Ein Opferlamm, das von einer Gottheit gerettet wird, um dann im Gegenzug einen Kult in ihrem Namen aufzubauen? Klingt verrückt, ist es auch, aber Cult of the Lamb ist ebenso ein spannendes Rogue-like mit Basisbau.
Cult of the Lamb im Test: Preiset das Lamm!
Unser armes kleines Lamm soll das gleiche Schicksal teilen wie alle unsere Artgenossen vor uns auch: im Namen von vier Bischöfen hingerichtet werden, um irgendeine alte Prophezeiung zu verhindern. So bleibt uns nichts anderes übrig, als in Ketten gefesselt unserem Ende entgegen zu marschieren. Die Henkersaxt nähert sich unserem wolligen Hals und wir … sterben nicht? Eben noch auf dem Henkersplatz, befinden wir uns plötzlich an einem merkwürdigen Ort mit einer noch merkwürdigeren Gestalt auf uns wartend. Wir werden vor dem Tod gerettet, müssen dafür aber einen Kult im Namen dieser mysteriösen Gottheit aufbauen? Na, da sagen wir doch nicht Nein. Und so beginnt unser Abenteuer in Cult of the Lamb.
Anhänger gesucht!
Bevor uns seine (Un-)Heiligkeit wieder ins Reich der Lebenden schickt, bekommen wir noch eine schicke Krone, die sich kurz darauf als Waffe entpuppt! Mit der verhauen wir kurzerhand die Ungläubigen, die uns opfern wollten, und folgen den Anweisungen von Ratau, dem einstigen “auserwählten Gefäß” unseres Gottes. Nachdem wir also weitere Ungläubige von der Falschheit ihres Glaubens überzeugt haben, befreien wir noch ein Opfertier und machen uns auf zu unseren heiligen Landen, um unseren Kult ans Laufen zu bringen.
Das bedarf allerdings noch einer ganzen Menge Arbeit, denn mit einem einzigen Anhänger alleine kommen wir in Cult of the Lamb nicht weit. Holz muss gehackt und Steine gehauen werden, wir brauchen Nahrung und natürlich müssen wir auch angebetet werden. Daher stellen wir sicher, dass unser erster Untergebener etwas zu Essen und zu tun hat. Dann begeben wir uns wieder ins Reich des alten Glaubens. Dort mag man es seltsamerweise gar nicht, dass wir ein Opfertier nach dem anderen befreien, also lassen wir lieber das Predigen und schwingen gleich die Waffe.
Die Herde will gepflegt werden
Natürlich ist es nicht ausreichend, ein paar neue Anhänger zu unserem Kult zu bringen, wir müssen sie auch bei Laune halten. Nichts ist schlimmer als Dissidenten, die uns oder unseren Gott schlechtreden! Geht es zu Beginn noch in Ordnung, dass unsere Anhänger auf dem Boden schlafen, so brauchen wir bald schon Betten. Außerdem sollten wir uns frühzeitig darum kümmern, dass eine stetige Nahrungsversorgung gewährleistet ist, indem wir Beeren und andere Pflanzen anbauen. Wir finden zwar auf unseren Reisen durch die alten Lande Beeren oder Fleisch, aber mit wachsender Größe unseres Kultes reicht das alleine nicht mehr aus.
Außer der Grundversorgung müssen wir in Cult of the Lamb auch sicherstellen, dass immer etwas zu tun ist. Lassen wir unsere Anhänger Holz und Stein abbauen, können wir damit neue Gebäude errichten. So zum Beispiel eine Statue, an der uns unsere Herde anbetet. Dadurch schalten wir “Göttliche Inspirationen”, beispielsweise neue Gebäude, frei.
Ab und an erhalten wir eine Quest von einem unserer loyalen Jünger, deren Ablehnung oder gar Scheitern ganz schnell dafür sorgt, dass sie nicht mehr ganz so loyal sind. Wenn der Glaube an uns sehr niedrig ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Dissidenten anfangen, uns und unsere Gottheit infrage zu stellen und andere auf ihre Seite zu ziehen. Solange es sich dabei nur um eine Person handelt, ist damit relativ einfach umzugehen, werden es aber mehr, kann das Problem leicht außer Kontrolle geraten. Wir bauen daher lieber früh genug ein oder mehrere Gefängnisse oder entledigen uns der Querulanten auf blutigere Art und Weise.
Das Spiel mit dem Glauben
Sowieso ist der Glaube unseres Kultes die Ressource in Cult of the Lamb, auf die wir am meisten achten müssen. Einige Aktionen bringen Glauben ein, während andere ihn verringern. Opfern wir beispielsweise einen unserer Anhänger, dürfte das Unmut unter den Verbleibenden auslösen, sofern wir keine Doktrin erlassen haben, die sich speziell um dieses Problem kümmert. Nicht nur, dass der Glaubenswert sinkt, wenn wir bestimmte Aktionen durchführen, er verringert sich auch, wenn wir in den Ländereien unserer Feinde unterwegs sind, so dass wir uns nie zu viel Zeit beim Erkunden nehmen können.
Glücklicherweise gibt es aber einige Wege, den Glauben an uns aufrecht zu erhalten: Einerseits können wir einmal pro Tag im Tempel der Herde unser Wort predigen, andererseits mag es die Gefolgschaft auch, wenn wir unsere Krone aufwerten und so neue Fähigkeiten und Doktrine freischalten. Außerdem gibt es einige Rituale, die zwar Ressourcen kosten und einige Zeit benötigen, bis sie wiederholt werden können, aber den Kult zufrieden stellen. Auf der anderen Seite gibt es auch welche, die Glauben kosten, beispielsweise eine Fastenzeit. Verbinden wir beides, können wir kostspielige Rituale abhalten, ohne dass der Glauben unseres Kults darunter leidet.
Der beschwerliche Weg zur Freiheit unseres Gottes
Wir haben unseren Kult ja nicht nur aus Spaß gegründet, daher ziehen wir immer wieder in die Lande des alten Glaubens, um ihre Anhänger und schließlich auch die Bischöfe zu verhauen. Dazu stehen uns verschiedene Waffen und Flüche zur Verfügung, beispielsweise das Schwert als guter Allrounder oder die Axt, mit der wir langsam, dafür aber kräftig zulangen. Flüche können alles mögliche darstellen, von Schockwellen, die unsere Feinde zurückwerfen, über Projektile bis hin zu Tentakeln, mit denen wir die Ungläubigen beharken. Mehr Auswahl bei den Flüchen oder Waffen mit Verzauberungen können wir durchs Aufwerten unserer Krone freischalten. Außerdem können wir noch weitere Gewänder bekommen, allerdings erst, nachdem wir einige Quests für bestimmte Charaktere erledigt haben.
Die Level in Cult of the Lamb sind immer zufällig generiert und bieten mehrere Ebenen, die aus mehreren Arealen bestehen. Manchmal müssen wir Feinde besiegen, manchmal finden wir dort beispielsweise das Zelt von Clauneck und können uns eine Tarotkarte nehmen, die uns einen Bonus für diesen Durchlauf bringt. Wir können außerdem Ressourcen wie Holz, Stein und Beeren finden sowie weitere Opfertiere, die wir vor einem frühzeitigen Tod bewahren können.
Ist das Ende des jeweiligen Gebiets erreicht, wartet ein Boss auf unser Lamm. Besiegen wir drei von denen, wird die Tür zum jeweiligen Bischof freigeschaltet, sodass wir diesen herausfordern können. Sind wir siegreich, löst sich eine der Ketten, die unseren Gott fesseln. Segnen wir einmal das Zeitliche, verlieren wir lediglich ein paar der gesammelten Ressourcen und Glauben, aber als auserwähltes Gefäß unserer Heiligkeit können wir niemals permanent sterben.
Die Kämpfe in Cult of the Lamb sind abwechslungsreich gestaltet. Mal bekämpfen wir flinke Nahkämpfer, manchmal selbstmörderische Bombenfliegen. Was die Sache allerdings teilweise erschwert, ist die Unübersichtlichkeit. Manche Gebiete sind mit Gras, Felsen und anderen Dingen vollgestopft, hinter denen Gegner kaum auszumachen sind. So haben wir schon des Öfteren ein oder mehrere Herzen verloren, weil uns ein Gegner getroffen hat, der für uns nicht zu sehen war.
Das Leben als Kultanführer ist gar nicht so einfach
Als Kultanführer haben wir erstaunlich viel nebenher zu tun. Gerade zu Beginn kann es durchaus etwas stressig werden, wenn die lieben Anhänger nicht besonders viel Glauben an uns haben. Dann müssen wir uns erst mal darum kümmern, bevor es weiter gegen die Ungläubigen in die Schlacht geht. Im späteren Spielverlauf wird alles etwas einfacher, wenn beispielsweise die Latrine und der Hausmeister freigeschaltet sind und wir uns nicht mehr selbst darum kümmern müssen, die Hinterlassenschaften der Jünger zu beseitigen. Trotzdem müssen wir immer noch manuell Dinge nachfüllen oder Ressourcen entnehmen, so dass immer etwas zu tun bleibt. Wer also auf der Suche nach einem reinen Rogue-like ist, wird mit Cult of the Lamb unter Umständen nicht glücklich.
Abseits vom Pflegen der Herde können wir auch noch das Würfelspiel “Knucklebones” spielen und Angeln gehen. Während ein Sieg beim Würfeln Gold einbringen kann, ziehen wir beim Fischen das nächste Abendessen oder auch schon mal Ressourcen aus dem Wasser. Kleine Warnung zu Knucklebones: Es bleibt oftmals nicht nur bei einer Runde …
Fazit
Cult of the Lamb macht richtig viel Spaß und spielt sich auch sehr gut. Während unserer Testzeit sind wir lediglich kleinen Bugs begegnet, wie der Anzeige, dass wir keine freien Betten mehr zur Verfügung haben, während alle Kultmitglieder friedlich in ihren Betten geschlummert haben. Einmal war unser Tempel unsichtbar, aber ein erneutes Laden unseres Spielstandes hat das Problem gelöst. Wir können allen, die Rogue-likes mögen, Cult of the Lamb mit gutem Gewissen ans Herz legen. Wenn euch der große Part des Basisbaus nichts ausmacht, wird euch hier eine interessante Mischung geboten, die euch für so einige Stunden begeistern kann.
- Interessanter Mix aus Rogue-like und Basisbau
- Kämpfe mit großer Waffen-/Fluchauswahl
- Knucklebones macht erstaunlich süchtig
- Kultaufbau etwas zu zeitaufwendig
- Einzelne Gebiete etwas unübersichtlich