Zelda trifft auf Rhythmusspiel: Wir haben Cadence of Hyrule gespielt und verraten euch, ob sich der Kauf lohnt.
Cadence of Hyrule im Test: Tanzend Monster besiegen und sterben!
Nintendo hat auf der E3 2019 einen Nachfolger zu The Legend of Zelda: Breath of the Wild angekündigt. Aber bevor der Titel erscheint, werden vermutlich noch Monate wenn nicht sogar Jahre vergehen. Selbst das Remake von The Legend of Zelda: Link’s Awakening kommt erst in drei Monaten auf den Markt. Aber Fans der Marke müssen sich nicht grämen. Am 13. Juni ist mit Cadence of Hyrule: Crypt of the NecroDancer Featuring The Legend of Zelda ein kleines Indie-Game herausgekommen, das, abgesehen vom sperrigen Namen, durchaus eine Alternative für die Sommermonate sein könnte. The Legend of Zelda hat schon immer mit musikalischen Elementen gearbeitet, aber ein gesamtes Spiel darauf aufzubauen, kann das funktionieren?
Hyrule ist aus dem Takt gekommen
Kann in Hyrule nicht ein einziges Mal Frieden herrschen? Die Bewohner des Landes müssen sich in regelmäßigen Abständen mit der eigenen Vernichtung, Unterjochung oder einem anderen Unheil auseinandersetzen. Doch zum Glück erscheint jedes Mal ein in Grün gekleideter Held namens Link, der mit seinem Mut und seinen Heldentaten die Welt rettet und zumindest für eine kurze Verschnaufpause sorgt. Diese Mal jedoch wurden sowohl der Recke Link als auch Prinzessin Zelda auf dem falschen Fuß erwischt. Der finstere Octavio hat nicht nur den König von Hyrule in einen tiefen Schlaf versetzt, auch Link und Zelda befinden sich ebenso wie viele andere Charaktere im Reich der Träume. Doch es naht Rettung. Cadence, die Heldin aus dem Spiel Crypt of the NecroDancer, ist durch nicht näher erläuterte Umstände in Hyrule gelandet und hilft den beiden fortan bei der Rettung des Landes.
„Cadence of Hyrule – Crypt of the NecroDancer Featuring The Legend of Zelda"-Trailer:
Link, Zelda oder Cadence?
"Sie hilft", ist vielleicht etwas übertrieben ausgedrückt. Eigentlich spielt ihr zu 90 Prozent des Spiels mit Link oder Zelda, je nachdem, für welchen Charakter ihr euch nach dem Tutorial mit Cadence entscheidet. Diese blonde, resolute Dame mit der Schaufel zeigt euch die grundlegenden Mechaniken und hat im Verlauf des Abenteuers einige Tipps und Hinweise parat, aber ansonsten durchstreift ihr mit den beiden anderen Figuren durch die Welt. Ob ihr euch für Link oder Zelda entscheidet, ist euch selbst überlassen. Optisch gibt es zwar einige Unterschiede, aber ob nun Projektive von Links Schild reflektiert werden oder von Zeldas Zauber, ist für das Gameplay weitgehend irrelevant. Zumal ab einem bestimmten Punkt zwischen den beiden gewechselt werden darf. Das Spiel lässt sich bis auf den letzten Abschnitt aber auch nur mit dem gewünschten Charakter durchspielen.
Tänzelnde Figuren überall
Apropos spielen, bislang klingt das alles nach einem typischen 2D-Zelda. Aber wie bereits die zahlreichen Videos und Trailer verraten haben, ist das beileibe nicht der Fall. Link, Zelda oder auch Cadence laufen nicht einfach so umher. Sie hüpfen im Takt der Musik oder sollten es zumindest, wenn ihr nicht gerade das Taktgefühl von Trump beim Queen-Besuch habt. Eine entsprechende Anzeige am unteren Bildschirmrand zeigt, ob das gelungen ist oder nicht. Also geht’s im Hüpfschritt durch Hyrule zu den ersten Gegnern. Die müssen ebenfalls mit musikalischer Unterstützung erlegt werden. Ihr müsst euch das in etwa wie ein halb-rundenbasiertes Action-Adventure vorstellen. Ihr hüpft und attackiert im Takt oder kriegt selbst eins auf die Glocke. Die Gegner bewegen sich ebenfalls zur Musik und überraschen ab und an mit unerwarteten Angriffen. Wer nur stehenbleibt oder versucht auf klassische Art zu spielen, kann sich direkt einen Platz auf dem Friedhof von Kakariko aussuchen.
Der Tod steht uns gut
Wir mussten in den ersten Stunden ordenlich Lehrgeld zahlen, denn so ein abgedrehtes Gameplay haben wir selten erlebt. Okay, wir haben das Original auch links liegen lassen, aber allein in der ersten halben Stunde ist der Todeszähler auf irrwitzige 23 Versuche hochgeschnellt. Kein Wunder, handelt es sich bei Cadence of Hyrule doch um ein Rogue-like-Adventure und Sterben ist Teil des Konzepts - ebenso wie die jedes Mal neu zusammengewürfelten Verließe. Immer, wenn ihr einen solchen Dungeon betretet, ändert sich die Anordnung der Räume, Items und Gegner. Das macht jeden Versuch aufs Neue interessant und mitunter auch ziemlich schwierig.
Alles, was das Fan-Herz begehrt
Trotz des eigenwilligen Gameplays müsst ihr jedoch nicht auf die typischen Elemente der Reihe verzichten. Nach und nach findet ihr in der Welt klassische Gegenstände wie den Enterhaken, Pfeil und Bogen, verschiedene Waffen, Krabbelminen, Bomben und vieles mehr. Dazu gibt es Zaubersprüche und weitere Items aus dem Originalspiel wie Flaschen oder Amulette. Außerdem müsst ihr nicht auf Aktivitäten wie etwa die Bombenspielbude verzichten. Für Zelda-Fans wird jede Menge Vertrautes geboten und auch Taktik-Freunde kommen auf ihre Kosten, wenn unterschiedliche Waffen und Strategien genutzt werden.
Es gibt allerdings auch einige Kleinigkeiten, die den Spielspaß empfindlich stören und weder in keiner Weise erklärt werden, noch zur üblichen Zelda-Mechanik gehören. So müsst ihr beispielsweise in einem Dungeon einen Felsen nutzen, um auf eine höhergelegene Ebene zu gelangen. Dazu müsstet ihr jedoch erst einmal an den Felsen herankommen, denn der befindet sich auf besagter Ebene. Die Lösung des Problems? Ganz einfach: Link oder Zelda müssen einen Tontopf dagegen werfen, dann fällt der Felsen hinunter. Hier wäre im Vorfeld ein Hinweis nützlich gewesen, der zwar nicht direkt die Lösung enthüllt, aber zumindest die Möglichkeit aufzeigt, dass ihr Töpfe für so etwas nutzen könnt.
E3 2019 Trailer:
An anderer Stelle wiederum sind die Entwickler vorbildlich vorgegangen. Vor dem ersten Spielstart oder beim Wechsel des Controllers müsst ihr eine Kalibrierung durchführen, damit ihr die Knöpfe im richtigen Takt drückt. Außerdem dürft ihr das Spiel auch ohne den Beat als zentrales Spielelement zocken. So haben auch diejenigen eine Chance, die über kein Rhythmusgefühl verfügen. Allerdings wirkt Candence of Hyrule dann noch mehr wie ein rundenbasiertes Action-Adventure. Obendrauf gibt es noch einen Zwei-Spieler-Modus und die Möglichkeit, euch anhand weltweiter Ranglisten mit anderen Spielern zu vergleichen.
Präsentiert wird das alles im 16-Bit-Look, der stark an den Klassiker The Legend of Zelda: A Link to the Past erinnert. Bedingt durch das rhythmische Gameplay sind die Animationen der Charaktere, Gegner und einiger Objekte jedoch etwas anders, als ihr es vielleicht gewohnt seid. Die Liebe zum Detail ist jedoch nicht von der Hand zu weisen. Viel wichtiger und vor allem eindrucksvoller ist der Soundtrack. Die meisten Melodien basieren auf klassischen Stücken der Reihe, wurden aber streckenweise neu arrangiert und mit einem flotten Beat unterlegt, um dem Gameplay gerecht zu werden. Hier fehlt eigentlich nur eine Möglichkeit, sich die Stücke einzeln anzuhören.
Fazit:
Cadence of Hyrule ist ein neuer Ansatz, in die Welt von The Legend of Zelda einzutauchen. Der Schwierigkeitsgrad mag zwar etwas hoch erscheinen, passt aber zum Konzept des rhythmusbasierten Spiels mit Rogue-Like-Aspekten. Wer auf der Suche nach etwas Neuem mit vertrauten Elementen ist, der findet in Cadence of Hyrule genau das Richtige. Lediglich die kurze Spielzeit und fehlende Erklärungen für Elemente der Spielmechanik trüben das Gesamtbild etwas. Dennoch ist Cadence of Hyrule eine frische und gelungene Vermischung zweier Genres und perfekt für alle geeignet, die abseits breitgetretener Pfade Unterhaltung suchen.
- frisches Konzept
- gelungener Mix aus Alt und Neu
- viel Liebe zum Detail
- knackiger Schwierigkeitsgrad
- Spielzeit sehr kurz
- keine freispielbaren Extras
- manchen Spielern zu schwierig