Darksiders Genesis gibt's nun für PS4, Xbox One und Switch. Grund genug, dass wir endlich ein Auge auf den Titel werfen.
Darksiders Genesis im Test: Koop-Spaß endlich auch auf Konsolen
Darksiders Genesis ist eigentlich schon Ende 2019 erschienen. Doch Konsoleros gingen bislang leer aus, THQ Nordic veröffentlichte den Titel zunächst nur für den PC und Stadia. Erst seit diesem Monat gibt es das Koop-Abenteuer auch für PS4, Xbox One und Nintendo Switch. Wir haben uns das zum Anlass genommen, doch noch einen Blick auf das Action-Adventure werfen, das so aussieht wie Diablo, aber wenig mit dem Action-RPG zu tun hat.
Die Perspektive allein macht noch kein Spiel
Die Darksiders-Reihe ist nicht gerade eine stetige Serie. Teil 1 ist ein Action-Adventure á la The Legend of Zelda mit "God of War"-artigen Kämpfen. Teil 2 hingegen geht mehr in die Open-World- und Rollenspiel-Richtung mit einem an Diablo erinnernden Loot-System, Levelaufstiegen und Talentbäumen. Für das dritte Darksiders entschieden sich die Macher dazu, sich das große Dark Souls zum Vorbild zu nehmen. Genesis ist zwar nicht der offizielle vierte Teil, reiht sich aber ganz gut ein. Ihr lernt wieder einen weiteren Reiter der Apokalypse kennen und erlebt erneut ein Abenteuer, das sich deutlich von seinen Vorgängern unterscheidet – oder doch nicht?
Darksiders Genesis setzt nicht auf die Third-Person-Perspektive. Stattdessen verfolgt ihr das Geschehen aus der isometrischen Ansicht. Kein Wunder also, dass viele den Vergleich zu Diablo ziehen. Wer nur einen kurzen Blick auf das Spiel wirft, könnte auch meinen, es handele sich um ein Hack and Slay, denn actionreiche Kämpfe gehören hier zum Kern-Gameplay. Aber in Darksiders Genesis gibt es weder Levelaufstiege noch etliche Waffen und Rüstungsteile zum Sammeln. Von der neuen Kameraposition mal abgesehen, erinnert der Titel sehr stark an den ersten Teil der Serie. Es ist kein RPG, sondern ein Adventure, bei dem ihr nicht nur Dämonen schnetzelt, sondern auch öfters Rätsel lösen und Geschicklichkeitspassagen meistern müsst.
Das bedeutet aber nicht, dass Darksiders Genesis dem Rezept des Seriendebüts treubleibt. Das neue Werk von Entwickler Airship Syndicate (nicht das Team hinter Darksiders 3, wurde aber von ehemaligen Vigil-Games-Mitarbeitern gegründet, die vorher wiederum Teil 1 und 2 entwickelt haben) hat allein deshalb seine ganz eigene Note, weil es im Herzen eine Koop-Spiel ist.
Zwei Reiter, zwei Brüder, zwei Spieler
Im Zentrum der Handlung steht nicht ein Reiter der Apokalypse, es sind zwei: War, den Spieler von Darksiders 1 kennen, und Strife, der in Genesis seinen ersten Auftritt hat. Im lokalen oder Online-Multiplayer müsst ihr euch einigen, wer wen spielt. Habt ihr gerade keinen Mitspieler zur Hand, könnt ihr auch alleine den Höllenmächten den Kampf ansagen. In dem Fall lauft ihr mit einem einzelnen Recken durch die Levels, wechselt aber nach Belieben den Charakter auf Knopfdruck.
Darksiders Genesis erinnert sehr an das mittlerweile schon fast zehn Jahre alte Lara Croft and the Guardian of Light, in dem ihr ebenfalls allein oder im Koop mit zwei sehr unterschiedlichen Helden (einer davon eben die berühmte Archäologin) in der isometrischen Perspektive kämpft sowie Rätsel löst – und das Gameplay macht auch ähnlich viel Spaß. Die meiste Zeit seid ihr auch in Darksiders Genesis damit beschäftigt, jede Menge Dämonen über den Jordan zu schicken. Eine unterhaltsame Angelegenheit, egal ob als Strife oder War. Während letzterer wie in Darksiders 1 hauptsächlich mit seinem breiten Schwert kämpft, setzt sein Bruder auf ein Pistolenduo. Mit ihm spielt sich Darksiders Genesis wie ein Twin-Stick-Shooter: Ihr lauft mit dem linken Analog-Stick, zielt mit dem rechten und feuert per Druck auf die rechten Schultertasten. Das geht wunderbar von der Hand und ist dank solidem Trefferfeedback spaßig.
Damit das Spiel nicht zu eintönig wird, gibt es immer wieder Rätselpassagen, die durch die Bank weg gut designt sind. Die Fähigkeiten der beiden Protagonisten werden dabei sinnvoll eingesetzt, allzu schwere Kopfnüsse erwarten euch aber nicht. Trotzdem haben wir uns über jede Knobelei gefreut. Die Sprung- und Klettersequenzen hingegen sind keine Stärke des Spiels. Sowohl die Kamera als auch die die nicht ganz präzise Steuerung haben oft dafür gesorgt, dass wir in irgendwelche Abgründe gehüpft sind. Glücklicherweise spawnt ihr direkt an Ort und Stelle neu und verliert nicht viel Lebensenergie, wenn ihr einmal danebenspringt.
Keine Sammelwut
Wie bereits erwähnt, ist Darksiders Genesis kein Action-RPG, ein Progressionssystem gibt es aber trotzdem. Nicht nur, dass ihr an bestimmten Stellen im Spiel neue Items und Fähigkeiten erhaltet, ihr erbeutet von besiegten Gegnern auch immer mal wieder Kreaturenkerne. Setzt ihr die in eine Art gemeinsamen Talentbaum für Strife und War ein, erhalten die beiden passive Boni. Zum Beispiel verursachen sie dann etwas mehr Schaden oder ihre Skills erhalten Zusatzeffekte. So richtig motivierend ist das System aber nicht, denn die meisten Boni sind recht langweilig.
Backtracking der schlechten Sorte
Die größte Schwäche, die Darksiders Genesis davon abhält, in die wirklich hohen Wertungsregionen vorzustoßen, ist seine Struktur. Airship Syndicate setzt auf einzelne Levels statt eine zusammenhängende Spielwelt. Das ist soweit nicht so schlimm. In jedem Level gibt es abseits des Hauptpfads viele Items zu finden. Manche erreicht ihr bei der ersten Erkundung gar nicht, weil euch ein Gegenstand beziehungsweise eine Fähigkeit fehlt – klassisches Metroidvania-Prinzip. Es soll sich also lohnen, die Gebiete mehrfach zu besuchen.
Das Problem ist nur, dass es keine Schnellreisepunkte gibt und alle Gegner, sogar die Bosse, beim zweiten Besuch eines Levels wieder da sind. Es gibt zwar auch kleinere Gebiete, bei denen das nicht so dramatisch ist, bei den größeren nimmt das Backtracking dadurch aber ein Ausmaß an, das nicht unbedingt spielspaßförderlich ist. Immerhin müsst ihr eine Mission beim zweiten Mal nicht komplett durchspielen. Sobald ihr das, was ihr haben wollt, eingesteckt habt, könnt ihr den Level per Menü verlassen, ohne Fortschritt zu verlieren. Dennoch nervt diese Struktur, die dadurch ein wenig an Star Wars Jedi: Fallen Order erinnert, das ein ähnliches Problem hat.
Story? Welche Story?
Spielerisch ist Darksiders Genesis trotz der Schwächen ein gutes Gesamtpaket, das euch durchaus um die 15 Stunden beschäftigen kann. Schade nur, dass die Entwickler es verpasst haben, eine spannende Geschichte drumherum zu stricken. Strife und War müssen Luzifer Einhalt gebieten und machen dabei auch noch mit einigen anderen Höllenfürsten Bekanntschaft. Viel mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen, die Handlung ist äußerst belanglos und schafft letztendlich nur einen Rahmen dafür, dass ihr in Darksiders Genesis die verschiedenen Gebiete besuchen könnt.
Die Präsentation überzeugt ebenso wenig. Das Intro ist zwar ein schicker Render-Film, danach gibt es aber nur noch Standbildsequenzen oder Dialoge während des eigentlichen Spiels, bei denen sich im Vordergrund 2D-Zeichnungen der Charaktere miteinander unterhalten. Hier merkt man Darksiders Genesis deutlich an, dass Airship Syndicate nicht viel Budget zur Verfügung stand. Immerhin ist die deutsche Vertonung gut gelungen, wenn auch nicht überragend. Die Musik wiederum schafft es nicht, einen Platz im Gedächtnis einzunehmen.
Grafisch macht Darksiders Genesis eine gute Figur. Klar, technisch reißt es keine Bäume aus, die Comicoptik kaschiert das aber wunderbar. Der Look ist enorm stimmig, die Kämpfe sind effektreich in Szene gesetzt und die Charaktere flüssig animiert. Wir sind bloß enttäuscht davon, dass das Spiel auf unserer PS4 Pro nur mit 30 FPS läuft. Es spielt sich zwar durchgehend und reibungslos, doch gerade die schnellen Kämpfe hätten davon profitiert, würden sie mit 60 Bildern pro Sekunde auf dem Bildschirm angezeigt werden.
Fazit
Man könnte sagen, die Darksiders-Serie erfindet sich mit jedem Teil ein Stückchen neu. Das macht sie zu etwas Besonderem. Darksiders Genesis ist auch wieder anders als seine indirekten Vorgänger mit seiner isometrischen Kamera und dem Fokus auf Koop-Gameplay – und es macht richtig Laune, vor allem im Multiplayer. Die Kämpfe sind kurzweilig, die Rätsel sorgen für Abwechslung und es macht auch Spaß, die Levels zu erkunden. Jedoch sorgen die schwache Story, die Struktur und das mäßige Progressionssystem dafür, dass Darksiders Genesis eine höhere Wertung verwehrt bleibt. Trotzdem: Wenn ihr auf der Suche nach einem launigen Abenteuer für Abende zu zweit auf der Couch oder Online-Sessions mit einer Freundin oder einem Freund seid, ist dieses Spin-off mehr als einen Blick wert. Ihr dürft eben nur keinen "Diablo-Klon" mit großen Loot-Ausschüttungen erwarten. Aber es hat ja auch nie jemand behauptet, dass Darksiders Genesis genau das sein sollte.
- Spaßige Kämpfe
- Zwei sehr unterschiedliche Helden
- Ordentlicher Umfang
- Stimmiger Comic-Look
- Clever designte Rätsel
- Unterhaltsam im Koop
- Keine Schnellreisepunkte in den Levels
- Vernachlässigbare Handlung
- Steuerung beim Springen etwas unpräzise
- Kreaturenkerne mit teils langweiligen Boni