes Spielerlebnis. Der Nachfolger hat nun leider auch wieder seine Startschwierigkeiten. Nioh 2 ist auf dem PC keine technische Katastrophe, so viel sei vorweg gesagt. Wer jener auf Plattform auf Dämonenjagd geht, wird dabei seinen Spaß haben, muss aber über einige Dinge hinwegsehen beziehungsweise sich mit ihnen arrangieren können.
Zum einen wäre da das Thema Bedienung: Habt ihr ein Gamepad? Dann spielt Nioh 2 auf jeden Fall damit! Wie eigentlich all seine Genrekollegen ist es nicht darauf ausgelegt, mit Maus und Tastatur gespielt zu werden. Wer keinen Controller hat... Nun, der wird sich zumindest am Anfang ein bisschen durchbeißen müssen. Zunächst solltet ihr dann unbedingt die Tastenbelegung in den Optionen ändern. Das ist glücklicherweise ohne Einschränkungen möglich – nicht selbstverständlich für die PC-Portierung eines Spiels aus Japan.
Die Standardbelegung ist teilweise sehr unglücklich gewählt. Beispielsweise ändert ihr die Kampfhaltung, indem ihr "Shift" gedrückt haltet und dann das Mausrad nach oben (hohe Haltung) oder nach unten (niedrige Haltung) dreht oder die linke Maustaste (mittlere Haltung) drückt. Unser Tipp: Legt euch die drei Haltungen auf drei einzelne Tasten, etwa das Mausrad und die Seitentasten eurer Maus! Das macht das Ganze viel angenehmer.
PlayStation – PC, PC – PlayStation
Habt ihr ein für euch geeignetes Setup gefunden, ist Nioh 2 mit den klassischen PC-Eingabegeräten halbwegs anständig spielbar. Wenn euch also wirklich keine Alternative zur Verfügung steht oder ihr euch vehement dagegen wehrt, einen Controller an euren Rechner anzuschließen (solche Leute soll es ja geben), muss euch der Spaß an Nioh 2 nicht verwehrt bleiben. Ihr werdet euch aber trotzdem darüber aufregen, dass sämtliche Tutorial-Texte eins zu eins aus der PlayStation-Fassung übernommen wurden und somit überall gesagt wird, dass ihr etwa die "Kreuz"- oder "R1"-Taste drücken sollt. Wer mit einem Xbox-Gamepad spielt, muss nur im Kopf die Tastenbezeichnungen austauschen. Aber wer mit Maus und Tastatur zockt, wird sich am Anfang ständig die Frage stellen: "Äh, ja, und welche Taste erfüllt nun in Fall XY dieselbe Funktion wie der "Kreis"-Button?"
Nur mal ein Beispiel: Auf der Konsole ist "Kreis" die Taste zum Interagieren mit Objekten in der Spielwelt, also etwa um Items aufzuheben oder Schreine zu nutzen. Steht ihr nun an einem Schrein, befindet euch im entsprechenden Menü (über das ihr beispielsweise euren Charakter auflevelt oder einen Koop-Partner in eure Welt holt) und wollt das wieder verlassen, drückt ihr auf der PS4/PS5 ebenfalls "Kreis". Auf dem PC ist das Pendant zu jenem Button von Haus aus "E". Aber wenn ihr den Knopf drückt, schließt ihr nicht das Menü. Als PC-Spieler denkt man sich dann vielleicht: "Hmmm, dann muss ich wohl 'Esc' drücken." Doch damit öffnet ihr bloß das Spielmenü. Um von dem Schrein wegzutreten, müsst ihr die rechte Maustaste betätigen. Sagt euch das Spiel da irgendwann irgendwo mal? Nein! Auch wir haben das selbst herausfinden müssen. So etwas zeigt nicht davon, dass sich die Entwickler wirklich Mühe gegeben haben, eine ordentliche PC-Portierung auf die Beine zu stellen.
Treppen, so weit das Auge blickt
Auch technisch hinterlässt die Version einen faden Beigeschmack. Allzu viel lässt sich in den Grafikoptionen nicht einstellen. Es gibt zum Beispiel keine Möglichkeit, Einfluss auf die Kantenglättun zu nehmen. Und das ist unglücklich, weil es viele flimmernde Kanten in Nioh 2 gibt. Ihr könnt auch nicht die Auflösungsskalierung auf über 100 Prozent stellen und somit durch Supersampling ein schärferes Bild erzeugen. Wer also keinen 4K-Monitor hat und nur in 1080p zockt, muss mit der sichtbaren Treppchenbildung leben.
Immerhin: In Sachen Bildrate erlaubt Nioh 2 nicht nur das Spielen mit 60, sondern gar 120 FPS. Es gibt zwar leider keinen Modus für eine unlimitierte Wiederholfrequenz, aber wenigstens sind dreistellige Werte möglich. Das Problem: Ihr braucht schon teurere Hardware, um die 120 Bilder pro Sekunde durchgehend zu erreichen. Auf unserem Testrecher mit einem i7 7700K, 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und einer GTX 2070 SUPER ist das selbst in Full HD nicht möglich. Ja, es gibt schlimmeres und mit 100 bis 110 FPS spielt sich Nioh 2 auch richtig gut, keine Frage. Aber wenn wir uns die Optik des Titels anschauen, die schon vor einem Jahr auf der PS4 angestaubt gewirkt hat, ist nicht nachvollziehbar, warum wir mit unserem System in 1080p nicht durchgehend die 120 FPS erreichen.
Wenn es aber nur das wäre: Was wirklich ein Problem ist, sind die Nachladeruckler, die wir immer wieder gespürt haben, auch im 60-FPS-Modus. Die Bildrate sinkt dabei zwar nicht rapide, sondern immer nur um ein paar wenige Frames, aber man spürt es trotzdem. Und gerade bei einem Spiel wie Nioh 2, bei dem es auf präzises Timing ankommt, kann so etwas speziell in den effektgeladenen Bosskämpfen zum echten Ärgernis werden. Bedenken wir dann noch, dass das Spiel mit teils sehr deutlichen Pop-in-Effekten zu kämpfen hat, speziell im Bezug auf Schatten, die teils wenige Meter vor unserer Nase aufploppen, können wir insgesamt vom technischen Zustand nur enttäuscht sein.
Ordentliches Upgrade für Konsoleros
Auf der PS5 sieht die Lage deutlich besser aus. Die Steuerungsproblematiken gibt es hier logischerweise nicht. Aber auch technisch macht die Version einen saubereren Eindruck. Einbrüche der Bildrate haben wir nicht gespürt, egal in welchem der drei Grafikmodi wir gespielt haben. Zur Auswahl stehen der Standardmodus, in dem Nioh 2 mit 60 FPS in 1080p läuft, der für Fernseher gedacht ist, die eh nur Full HD unterstützen, eine 4K-Variante mit 60 FPS und ein 120-FPS-Modus mit wiederum nur 1080p. Letzterer mag nun verlockend klingen, wenn ihr mehr Wert auf eine hohe Bildrate denn Auflösung legt, wir raten aber von ihm ab.
Ja, die 120 FPS machen sich auf einem Fernseher mit entsprechender Bildwiederholfrequenz, den ihr dafür logischerweise braucht, bemerkbar. Aber die Leistung, die die PS5 dafür aufbringen muss, wird an anderer Stelle gespart. Das erkennt man insbesondere an den Schatten, die so schon eine der grafischen Schwächen von Nioh 2 sind, auch in den anderen beiden Grafikmodi. Das Problem mit den Pop-in-Effekten ist eben kein PC-exklusives Problem. Im 120-FPS-Modus der PS5-Fassung ist die Schattendarstellung aber nochmal ein ganzes Stück schlechter als in den anderen Modi, was gerade in dunklen Arealen (von denen es in Nioh 2 so einige gibt) stark auffällt. Auf einem 4K-Fernseher solltet ihr daher unbedingt im 4K-Modus spielen. Wie gesagt, die unschönen Schatten sind dann nicht gänzlich aus der Welt, aber ihr profitiert von einem schärferen Bild und habt dank konstanten 60 FPS trotzdem ein tolles Spielgefühl.
Und wie sieht es in Sachen Ladezeiten und Dual-Sense-Features aus? Beides ist leicht und schnell zu beantworten: Die Ladezeiten auf der PS5 betragen dank der flotten SSD meist nur ein bis zwei Sekunden, was gerade in einem Spiel, in dem man recht häufig stirbt, ein Segen ist. Die besonderen Funktionen des Controllers machen sich jedoch nur in Maßen bemerkbar. Im Kampf vibriert er bei Schlägen und Treffern passend, aber nicht sonderlich stark, sodass es kaum auffällt. Hier und da erklingt mal was aus dem Lautsprecher, etwa wenn euer Schwert auf eine Felswand trifft, und beim Fernkampf sind die Widerstände der Trigger spürbar. Alles in allem ist Nioh 2 hier also auf dem Niveau der meisten anderen Spiele, die für die PS5 erschienen sind – nett, aber nicht weltbewegend à la Astro's Playroom.
Fazit
Nioh 2 ist auch ein Jahr nach dem ursprünglichen Release immer noch ein tolles Souls-like mit viel Inhalt fürs Geld. Das gilt auf PS5 und PC nochmals mehr als damals auf der PS4, weil auf beiden Plattformen die Complete Edition erschienen ist, die alle DLCs enthält. Technisch jedoch bleibt es auf der einen Seite ein altbackenes Spiel und auf der anderen hat es auf dem PC eben noch zusätzliche Probleme. Die Entwickler haben sich einfach zu wenig Mühe mit der Portierung gegeben. Der Titel läuft, er ist spielbar und weit entfernt von dem Zustand manch anderer PC-Umsetzungen japanischer Konsolenspiele. Aber es könnte (und müsste) noch so viel besser sein, um im Vergleich zur Urfassung keine Abwertung zu erhalten.
Die PS5-Fassung hingegen, die Besitzer der PS4-Version gratis bekommen, ist ein wirklich solides Upgrade. Gerade die verflucht kurzen Ladezeiten und der überzeugende 4K-Modus mit seinen flüssigen 60 Bildern pro Sekunde wissen zu begeistern. Da das Spiel aber immer noch das Gleiche ist und nach wie vor eher wie ein Titel aus der Frühphase der PS4-Generation aussieht, bekommt die PS5-Variante nun auch keine höhere Note.
- 120-FPS-Modus
- Das volle Erlebnis mit allen DLCs
- Häufig kleine Ruckler
- Pop-in-Effekte
- Schwache Kantenglättung
- Mäßige Maus-/Tastatursteuerung
- Alle Inhalte in einem Paket
- 4K-Modus mit 60 FPS
- Verdammt kurze Ladezeiten
- 120-FPS-Modus,...
- ...mit deutlichen grafischen Abstrichen