Daemon X Machina ist ein Mech-Shooter im Anime-Look. Doch reicht das, um zu überzeugen? Ihr erfahrt es in unserem Test.
Daemon X Machina im Test: Viel Altmetall in Anime-Optik
Wenn von Mech-Shootern die Rede ist, denken viele vermutlich zunächst an MechWarrior oder die "Armored Core"-Reihe von From Software und die Designs von Shōji Kawamori. Aber das nur ein kleiner Ausschnitt des Untergenres. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Vertreter wie beispielsweise Titanfall oder die Gundam-Spiele. Doch wer eine Nintendo Switch sein Eigen nennt, hatte bislang wenig Auswahl. Zum Glück hat sich das nun geändert. Mit Daemon X Machina von Marvelous dürfen nun auch Switch-Spieler in die metallische Welt der Mechs eintauchen.
Maschinen greifen die Menschheit an
Für jedes Spiel muss es eine Geschichte geben oder zumindest eine Motivation, die den Helden antreibt. So rettet Mario eine Prinzessin, Kratos muss Götter vernichten oder die Welt befindet sich kurz vor ihrer Vernichtung. Klingt alles nicht unbedingt nach einem narrativen Meilenstein, reicht aber für eine spannende Geschichte meist aus. In Deamon X Machina haben sich die Entwickler für die letzte Option entschieden. Doch was ist eigentlich passiert? Der Mond ist auf den Planeten gestürzt und hat durch die freigesetzte astrale Energie Maschinen mit künstlicher Intelligenz gegen die Menschheit aufgewiegelt, die sogenannten AIs. Dabei sollten die eigentlich zum Wiederaufbau der Zivilisation dienen und zu allem Überfluss sind die Menschen trotz der bedrohlichen Lage nicht im Stande, an einem Strang zu ziehen.
Daemon X Machina Story-Trailer:
Als Söldner in Lohn und Brot
Genau in dieses Chaos werden wir nun hineingeworfen. Wir sind ein Reclaimer-Rekrut und müssen das Schicksal der Welt retten, wieder einmal. Als Reclaimer wird das Mitglied einer Söldnertruppe bezeichnet und genau das machen wir im Spiel. Wir bieten unsere Dienste dem Höchstbietenden an. Nicht mehr und nicht weniger. Zuvor erstellen wir uns noch fix einen Charakter und den dazugehörigen Mech, genannt Arsenal, und dann kann es schon losgehen. Eine großartige Einführung gibt es nicht und wer die Demo gespielt hat, kann direkt mit seinem aufgelevelten Arsenal beginnen.
Struktur eher klassisch
Den Aufbau von Daemon X Machina kann man getrost als etwas altbacken beschreiben, denn der Verlauf der Geschichte wird nicht gerade zusammenhängend erzählt. Der Hangar, der als Hub für sämtliche Aktivitäten dient, wird trotz der 3D-Modellierung hauptsächlich durch Menüs bedient. Ob man nun irgendwelche Perks seinem Arsenal hinzufügt, das gesamte Design ändert, seinen Charakter über einen Skilltree verbessert oder sich für eine Mission entscheidet, spielt keine Rolle. Lediglich einige der Zwischensequenzen, wenn sie nicht gerade als interaktiver Chatverlauf dargestellt werden, spielen sich im Hangar ab. Apropos Missionen: Grundsätzlich gibt es zwei Arten, nämlich Story-Missionen und Nebenaufträge. Die einen führen uns durch die Geschichte, die anderen dienen dazu, Ressourcen einzusammeln und weitere Ausrüstungsgegenstände zu bekommen.
Nur wenig Abwechslung vorhanden
Das Missionsdesign selbst wirkt schon nach einigen Stunden sehr eintönig. Meist geht es darum, feindliche AIs zu bekämpfen. Manchmal soll man zusätzlich Gebäude beschützen oder zerstören, andere Söldner zurückdrängen oder einen Konvoi sichern. Das klingt zwar abwechslungsreich, endet aber häufig in der Tatsache, dass man schnellstmöglich alle Gegner auf dem Schlachtfeld ausradieren soll. Erschwerend kommen sichtbare Grenzen hinzu, so dass die Schlachtfelder in Daemon X Machina sehr begrenzt sind. Von Zeit zu Zeit gibt es allerdings Missionen, bei denen wir das Arsenal verlassen müssen und zu Fuß - möglichst unbemerkt - unterwegs sind, um beispielsweise einen neuen Mech oder Ausrüstungsgegenstände zu bergen. Hier liegt zwar nicht die Kernkompetenz des Spiels, aber die Missionen sind solide und bringen ein bisschen Abwechslung in den Söldneralltag.
Fette Bosse und noch fettere Waffen
Richtig gelungen sind in Daemon X Machina jedoch die Bosskämpfe gegen übergroße Mechs. Hier zeigt sich, dass die Entwickler von Marvelous ihr Handwerk wirklich verstehen. Jeder Boss hat seine Schwachpunkte, kann mit verschiedenen Angriffsmustern aufwarten und zum Besiegen ist eine gewisse Strategie erforderlich. Ähnlich verhält es sich mit dem Modifizieren des Arsenals. Daemon X Machina bietet eine reichhaltige Fülle an Waffen, Verbesserungen und anderen Spielereien. Bis wir uns das geeignete Repertoire aufgebaut hatten, verging zwar ein wenig Zeit, aber dann konnten wir den AIs mit Raketenwerfern, Lasern oder Maschinengewehren richtig einheizen und das macht eine Menge Spaß. Hauptsache, die gegnerischen Roboter zerfetzen in einer schicken Explosion.
Daemon X Machina E3 Trailer:
Koop oder Gegeneinander? Eure Wahl!
Gelungen ist ebenfalls der Koop-Modus für bis zu vier Spieler. Die Missionen hier sind zwar überhaupt nicht mit der Geschichte verknüpft, aber zumindest können die erspielten Ressourcen genutzt werden, um das Arsenal im Singleplayer-Modus weiter aufzuwerten. Zudem sind die Aufträge, die den Einzelspieleraufgaben ähneln, mit mehreren Leuten um einiges spaßiger. Wer es dagegen lieber wettbewerbsorientiert mag, kann sich seit dem 10. Oktober ein Update herunterladen, welches Kämpfe 1-gegen-1 oder 2-gegen-2 ermöglicht. Dann zeigt sich auch, wie gut man mit dem eigenen Arsenal umgehen kann. Wir bleiben dann doch lieber beim kooperativen Scharmützel. Weitere Updates mit neuen Mechs, Modi und Waffen sind für den November 2019 geplant.
Frischer Look für Mechs
Optisch besticht Daemon X Machina durch einen ganz eigenen Grafikstil. Die Mischung aus Cel-Shading und Anime-Look ist mal etwas anderes in diesem Genre und eines der größten Alleinstellungsmerkmale des Spiels. Wo ballert man sich sonst durch eine farbenfrohe Welt und hinterlässt jede Menge Altmetall? Besonders die Mechs möchten wir an dieser Stelle hervorheben, denn die unterschiedlichen Designs und Modifikationsmöglichkeiten und damit verbundenen Animationen sind wirklich geschmeidig. Die Umgebung wirkt dagegen leider meist etwas detailarm, was aber durchaus die Anime-Optik unterstützt. Die englische Sprachausgabe kann mit unterschiedlichen Sprechern aufwarten, die ihre Emotionen gut transportieren. Schade nur, dass die Story wenig mitreißend ist und man kaum Hintergründe erfährt, warum welche Dinge in der Welt vor sich gehen. Für das richtige Feeling empfehlen wir aber die Sprachausgabe auf Japanisch umzustellen. Zwar muss dann gelesen werden, aber ingesamt ergibt sich eine dichtere Atmosphäre.
Fazit
Daemon X Machina ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist es kein Totalausfall und auf der anderen Seite fehlen hier und da einige Dinge, um in die Liga der Toptitel aufzusteigen. So gelungen die Bosse, die Waffenauswahl und das eigentliche Gameplay sind, so sehr bleibt die Motivation dank eintöniger Missionen und einer schwach erzählten Geschichte auf der Strecke. Daemon X Machina ist der perfekte Lückenfüller und derzeit konkurrenzlos auf der Switch, wenn man einfach nur ein bisschen unkomplizierten Mech-Spaß genießen will. Besonders der Online-Modus sticht dabei hervor, der nächsten Monat noch einmal erweitert wird. Wenn Nintendo jetzt noch ein anständiges Chatsystem hätte, wäre der Multiplayer-Modus richtig genial. Wer sich unsicher ist, ob das Spiel etwas für ihn ist, der kann die kostenlose Demo aus dem Nintendo eShop laden und ausprobieren.
- Schicke Grafik
- 4-Spieler-Koop
- Viele Modifkationsmöglichkeiten
- Weitere Updates geplant
- Zu wenig Abwechslung
- Geschichte belanglos erzählt
- Präsentation altbacken